Das letzte Werk von Paradise Lost hat viele Gemüter gespalten: Die einen lieben das neue Album «Medusa», da es an die Anfangszeit der Truppe erinnert, anderen gefällt das genannte Album genau aus diesen Gründen gar nicht.
Heute im Z7 werden wir sehen, wie die Songs live daher kommen. Es ist sowieso zu erwarten, dass Paradise Lost wie immer eine Reise quer durch ihren grossen Katalog an Songs bieten wird. Aber beginnen wir mal bei den Supportbands, welche – bereits vorweggenommen – sehr gut in dieses «Paket» passen.
Die Musikhochburg in Pratteln ist heute nicht ausverkauft sondern vielleicht «gut» gefüllt. Ist jedoch nicht weiter verwunderlich, da heute ein Montag ist und nicht Wochenende. Dafür hat man heute schön Platz und fühlt sich nicht wie in einer Sardinenbüchse. Passt doch.
Um 19.30 Uhr erlischt das Licht und die erste Supportband steht auf der Bühne.
Sinistro
Am Anfang der Performance der Portugiesen bin ich ein wenig skeptisch. Die Musik und der Groove ist zwar von Anfang an sensationell, ich muss mich aber zuerst an die speziellen Bewegungen der Frontfrau Patricia Andrade gewöhnen. Zeitweise hat man das Gefühl, dass die Frontfrau wie an Fäden von einer höheren Macht hin- und hergezogen wird wie eine Marionette. Sie zuckt und verdreht sich auf der Bühne, wie ich das noch nie erlebt habe. Die Stimme und Kraft, welche von der Frontfrau ausgeht ist jedoch sensationell und fährt ein. Und je mehr der Gig voranschreitet, je weniger stört mich die spezielle Art der Frontfrau.
Der Musikstil ist schwierig festzumachen, ich würde ihn jedoch instinktiv als Doom bezeichnen. Vielleicht mit einer Prise Post-Rock. Als die letzten Klänge durch die Halle knallen muss ich mir eingestehen, dass Sinistro eine echt spannende Band sind, welche ich auf dem Radar behalten werde. Und irgendwie finde ich am Schluss der Performance auch, dass die «Tanz Art» der Sängerin, wohl genau das Tüpfchen auf dem i ist und die Band speziell macht. Bravo, klasse Auftritt. Übrigens treffe ich die Sängerin später noch am Merch-Stand und stelle keine weiteren Nachwirkungen ihres Tanzstils fest. Eine Charmante und symphathische Frau, welche einem da begegnet.
Pallbearer
Kurze Umbaupause und dann betreten Pallbearer die Bühne. Auch der zweite Support-Act am heutigen Abend ist überzeugend. Der melancholische Sound und die satten und gut ausgeklügelten Riffs harmonieren absolut mit dem Gesang von Brett Campbell. Der Doom, welchen die US-Amerikaner spielen fasziniert die Zuschauer. Der Applaus am Ende der Songs zeigt dies klar. Hier kann man einfach auch mal die Augen zumachen und sich in die hervorgerufenen Traumwelten begeben, welche durch den Sound in den Köpfen assoziiert wird. Die Stimme von Cambpell hat ein enormes Volumen und eine Bandbreite, welche für diese Art von Musik eigentlich nicht Normalität ist. Eine ebenfalls gelungene Vorstellung und die Freude auf den Headliner des heutigen Abends steigt natürlich, nachdem Pallbearer die Bühne verlässt.
Paradise Lost
Ich weiss nicht, wie oft ich Paradise Lost schon gesehen habe, aber es dürften bereits über 15 Konzerte gewesen sein. Ich habe einige Auftritte gesehen, welche nicht meinen Qualitätsansprüchen entsprachen, aber die meisten Gigs waren wirklich überirdisch. Viel dazu trägt jeweils auch die Verfassung von Nick Holmes bei, welcher allgemein eher als «Diva» bekannt ist. Ich muss jedoch festhalten, dass Nick sich in den letzten Jahren aus meiner Sicht positiv verändert hat. Es gibt aus Publikumssicht nicht mehr die Abende, an welchen man das Gefühl hat, dass er einfach da oben steht, weil er ja muss.
Auch heute Abend – nachdem die Band die Bühne betritt – habe ich ein gutes Gefühl. Die Band legt gleich mit einem Song vom neuen Album «Medusa» los. Die Songauswahl am heutigen Abend lässt keine Wünsche offen. Auch die Mischung zwischen clean gesungenen Songs sowie den Songs bei welchen Holms auf die Death-Metal-Growl-Stimme wechselt ist aus meiner Sicht mehr als stimmig.
Wie gewohnt bietet die Band auch einen Kreuzzug durch alle wichtigen Alben und den entsprechenden Songs. Es ist also am heutigen Abend wirklich für alle etwas dabei. Greg Mackintosh und Aaron Aedy an den Gitarren überzeugen mich einfach jedes Mal aufs Neue. Obwohl viele Fans von PL natürlich Greg favorisieren, bin ich ein absoluter Fan von Aaron, der die Musik einfach mit jeder Phase seines Körpers lebt und einen total guten Draht zum Publikum hat. Ich möchte jedoch nicht wissen, wie viel Liter Wasser er während eines Konzerts aus seinem Körper schwitzt. Durch seine aktive Art tropft der Gitarrist auch am heutigen Abend vor Anstrengung.
Mit Songs wie «The Enemy» oder «As I Die», «Tragic Idol» oder dem Titelsong des neuen Albums «Medusa» wird der bereits durch die Vorbands sehr gut gestartete Abend heute gekrönt. Die Herren werden wohl nie Müde werden, es scheint als seien sie unvergänglich. Das freut mich natürlich.
Vor allem die neuen Songs, vermitteln wieder eine neu erschlossene melancholische Stimmung, welche mich total mitnimmt und die Band wieder aus einem sehr doomigen Licht erscheinen lässt. Heute gibt’s sogar ein Encore für die Zuschauer und drei Songs werden nach tosendem Applaus drangehängt.
Das Fanzit
Der heutige Abend kann ich nach verlassen des Z7 als perfekt abbuchen. Alle drei Bands haben es auf ihre Art geschafft, mich zu begeistern. Was am heutigen Abend besonders überzeugt hat, ist für mich die Intensität der Bands. Von dieser Sicht her war die Zusammenstellung des «Bandpakets» wirklich total bewundernswert. Ein doomiger Abend, welcher durch Paradise Lost und eine absolut solide und begeisternde Darbietung am heutigen Abend gekrönt wurden. Danke Z7, danke Sinistro, Pallbearer und Paradise Lost. Was a great Evening.
Setlist Paradise Lost
- From The Gallows
- Tragic Idol
- The Enemy
- Gods Of Ancient
- Entchantment
- Eased
- Medusa
- An Etenernity Of Lies
- Faith Divides Us Death Unites Us
- Blood And Chaos
- As I Die
- Beneath A Broken Earth
- Embers Fire
- No Hope In Sight*
- The Longest Winter*
- The Last Time*
*Zugabe