Testament - FriSon 2017 (Flyer)
Sa, 2. Dezember 2017

Testament, Annihilator, Death Angel

Fri-Son (Fribourg, CH)
/ 20.12.2017
Testament - FriSon 2017 (Flyer)

Aus dem warmen und sonnigen Kalifornien beehren uns heute mit „Death Angel“ und „Testament“ zwei Bay Area Thrash-Legenden in unserem verschneiten Uechtlander Freiburg.

Mit dabei (und zumindest für die beiden Texter) der heimliche Headliner „Annihilator“ aus Kanada mit dem quirligen und scheinbar nie alternden Jeff Waters.

Death Angel

(Dänu) 20:00 Uhr, das Fri-Son ist bereits sehr gut gefüllt – und die Mannen um Mark Osegueda und Rob Cavestany legen pünktlich und mit „Father Of Lies“ vom neusten Album „The Evil Divide“ mit hohem Tempo los. Der Sound klingt zwar noch etwas unausgewogen, wird aber schon beim darauffolgendem „The Dream Calls For Blood“ besser. Der Gesang von Mark Osegueda kommt für mich heute nicht ganz so unverkennbar hinüber, wie dies auf den Studio-Pressungen der Fall ist. Ob dies an Mark selbst oder an der PA liegt, kann ich allerdings nicht beurteilen. Ist aber Kritik auf hohem Niveau! Über die Riffs und die immer wieder eingebetteten Hochgeschwindikeits-Soli müssen wir bei dieser Band allerdings eh nicht diskutieren. Sie sind, wie auf Platte, schlicht Thrash in Reinkultur. Nach nur sechs Stücken ist dann leider bereits Schluss mit den Todesengeln. Schade, mein Lieblingsalbum „Killing Season“ wurde heute komplett aussen vorgelassen. Sei’s drum – Starker Auftakt!

(Domi) Für mich ist es die Premiere mit Death Angel an diesem Abend und aus diesem Grund bin ich offen für neue Erfahrungen. Die mache ich auch absolut, nachdem Death Angel ihr Set gestartet haben. Die Riffs, die Geschwindigkeit und das kompakte Spiel überzeugen mich von Anfang an. Musikalisch kann es dem Zuschauer nie langweilig werden. Da ich die Songs natürlich nicht so gut kenne wie Dänu ist für mich jeder Track quasi «Neuland». Ich selber empfinde aus diesem Grund die Spielzeit von Death Angel als viel zu kurz. Ich hätte gerne noch mehr Erfahrungen mit dieser routinierten und versierten Band gemacht. Auch von mir Daumen hoch, genialer Start in den Abend.

Annihilator

(Dänu) Wie eingangs niedergeschrieben: Für uns sind die Herren um Jeff Waters klar der Headliner des heutigen Abends. Sind sie i.Ü. auch die einzige Band, die mit „For The Demented“ ein (wirklich) aktuelles Album am Start haben. Bei den anderen (Co-)Headliner ist der letzte Studio-Ohren-Schmaus bereits im letzten Jahr auf uns losgelassen worden. Und vom neusten Output thrashen uns Annihilator heute mit „One To Kill“ und „Twisted Lobotomy“ auch gleich zwei Stücke im (leider nur) neunaktigen Set durch unsere Ohropax. Die Band ist bestens in Laune und es ist immer wieder ein Highlight Herrn Waters Grimassen gepaart mit seinem hochpräzisen Riffing zu zuhören bzw. zu zustaunen.

(Domi) Ich muss es ebenfalls vorwegnehmen. An diesem Abend reicht Annihilator keine der anderen Bands das Wasser. Und nicht, da ich heimlich ein sehr grosser Fan dieser Band bin, sondern ganz einfach, weil Annihilator heute einfach Weltklasse sind. Es bleibt dabei: Ich kenne keinen anderen Gitarristen, welcher so tight spielt wie Jeff Waters. Zudem ist er auf alle Fälle ein wenig crazy und dies trägt zum Erfolg der Kanadier bei. Auch heute Abend interagiert Jeff Waters ständig mit dem Publikum, welches den Spirit der Band aufnimmt und mitgeht als gäbe es kein Morgen (inklusive Crowdsurfer). Die Stimmung im Fri-Son ist sensationell. Die viel zu kurze Spielzeit für Anal-Eater (Konzertinsiderwitz)….äääähhh Annihilator ist jedoch Tatsache. Aber wenn Songs wie Alice in Hell oder Phantasmagoria trotzdem in der kurzen Setlist einen Platz haben, dann kann ich dies noch verkraften. Hervorzuheben bleibt am heutigen Abend die grosse Spiellust, welche die Band an den Tag legt, gepaart mit musikalischer Darbietung in Perfektion. Wenn ich ein Haar in der Suppe suchen würde, dann bin ich mir auch heute noch nicht sicher, ob Jeff den Gesangs-Part nicht lieber wieder abgeben sollte. Aber natürlich passt ihm die Doppelrolle wohl sowieso, denn er ist der «Chef».  Noch eine Randbemerkung: Ich kann nicht ganz verstehen, dass fast die komplette Bühne (jedenfalls in Sachen «Tiefe») von den beiden Vorbands nicht genutzt werden kann. Der Bewegungsradius beschränkt sich auf ein paar wenige Zentimeter am vorderen Bühnenrand. Klar die Aufbauten für Testament sind – wie ich später erkenne – riesig, aber es hätte sicher Lösungen gegeben.

Testament

(Dänu) Chuck Billy ist in bester Laune und scheint bei bester Gesundheit zu sein. Letzteres ist seit seiner überstandenen Krebserkrankung sicherlich die wichtigste und schönste Erkenntnis des heutigen Abends. Obschon er kein Instrument spielt, hat er (auch heute) wieder seinen abgesägten Mikro-Halter dabei und spielt auf dem die Soli von Alex Skolnick in hoher Luft-Gitarren-Präzision nach 😉 Die Band tritt heute Abend als Headliner auf und darf sich somit, entgegen der beiden vorherigen Akteuren, auf der ganzen Bühne austoben. Und das tut sie! Der vielseitige Virtuoso Alex Skolnick, der eher untypisch für einen Thrash-Gitarristen auch bei eher melodischen Kapellen wie „Savatage“ und „TSO“ mitgewirkt hat, zeigt heute sein volles Können und beweist das sich der doomige Thrash der Kalifornier mit Alex’s melodischen Einlagen gut ergänzt. Mit Titeln wie u.A. „Over The Wall“, „Practice What You Preach“, dem etwas poppigen (aber genialen) „Electric Crown“ sowie „Souls Of Black“ kann Testament heute so oder so nichts falsch machen. Das eher selten gespielte „Low“ ist dann heute Abend auch die einzige Überraschung (für mich aber nicht zwingend eine Positive). Etwas überflüssig aber dann die insgesamt drei (zu langen) Solo-Einlagen – hier hätten ein paar weitere Songs besser gepasst! Blenden wir diese Resultatkosmetik aber aus, bleibt ein starker Auftritt in Erinnerung, der belegt: Thrash aus der Bay Area ist und bleibt eine, wenn nicht DIE Macht in unserem metallischen Parallel-Universum.

(Domi) Ich konnte bis zum heutigen Tag den Zugang zu Testaments Musik leider nicht zu 100% finden. Für mich ist der Musikstil der Amis einfach zu speziell. Die Musikstrukturen wirken auf mich zu nervös und auch der Gesang trifft mich nicht so wie bei anderen Bands. Trotzdem gebe ich Testament heute eine neue Chance, vielleicht werde ich ja heute eines Besseren belehrt. So verfolge ich den Start des Headliners aufmerksam und konzentriert und muss ehrlicherweise feststellen, dass hier wirklich Musik, Riffs, Gitarrenspiel auf höchstem Niveau geboten wird. Auch die verschiedenen Tempowechsel sind gekonnt umgesetzt und Chuck Billy gibt der ganzen Darbietung mit seinem nicht alltäglichen Stimmbild noch das seine dazu. Trotzdem: Auch heute schafft es Testament nicht, mich auf ihre Seite ziehen zu können. Die von Dänu bereits angesprochenen Überlangen Solos geben ihr solches dazu. Ich finde es schade, wenn eine Band von Güte Testament die zur Verfügung stehende Zeit mit solchen Solis ausfüllen muss. Denn zusammengerechnet hätten sicher noch 2 Songs mehr im Set Platz gehabt, hätte man die Solis nicht so forciert. Das Publikum findet jedoch, dass Testament rockt und das soll so sein.


Wie fandet ihr das Konzert?

/ 20.12.2017
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