Ein progressiver Sonntagabend im Z7
Threshold, Damnation Angels und Day Six – genau diese drei Akteure gaben am Sonntagabend im Schweizer Metal-Mekka Z7 den Ton an. Zwei von drei Gruppen stellten sich dabei besonders gut an. Die weiteren Details gibt’s im nun folgenden Metalinside-Bericht.
Heute nehme ich das letzte Kapitel meines intensiven Z7-Wochenendes in Angriff. Dieses Mal wird die ganze Angelegenheit etwas «Prog-lastig». Ich kenne ehrlichgesagt keine der drei Truppen richtig gut. Insbesondere über Threshold (und deren charismatischen Frontmann Damian Wilson) habe ich aber bisher ausschliesslich positive Kritiken gehört. Die Performance am diesjährigen Ice Rock-Festival sei schlichtweg legendär gewesen. Somit freute ich mich im Vorfeld riesig auf den heutigen Gig. Doch dann folgt der grosse Schock in Form des Rausschmisses von Wilson. Viele Threshold-Anhänger sind darüber übelst verärgert. Glynn Morgan – der schon 1994 und 1995 zur Truppe gehörte – übernimmt nun wieder den Job am Mikrofon. Klampfer Pete Morten wird ebenfalls vor die Türe gesetzt. Dann hauen die Herren nach diesen personellen Umstrukturierungen mit «Legends Of The Shires» Anfang September eine Über-Scheibe raus. Das Ding wird regelrecht gefeiert. Ist das die Versöhnung mit den empörten Fans? Wer weiss? Jedenfalls bin ich sehr gespannt auf meine erste Threshold-Show. Doch zuvor steht für mich das Kennenlernen der beiden Support-Acts auf dem Programm.
Day Six
Den Auftakt machen die holländischen Progressive Rocker Day Six. Frontmann Robbie van Stiphout scheint der unangefochtene Aktivposten der Truppe zu sein. Wie eine Echse flitzt er mit nervösen Bewegungen auf der Bühne herum. Seine Kollegen wirken dagegen ziemlich passiv. Tastenmann Rutger Vlek entlockt seinen Instrumenten immer wieder Deep Purple-artige Klänge. Beim Bass von Eric Smits fehlt das Kopfstück. In der Hälfte des Auftritts haut er einen sehr gelungenen Spruch raus. Sie seien Holländer und wir sollen deshalb bitte nicht über Fussball quatschen. Tja, eine WM-Endrunde ohne die Oranje (oder auch die Squadra Azzurra) ist definitiv nicht dasselbe. Aber zurück zur Musik. Der Sound von Dax Six ist sehr vielschichtig und nicht leicht zu beschreiben. Sie spielen jedoch ziemlich solide und zeigen sich sehr dankbar für die Chance auf der grossen Z7-Bühne zu stehen. In der Heimat würden sie häufig nur in kleinen Kneipen auftreten. Nach 40 Minuten räumt das Quartett dann das Feld.
Damnation Angels
Für die nächste Dreiviertelstunde verlassen wir die Progressive-Welten und wenden uns dem Symphonic Metal zu. Die Damnation Angels aus Doncaster in England haben sich nämlich genau diesem Stil verschrieben. Seit langem erlebe ich wieder einmal eine Truppe aus dieser Genre-Ecke, die komplett ohne weibliche Unterstützung auskommt. Frontmann Ignacio Rodríguez, der sich auch gelegentlich am Keyboard austobt, braucht sich mit seinem überragenden Stimmorgan allerdings in keinem Augenblick zu verstecken. Sackstark, was der gute Herr hier zeigt. Gitarrist Will Graney und Basser Nic Southwood steht die Spielfreude deutlich sichtbar ins Gesicht geschrieben. Die 2006 gegründete Kapelle hat bisher zwei Studioalben veröffentlicht. Die 2015 erschiene Platte «The Valiant Fire» ist das aktuellste Werk der Engel der Verdamnis und gleich mit vier Songs in der heutigen Setliste vertreten. Die Jungs räumen ab und entpuppen sich als echter Geheimtipp. Schade nur, dass grosse Teile des Publikums ihrer Salzsäulenstarre offenbar nicht entkommen können. Nach der Show ist ein Abstecher an den Merchandise-Stand absolute Pflicht.
Threshold
Um circa 21.30 Uhr nehmen die Prog-Meister aus dem Vereinigten Königreich das Zepter in die Hand. Die ihnen gegenüberstehende Kulisse ist jedoch nicht sonderlich berauschend. Gemäss Veranstalter sind lediglich rund 350 Nasen anwesend. Für Z7-Verhältnisse eher bescheiden. Threshold lassen sich davon allerdings nicht beirren und legen fulminant los. Mit «Slipstream» vom 2007er-Silberling «Dead Reckoning» servieren sie uns gleich einmal einer ihrer bekannteren Hits. Keyboarder Richard West brilliert dabei mit überraschend wuchtigen Growls.
Glynns Stimme wirkt sehr angenehm. Zwischendurch ist er auch mit einer Gitarre unterwegs. Mir fehlt zwar der direkte Vergleich mit Damian Wilson, aber aus meiner Sicht macht der «neue-alte» Sänger einen grundsoliden Job. Übermässig viele Dialoge mit dem Publikum gibt’s es nicht, aber ich brauche ehrlichgesagt auch nicht immer eine nervige Labertasche auf der Bühne. Als Stick von Johanne James wäre mir wohl speiübel. Beinahe ununterbrochen lässt der gute Mann seine Werkzeuge herumwirbeln.
Zweifelsohne sind Threshold heute Abend die Chefs im Ring. Da ist dann in Sachen Live-Macht durchaus ein Niveauunterschied zu den beiden Support-Gruppen auszumachen. «Legends Of The Shires» ist heute mit fünf Stücken in der Setliste vertreten. Davon vermögen mich «The Man Who Saw Through Time» und «Stars And Satellites» besonders zu überzeugen. Die Band verfügt definitiv über zahlreiche komplexe und anspruchsvolle Kompositionen. Leider muss ich bereits nach «The Shire (Part 2)» die Halle verlassen. Mein letzter Zug ruft. Aber die Threshold-Show hätte ich mir sehr gerne noch bis zum Schluss angeschaut.
Das Fanzit
Abermals ein gelungener Konzertabend innerhalb der Mauern des Z7. In Sachensoundqualität stimmte erneut alles. Dank der sauberen Planung konnte ich sogar den Grossteil der Headliner-Show miterleben, was mich stets sehr freut. Bei den Damnation Angels und Threshold hoffe ich auf dich dank deren tollen Leistungen auf ein baldiges Wiedersehen.
Cheers
Dutti \m/
Setliste – Day Six
- Massive Glacial Wall
- Deadlock
- Myriad Scars
- Castel Gandolfo
- Hypervigilan
Setliste – Damnation Angels
- Finding Requiem
- Bringer Of Light
- Closure
- Everlasting
- This Is Who We Are
- The Longest Day Of My Life
Setliste – Threshold
- Slipstream
- The Man Who Saw Through Time
- Long Way Home
- Innocent
- Stars And Satellites
- Hollow
- Sunseeker
- The Shire (Part 2)
- Snowblind
- Pilot In The Sky Of Dreams
- Mission Profile
- Lost In Translation*
- Small Dark Lines*
*Zugabe