Hardrock der Extraklasse im Z7
Dass Schweden einen schier unerschöpflichen Pool an talentierten Musikern hat, ist hinlänglich bekannt. Eine Kostprobe bekommen die Fans von gepflegtem Hardrock an diesem Abend im Z7 – Eclipse kehren in die Schweiz zurück!
Als wir (meine bessere Hälfte und heutige Fotoverantwortliche Nicky und ich) gegen halb acht vor dem Z7 auftauchen, ist der Schreck gross. Keine Abendkasse draussen, kleiner Eingang – die werden doch wohl nicht das Mini Z7 aktiviert haben?? Sofort rein an die Wärme – und Glück gehabt! Das grosse Backdrop verrät, dass die Show auf der grossen Bühne stattfinden wird! Aber ansonsten ist die Organisation in der Tat wie beim Mini Z7. Heisst: Eingang in der Halle, Merchstand neben dem Eingang und somit nur knapp die Hälfte der Halle für die Fans verfügbar. Macht aber nix, so verbleiben die meisten Zuschauer relativ nahe an der Bühne. Definitiv besser als die kleine Stage mit wenig Licht! Doch zuerst heisst es mal: Ab an die Bar…
Xtasy
Pünktlich um 20h startet das Vorprogramm. Xtasy heisst die Truppe, aus Spanien kommen sie und sie feiern heute ihre Schweizer Premiere, wenn ich das richtig verstanden habe. Aushängeschild ist klar die Sängerin Silvia Idoate, die in ihrem roten Jacket wirklich schick aussieht. Doch das Aussehen darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Dame auch recht gut singen kann. Musikalisch bieten Xtasy soliden Hardrock, bei dem man nicht einfach weghört. Zwar kommen einige Nummern eher etwas unspektakulär aus der Ecke, aber zumindest „Under The Gun“ ist ein richtig guter Song, der Laune macht. Die Südländer zeigen viel Spielfreude und verdienen sich auch dadurch den Applaus. Netter Auftakt.
Eclipse
Als um 21.15h die Lichter erneut ausgehen, konnte man noch kaum ahnen, was jetzt folgen wird. Klar – Eclipse sind eine hervorragende Live-Band, das weiss man. Aber die Art und Weise, wie sie das jetzt unter Beweis stellen – das ist grandios! Nach einem coolen Intro, bei dem Schnipsel von diversen Grössen der Rockszene angespielt werden (u.a. Deep Purple, Whitesnake, Mötley Crüe, Ozzy Osbourne und sogar Helloween) starten die Schweden mit „Vertigo“ in ihren Arbeitstag. Wirbelwind Erik Martensson übernimmt das Kommando und die Fans lassen sich gerne kommandieren! Ein weiterer Blickfang ist zudem die Schiessbude von Philip Crusner, die mit farbigen Lichtschlangen dekoriert ist und coole optische Effekte bietet. Crusner sorgt aber auch selbst für beste Unterhaltung. So wie der seine Stöcke dauernd durch die Finger wirbeln lässt, wundert es mich, dass die ihm nicht dauernd davonfliegen… Basser Magnus Ulfstedt hingegen macht auf Mr. Cool und steht lässig grinsend am Bühnenrand, während der andere Magnus, Sechssaiter Magnus Henriksson, immer wieder unter seinem Hut hervorstrahlt und sagenhafte Soli auf die Fans loslässt.
Eigentlich existieren Eclipse ja schon seit fast 20 Jahren! Aber auf dem Radar der meisten Fans erschienen die Schweden erst richtig mit dem 2012er Album „Bleed & Scream“, von dem es jetzt den Titeltrack auf die Lauscher gibt. Mit „The Storm“ folgt ein erstes Ausrufezeichen des – zumindest in meinen Ohren – besten Albums „Armageddonize“. Dieser Chorus, dieser Refrain – Kollege Dutti würde hier jetzt wohl bereits von „Eskalation“ sprechen… Die Schweden lassen jetzt aber auch wirklich nichts anbrennen! Songs vom aktuellen (wenn auch nicht mehr ganz neuen) Album „Monumentum“ stehen im Mittelpunkt, mit „To Mend A Broken Heart“ kommt aber auch eine ältere Nummer von 2008 zum Zug.
Dass Philip Crusner ein starker Drummer ist, beweist er während der ganzen Show, von daher wäre ein Drum Solo eigentlich nicht nötig. Doch man muss zu Gute halten, dass es a) eine einigermassen akzeptable Länge (resp. Kürze…) hat und b) dank den Lichteffekten wenigstens was für’s Auge geboten wird. Die leicht abflauende Stimmung wird mit dem darauffolgenden „Caught Up In The Rush“ dann sofort wieder richtig angeheizt!
Nur zu Beginn benutzte Erik seinen roten Mikrofonständer als Taktstock, mittlerweile hat auch er fast bei jedem Song eine Gitarre umgehängt. Die akustische Version davon lässt es erahnen, dass die Pace jetzt etwas heruntergefahren wird. Während im Publikum immer mal wieder „Battlegrounds“-Gesänge angestimmt werden, zocken Martensson und Henriksson eine wunderschöne Version von „Killing Me“. „Live Like ‚Im Dying“ kann da dann zwar nicht ganz mithalten, dafür folgt nun vielleicht DER Höhepunkt der Show: Das frenetisch geforderte „Battlegrounds“! Wie auch schon beim Bang Your Head diesen Sommer in einer Akustikversion, die aber – auch dank des singfreudigen Publikums – einfach alles weghaut! Erik kämpft sichtlich mit den Tränen, die Freude ist ihm wahrlich anzusehen.
Mit „The Downfall Of Eden“ werden sämtliche Sentimentalitäten beiseite geschoben, die Party kann weitergehen. Eine knallharte Version von „Black Rain“ (mein Nacken…!) leitet ein Instrumental ein, bei dem Magnus Henriksson seine Qualitäten an der Gitarre zeigen darf.
Das Publikum feiert, das Ende naht und Eclipse hauen mit dem genialen „Blood Enemies“ und „Stand On Your Feet“ nochmals zwei richtige Brecher raus, bevor sie hinter der Bühne verschwinden. Nach ein paar zögerlichen „Zugabe“-Rufen stimmen die Fans erneut „Battlegrounds“ an – ein Phänomen, dass ich ansonsten höchstens von Blind Guardian („Valhalla“) oder Brainstorm („All Those Words“) kenne. Warum die Schweden bei ihrer Rückkehr auf die Bühne dann allerdings einen Song kippen („I Don’t Wanna Say I’m Sorry“ steht zwar auf der Setlist, wird aber nicht gespielt), wissen wohl nur die Jungs selber. So startet der Zugaben-Block mit dem harten Ohrwurm „Never Look Back“. Erik erzählt kurz die Geschichte, wie sie für Schweden an die Ausscheidung zum Eurovisionsdingsbums gekommen sind und „Runaways“, der Song, mit dem sie da am Start waren, beendet somit nach 90 Minuten diesen fantastischen Auftritt.
Das Fanzit
Eine Lehrstunde im Hardrock! Während die Kollegen von H.E.A.T. auf dem letzten Album eher in softere Regionen abgedriftet sind, bleiben Eclipse ihrer Linie treu. Ohrwürmer en masse, kombiniert mit der richtigen Dosis Härte, und das bringen die vier auch perfekt umgesetzt auf die Bühne. Wären die Jungs vor 30 Jahren aktiv gewesen, hätten sie wohl Bon Jovi geheissen… Fakt ist: In diesem Genre gehören Eclipse ganz nach vorne und es ist unverständlich, dass gerade mal vielleicht 300 Leute sowas sehen wollen. Kollege Sandro sagt nicht ganz zu Unrecht, dass die eigentlich ins Hallenstadion gehörten…
Setliste Eclipse
- Vertigo
- Bleed & Scream
- The Storm
- Wake Me Up
- Jaded
- Hurt
- To Mend a Broken Heart
- Drum Solo
- Caught Up in the Rush
- Killing Me (Acoustic)
- Live Like I’m Dying (Acoustic)
- Battlegrounds (Acoustic)
- The Downfall Of Eden
- Black Rain
- Gay Instrumental
- Blood Enemies
- Stand On Your Feet
- Never Look Back*
- Runaways*
*Zugaben