Alle Jahre wieder
Wie der Kenner weiss, sind die deutschen Mittelalter-Rocker Subway To Sally kurz vor Weihnachten jeweils mit ihrer «Eisheilige Nacht»-Tour unterwegs. Das war auch 2017 wieder der Fall. Unterstützung erhielten sie dabei von den Kapellen Mono Inc., Feuerschwanz und Mr. Hurley & Die Pulveraffen. Alles Weitere entnehmt ihr wie gewohnt dem nachfolgenden Metalinside-Bericht.
Auf geht’s zu meinem letzten Z7-Gig in diesem Jahr. Seit inzwischen neun Jahren veranstalten Subway To Sally ihr eigenes «Mini-Festival». Man könnte eigentlich zurecht schon von einer Tradition sprechen. Die meisten Truppen auf der Speisekarte sind mir ein Begriff. Einzig die Dark Rocker Mono Inc. wollen von Anfang an irgendwie nicht so richtig ins Bild passen. Aber allenfalls strafen sie mich ja später Lügen. Auf das Wiedersehen mit den Feuerschwänzen aus Erlagen freue ich mich dagegen riesig. Met- und Biervernichtung wird am heutigen Abend sowieso zu den Hauptaktivitäten des Publikums gehören. Die Veranstalter haben die Türöffnung bereits auf 17.45 Uhr angesetzt. Dadurch werde ich glücklicherweise wohl alle Shows geniessen können. Allenfalls taucht zudem später noch mein Kollege mit seinem fahrbaren Untersatz auf. Dann wäre die Rückreise nach Winterthur sowieso gesichert.
Mr. Hurley & Die Pulveraffen
Alle Mann an Deck! Für den ersten musikalischen Streich des Abends muss die Pirateninsel Tortuga erobert werden. Dazu wird das Publikum kurzerhand in die Crew von Mr. Hurley und seinen Pulveraffen integriert. Das Trio auf der Bühne hat jedenfalls die passenden Seeräuber-Klamotten montiert. Buckteeth Bannock kümmert sich um das Akkordeon, der einäugige Morgan hütet die Perkussionsinstrumente und Mr. Hurley selbst zupft an seiner Saitenkönigin herum. Zudem teilen sich die beiden letztgenannten ebenfalls die Gesangsarbeit.
Das ist übrigens das allererste Gastspiel der Piraten aus dem karibischen Osnabrück auf Schweizer Boden. Eine Headliner-Show ist dann für den März des kommenden Jahres im Werk 21 in Zürich geplant. Schnell wird mir klar, dass ich für den vollen Genuss der Truppe mindestens drei Promille zu wenig intus habe. Nein, die Jungs sind keinesfalls schlecht. Ich bin einfach schlichtweg noch nicht locker genug, um bei den zahlreichen verlangten Aktivitäten mitzumachen. Glücklicherweise sind die vordersten Reihen dagegen in hervorragender Partystimmung und lassen Mr. Hurley und Co. nicht hängen. Ich schwöre euch, bei der nächsten Show der Truppe bin ich dann ebenfalls «Blau wie das Meer».
Feuerschwanz
Die nächste Band schwört ebenfalls auf Verkleidungen und erscheint in edlen Gewändern. Wenn Comedy auf Mittelalter trifft, ja dann kann eigentlich nur Feuerschwanz auf der Bühne stehen. Die Spielmannsleute starten sogleich einem Hit ihrer aktuellen Scheibe. Für alle unwissenden reckt die sexy Mieze ein Schild mit dem Songnamen in die Höhe. «Sex is Muss» wird munter mitgegrölt. Selbstverständlich sind die Augen der männlichen Zuhörer dabei ebenfalls immer wieder auf die attraktive Geigerin Johanna von der Vögelweide gerichtet. Das liebe Mädel trägt stets ein breites Grinsen im Gesicht.
Im Anschluss hat der ehrenwerte Prinz «Hodi» Hodenherz bereits eine sehr wichtige Frage für das Publikum. «Wonach gelüstet es euch denn heute Nacht?». Tja, darauf gibt’s bei dieser Truppe nur eine richtige Antwort: «Blöde Frage, Saufgelage». Sichtlich betrunken geht’s danach auf wilde «Hexenjagd». Diese scheint von Erfolg gekrönt zu sein, denn etwas später wird die Mieze an einen Pranger gekettet und von Prinz Hodi und dem Hauptmann der «Ketzerei» beschuldigt. Ihre Zaubersprüche scheinen der Technik ein bisschen zuzusetzen. So bekundet der stolze Hauptmann ab und an Mühe mit seiner Klampfe. Doch irgendwie können die mutigen Helferlein hinter der Bühne die ganze Geschichte wieder reparieren. Hodi scheint gegen dunkle Magie immun zu sein und brilliert während der Show immer wieder mit fulminanten Gesangseinlagen. So stark hatte ich seine Stimme gar nicht in Erinnerung.
Was passiert, wenn man zu viel getrunken hat? Richtig, es kommt zu einem schrecklichen «Metnotstand im Märchenland». Glücklicherweise scheint das Z7 einen Alkoholvorrat zu haben, denn beim nächsten Song heisst es bereits wieder «Die Hörner hoch». Ein intensives Fitnessprogramm bringt der Track «Seemannsliebe» mit sich. Das Publikum darf nämlich die ganze Zeit über auf dem Boden mitrudern. Vor dem Song «Taugenix» folgt eine traurige Mitteilung. Der Herr am Bass – und zugleich auch Namensgeber des Stücks – wird sich nach dieser Tour aus Burg Feuerschwanz verabschieden und neue Abenteuer in Angriff nehmen.
Bei «Krieger des Mets» steht urplötzlich ein futuristischer Hauptmann auf der Bühne. Seine Rüstung besticht nun durch Lichteffekte. Ein interessanter Anblick. Schliesslich beenden Feuerschwanz ihren Gute-Laune-Auftritt nach rund 45 Minuten mit den Nummern «Zuckerbrot und Peitsche» und «Das niemals endende Gelage». Von mir aus hätten sie sehr gerne noch etwas länger spielen dürfen.
Mono Inc.
Offenbar scheinen Teile des Publikums nicht sonderlich viel Lust auf den nächsten Act zu haben, denn die Halle hat sich im Vergleich zu den vorherigen Acts ein bisschen geleert. Bekanntermassen gebe ich jedoch sämtlichen Bands immer eine faire Chance. Also wird auch bei Mono Inc. reingehört. Mit äusserster Leichtigkeit erzeugen die Hamburger ziemlich rasch eine düstere Atmosphäre. Dazu kommt der einlullende Gesang von Martin Engler. In gewissen Songs sind durchaus solide Ansätze vorhanden, aber mehrheitlich wirkt die ganze Darbietung dann leider doch eher einschläfernd.
Ein Höhepunkt ist sicherlich der Gastauftritt des Opernsängers MajorVoice. Seine Geschichte liest sich wie ein kleines Märchen. Eigentlich hatte er schon mit der Sängerkarriere abgeschlossen und fokussierte sich auf den Beruf des Kochs. Während einer Mono Inc.-Show war Ronald Zeidler – so der bürgerliche Name des Herrn – für das Catering im Backstage-Bereich verantwortlich. Dabei sang er währen des Soundchecks einen Song der Truppe vor sich hin und machte dadurch gleich alle anwesenden Personen auf sich aufmerksam. Resultat war ein Gastauftritt bei der darauffolgenden Show und später am Abend durfte er sogar gleich einen Plattenvertrag unterzeichnen. Aber Freunde, diese Bassstimme ist ein echter Kracher. Meine Fresse. Hühnerhaut pur! Da hat nicht nur mein Kiefer Bodenkontakt. Das zweite Highlight der Show ist zweifelsohne das Schlagzeugduell zwischen Martin und Katha Mia.
Subway To Sally
Nun muss Eric Fish, der zuvor die drei anderen Bands jeweils als Moderator angekündigt hat, selbst ran. Zusammen mit einer Kollegin und fünf Kollegen bildet er die Mittelalter-Rock-Gruppe Subway To Sally, welche seit 1990 auf den Bühnen dieser Welt ihr Unwesen treibt. Die Schöpfer der «Eisheiligen Nacht»-Tour schreiten mit dem Intro «Sarabande De Noir» zur Tat. Darauf folgt als fliessender Übergang sogleich das Lied «Schneekönigin», bei dem die Headbanger sich bereits ein erstes Mal ausleben können. Eric ist heute gut bei Stimme. Alles klingt klar und kräftig. Auffallend ist zudem Geigerin Ally Storch. Mit ihrer langen Haarpracht ist sie eindeutig das Rapunzel der Band.
Besonders viel Stimmung lösen nach wie vor die bekannteren Hymnen wie beispielsweise «Kleid aus Rosen» aus. Passend dazu stolziert der Subway-Frontmann mit einer Dornenblume durch die Gegend. Bei «IX» reagiert die Masse hingegen etwas überrascht. Da hat sich die Band doch tatsächlich bei ihren Genre-Kollegen Saltatio Mortis bedient. Doch auch die Cover-Version kann sich durchaus hören lassen. Danach kehren wir nochmals zurück in die Pflanzenwelt. Nun sind die «Eisblumen» fällig. Das Publikum singt den Refrain praktisch völlig alleine.
Showtechnisch fahren die Potsdamer heute Abend eher die schlichte Schiene. Pyrotechnisch ist praktisch nichts zu sehen, was für Subway-Verhältnisse doch eher ungewöhnlich ist. Dafür gibt’s genügend Dialoge mit den Fans. Offenbar hält die Band im Z7 einen Dezibel-Rekord. Mit mehreren Versuchen soll dieser gebrochen werden. Doch die Mission glückt nicht ganz. Um dies zu schaffen müsste die Konzertfabrik wohl ausverkauft sein.
Etwas später folgen mit «Besser du rennst» und «Sieben» die nächsten Hits der Truppe. Dann verduften die Musiker ein erstes Mal im Backstage-Bereich. Das Publikum hat allerdings noch nicht genug. Freunde, ihr müsst nochmals ran. Gesagt, getan. Subway To Sally kehren zurück – aber nicht alleine. Holla die Waldfee! Jetzt stehen doch tatsächlich auch noch Mitglieder aller drei Support-Acts auf der Bühne. Eine rappelvolle Angelegenheit. Die Überraschung ist absolut gelungen. Gemeinsam performen die Künstler das Lied «Veitstanz» und haben dabei sichtlich Spass. Etliche Leute im Publikum schwingen ebenfalls das Tanzbein. Den obligaten Show-Abschluss bildet schliesslich das Mitsing-Stück «Julia und die Räuber». Aus allen Kehlen erklingen lauthals die bekannten Worte: «Blut, Blut, Räuber saufen Blut. Raub und Mord und Überfall sind gut. Hoch vom Galgen klingt es. Hoch vom Galgen klingt es. Raub und Mord und Überfall sind gut.». Ein Abschluss nach Mass.
Das Fanzit
Auch die diesjährige Ausgabe der «Eisheilige Nacht»-Tour vermochte mehrheitlich zu überzeugen. Als besonders mitreissend ich die Auftritte von Feuerschwanz und dem Headliner selbst. Dank meines mit fahrbarem Untersatz ausgestatten Kollegen konnte ich die ganze Geschichte bis ganz zum Ende mitverfolgen. Für die 2018er-Ausgabe steht das Line Up übrigens bereits fest. Neben den Gastgebern von Subway To Sally werden die Truppen Versengold, Russkaja und Paddy And The Rats am Start sein.
Cheers
Dutti \m/
Setliste – Mr. Hurley & Die Pulveraffen
- Tortuga
- Plankentanz
- Schlechtes Vorbild
- Ach ja!?
- Komm zur Marine
- Achtung, fertig, Prost!
- Medley
- Blau wie das Meer
Setliste – Feuerschwanz
- Sex is Muss
- Blöde Frage, Saufgelage
- Hexenjagd
- Ketzerei
- Metnotstand im Märchenland
- Die Hörner hoch
- Seemannsliebe
- Taugenix
- Krieger Des Mets
- Zuckerbrot und Peitsche
- Das niemals endende Gelage
Setliste – Mono Inc.
- Arabia
- The Banks Of Eden
- Symphony Of Pain
- Gothic Queen
- Get Some Sleep
- Potter’s Field (mit MajorVoice)
- Wonderful Life (mit MajorVoice) (Black-Cover)
- The Passenger (Iggy Pop-Cover)
- Children Of The Dark
- After The War (Gary Moore-Cover)
- Voices Of Doom
Setliste – Subway To Sally
- Sarabande De Noir
- Schneekönigin
- Henkersbraut
- Falscher Heiland
- Kleid aus Rosen
- IX (Saltatio Mortis-Cover)
- Eisblumen
- Feuerkind
- Grausame Schwester
- Arme Ellen Schmitt
- Besser du rennst
- Tanz auf dem Vulkan
- Sieben
- Veitstanz (gemeinsame Performance mit allen anderen Bands)*
- Julia und die Räuber*
*Zugabe