Strenger Jahresbeginn für Powermetaller
Die Fantasy Metaller Gloryhammer haben sich mit den Schweden Civil War zusammengetan für eine (Tor-)Tour durch Westeuropa.
Einer dieser Stopps ist auch in der Schweiz vorgesehen, nämlich in der Musigburg in Aarburg.
Dendera
Die Musigburg ist bekanntlich ein eher kleiner Club, doch erstaunlicherweise ist kaum was los, als ich kurz vor Showbeginn eintreffe. Dendera starten somit ihren halbstündigen Auftritt vor einer eher spärlichen Zuschauerzahl. Doch zumindest Sänger Ashley Edison kümmert das wenig. Der offensichtlich riesige Iron Maiden Fan (Book of Souls Backpatch, grosses Eddie-Tattoo am Oberarm) heizt das Publikum an, motiviert und klatscht ab. Einem Fan nimmt er gar das Handy weg und macht Selfies mit seinen Bandkumpels. Nun ja….
Musikalisch bieten die Briten soliden Heavy Metal, teilweise mit leicht progressiven Einflüssen. Wirklich überzeugen tuts mich persönlich jetzt nicht unbedingt. Doch zumindest die Performance stimmt.
Setliste Dendera
- The Awakening
- Final Warning
- Claim Our Throne
- Age of Agony
- Blood Red Sky
- The Daylight Ending
Civil War
Knapp sechs Jahre ist es her, seit es bei Sabaton den grossen Spilt gegeben hat. Die Ex-Mitglieder gründeten relativ schnell Civil War und holten mit Nils Patrick Johansson von den Astral Doors auch grad einen nicht unbekannten Sänger an Bord. Musikalisch bediente die neue Truppe zweifellos auch die Fans von Sabaton, die Einflüsse waren unüberhörbar.
Drei Alben später sieht das alles ziemlich anders aus. Zwar sind mit Rikard Sunden, Daniel Mullback und Daniel Myhr immer noch drei ehemalige Sabaton Krieger dabei, aber musikalisch hat sich die Band zweifellos weiterentwickelt und am Mikrofon steht seit letzten Jahr mit Kelly Sundown Carpenter ein Kerl, der seinem Vorgänger in nichts nachsteht. Für mich ist es die Live Premiere – ich hab es bei den drei vorherigen Besuchen in der Schweiz schlicht nie zu Civil War geschafft. Entsprechend freu ich mich jetzt natürlich!
Mit Ausnahme von Daniel Mullback kommt die Truppe mit schicken Uniform-Jacken auf die Bühne. Mit „USS Monitor“ legen die Schweden los und zwei Dinge stechen sofort ins Auge. Zum einen Drummer Daniel Mullback. Meine Fresse, der Typ ist wirklich der Wahnsinn! Wie der auf seine Kübel einhämmert und dabei immerzu strahlt wie ein explodiertes AKW – äusserst unterhaltsam und sehr beeindruckend!
Und dann ist da noch Kelly. Die letzten zwei Tage krank, heute wieder zurück auf der Bühne – und ganz offensichtlich haben die „Drogen“ gewirkt! Kaum eine Schwäche ist auszumachen, der Mann liefert eine ganz starke Darbietung. Im zweiten Teil der Show scheint er dann zwar doch etwas an seine Grenzen zu kommen, „Tombstone“ verlangt ihm alles ab. Ansonsten führt er souverän durch das Programm, welches die wohl besten Songs der Band enthält. „St. Patrick’s Day“, Bay Of Pigs“, das grossartige „Gettysburg“ und die Hymne „I Will Rule The Universe“ (hat hier jemand grad „Sabaton“ gerufen?). Langeweile gibt’s nicht! Nach der Zwangspause scheinen die Jungs wirklich hungrig auf den Auftritt zu sein, der kleine Club wird nur so von der Spielfreude überschwemmt. Und die Fans danken es mit viel Applaus. Ganz stark!
Setliste Civil War
- USS Monitor
- St. Patricks Day
- Gettysburg
- Deliverance
- I Will Rule the Universe
- Tombstone
- Bay of Pigs
- Rome Is Falling
Gloryhammer
Als das Licht ausgeht und das Intro ertönt, bricht grenzenloser Jubel im kleinen Club aus. Da die Musiker über eine Treppe auf die Bühne laufen müssen, werden sie – ganz speziell Prinz Angus McFife – einzeln frenetisch begrüsst. Thomas singt den Opener „Rise Of The Chaos Wizards“ absolut perfekt, von seiner Erkältung ist nichts zu hören! Auch bei „Legend Of The Astral Hammer“ und einem ersten Kampf mit einem fiesen Gobblin passt alles.
Wenig Überraschendes in der Setlist: Gloryhammer haben ja angekündigt, dass sie zum letzten Mal ihr Album „Space 1992 – Rise Of The Chaos Wizards“ in voller Länge aufführen wollen. Stark ist das Intro zum „Hollywood Hootsman“: Da kriegt Basser James Cartwright mit „Also sprach Zarathustra“ einen eigenen Auftritt! Bier inklusive…
Ebenfalls neu im Programm ist der Speech von Gitarrist Paul Templing – respektive Ser Proletius, Grand Master of the Templar Knights of Crail. Wo sonst „Hail To Crail“ im Programm stand, ist jetzt richtigerweise „Victorious Eagle Warfare“ an der Reihe.
Währenddessen hat Angus McFife an der Prinzenschule in Dundee Deutsch gelernt! Mit schwerem englischem Akzent erzählt er wie es im Weltraum tönt, wenn er einen verhassten Gobblin mit seinem Hammer zerschmettert. Und er schickt natürlich auch wieder einen Fritzli los, der den Hootsman mit Alkohol versorgen kann. Crowdsurfend, wohl verstanden. Und Simon-Fritzli macht einen starken Job, ich fürchte allerdings bei der Rückkehr kurzzeitig um meine Kamera, denn die Landung ist direkt neben mir… Doch alles ist im grünen Bereich, Angus flösst den Hopfentee während des Solos bei „Questlord Of Inverness, Ride To The Galactic Fortress“ dem Hootsman ein, bevor das Universum ins Feuer gestürzt wird. Nun wird es wieder mal mühsam, weil gewisse Kinder es toll finden, andere Leute rum zu schubsen. Einmal mehr: Geht an irgendein beschissenes Metalcore Konzert, aber pogen zu Powermetal ist einfach nur idiotisch, nervig und komplett überflüssig! Bierduschen und dauernde Rempler in meinen Rücken mindern das Konzertvergnügen massiv. Und überhaupt: Warum kauft ihr Deppen Bier, wenn ihr es nachher eh verschüttet??
Nun gut – zurück zur Musik: „Heroes Of Dundee“ wird inbrünstig mitgesungen, bevor das Epos „Apocalypse 1992“ die Show vorerst mit viel Bombast beendet.
Doch nun folgen natürlich noch ein paar Goodies vom Debut Album! Beginnend mit dem schnellen „Unicorn Invasion Of Dundee“, das Publikum dreht sofort wieder komplett am Rad. Bei „Quest For The Hammer Of Glory““ sind die Sangeskünste der Fans gefragt und der „Magic Dragon“ wird ebenfalls mächtig abgefeiert. Und jetzt merkt man es Thomas an, dass seine Kräfte langsam schwinden. Bei den Ansagen ist seine Heiserkeit nicht mehr zu überhören, doch er gibt alles und auch sein ausgefallenes In Ear Monitoring hindert ihn nicht daran, die Show würdig zu beenden! Armer Kerl – aber saustarke Performance, trotz allen Widrigkeiten! „Angus McFife“ und die Krönung des Hootsman zur „National Anthem Of Unst“ beenden einen tollen Konzertabend.
Nach der Show zeigen sich die Jungs noch den wartenden Fans und einzig James scheint gesundheitlich einigermassen auf der Höhe zu sein. Was zu meiner These führt, dass Bier das beste Anti-Grippin sein muss…
Setliste Gloryhammer
- Infernus Ad Astra
- Rise of the Chaos Wizards
- Legend of the Astral Hammer
- Goblin King of the Darkstorm Galaxy
- Also Sprach Zarathustra
- The Hollywood Hootsman
- Victorious Eagle Warfare
- Questlords of Inverness, Ride to the Galactic Fortress!
- Universe on Fire
- Heroes (Of Dundee)
- Apocalypse 1992
- Anstruther’s Dark Prophecy
- Unicorn Invasion Of Dundee
- Quest For The Hammer Of Glory
- Magic Dragon
- Angus McFife
- National Anthem Of Unst
In dieser Nacht ziehen Gloryhammer weiter nach Kaiserslautern, wo eine weitere ausverkaufte Venue auf sie wartet. Nach dieser Show ist dann Thomas endgültig ausser Gefecht gesetzt, am nächsten Tag in Burglengenfeld fällt die Show aus. 24 Shows in 24 Tagen? Nein, das hält selbst der beste Sänger nicht aus! Schade für die Fans – aber mit solchen Schedules richten die Promoter mehr Schaden an, als dass sie den Bands nützen!
Das Fanzit
Ein toller Abend für Fans von klischeebeladenem Powermetal! Dendera haben zwar keine einfache Aufgabe, aber die lösen sie respektabel. Civil War sind der perfekte Anheizer und Gloryhammer sind einmal mehr überragend – trotz all den erwähnten Widrigkeiten. Angus McFife und seine Truppe sind zu höherem berufen, das stellen sie eindrücklich unter Beweis! Hail to Hoots!