Die Fantasy Metaller Gloryhammer haben sich mit den Schweden Civil War zusammengetan für eine (Tor-)Tour durch Westeuropa.
Einer dieser Stopps ist auch in der Schweiz vorgesehen, nämlich in der Musigburg in Aarburg. Vor dieser Show hatte ich noch die Gelegenheit für ein kurzes Gespräch mit Frontmann Angus McFife, aka Thomas Winkler, der für Metalinside wieder einmal Red und Antwort steht und uns den aktuellen Stand aus dem Gloryhammer-Lager verrät.
Das Interview – Gloryhammer
Als Thomas mit seiner Freundin zusammen auftaucht, trägt er ein Halstuch – und seine Stimme tönt angeschlagen! Man sollte zuerst mal erklären: Gloryhammer, Civil War und die Dritten im Bunde, Dendera, befinden sich mitten auf einer wirklichen Killer-Rundreise. 24 Shows in 24 Tagen – ohne einen einzigen Day off dazwischen! Von Hamburg und Berlin nach Tschechien und Ungarn, via München nach Mailand, Frankreich, weiter bis nach Madrid, über Paris in die Schweiz und wieder zurück nach Deutschland, Niederlande, Belgien – und zum Abschluss folgt noch eine Show in London! Daniel Myhr von Civil War ist da genauso wenig begeistert wie auch die übrigen Jungs von Gloryhammer. Das Resultat liegt auf der Hand: Im Tourbus kursiert ein Virus, einer nach dem anderen fängt den ein und Zeit zum Kurieren ist kaum da. Civil War’s Fronter Kelly Sundown Carpenter hat’s so böse erwischt, dass die Schweden zwei Shows absagen mussten.
„Die Tour läuft ansonsten grossartig“ erzählt Thomas. „Ich staune, denn von 24 Shows sind bis jetzt 10 ausverkauft! Die eine oder andere wird wohl noch dazu kommen. Teilweise ist es dann fast ausverkauft. Es läuft wirklich sehr gut. Alles in der Grössenordnung von 500 bis 1‘000 Leuten.“ Die 24 Shows innerhalb 24 Tagen sind allerdings schon ein unglaublicher Stress. Winkler erklärt mit deutlich hörbarer Heiserkeit: „Für den Sänger ist’s brutal. Kelly, der Sänger von Civil War ist ausgefallen die letzten zwei Shows. Jetzt hat er „Drogen“ genommen, nun geht’s wieder. Aber es ist schon eine Belastung. Auch für die andern. Klar – ein Gitarrist muss „einfach“ flink mit den Händen sein. Aber der Stimme merkt man’s halt schon an, wenn man so viele Shows spielen muss.“ Da ist die Pflege der Stimme schon wichtig! „Tee trinken und wenig reden. Darum mache ich jetzt dieses Interview…“ lacht der Berner Oberländer.
Für etwas Verwirrung sorgte die erste Ankündigung der Tour, als es hiess, dass Gloryhammer das letzte Mal unterwegs sein werden. Was so natürlich nicht stimmt! „Das war bewusst, aber es betrifft natürlich nur das aktuelle Album „Space 1992: Rise Of The Chaos Wizards“, mit welchem wir ein letztes Mal auf Tour gehen“ erläutert Thomas. „Denn danach wollen wir endlich ein neues Album aufnehmen!“ Neues Album? Tönt gut! 2013 erschien das Debüt, 2015 der (noch) aktuelle Nachfolger – 2017 ist vorbei, meine Herren! Es wäre überfällig… Der Fronter verrät: „Auch 2018 wird wohl knapp. Ich rechne eher mit 2019. Es sind noch nicht alle Songs fertig geschrieben. Wir wollen dieses Jahr alles fertig schreiben und dann im nächsten Jahr aufnehmen. Aber ja: Es ist definitiv überfällig!“
Dann mal an die Arbeit! Bleibt die Frage, wer denn da überhaupt die Songs schreibt? Winkler klärt auf und beantwortet zudem gleich auch noch die Frage nach dem Status von Gloryhammer-Vater Chris Bowes: „Chris ist nach wie vor der Hauptsongschreiber. Ich helfe mit, der Hootsman (Anm. Kaufi: Bassist James Cartwright) hilft mit. Und der Schlagzeuger (Anm. Kaufi: Ben Turk) macht die Orchestrierung.“ Und wie ist das jetzt mit Chris? „Er hatte sehr viel zu tun mit Alestorm. Aber das Hauptproblem ist, dass er ausgewandert ist in die USA. Live wird er auf der US Tour dann wieder dabei sein. Seine Aufgabe ist momentan wirklich nur das Songwriting. Aber er ist nach wie vor offizielles Mitglied von Gloryhammer, wir wüssten jedenfalls nichts anderes“ lacht Thomas.
Kann man denn schon etwas zum neuen Konzept erfahren? „Es wird in einer anderen Dimension spielen. Zeitlich? Diverse sagen in „Ancient Japan“. Aber wahrscheinlich gibt es dann auch eine Vermischung von verschiedenen Epochen. Eine Vermischung von Science Fiction und Fantasy, Laser Shooting Dinosaurs ist ein Thema, U-Boote sind ein Thema – es gibt also diverse lustige Einfälle. Was es dann schlussendlich auf das Album schafft, kann ich noch nicht sagen.“
Das gibt dann sicher auch wieder neue Bühnenoutfits! Winkler stimmt zu: „Ich hab schon eine Rüstung gekauft für das neue Album. Aber ob die dann so umgesetzt wird oder ob es noch Änderungen gibt, ist noch nicht sicher. Die Ideen für die Outfits sucht jeder für sich selbst. Danach tauschen wir uns aus – passt das, passt das nicht? Denn auf eine Art und Weise muss es schlussendlich ein einheitliches Bild geben. Für das nächste Album wollen wir dann wohl eben etwas teurere, aufwendigere Kostüme machen lassen. Es soll ja cool aussehen auf der Bühne!“
Nach den ersten beiden Alben dachte nicht nur ich, dass Gloryhammer jetzt aber so richtig durch die Decke gehen werden. Ohne dass ich jetzt respektlos sein will – aber richtig durchgestartet ist die Band noch nicht. Zu einem gewissen Grad ist das sicher auch Eigenverschulden, weil es jobmässig für einige kaum funktionieren würde. Aber man fragt sich: Was wäre eigentlich möglich? „Ja, wir wollen es nicht übertreiben mit Touren und so“ erzählt Prinz Angus. „Doch dafür, dass wir erst zwei Alben draussen haben, ist’s schon extrem gut gelaufen! Andere Bands wie beispielsweise Sabaton – die waren nach zwei Alben kaum weiter als wir. Ich persönlich sehe noch sehr viel Potenzial! Klar, es hängt auch von der musikalischen Entwicklung ab. Wenn ich diese Tour anschaue…. Ok, heute Abend ist hier möglicherweise etwas weniger los als gestern in Paris, aber sonst läuft’s gut, die Merchverkäufe laufen gut…“ Apropos Merch: Da stechen Gloryhammer auch aus der Masse heraus! Immer wieder herrlich, wie viele verschiedene und neue Motive die Band rausbringt. Ich weiss jedenfalls, warum ich heute noch einen Besuch am Bankomat gemacht habe! Doch nochmals zurück zum Thema. Thomas ist jedenfalls ambitioniert: „Eben: Aus meiner Sicht läuft’s wirklich supergut. Klar sind wir nicht auf einem Level wie beispielsweise Powerwolf. Aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass wir das mit den nächsten beiden Alben erreichen können. Das wäre dann auch das Thema, dass man showmässig aufstocken könnte. Da könnte man dann durchaus auch mal grössere Produktionen fahren.“ Doch das würde dann irgendwann eben bedeuten: 100% Musiker. Auch dessen ist sich der Sänger natürlich bewusst: „Das ist schon so. Was allerdings auch geht – Powerwolf haben das vorgemacht: Die spielten einfach Wochenend-Shows. Das finde ich persönlich auch ein gutes Konzept, das könnte vielleicht für uns passen. Aber diese Frage stellt sich momentan grad nicht.“
Thomas ist bekanntlich der einzige Schweizer, umgeben von Briten, in dieser Band. Wie sieht denn das aus mit Schweizer Tugenden und Fondue-Abenden bei Gloryhammer? „Fondue haben sie echt gern“ lacht er. „Mit Alestorm war ich übrigens grad kürzlich beim Fondue-Essen, als sie in der Schweiz waren. Ansonsten: Pünktlichkeit ist wohl eine der Schweizer Tugenden, die ich mitbringe. Ich versuche die anderen etwas zu Pünktlichkeit zu erziehen. Es scheitert zwar immer, aber ich gebe nicht auf!“
Winkler ist neben Gloryhammer auch eine viel beschäftigte Person. Bleibt da überhaupt Zeit, um die Metalszene im Auge zu behalten? „Auf Facebook sehe ich einiges, auch Reviews bei euch lese ich ab und zu. Aber ansonsten – eigentlich höre ich gar nicht so viel Metal oder Musik im Allgemeinen. Ich komme nicht wirklich dazu. Ich hab kein MP3 unterwegs, ich übe einfach daheim und dann meistens unser Set. Oder dann singe ich zu irgendwelcher Fantasy Musik, Lord of the Rings Themes – solche Dinge.“
Thomas hat seinen Tee ausgetrunken und es wird langsam Zeit, sich auf die Show vorzubereiten. Besten Dank an dieser Stelle nochmals dafür, dass du dir so kurzfristig etwas Zeit genommen hast, Thomas! Und jetzt rüber in die Musigburg, die Show startet bald…