Die Ice Rock-Eskalation – «Ja sicher isch das öpis gsi!»
Dutti: 2018 begann die Festival-Saison für mich erstmals äusserst früh. Zusammen mit Metalinside-Kollege Kaufi und ein paar anderen verrückten Rockerköpfen stattete ich während dreier Tage dem Ice Rock Festival im «Emmitau» einen Besuch ab. Hammermässige Musik, literweise Bier, köstliches Chili con Carne en masse – kurzum; es war ein Fest! Sämtliche Details (und Eskalationen) entnehmt ihr dem nachfolgenden Festival-Bericht.
Etliche meiner Kollegen haben sich über einen längeren Zeitraum hinweg als hartnäckige Überredungskünstler erwiesen. Nun hat es endlich geklappt. Der ehrenwerte Herr Dutti ist bei der inzwischen 16. Ausgabe des Ice Rock Festival als Jungfrau mit an Bord. Gehört habe ich bisher ausschliesslich gute Dinge über diese Veranstaltung. Es kann sogar vorkommen, dass man vor Ort Bier wärmen muss, um ein mögliches Einfrieren zu vermeiden. Tja, wir sprechen ja schliesslich auch am vom im wahrsten Sinne des Wortes coolsten Festival der Schweiz. Im Vorfeld sorgten die Facebook-Videos des Veranstalter-Duos Fridu Gerber und Marco Forster für beste Unterhaltung. Die Fans konnten alles von Anfang an verfolgen: Bandbestätigungen, Aufbau etc. Sehr sympathisch! Das kennt man zwar schon von Monster-Events wie Wacken oder dem Summer Breeze Open Air, aber hier ist alles effektiv noch pure, ehrliche Handarbeit mit viel Herzblut. Das verleiht der ganzen Geschichte einen ganz anderen Charme. Möge das eisige Abenteuer beginnen!
Kaufi: Im Gegensatz zu Dutti habe ich bekanntlich bereits Ice Rock Erfahrungen gesammelt. Immer wieder schön, all die bekannten Leute wieder mal zu treffen – Familienzusammenkunft! Es gibt wohl kaum ein passenderes Wort für diese Veranstaltung… Wettermässig ist es äusserst angenehm, kein Schnee und kein Eis, keine Gefahr, dass das Bier gefriert! (Anm. Dutti: Juhui!) Also – auf geht’s!
Donnerstag, 04.01.2018 – Alles andere als ein Kaltstart
Dutti: Wir kommen kurz vor 18 Uhr im Forum Sumiswald an, welches für die nächsten paar Tage unser Schlafplätzchen sein wird. Sportlich werden wir uns wahrscheinlich nicht grossartig betätigen. Oder ist der exzessive Konsum von Bier inzwischen endlich olympisch? Anyway, es folgt ein rascher Zimmerbezug und der erste Einstimmung-Hopfentee in der Kantine. Danach geht’s auch schon in Richtung Shuttlebus. Nach einer kurzen Fahrt stehen wir schliesslich kurz nach halb acht vor der landwirtschaftlichen Scheune. Der Eingangsbereich wird mit einem schmucken Zelt aufgewertet. Wintersturm «Burglind» hat glücklicherweise kaum Schäden angerichtet. Kälte? Fehlanzeige! Im Innern der nicht alltäglichen Location herrschen äusserst angenehme Temperaturen. Einige rennen sogar im T-Shirt durch die Gegend. Sofort erkennt man viele bekannte Gesichter, was natürlich umgehend eine ausgiebige Begrüssungsorgie mit sich bringt. Doch sonderlich viel Zeit verschwenden wir damit nicht, denn die erste Truppe spielt ja bereits. Auf zur Bühne!
One Desire
Dutti: Die finnischen Melodic Rocker von One Desire dürfen das Festival eröffnen. Die Truppe rund um Frontmann André Linman zeigt eine solide und sympathische Show. Das Publikum ist ebenfalls bereits in Partystimmung. So sollte es doch eigentlich immer sein. Dank der Zusammenarbeit zwischen der Souls Of Rock Foundation und dem Ice Rock Festival konnte den Jungs der hiesige Auftritt überhaupt ermöglicht werden. Zu hören gibt’s beinahe ausschliesslich Material vom Debüt-Silberling der Finnen. Als emotionaler Schlusssong wird allerdings die Ballade «Indian» aus den Boxen geschmettert. Dabei handelt es sich um eine Hymne von Andrés anderer Truppe Sturm und Drang, um die es jedoch seit einer Weile ziemlich still geworden ist. Keine Ahnung, weshalb etliche Nasen bei dieser ruhigen Nummer plötzlich darauf losquasseln müssen. Wie wäre es mit zuhören und geniessen, meine Damen und Herren? Ich bin gespannt, wohin die Reise dieser jungen Truppe noch gehen wird.
Lords Of Black
Dutti: Vor dem Auftritt der nächsten Truppe ehrt Fridu noch ein Pärchen, welches offenbar seit dem allerersten Ice Rock immer mit von der Partie ist. Die beiden dürfen auf der Bühne ein Geschenk entgegennehmen. Nette Geste. Am Ice Rock sind offenbar alle auf irgendeine Art und Weise eine kleine (oder grosse) Familie.
Dann steht allerdings wieder die Musik im Vordergrund. Der stimmgewaltige Ronnie Romero (der einigen wohl auch wegen seiner Engagements bei Rainbow oder CoreLeoni ein Begriff sein dürfte) und seine drei Kollegen ballern der Masse nun während den nächsten 90 Minuten eine ordentliche Ladung Heavy Metal um die Lauscher. Allerdings kämpfen Sie leider während beinahe zwei Dritteln ihres Auftritts mit mühsamen Soundproblemen. Ronnies Stimmorgan ist kaum zu hören und auch Tony Hernandos Klampfe wirkt verhältnismässig leise. (Anm. Kaufi: In der Tat sehr bitter, denn das enorme Potenzial Romeros kann so kaum erfasst werden). Doch die Spanier und ihr chilenischer Frontmann lassen sich davon nicht beirren. Plötzlich klingt die ganze Angelegenheit deutlich besser. Für das Schluss-Furioso schicken die schwarzen Lords zwei Cover-Versionen ins Rennen: «Neon Knights» (Black Sabbath) und «We Rock» (Dio). Starke Aktion! Ronnie zeigt sich nochmals von seiner besten Seite.
Nach der Show hat Veranstalter Fridu für das Publikum nur noch eine Frage: «Isch das öpis gsi?». Dank einer soundtechnischen Leistungssteigerung und einem fulminanten Schlussspurt der Band kann die gezeigte Darbietung am Ende doch durchaus als gelungenen bezeichnet werden. Da sich so langsam der Hunger bemerkbar macht, ist es an der Zeit nach einer Nahrungsquelle zu suchen. Rasch werde ich fündig. Dieses unglaublich feine Chili con Carne ist absolut empfehlenswert und ein wahrer Gaumenschmaus. En Guete!
Setliste Lords Of Black
- Merciless
- Nothing Left To Fear
- Everything You’re Not
- New World’s Comin‘
- The Art of Illusions, Part I: Smoke And Mirrors
- The Art of Illusions, Part II: The Man From Beyond
- Ghost Of You
- Forgive Or Forget
- Lords Of Black
- Cry No More
- Shadows Of War
- When Everything Is Gone
- Neon Knights (Black Sabbath-Cover)*
- We Rock (Dio-Cover)*
*Zugabe
Thunderstone
Dutti: Der zweiten finnischen Kapelle des heutigen Abends gebührt gleichzeitig auch die Headliner-Rolle. Von der ersten Sekunde an ist den Herren von Thunderstone aus Hel(l)sinki die Spielfreude deutlich anzumerken. Sie servieren uns ein souveränes Set mit vielen coolen Nummern. Sänger Pasi Rantanen ist sehr gut bei Stimme. Glatzkopf Nino Laurenne an der Gitarre entpuppt sich dagegen als echter Pausenclown. So bezeichnet er seinen Frontmann bei der Bandmitgliedervorstellung beispielsweise als «the man with the hairy chest». Pasi öffnet aufgrund dessen provokativ die oberen Knöpfe seines Hemds. Aber auch Basser Titus Hjelm geizt nicht mit witzigen Anekdoten. Am Ende müssen die Jungs wegen vehementen Forderungen des Publikums sogar die Zugabe von der Zugabe spielen. Da sie offenbar keine weiteren Songs mehr in petto haben, muss ein bereits gespielter nochmals herhalten. Doch das stört das Publikum keinesfalls. Im Gegenteil – die Finnen werden frenetisch gefeiert. Nino spricht am Ende gar von der verrücktesten Thunderstone-Show, die er jemals erlebt hat.
Kaufi: Lange, viel zu lange ist’s her, seit Thunderstone in der Schweiz waren. Keine Frage: Auf diese Finnen freu ich mich wie sonst auf kaum eine Band an diesem Weekend! Die Erwartungen werden erfüllt: Die eigentlich eher kühlen Nordmänner hauen eine bärenstarke Show raus, bei der zwar lange Zeit das aktuelle Album sowie „Evolution 4.0“ die Setliste dominieren. Erst gegen Ende kommen die Songs der beiden stärksten Alben „The Burning“ respektive „Tools Of Destruction“ endlich auch zum Zug. Was die Stimmung nochmals steigern lässt, nicht nur bei mir. Die Finnen werden abgefeiert, als ob es kein Morgen gäbe! „Forth Into The Black“ bildet die erste Zugabe – totale Eskalation! Es soll nicht das einzige Mal bleiben… Nach dem kaum schwächeren „Until We Touch The Burning Sun“ ist Schluss. Denkt man. Denkste! Die Fans schreien, toben, rufen, eskalieren, feiern – und Thunderstone schnappen sich tatsächlich nochmals ihre Instrumente! Wie Dutti bereits vermeldet hat, haben die Jungs keine weiteren Songs auf Lager. Darum gibt’s eine Wiederholung. Warum dies allerdings „Dirt Metal“ ist, finde ich dann schon etwas komisch, denn diese Nummer stammt bekanntlich aus der Zeit, als ein gewisser Rick Altzi Sänger in dieser Band war… Nichtsdestotrotz ein absolut furioses Ende des ersten Festival Tages!
Setliste Thunderstone
- The Path
- Forevermore
- Veterans Of The Apocalypse
- Virus
- Higher
- Dirt Metal
- Weak
- Through The Pain
- 10’000 Ways
- Down With Me
- Break The Emotion
- Face In The Mirror
- Tool Of The Devil
- Forth Into The Black*
- Until We Touch The Burning Sun*
- Dirt Metal**
*Zugabe
** Zweite Zugabe
Das Fanzit – Donnerstag
Dutti: Zweifelsohne ein gelungener Auftakt in das diesjährige Ice Rock-Festival. Drei coole Bands bescherten den anwesenden Fans einen rockigen Konzertabend. Mit One Desire und Thunderstone durfte ich zwei starke finnische Truppen kennenlernen, die sich sogleich einen Platz in meiner persönlichen Sammlung sichern konnten. Eine Scheune mag zwar eine eher ungewöhnliche Festival-Location sein, doch dank des angenehmen Ambientes habe ich mich zu keiner Sekunde unwohl gefühlt. Die Zuschauerzahl konnte sich – für einen Donnerstagabend – ebenfalls durchaus sehen lassen.
Fotos Ice Rock Festival 2018 – Tag 1 (Kaufi)
Freitag, 05.01.2018 – Ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen vier Bands
Dutti: Stress ist am Ice Rock Festival glücklicherweise kein Thema. Gemütlich geht’s zum Frühstück und anschliessend werden die Stunden bis zum Abend mit Hallenbadbesuchen oder Metalinside-Arbeiten überbrückt. Offenbar habe ich meinen Zimmergenossen ein bisschen den Schlaf geraubt. Die Kombination aus übermässigem Alkoholkonsum und einer verstopften Nase lässt mich leider oftmals zu einer schnarchenden Monstrosität mutieren. Sorry nochmals an dieser Stelle für die ruinierten Träume! (Allerdings war ich in besagter Nacht bei weitem nicht der einzige, der Überstunden im lokalen Sägewerk machte…).
Kollege Kaufi hat am späteren Nachmittag noch einen Interviewtermin mit den Jungs von SpiteFuel, auf welchen er sich schon sehnsüchtig freut. Details gibt’s sicherlich in Bälde auf unserer Homepage nachzulesen. Für mich geht’s erst um 18 Uhr auf den Shuttlebus und ab aufs Gelände. In der beheizten Scheune muss natürlich – trotz erneut drohender Sägewerk-Arbeit in der Nacht – umgehend der erste Hopfentrunk her. Noch bleibt der grosse Publikumsaufmarsch aus. Ich platziere mich auf der linken Bühnenseite in der Nähe des Merchandise-Stands. Optimale Sicht. Alles ist bereit für die zweite Runde.
SpiteFuel
Dutti: Vollgas-Rock mitten in die Kauleiste! Das könnte durchaus das Motto der ersten Truppe des heutigen Abends sein. SpiteFuel aus dem Schwabenländle lassen sich nicht lange bitte und platzieren den Fuss von Beginn weg auf dem Gaspedal. Sänger Stefan Zörner ist ein waschechtes Energiebündel. Keine Ahnung, ob Kaufi ihn so überhaupt einmal mit seiner Linse einfangen kann. Mit Basser Matthias Lüönd ist sogar die Schweiz in der deutschen Truppe vertreten. Aufgrund des Heimvorteils darf der junge Bursche den Grossteil der Ansagen übernehmen. So teilt er uns mit, dass SpiteFuel heute zum ersten Mal in der Schweiz spielen. Dank dieser energiegeladenen Show wird es definitiv nicht das letzte Gastspiel hierzulande gewesen sein. Einzig das Motörhead-Cover von «Ace Of Spades» als Auftrittsabschluss vermag nicht wirklich zu überzeugen. Die Jungs könnten ungeniert bei ihrem eigenen Material bleiben. Das ist nämlich zweifelsohne gut genug. Ein schweisstreibender Auftakt in den zweiten Festivaltag. Ich freue mich auf ein – hoffentlich – baldiges Wiedersehen. Die Band wäre allenfalls ein Kandidat für eine Show im Hall Of Fame (falls es dort noch freie Plätze im Konzertprogramm 2018 haben sollte).
Kaufi: Heilbronn’s Finest! SpiteFuel gibt’s noch gar nicht so lange und dürfte somit den meisten Fans heute nicht wirklich ein Begriff sein. Im Vorfeld des Ice Rock’s hab ich allerdings schwer Werbung für die Jungs gemacht – wehe, wenn sie jetzt nicht die Hütte rocken… Vor der Show durfte ich noch ein ausführliches Interview mit Matthias und Stefan machen, bei dem allerdings die ganze Band inklusive Manager zugegen war. Diese äusserst unterhaltsame Story folgt in Kürze auf diesem Kanal. Gitarrist und Georg Lynch Fan Timo hat derweil wieder seine edle „Wicked Sensation“-Klampfe dabei – und gewinnt damit unangefochten den Titel „Geilste Sechssaiter des Festivals“! Doch nun zur Musik…
Mit „Purified“ und „Devil’s Darling“ legen die vier Schwaben und ihr Schweizer los wie die Feuerwehr. Mit nur einem Album am Start ist die Songauswahl natürlich etwas begrenzt, doch mit „Tainted“ gibt’s ja noch ein Überbleibsel aus Strangelet-Zeiten. „Whorehouse Symphony“, „Never Surrender“ und das göttliche „Sleeping With Wolves“ entpuppen sich wenig überraschend als die Highlights. Nicht sehr originell ist das abschliessende „Ace Of Spades“ – welches allerdings schon stark gespielt ist, das kann man nicht abstreiten. Nun – da bald das zweite Album rauskommt, ist die Chance gross, dass in Zukunft auf Motörhead verzichtet wird.
SpiteFuel’s Schweizer Premiere ist jedenfalls gelungen. Jungs, ihr dürft gerne wieder irgendwo antraben!
Setliste SpiteFuel
- Purified
- Devil’s Darling
- Tainted
- Whorehouse Symphony
- Privilege Of Power
- Never Surrender
- By My Hand
- Catching Fire
- Sleeping With Wolves
- Triad Of Faith¨
- Ace Of Spades (Motörhead-Cover)
Maverick
Dutti: Wenn meine Recherchen stimmen, ist als nächstes eine japanische Heavy Metal-Kapelle an der Reihe. Äh was? Diese Typen auf der Bühne sehen ja irgendwie überhaupt nicht asiatisch aus. Kollege Internet weiss umgehend Rat. In Nordirland existiert ebenfalls eine Band, die auf den Namen Maverick hört. Das passt doch schon eher. Spätestens der markante Akzent von Sänger David Balfour lässt schliesslich keine Zweifel mehr am Herkunftsort des Quintetts aufkommen.
Die Jungs aus der nordirischen Hauptstadt Belfast scheinen echte Publikumslieblinge zu sein. Scheinbar waren sie schon an der Rocknacht Tennwil im September des vergangenen Jahres hierzulande zu Gast. Während des gesamten Auftritts herrscht eine ausgezeichnete Stimmung. Bei einigen weiblichen Fans kann man sogar beinahe schon die ominösen Herzchenäuglein erkennen. Stiltechnisch kann man die Band den Bereichen Hard Rock und Groove Metal zuordnen. David verfügt über ein hammermässiges Stimmorgan und trifft auch die hohen Töne problemlos. Zur grossen Freude der gesamten Zuhörerschaft ballern uns die Nordiren ebenfalls eine Cover-Version der Gotthard-Hymne «Top Of The World» um die Lauscher. Das machen sie in sackstarker Manier. Sie hätten sich absichtlich ein nicht ganz so bekanntes Stück ausgesucht. Der verstorbene Steve Lee zählt zu den Idolen von David. Stolz verkündet er uns, dass er Gotthard als kleiner Knirps noch in der Original-Besetzung live erleben durfte. Jep, Maverick kann ich sorglos weiterempfehlen.
Kaufi: Maverick erhalten von mir leider nicht die Aufmerksamkeit, die sie verdient hätten. Da mich SpiteFuel sowohl mit Bier wie mit Musik massiv gefordert haben, ist eine Kurzpause angesagt – Chili ist Trumpf! (Anm. Dutti: Definitiv – und das an allen drei Festivaltagen!). Und so verfolge ich die Nordiren mehr aus dem Hintergrund. Doch spätestens mit dem Gotthard Cover „Top Of The World“ haben sie meine volle Aufmerksamkeit! Sehr aussergewöhnlich, diese Wahl – und wirklich stark gespielt. Ganz klar: Eine weitere Band, deren CDs auf meinem Einkaufszettel notiert werden! (Anm. Dutti: Dito!).
Setliste Maverick
- All For One
- Snakeskin Sinner
- Myrmidon
- Beyond The Gates
- Renegade
- One More Day (Quid Pro Quo)
- Electric
- Whiskey Lover
- Got It Bad
- Mademoiselle
- The One
- Forever
- Top Of The World (Gotthard-Cover)
- Asylum
- In Our Blood
Tygers Of Pan Tang
Dutti: Die britischen Tiger sind los und wagen sich um 22.30 Uhr an ihren Headliner-Auftritt. Die seit 1978 existierende Band zählt zu den altgedienten Vertretern des New Wave Of British Heavy Metal (NWOBHM). Allerdings blieb den Tygers Of Pan Tang – ähnlich wie beispielsweise ihre Kollegen von Diamond Head – der grosse Durchbruch verwehrt. Leider gab’s und gibt’s innerhalb dieses Genres an den unangefochtenen Platzhirschen Iron Maiden und Saxon kaum ein Vorbeikommen. Der weisshaarige Klampfer Robb Weir ist das einzig verbliebende Tygers-Gründungsmitglied.
Und wie schlagen sich die metallischen Raubkatzen auf der Bühne? Mit «Only The Brave» – einem Lied der aktuellsten Scheibe «Tygers Of Pan Tang» aus dem Jahre 2016 – legen die Herrschaften unglücklicherweise einen ziemlichen Kaltstart hin. Das Ding packt niemanden so wirklich. Doch der Fünfer kann das Ruder direkt im Anschluss herumreissen und setzt nun primär auf ältere Werke. Die 1981er-Platte «Spellbound» ist beispielsweise sehr prominent in der heutigen Setliste vertreten. Es sei sowieso das Lieblingsalbum von Sänger Jacopo Meille. Das Publikum verfällt regelrecht in Ekstase. Mich packen im Speziellen die Hymnen «Take It» oder «Tyger Bay». Mit Micky Crystal haben die Tiger einen äussert talentierten Jungspund an der Saitenköniginnen-Front. Der Typ hat seine Gitarre aber vollends im Griff. Sein älteres Gegenstück Robb setzt dagegen eher auf die unterhaltsamen Elemente. Das liegt aber nicht bloss an seinem zweifarbigen, rotschwarzen Hemd. Nein, er klebt sich zwischendurch gerne einmal ein Plektrum an die Stirn. Die Lacher hat mit damit definitiv auf seiner Seite. Abgesehen vom missratenen Start servieren uns die Briten eine souveräne Headliner-Show.
Setliste Tygers Of Pan Tang
- Only The Brave
- Love Don’t Stay
- Lonely At The Top
- Gangland
- Euthansia
- Blood Red Sky
- Never Give In
- Keeping Me Alive
- Take It
- Don’t Stop By
- Tyger Bay
- Glad Rags
- Rock Candy
- Slave
- Raised On Rock
- Devil You Know
- Suzie Smiled
- Tush*
- Love Potion #9*
*Zugaben
Dutti: Nach der Show hat Fridus Tochter Lea Gerber noch einen kurzen Auftritt im Rampenlicht. Sie darf dem Volke ihre vom Vater so hochangepriesenen Pfeifkünste präsentieren. Eine sympathische und witzige Aktion. Die Gerber-Family lebt ihr Ice Rock Festival effektiv mit jeder einzelnen Körperfaser.
Black Diamonds
Dutti: Rock gepaart mit einer ordentlich Dosis Glam. Das passiert also, wenn vier Rheintaler dem Emmental einen Besuch abstatten. Die Rede ist von der Gruppe Black Diamonds, welche für das Abschlusskonzert des heutigen Festivaltages verantwortlich ist. Insbesondere das Outfit von Basser Andi macht der Glam-Geschichte alle Ehre: Schwarzer Pelz, Militärmütze und Arm-Netze. Mehr geht fast nicht.
Leider erzielt der Auftritt aufgrund von technischen Problem nicht zu hundert Prozent die gewünschte Wirkung. Gegen Ende wird es glücklicherweise besser. Den Jungs kann man allerdings keinen Vorwurf machen. Das Quartett ist mit vollem Elan bei der Sache. Die Publikumsreihen haben sich ziemlich gelichtet. Doch die Übriggebliebenen entpuppen sich als äusserst aktiv – sehr zur Freude der Black Diamonds. Sänger und Gitarrist Mich scheint gesundheitlich ein bisschen angeschlagen zu sein. Das hört man allerdings kaum. Trotzdem übernimmt Andi bei zwei Nummern den Job am Mikro und löst diese Aufgabe solide. Ein Wiedersehen mit den schwarzen Diamanten erachte ich als durchaus wahrscheinlich.
Kaufi: Glam Metal geht immer. Die Rheintaler haben vor einem knappen Jahr ein bärenstarkes Werk („Once Upon A Time“) auf die Menschheit losgelassen. Und so freue nicht nur ich mich tierisch auf diesen Gig. Mit „We Want To Party“ verkünden Fronter Mich Kehl und seine Jungs grad mal das Motto! Auch wenn es deutlich weniger Leute vor der Bühne hat als bei den Tygers zuvor: Die Stimmung ist ausgezeichnet. Die Black Diamonds treffen den Geschmack des Publikums, keine Frage. Die technischen Probleme mit der Gitarre hemmen zwischendurch etwas den Fluss, aber die Jungs überbrücken das äusserst souverän.
Auf die ultimative Party Hymne „Not Going Home“ verzichtet die Band überraschenderweise (zumindest für mich…), aber „Party All Night“ ist wahrlich keine schlechte Alternative! „Vampires Of The Night“ entpuppt sich gegen Ende zum Highlight des Sets – die Partystimmung steigt und steigt. Als Abschluss eine Coverversion? Hmm… Doch ich muss zugeben: Chuck Berry’s „Rock An Roll Music“ ist gut gewählt und bildet ein starkes Ende nach 60 Minuten. Fronter Mich dürfte froh sein, dass es nicht länger dauert – mittlerweile kann er seine Erkältung nicht mehr verheimlichen. Dennoch machte er hier einen fantastischen Job! Und nicht wenige sagten nach dieser Show: „Der beste Rausschmeisser in der Geschichte des Ice Rock!“ Joa, das kann ich so unterschreiben…
Setliste Black Diamonds
- We Want To Party
- Romeo & Juliet
- First Strike
- The Ghost And The Shadow
- I’ll Be Okay
- Love, Lies, Lonliness
- Judgement Day
- Thrillride
- Up All Night
- Vampires Of The Night
- Hands Of Destiny
- Rock And Roll Music (Chuck Berry-Cover)
Dutti: An dieser Stelle soll auch einmal der DJ sein wohlverdientes Lob erhalten. Zwischen den einzelnen Shows und auch am Ende des Tages kümmert sich dieser nämlich jeweils um das musikalische Programm und punktet dabei jeweils mit interessanten Playlists. Nach dem Black Diamonds-Gig geht’s ebenfalls wieder ordentlich zur Sache. Kollege Kaufi freut es natürlich überaus, dass er seine heissgeliebten Sabaton-Jungs zu hören bekommt. (Anm. Kaufi: The Last Stand! Yay!) Deswegen genehmigen wir uns dazu die eine oder andere kühle Blondine (wohlgemerkt Burgdorfer, nicht Feldschlössen) und leben frei nach unserem persönlichen Motto dieses Wochenendes: Wir eskalieren! (Anm. Kaufi: Totale Eskalation bei HammerFall’s „Hammer High“!)
Das Fanzit – Freitag
Dutti: Heute Abend lieferten sich sämtliche vier Bands ein echtes Kopf-an-Kopf-Rennen. Für mich persönlich gab’s keinen deutlich herausstechenden Gewinner. Allerdings haben mich die Auftritte der Tygers und SpiteFuel besonders beeindruckt beziehungsweise mitgerissen. Morgen dann bitte gerne mehr davon!
Kaufi: Mein Fazit unterscheidet sich etwas. SpiteFuel und Black Diamonds lassen mich eskalieren (Anm. Dutti: Unser Wort des diesjährigen Ice Rock, nicht wahr?). Maverick hätte ich – wie gesagt – etwas mehr Beachtung schenken sollen. Und die Tygers? Keine Frage, ein grossartiger Auftritt. Allerdings werde ich mit der Mucke einfach nicht warm. Zweifellos aber mein „Problem“…
Fotos Ice Rock Festival 2018 – Tag 2 (Kaufi)
Samstag, 06.01.2018 – Grossartiger Marathontag zum Abschluss
Dutti: Den Dreikönigstag nehmen wir ebenfalls ziemlich müde in Angriff. Dieses Mal waren allerdings keine nächtlichen Sägewerkarbeiten schuld, sondern wildes Partyvolk auf dem Flur vor unserem Hotelzimmer. (Anm. Kaufi: Gerüchten zufolge soll es sich hierbei um nordirisches Partyvolk gehandelt haben…). Gemächlich schlurfe ich schliesslich zum Frühstücksbereich. Dort macht sich für Fans auch gleich ein Vorteil des Forums bemerkbar. Einige der Bands (oder zumindest einzelne) Mitglieder nächtigen nämlich ebenfalls hier. So sitzt am Tisch gegenüber beispielsweise Herman Frank-Frontröhre Rick Altzi. Doch wir halten uns selbstverständlich zurück und lassen den Künstler in Ruhe Speis und Trank zu sich nehmen. Gelegenheiten für Gespräche wird’s noch genügend geben. Ziemlich sicher auch später dann auf dem Festivalgelände. Sieben Gruppen stehen am letzten Ice Rock-Tag auf dem Programm. Somit mache ich mich bereits ein paar Minütchen nach 14 Uhr auf dem Weg zum Shuttlebus, da ich auf keinen Fall etwas verpassen möchte.
Rock Out
Dutti: Die Jungspunde und Lokalmatadoren von Rock Out eröffnen den finalen Festivaltag. Florian Badertscher (Gitarre, Gesang), Severin Held (Gitarre), Luca Gfeller (Bass) und Tobias Gerber (Drums) mögen zwar noch grün hinter den Ohren sein, doch das lassen sie ich überhaupt nicht anmerken. Ganz im Gegenteil – in überraschend beeindruckender Art und Weise servieren sie dem Publikum einen Mix aus eigenen Songs und Cover-Versionen von Grössen wie AC/DC oder Lynyrd Skynyrd. Da hat nicht nur mein Kiefer während es gesamten Auftritts Bodenkontakt. Ihr Sound ist ein packender Mix aus Blues, Rock und Hard Rock. Zwischen den einzelnen Nummern klopft Florian schon Sprüche wie ein ganz Grosser. Damit sichert er sich zahlreiche Sympathiepunkte und bringt das Publikum immer wieder aufs Neue zum Schmunzeln. Bei «T.N.T.» ahmt Klampfer Severin sogar frech die typischen Angus Young-Bewegungen nach. Wer diese 60 Minuten verpasst, ist definitiv selbst schuld. (Anm. Kaufi: Jajaja. Es nervt mich ja auch mittlerweile….). Ich hoffe, dass die vier Jungs ihren musikalischen Weg erfolgreich weiterverfolgen können.
Setliste Rock Out
- Hellfire
- Ice Of Fire
- Young Boy
- Pain
- 7 Minutes
- Sin City (AC/DC-Cover)
- Sweet Home Alabama (Lynyrd Skynyrd-Cover)
- Hey Joe (Jimmy Hendrix-Cover)
- Deadriders
- T.N.T (AC/DC-Cover)
Damian Wilson
Dutti: Der nächste Act wollte eigentlich nur ein paar Tage Urlaub im Emmental machen und das Ice Rock-Festival als Gast geniessen. So hat er beispielsweise zum ersten Mal in seinem Leben eine Kuh gemolken (Anm. Kaufi: Dies übrigens nur, weil er frische Milch in seinen Tee wollte..!) und sich gestern und vorgestern unters Volk gemischt und sämtliche Konzerte angeschaut. Doch Fridu und Marco haben für den Engländer noch andere Pläne. Im heutigen Billing wurde extra von 16 bis 17 Uhr ein Zeitfenster für einen Auftritt des sympathischen Ex-Threshold-Fronters geschaffen. Allerdings weiss niemand so recht, was die anstehende Show so alles mit sich bringen wird.
Locker und gemütlich schreitet Mister Wilson schliesslich zur Tat. «Bewaffnet» ist er lediglich mit einer Akustik-Gitarre. Bevor er irgendeinen Ton spielt, bedankt er sich bereits artig beim Publikum und den Veranstaltern. Er fühle sich in dieser Umgebung einfach pudelwohl. Das sieht man ihm ehrlich gesagt auch an. Stets ziert ein Lächeln das Gesicht des Musikers. Dann beginnt er sein Set mit dem Stück «Soldier». Gebannt lauscht die sehr gut besuchte Scheune seiner Stimme, welche schlichtweg unglaublich ist. Ich habe Hühnerhaut am ganzen Körper. Auch «Written In Anger» und «Homegrown» lassen einen nicht kalt. Sehe ich da sogar bei einigen leichte Anzeichen von Tränenwasser? Damian singt sich regelrecht in die Herzen der Zuhörerschaft.
Der gute Mann scheint aber auch über eine komödiantische Ader zu verfügen. Mit witzigen Anekdoten aus seinem Leben hat er die Lacher rasch auf seiner Seite. Offenbar hätte Damian einmal beinahe den Job am Mikrofon nach einem unterhaltsamen Telefonat mit Steve Harris bei Iron Maiden übernehmen können. Er konnte nicht gleich antworten und musste sich in typisch englischer Manier erst einmal einen Tee zubereiten, um den Schock zu verdauen. Irgendwie ist es dann trotzdem nicht soweit gekommen. Die britischen Metal-Legenden entschieden sich am Ende für Blaze Bayley.
Zurück in die Gegenwart. Mit der Performance der Maiden-Klassiker «The Evil That Men Do» und «The Trooper» beweist uns der Sänger eindrücklich, dass er mit der Interpretation dieser Hymnen keine Probleme bekundet. Gitarren-Unterstützung erhält er nun übrigens von Phipu Bluedoeg Gerber.
Die Show-Elemente bei diesen beiden Nummern müssen unbedingt ebenfalls erwähnt werden. Damian animiert die Leute zu einer Mini-Wall Of Death – und das notabene bei einer Akustik-Show. Doch das Experiment glückt ohne Schwierigkeiten. Mister Wilson hat noch nicht genug. Nun steht das Stagediving auf dem Programm. Auch dieses Unterfangen klappt, obwohl der Sänger kurzzeitig sein Leben vor seinem geistigen Auge vorbeiziehen sieht. Dabei erscheint ihm unter anderem auch der ominöse Ice Rock-Hot Tub. Beim Stones-Cover «(I Can’t Get No) Satisfaction» sucht der Engländer schliesslich das schönste Mädel des Festivals, um mit ihr ein Bad zu nehmen. Fündig wird er schliesslich in einem Kerl. Die langen Haare hätten ihn irritiert. Kann ja mal passieren… Das eine oder andere Kleidungsstück muss noch dran glauben und danach geht’s in Form eines Crowdsurfing-Rennens hinein ins warme Nass. Genau wie ihm Vorjahr geht Damian somit erneut baden. Dieses ganze Rampensau-Benehmen sei übrigens unter anderem ein Grund für seinen Rauswurf bei Threshold gewesen. Offenbar konnten seine ehemaligen Bandkumpels mit so viel Charisma nicht umgehen. Das kann ich irgendwie nicht wirklich nachvollziehen – aber egal.
Einen Pfeil hat der durchnässte Sänger noch im Köcher. Er beschliesst seinen grandiosen Auftritt mit dem Stück «The Hunter» und lässt am Ende ein völlig verblüfftes Publikum zurück. Ohne Zweifel DER Auftritt des diesjährigen Ice Rock Festivals und – obwohl wir erst beim 6. Januar sind – wohl auch ein überaus heisser Anwärter auf den Titel Konzert des Jahres. Eines steht jedenfalls jetzt schon fest. Diesen Ausnahmekünstler muss ich unbedingt nochmals irgendwo live in Aktion erleben. Besser geht’s nicht. «Isch das öppis gsi?». «Sensationell!».
Kaufi: Konzert des Jahres? Am 6. Januar? Wer diese Performance von Damian Wilson erlebt hat, wird kaum mit seiner Zustimmung zögern! Gut – sehr viel mit Heavy Metal hat das zwar nicht am Hut. Aber dass es ein Sänger (fast) alleine schafft, das Publikum dermassen zu begeistern, ist absolut aussergewöhnlich! Nur schon die Darbietung von „The Evil That Men Do“ – Wahnsinn. Dann die Aktionen mit Wall Of Death, Stagediving, Crowdsurfing: Das alles bei einem AKUSTIK-Konzert! Dazu gönnt man sich auch mal ein Tässchen Tee auf der Bühne – selbstverständlich mit einem Schuss selbstgemolkener Milch. Immerhin gibt’s nach dem Bad im Hot Pot noch einen Hopfentee ohne landwirtschaftlichen Zusatz… Einfach Weltklasse!
Meine Wenigkeit ist gespannt, in welcher Form Damian Wilson 2019 beim Ice Rock vertreten sein wird. Vielleicht mit Maiden United? Wer weiss… Jedenfalls würde ich eine Rückkehr des Briten im nächsten Jahr noch nicht ausschliessen!
Setliste Damian Wilson
- Soldier
- Written In Anger
- Homegrown
- The Evil That Men Do (Iron Maiden-Cover)
- The Trooper (Iron Maiden-Cover)
- (I Can’t Get No) Satisfaction (The Rolling Stones-Cover)
- The Hunter
20 Dark Seven
Dutti: Ohje, die Heavy Rocker 20 Dark Seven (TwentyDarkSeven) tun mir schon fast ein bisschen leid. Nach so einer überragenden Damian Wilson-Show kann man eigentlich nur verlieren. Doch die Deutschen machen das Beste aus der Situation und schmettern eine mitreissende Show aufs Parkett. Damit gewinnen sie sämtliche Headbanger in der Scheune für sich. Die Kopfschüttler hatten bei Herrn Wilson ja nicht sonderlich viel zu tun. Frontmann Marcus Jürgens verfügt über eine kräftige Rockröhrenstimme. Die Band hat mit «Roar» (2014) und «Momentum» (2017) bisher zwei Scheiben veröffentlicht. Doch auch sie finden in ihrer Setliste Platz für eine Cover-Versionen. Für «Shot In The Dark» bedienen sie sich beim Prince Of Darkness höchstpersönlich – Ozzy Osbourne. Allerdings kann sich die 20 Dark Seven-Variante ebenfalls definitiv hören lassen.
Kaufi: 20 Dark Seven haben in der Tat einen sehr schweren Stand. Nicht wenige Zuschauer erholen sich erstmal von der Wilson-Show. Die Deutschen lassen sich dadurch aber wirklich nicht beirren und machen stellenweise einen auf Galgenhumor: „Ihr könnt zumindest so tun, als ob ihr unser Album kennt!“ Das kommt aber nicht arrogant oder frustriert rüber, sondern ehrlich und sympathisch. Und mit dieser Art holen sie sich auch verdienten Applaus ab.
Setliste 20 Dark Seven
- Intro – Blitzkrieg Bop (Ramones-Cover)
- Coming Home
- Come Undone
- Falling Away
- Hard Times Coming
- The Devil’s Doom Delight
- Heart Of A Lion
- Spoke In The Wheel
- Shotgun Heart
- Shot In The Dark (Ozzy Osbourne-Cover)
- Do You Like The Dark
Emerald
Dutti: Die Smaragde aus dem wunderschönen Kanton Fribourg sind als nächste Truppe an der Reihe. Am Mikrofon dominiert allerdings während der Ansagen der Zürcher Dialekt. Somit gibt’s für mich keine Verständnisprobleme. Nichtsdestotrotz bin ich dem ganzen Ice Rock-OK-Team natürlich äusserst dankbar, dass sie auch Leute aus dem sonst nicht sonderlich populären Kanton im Emmental zumindest für ein paar Tage willkommen heissen.
Doch wenden wir uns lieber wieder dem Geschehen auf der Bühne zu. Emerald haben im März des vergangenen Jahres ihr siebtes Studioalbum «Reckoning Day» veröffentlicht. Zu meiner grossen Freude finden gleich einige Stücke dieser fantastischen Platte den Weg in die heutige Setliste. Die Nummern zünden live irgendwie jedes Mal besser. Der Titel-Track und auch «Only The Reaper Wins» sind echte Kracher. «Through The Storm», «Signum Dei» und die Mitmach-Nummer «Horns Up» vermögen ebenfalls zu überzeugen. Die herausragenden Protagonisten dieses Gigs sind Sänger Mace Mitchell und Gitarrist Julien Menth. Letztgenannter ist richtiggehend entfesselt und kitzelt ein wildes Solo nach dem anderen aus seiner Saitenkönigin heraus. Die Spielfreude ist jedoch sämtlichen Bandmitgliedern deutlich anzusehen. Al Spicher ist sich für Grimassen hinter seiner Schiessbude sowieso selten zu schade.
Das sind sackstarke 75 Minuten, die Emerald hier zeigen. Sie geniessen ihre Ice Rock-Premiere in vollen Zügen und sind einem weiteren Besuch in kommenden Jahren offenbar alles andere als abgeneigt. Gemäss Aussage von Mace würde sie auch ohne Reklamation um 13 Uhr (oder so) spielen. Aus meiner Sicht wird die Truppe konstant besser. Deshalb darf man sich zurecht auf künftige Auftritte freuen.
Kaufi: Emerald sind mir selbstverständlich schon lange ein Begriff. Also der Name. Der Sound nicht wirklich. Doch das aktuelle Album „Reckoning Day“ ist mittlerweile auch in meiner CD-Sammlung vorhanden – ein starkes Stück Heavy Metal! So bin ich gespannt auf meine persönliche Live-Premiere…
„Only The Reaper Wins“ als Opener passt schon mal sehr gut, ein Song den ich kenne. Mace und seine Fribourger Mitmusikanten sprühen vor Spielfreude, nicht nur Drummer Al hat ein Grinsen ins Gesicht gemeisselt. Einzig Basserin Vania Truttman scheint ab und zu etwas fest auf ihr Arbeitsgerät konzentriert zu sein, doch auch bei ihr zeigt sich immer wieder mal ein Lächeln. (Anm. Dutti: Musste ich in vergangenen Konzertberichten auch schon erwähnen. Doch heute muss ich zu ihrer Verteidigung erwähnen, dass sie ihr Lächeln regelmässig zeigt. Einige Fotografen in der ersten Reihe vergessen vor lauter «Vania-Faszination» sogar beinahe das Knipsen. Kollege Kaufi aber selbstverständlich nicht. Der ist ja schliesslich Profi.)
Mit dem älteren Material bin ich wie gesagt nicht vertraut. Doch das macht nichts, denn auch da hat’s einiges dabei, welches gut ins Ohr geht. Muss wirklich mal noch meinen Bestand aufstocken… Die 75 Minuten vergehen jedenfalls wie im Flug und mit dem bereits dritten Iron Maiden Song des Tages beenden Emerald einen starken Auftritt! Mal sehen – im April spielen sie dann mit Crown Of Glory und Ross The Boss noch in Zug. Wäre eigentlich was…
Setliste Emerald
- Mist Of The Past (Intro)
- Only The Reaper Wins
- Hard To Be True
- Revenge
- Ancient Mystery
- No Easy Way Out (Robert Tepper-Cover)
- Face Of Evil
- Signum Dei
- Through The Storm
- Harleking
- Tears Of A Warrior
- Reckoning Day
- Horns Up
- Wasted Years (Iron Maiden-Cover)
Herman Frank
Dutti: Fridu kündigt an, dass nun ein paar Panzer durch Wasen brausen werden. Allerdings meint er damit weder die Schweden von Sabaton, noch die Schwarzmetaller Marduk. Nein, die Rede ist von Ex-Accept-Klampfer Herman Frank und seiner Truppe. Den Gesangs-Part übernimmt beispielsweise ein gewisser Rick Altzi. Doch was ist das? Kaum auf der Bühne verabschieden sich die Herrschaften auch schon wieder von uns und verschwinden im Backstage-Bereich. Ein Spässchen oder ein technisches Problem? Ich kann es nicht genau eruieren. (Anm. Kaufi: Definitiv ein Spässchen…). Glücklicherweise lassen sie sich rasch wieder blicken und drücken anschliessend ordentlich auf die Tube. Meine Fresse! Das fühl sich effektiv so an wie ein Panzer-Bataillon. Zerstörte Nackenwirbel sind das logische Resultat.
Einmal mehr stellt die Hymne «Ballhog Zone» vom aktuellen Silberling «The Devil Rides Out» alles andere in den Schatten. Aber auch die anderen Nummern bohren sich einem ungebremst in die Gehörgänge. Aber was erblicken meine Augen denn da? Hat der gute Rick etwa einen Teleprompter auf der Bühne? Tja, wenn man in zu vielen Bands gleichzeitig aktiv ist, leidet wohl die Textsicherheit darunter. Aber der Sänger mit de rauen Stimme lässt sich diesbezüglich nicht sonderlich viel anmerken. Der dauergrinsende «Herminator» geizt auch heute nicht mit seinen Solo-Einlagen. Am Tieftöner entdecke ich hingegen mit Michael Müller ein neues Gesicht. Da scheint Tomcat Kintgen damals beim Gig im Zürcher Werk 21 wohl nur eine Vertretung gewesen zu sein. Auf eigenen Wunsch spielt die Band übrigens «nur» eine Stunde. Meinetwegen hätte es ruhig eine kleine Verlängerung geben dürfen.
Kaufi: Ganz so euphorisch sehe ich die Sache nicht. Klar: Mit Herman Frank, Michael Müller, André Hilgers und Rick Altzi stehen viele Jahre Bühnenerfahrung vor den Fans. Die Spielfreude ist da, der Spass ist da, die Qualität ist da, die Wucht ist da – aber im Gegensatz zu Kollege Dutti geht fast nichts ungebremst in meine Gehörgänge. Die Songs vermögen mich nicht zu fesseln. So gesehen hätte ich nichts dagegen, wenn da der eine oder andere Titel aus Hermans Vergangenheit (Accept, Victory) im Programm wäre. Umgekehrt ist es der Truppe hoch anzurechnen, dass sie genau dies NICHT macht und ihr eigenes Material präsentiert! Dass es dann für einen Schreiberling nicht so reinhaut, ist ja nicht deren Problem. Denn der grösste Teil der etwa 500 Zuschauer feiert die Band eine Stunde lang ab. Somit machen sie fraglos irgendwas richtig…
Setliste Herman Frank
- Roaring Thunder
- Right In Your Guts
- Welcome To Hell
- Ballhog Zone
- Welcome To The Show (Moon Doc-Song)
- Shout
- Running Back
- Hero
- License To Kill
- Starlight
- Falling To Pieces
- Can’t Take It
Dream Evil
Dutti: Kollege Kaufi ist schon ganz hibbelig. Es folgt nun nämlich der Auftritt seines absoluten Festival-Höhepunktes. Die schwedischen Schwermetaller Dream Evil geben sich die Ehre. Sänger Nick Night trägt eine Irokesenfrisur und hat seine Fratze mit einem schwarzen Balken dekoriert. Die Truppe wird oftmals als HammerFall-Klon beziehungsweise HammeFall-Parodie bezeichnet. Ja, soundtechnisch sind durchaus gewisse Parallelen zu ihren Landsleuten erkennbar. Doch leider haut mich dieser Auftritt überhaupt nicht aus den Socken. Mit der Zeit verlassen sogar einige Personen die Scheune. Eine Shakira-Tanzeinlage und ein kurzes «Barbie Girl»-Gedudel des Herrn am Mikro zaubern mir zusätzliche Fragezeichnen auf die Stirn. Ob da wohl ein bisschen Alkohol im Spiel ist? (Anm. Kaufi: Kann man möglicherweise nicht ganz ausschliessen. Der Mann hatte am Tag zuvor Geburtstag…). Jedenfalls empfinde ich diese Darbietung eines Headliners bisher eher nicht würdig. Kaufi wird es anders sehen, deswegen überlasse ich die Schwärmerei ihm. Mich packt’s leider erst ab der Nummer «Made Of Metal» und somit gegen Ende der Show. Nun muss selbst ich zugeben, dass die schwedischen Heavy/Power-Metaller ziemlich Gas geben. Mit «The Chosen Ones» folgt sogleich die nächste Überhymne. Dutti ist endlich im Headbanger-Modus angekommen. (Anm. Kaufi: Sch öppe Ziit!) Mit dem Zugaben-Block bestehend aus «Chasing The Dragon» und «The Book Of Heavy Metal» gelingt dem Quintett trotzdem noch ein versöhnlicher Abschluss.
Kaufi: Der Kollege Dutti ist bekannt dafür, dass ihm ja eigentlich ALLES gefällt, was härtere Gitarren und so zu bieten hat. (Anm. Dutti Sehr vieles! «Alles» wäre dann doch ein wenig übertrieben.) Dass er hier jetzt gelangweilt ist, verstehe ich nicht wirklich. Und – ganz neutral betrachtet! – gehört er mit dieser Meinung auch zur Minderheit! (Anm. Dutti: Ich Rebell!) Denn was Dream Evil hier vom Stapel lassen, gehört zum Besten in der Geschichte des Ice Rock Festivals! Aber der Reihe nach…
Die Schweden starten mit der neuen Hymne „Dream Evil“ standesgemäss in ihr Set, denn dies ist unbestritten eines der grossen Highlights auf dem aktuellen Album „Six“. Aber auch bei Fredrik Nordströms Truppe wünscht sich der geneigte Fan möglichst viel älteres Zeug. Mit „In Flames You Burn“ und dem grandiosen „Crusader’s Anthem“ werden gleich auch mal zwei solcher Fetzen dem Publikum zum Frass hingelegt. Meine Stimme. Mein Nacken. Totale Eskalation. (Anm. Dutti: Kann ich so bestätigen. Habe von meinem Plätzchen beste Sicht auf den total eskalierenden Kollegen in der ersten Reihe.). Die Nordlichter präsentieren uns nun einen schönen Querschnitt durch ihre Diskographie und beweisen ein gutes Händchen, indem sie bei den neueren Alben wirklich die stärksten Songs auswählen. „Fire! Battle! In Metal!”, „United“, „Immortal“ – und das bärenstarke „Six Hundred And 66“. Dazwischen dann wieder Klassiker der Marke „Heavy Metal In The Night“.
Frederik Nordström hat dafür zwischendurch immer mal wieder Ärger mit Klampfe und Verstärker. Auch wenn er das zu überspielen versucht: Ganz glücklich scheint er verständlicherweise nicht zu sein. Fronter Nick überspielt das dann halt mit ein paar – zugegeben – schrägen Einlagen. Barbie Girl? Öööhm….
Doch irgendwann sind die Probleme behoben, die Show geht ohne weitere Störungen weiter. Nach „Bang Your Head“ (mein Nacken…!) gibt’s das ultimative Old School Finish. Auf „Children Of The Night“ folgt „Made Of Metal“. Und dann mit „The Chosen Ones“ der vielleicht beste Song überhaupt! Mitsingen ist nicht mehr bei mir, das ist nur noch krächzen. Neben mir steht Damian Wilson und feiert, hinter mir stehen David, Richie und Ryan von Maverick, ebenfalls in bester Feierlaune. Eskalation wo man hinschaut! Ganz grosses Kino!
Als ob das nicht genug wäre, hauen die Schweden aber nochmals zwei Killer raus: „Chasing The Dragon“ und die ultimative Hymne „The Book Of Heavy Metal“ hinterlassen nichts als verbrannte Erde. So und nicht anders tritt ein richtiger Headliner auf! Dream Evil’s Premiere auf Schweizer Boden darf man problemlos als „gelungen“ ansehen…
Die Band zeigt sich anschliessend – wie fast alle ihre Vorgänger – auch beim Merchstand und unterschreibt bereitwillig CDs und andere Dinge. Vor allem die drei Jungs von Maverick eskalieren vor Freude und posen für Selfies mit den Schweden. Diese (zumindest einige davon…) geben nun richtig Gas und geniessen die offensichtlich massiv günstigeren Getränke…
Setliste Dream Evil
- Dream Evil
- In Flames You Burn
- Crusaders‘ Anthem
- Hellride
- United
- Immortal
- In The Night
- Heavy Metal In The Night
- Fire! Battle! In Metal!
- Six Hundred And 66
- Into The Moonlight
- Bang Your Head
- Children Of The Night
- Made Of Metal
- The Chosen Ones
- Chasing The Dragon*
- The Book Of Heavy Metal*
*Zugabe
Chainer
Dutti: Als Rausschmeisser-Truppe fungieren in diesem Jahr die aus der Westschweiz stammenden Chainer. Zu hören gibt’s sauberen Heavy Metal in Reinkultur. Leider hat die Truppe rund um Frontmann Kevin Van Raiser in letzter Zeit immer wieder mit personellen Veränderungen zu kämpfen. Drummer Yvan hat seinen Abschied angekündigt und wird noch ein paar letzte Gigs mit der Band spielen. Am Bass ist nach dem Abgang von Axel Whiteman ein neues Gesicht. Leider ist mir der Name des werten Herrn entfallen. Hoffentlich nehmen diese Rotationen in absehbarer Zeit ein Ende. Chainer sind nämlich zweifelsohne eine talentierte Truppe. Insbesondere Kevin ist mit einem ziemlich markanten Stimmorgan gesegnet.
Zu Beginn der Show trägt er eine Sonnenbrille und einen langen Mantel. Man will ja schliesslich das Rockstar-Image brav pflegen. Jedoch muss er sich bereits nach dem zweiten Song entschuldigen. Grinsend gibt er zu, dass er einfach jedes Mal irgendetwas vergesse. Heute Abend ist es die Setliste. Doch nach einem kurzen Abstecher in den Backstage-Bereich taucht er mit dem vermissten Papierchen zusammen wieder auf. Nun kann’s weitergehen. Chainer verwöhnen unsere Gehörgänge mit Stücken ihrer beiden Platten «Orgasmo Mechanic» und «Balls’ Kicker». Eine sehr solide Angelegenheit. Aufgrund immer häufiger auftretender Müdigkeitserscheinungen schaffe ich es unglücklicherweise nicht, mir den ganzen Auftritt anzusehen. Somit mache ich mich so langsam auf den Weg zum Shuttlebus und freue mich schon auf mein Bettchen.
Das Fanzit – Samstag
Dutti: Brillieren konnten am letzten Festivaltag aus meiner Sicht die Bands Rock Out, Emerald und Herman Frank. Doch einer überstrahlte sie alle. Damian Wilson bot eine Show, die ich nur schwer in Worte fassen konnte (nichtsdestotrotz ist es mir irgendwie gelungen). Es wurde definitiv (Ice) Rock-Geschichte geschrieben.
Die diesjährige Ausgabe des coolsten Festivals der Schweiz war aber ganz generell ein voller Erfolg. Das Wetter zeigte sich in diesem Jahr eh von seiner gnädigen Seite. In Sachen Soundtechnik gab es nur sehr wenige Komplikationen. Das OK-Team und auch die Mitarbeiter waren allesamt äusserst freundlich. Das Band-Programm vermochte problemlos zu überzeugen. Es müssen definitiv nicht immer nur die grossen Namen sein. In der 16. Ausgabe der Veranstaltung steckte abermals literweise Herzblut drin.
Sofern das Programm stimmt und es Anfang 2019 in meinem Kalender noch freie Plätzchen hat, ist ein Abstecher ins Emmental glasklar mehr als nur eine Überlegung wert. Und wie sieht es bei Kollege Kaufi aus?
Kaufi: Was soll man da sagen? Dream Evil und Damian Wilson überstrahlten alles! So unterschiedlich die Auftritte auch waren – beide sind bereits jetzt legendär und gehen in die Ice Rock Geschichte ein. Doch insgesamt darf man festhalten, dass an diesen drei Tagen vierzehn Acts aufgetreten sind, von denen niemand richtig abgefallen ist. Egal ob Jungspunde oder altgediente Rocker: Spass hatten sie alle! Und das überträgt sich logischerweise auch aufs Publikum. Ob ich 2019 wieder am Start sein werde? Sofern ich nicht im südafrikanischen Sommer weile, wäre dies durchaus möglich…
Dutti: Für den endgültigen Abschluss unseres Berichts möchte ich kurz die journalistischen Gefilde verlassen und ein wenig Werbung machen. Ihr möchtet das Ice Rock Festival unterstützen und wisst nicht wie? Da gibt es nämlich eine Möglichkeit. Auf der Homepage des Festivals kann man einen sogenannten Gönnerpass erwerben. Dazu ist eine Einzahlung vom mindestens CHF 120.- auf das angegebene Konto des Veranstalters nötig. Der Pass gilt für das ganze Festival und ermöglich euch auch bei ausverkauftem Hause freien Eintritt in die lauteste Scheune von Sumiswald. Nutzt die Gelegenheit und unterstützt die Ice Rock-Crew auf diesem Wege!