Eine musikalische Abenteuerreise aus Finnland
Lake Vanda ist eine Sludge Metal-Band aus Joensuu (Finnland) und wurde im Jahre 2011 gegründet. Ende Oktober des vergangenen Jahres haben die Jungs ihr Debütalbum «Musta Riimu» veröffentlicht.
Beim elf Stücke umfassenden Werk handelt es sich um eine Konzeptscheibe. Die Fantasy-Geschichte dreht sich um eine Gruppe abenteuerlicher Wesen, die ihresgleichen aus der Unterjochung eines mächtigen Zauberers zu befreien versuchen. Dieser ist ein Meister der schwarzen Magie. Jeder Song erzählt eine Episode dieser Sage. Hören wir doch einmal rein, wie die Reise der Hauptprotagonisten durch die Finnen untermalt worden ist.
DAS ALBUM – Lake Vanda – Musta Riimu
Eröffnet wird die Platte mit der Nummer «Legenda» (Legende). Die Riffs der Gitarrenfraktion kommen durchaus mit einem gewissen Tempo um die Ecke. Problemlos bleiben sie einem in den Gehörgängen kleben und regen sogleich die Nackenmuskulatur an. Sänger Lauri Ruotsalainen krächzt und schreit gelegentlich in sein Mikrofon. Diesen, für die Stilrichtung Sludge typisch aggressiven, Gesang kennt man unter anderem auch von Gruppen wie beispielsweise Crowbar. Bei Lake Vanda kommen zudem noch leichte Spuren von Black Metal hinzu. Gesungen wird übrigens in der Landessprache der Band. In Zusammenhang mit der Geschichte des Albums erfahren unsere Protagonisten in diesen Stück von den Ältesten ihres Dorfes, dass ein dunkler Zauberer in einem nahegelegenen Berg seit Generationen Stammverwandte der Dorfbewohner mithilfe der Kräfte einer schwarzen Rune gefangen hält.
Bei «Kaatumaton» (Unbesiegbar) machen sich unserer Abenteurer schliesslich auf die Reise. Einige von ihnen sind aufgrund der Warnungen ihrer Dorfältesten ein bisschen nachdenklich. Bisher sei der böse Zauberer nämlich noch nie besiegt worden. Das Stück selbst erzeugt einen Mix aus Aufbruchstimmung und Kampfmusik. Das Tempo ist ziemlich hoch. Die Spielzeit von 02:40 Minuten fällt dagegen eher etwas knapp aus.
Nun ist bereits der Titel-Track an der Reihe. Übersetzt bedeutet dieser in etwa so viel wie «schwarze Rune». Der Zauberer bekommt Wind davon, dass unsere Protagonisten unterwegs sind, um sich ihm entgegenzustellen. Wütend schickt er seine finsteren Diener los. Der ebenfalls ziemlich kurze Song besticht durch fette Riffs. Lauri krächzt sich ein weiteres Mal seine Seele aus dem Leib. Definitiv eine Angelegenheit für die Headbanger unter euch. Im letzten Songdrittel ist zudem ein mitreissendes Gitarrensolo zu hören. Bis jetzt zweifelsohne ein Highlight der Platte.
Eine verfluchte Schlucht dünnt die Anzahl der Abenteurer schliesslich ein wenig aus. Die Unachtsamen werden absorbiert und dadurch selbst zu Teilen der Felswände. Das alles spielt sich im Song «Sinetti» (Siegel) ab. Zu Beginn wirkt der Sound erneut äusserst zäh. Doch schon bald sorgen Olli Karhu und Miikka Kinnunen mit ihren Saitenköniginnen für eine abermalige Temposteigerung. Das löst bei mir ein weiteres Mal wildes Kopfschütteln aus.
Gnadenlos geht es der Abenteuergruppe weiterhin an den Kragen. In einem verfluchten Wald wird es nach Sonnenuntergang so kalt, dass einem gleich die Seele einfriert. Das ist exakt die Bedeutung des Titels «Sielut Jäätyy». Die Körper unserer Helden bleiben nun seelenlos im besagten Wald gefangen. Mit einer Spielzeit von über fünfeinhalb Minuten ist das Stück sogar die zweitlängste Nummer des Silberlings. Nach einem gemächlichen, beinahe schon «doom-artigen» Auftakt wird der Fuss dann bereits wieder am Gaspedal festgeklebt. Jetzt geht’s ab! Gesang und Gitarren harmonieren hervorragend zusammen.
Nun kommt der Frosch auf dem Albumcover ins Spiel. Es handelt sich dabei um den «Suoukko» (Sumpfmann). Dieses Wesen haust im Herzen des verfluchten Waldes und verfügt über schamanistische Fähigkeiten. Er bietet den Reisenden seine Hilfe an. Nach der Durchführung werden die Körper und Seelen schliesslich wieder miteinander vereint. Lausi lässt mit seinem kräftigen Stimmorgan die Wände regelrecht erzittern. Zweifelsohne der nächste Nackenbrecher auf diesem Album. Für einmal sind die Doom-Elemente besonders dominant.
Der wieder erstarkten Reisetruppe bleibt kaum Zeit zur Erholung. Im Stück «Kvrinus Naava» werden sie von einer Armee bestehend aus humanoiden Insektenwesen attackiert. Deren Anführer ist gleichzeitig auch Namensgeber des Songs. Die Nummer reisst einen regelrecht mit und man möchte sich sogleich ins Getümmel stürzen. Leider dauert der ganze Spass nicht einmal eine ganze Minute. Schade…
«Raadonsyöjä» (Aasfresser) thematisiert Unstimmigkeiten innerhalb unserer Heldentruppe. Die Situation eskaliert schliesslich und der Anführer stösst ein schwächeres Mitglied eine tiefe Schlucht hinab. Dieses überlebt den Sturz zwar, wird dann aber von einem Adler mit Schlangenkopf verspeist. Der Song besteht – wie so oft auf diesem Album – aus einem Tempo-Mix und dem brutalen Gebrüll des Lake Vanda-Frontmannes.
So langsam nähern wir uns dem Höhepunkt der Geschichte. Der böse Zauberer schickt seinen mächtigsten Diener ins Rennen – einen Sturmgeist. Das Aufeinandertreffen unserer Helden mit dieser Kreatur wird im Track «Vuorimaa» (Bergland) genauer erläutert. Der Song weist eine Spielzeit von 06:41 Minuten auf und ist somit die längste Nummer des gesamten Albums. Da ist alles enthalten, was die metallischen Gehörgänge benötigen. Die Geschwindigkeit bewegt sich ausschliesslich im Doom-Bereich.
Mit «Tappaja» (Totschlächter) steht schliesslich der finale Kampf gegen den bösen Zauberer an. Der Sturmgeist hat die Seiten gewechselt und sich unseren Helden angeschossen. Es kommt zu einer epischen Schlacht, bei welcher der halbe Berg dem Erdboden gleichgemacht wird. Den Finnen gelingt aus musikalischer Sicht eine äusserst gelungene Darstellung dieses epischen Duells. Man kann das Kampfgeschehen regelrecht fühlen.
Die Helden waren erfolgreich. Der Zauberer konnte besiegt werden. Allerdings kommt es trotzdem nicht zu einem wirklichen Happy End. Unsere Protagonisten sind von einem gigantischen Flammenmeer umringt und finden keinen Ausweg. Die Dorfbewohner mögen zwar befreit sein, aber ihre Retter verendeten in den Flammen. Doch die Legende wird weiterleben. All das erzählt der finale Albumtrack «Tulen Uhrit» (Die Opfer des Feuers). Ein durchaus gelungener Abschluss der Platte.
Das Fanzit
Das Erstlingswerk der Finnen von Lake Vanda kann sich durchaus hören lassen. Fette Gitarrenriffs und aggressiver Gesang prägen die einzelnen Nummern. Zudem hat die finnische Sprache bei Metal-Songs einfach eine gewisse Wirkung. Doch ohne die mitgeschickten Unterlagen hätte ich die ganze Geschichte der Fantasy-Abenteurer wohl kaum rekonstruieren beziehungsweise nacherzählen können. Nach ein paar Durchläufen tauchen an gewissen Stellen leider ein paar eintönige Passagen auf. Deswegen bleibt dem ansonst grundsoliden Debütalbum eine noch höhere Bewertung meinerseits verwehrt.
Trackliste Lake Vanda – Musta Riima
- Legenda
- Kaatumation
- Musta Riimu
- Sinetti
- Sielut Jäätyy
- Suoukko
- Kvrinus Naava
- Raadonsyöjä
- Vuorimaa
- Tappaja
- Tulen Uhrit
Line Up – Lake Vanda
- Lauri Ruotsalainen – Gesang
- Olli Karhu – Gitarre
- Miikka Kinnunen – Gitarre
- Retu Kukkonen – Bass
- Veikko Korhonen – Schlagzeug