Die Wucht des Balletts
Auch wenn der eher eigentümliche Name ein wenig seltsam erscheint und so mancher sich dabei eigene Vorstellungen bzw. Bilder macht – es ist nicht immer so wie es scheint und gerade bei vorliegender Band könnte es zutreffender nicht sein. Wer den Namen Panzerballett noch nie gehört hat, darf hier aufatmen.
Es ist keine Schande – eher schade, denn die deutsch/österreichische Kooperation hat Einiges zu bieten. Wie man erfahren durfte, stand der Gig im Exil in Zürich auf der Kippe. Schlagzeuger Sebastian Lanser klagte über erhebliche Schmerzen im Fuss und stellte seine Teilnahme sogar in Frage. Allerdings war am Abend davon nichts zu spüren und das Konzert startete vor einem erwartungsschwangeren und gut gelaunten Publikum.
Panzerballett
Es ist eigentlich unüberhörbar, aus welcher Ecke die Herren von Panzerballett kommen. Schon alleine die Komplexität des Songmaterials lässt vermuten, dass da ein ziemlich dichter Jazz-Background vorhanden ist. Und spätestens bei der Vielfalt an Jazz-Harmonien scheint es auch keine Zweifel mehr zu geben. Und dennoch ist diese geballte und unerbittliche Härte allgegenwärtig, die das Spiel von Panzerballett charakteristisch auszeichnet und eben auch interessant macht. Death Metal und Djent-Elemente haben genau so Platz wie Swing, Funk, Jazz und weiss der Kuckuck was noch für Musikrichtungen.
Ein Blick auf die Website von Panzerballett und der dort beschriebene Werdegang der einzelnen Musiker erklärt es dann final – hier sind Profis am Werk, die das Handwerk des Musizierens auf Hochschulebene gelernt haben und es teilweise auch auf diesem Niveau, in der Eigenschaft als Lehrkraft, weitergeben.
X-Mas Death Jazz ist der Name des aktuellen Albums und ebenfalls Hauptbestandteil der aktuellen Tour. Zwischen Album und Konzert besteht jedoch ein Riesenunterschied. Live verzichtet die Band auf Gesang, da es kaum möglich ist, die vielen Gastsänger für eine Tour zu verpflichten. Man ist also Instrumental unterwegs. Aber man kam erst gar nicht dazu die Vocalisten zu vermissen, denn was Panzerballett auf der kleinen Bühne leistete, war einfach nur grandios.
Merry Christmas
Klassische Weihnachtslieder werden im Mix mit ultraharten Rhythmen wiedergegeben. Doch nicht wie von Metalbands schon früher dargeboten, also eher einfach gecoverd, sondern neu interpretiert, tonal neu inszeniert, so dass nur fragmentiert ein Bezug zum Original besteht und Rhythmisch sowieso in einer Region angesiedelt, wo Otto-Normal-Konsument verständnislos die Flossen streckt. Mit anderen Worten… Genial. So genial, dass man sich unweigerlich fragt, ob das den noch Unterhaltung ist oder schlichtweg Wahnsinn.
Nein, Wahnsinn ist es nicht. Panzerballett ist gewollt durchdacht, strukturiert wild, brutal und dennoch graziös und filigran. Weit weg von Konsumbeeinflussten Kulturgut füllen Panzerballett eine Nische, die sie selber geschaffen haben und brillieren auf der ganzen Linie. Allerdings schadet es nicht, wenn die Zuhörer eine gewisse Affinität zu Jazz haben oder zumindest für Musik open minded sind. Es erleichtert den Zugang zu Panzerballett ganz entscheidend.
Eines muss man leider ebenfalls feststellen. Bands, die auf so hohem Niveau spielen und dem Zuhörer ein Höchstmass an musikalischem Verständnis abverlangen, bleiben eigentlich vom ganz grossen Erfolg verschont. Der Markt für solche Musik ist nun mal bescheiden klein und vielleicht ist es genau das, was es letztlich ausmacht. Kein Kommerz, kein Mainstream und kein Kassen ausgerichtetes Songwriting, sondern individuelles und spezielles Musikgut, das Anspruch liefert und vor allem einfordert.
Das Fanzit
Kurz nach den Weihnachtstagen neigt man eher dazu faul und gesättigt in der warmen Stube rumzuhängen. Das ist alles ok und hätte für mich auch gepasst. Allerdings hätte ich Panzerballett verpasst und das wäre unverzeihlich gewesen. Der Abend hat sich in vielerlei Hinsicht gelohnt, aber in erster Linie gilt der Respekt der Band, die die Zeit wie im Flug hat vorbeifliegen lassen. Während die Alben von Panzerballett schon eigenwillig herausragend sind, legt die Band in ihrer Live Performance noch einen drauf und liefert eine beeindruckende Top-Leistung. Genau so möchte man musikalisch ein Jahr abschliessen.