THE NEW ROSES – Dead Man’s Voice (CD Cover Art Work)
Sa, 16. Dezember 2017

The New Roses – Interview mit Timmy Rough

Hardrock
21.01.2018
THE NEW ROSES – Dead Man’s Voice (CD Cover Art Work)

Bevor die New Roses heute Abend in der Hall of Fame in Wetzikon ihre letzte Show des Jahres und die dritte in der Schweiz nach Luzern und Brienz spielen, hatte ich die Gelegenheit für ein kurzes Interview mit Sänger Timmy Rough.

Mein erstes Interview für Metalinside, entsprechend war ich etwas nervös. Doch Timmy ist völlig cool und sympathisch und so hat sich die Aufregung schnell gelegt.

Metalinside (Nicky): Timmy, kannst du das neue Album beschreiben und etwas dazu erzählen?

Timmy Rough: Das Album One for the Road ist jetzt unser drittes Studioalbum. Es ist Ende August dieses Jahres heraus gekommen. Es ist „On the Road“ entstanden und deswegen haben wir den Titel so ausgewählt. Die „Dead Mans Voice“-Tour hat sich immer weiter und weiter selbst verlängert, weil es so gut ankam, so dass wir nur kurze Zeit hatten, die Songs auch richtig üben und proben, bevor wir ins Studio sind. Das ganze Album befasst sich hauptsächlich eben mit diesem ganzen „on the Road“ sein, daher der Titel.

MI: Ich habe gesehen, dass du alle Lieder, Track für Track, von dem Album auf YouTube vorgestellt hast.

TR: Ja, Track für Track.

MI: Welche ist dein liebstes Lied von dem Album?

TR: Das ist ganz schwer. Es gibt verschiedene Formen von Lieblingsliedern. Eines, das du besonders gern live spielst, eins das du besonders gerne singst oder besonders gerne hörst. Aber ich würde sagen One More for the Road, der Titelsong ist eben besonders wichtig für uns. Weil es über uns alle gleichzeitig spricht, über die ganze Band und nicht nur über meine persönliche Erfahrung oder meine Gefühle für irgendetwas, sondern es ist ein Song über die Band. Aber ich mag auch Every Wild Heart, und Life ain’t easy, weil die eben auch Country Einflüsse zeigen, und My own worst Enemy, weil der viel Kraft hat. Schwer zu sagen.

MI: Wer ist dein liebster Country Musiker?

TR: Das ist auch sehr schwer zu sagen. Ich bin grösserer Fan von dem klassischen Country Sound. Merle Haggard und Hank Williams mag ich besonders gerne, aber auch ganz moderne Sachen wie Brad Paisley oder Eric Church. Alles was irgendwie von Herzen kommt und gut gemacht ist.

MI: Welcher Titel oder Lied hat am längsten gedauert zum Schreiben?

TR: Schwer zu sagen. Ich würde sagen The Storm, der Bonus Track. Das hatte ich schon sehr lang, sehr früh angefangen und habe es immer hin und her geschoben, aber auch das Riff von Piece by Peace of Mind ist auch bald 10 Jahre alt. Ich mach es immer so wenn ich anfange zu schreiben, dass ich erst mal in meiner Sammelkiste ein bisschen so herum wühle und gucke, was eigentlich alles noch übrig ist von Sachen, die ich immer gut fand über nie zusammen mit andern gebracht habe.

MI: In welcher Sprache denkst du wenn du schreibst?

TR: Ganz klar Englisch. Schon immer. Deswegen schreib ich auch auf Englisch. Weil das für mich eben das natürlichste Gefühl ist, also Rock n‘ Roll. Das habe ich immer auf Englisch gehört und auch in Englisch geliebt. Ich habe eigentlich auch nie deutschen Rock gemocht oder privat viel gehört. Das war immer Blues und American Rock n‘ Roll. Als ich anfing zu schreiben, hab ich auch gleich so gedacht.

MI: Ich finde das sehr interessant, weil auch ich in der Schweiz gefragt werde, in welcher Sprache ich denke, Englisch oder Deutsch (Anm. der Red. Nickys Muttersprache ist Englisch).

TR: Wenn ich jetzt denke, wenn ich über den Inhalt der Songs denke, denke ich auf Deutsch. Nur wenn ich an den Fluss denke, an das was ich dann singe – da kann ich gar nicht auf Deutsch denken.

MI: Ich habe gelesen/gehört das du Gedichte schreibst. Wie ist das in Vergleich mit Lyrics?

TR: Es ist eben einfach ein bisschen freier, weil man keine Melodie braucht. Keine Rhythmik in dem Sinne, dass ich auf die Melodie tonal passen muss, sondern es muss einfach ein gewisser Fluss entstehen. Deswegen mach ich das gern und oft, dass ich einfach gar nicht erst über ein Thema melodisch nachdenke, sondern einfach nur inhaltlich. Das dann aufschreiben in Reinform und dann ergibt es sich dann später wie bei The Storm oder The Same Moon, For a While. Das waren eigentliche alles mal Gedichte.

MI: Ich habe gesehen, dass ihr in Afghanistan gewesen seid.

TR: Ja, dieses Jahr.

MI: Das habe ich sehr interessant gefunden. Wie ist es dazu gekommen, dass ihr dahin geht und was waren eure Erfahrungen dort?

TR: Es ist eigentlich ganz einfach: Wir hatten schon immer das Gefühl, dass wir das wollen und wir das machen müssen. Und haben halt einfach auf die Gelegenheit gewartet, dass man die Möglichkeit bekommt Kontakte aufzubauen. Und als das durch Zufall passiert ist, haben wir uns direkt angeboten, wir würden das gern machen, also unentgeltlich, einfach kommen und spielen und Respekt zollen und das hat eben dann dieses Jahr geklappt und dann sind wir eingeladen worden und haben natürlich die Einladung gerne angenommen. Wir sind hin gefahren und waren für sechs Tage da, haben zwei Shows gespielt. Nicht nur für deutsche Soldaten, sondern für alle die da sind, für dem Resolut Support, das sind Afghanen, Mongolen, Kroaten, alle Herren Länder, Amerikaner – alle sind dort vertreten. Das war für uns eine ganz besondere Erfahrung, weil die Wertschätzung selten so gross ist, dass man wirklich so herzlich Dankbarkeit entgegen gebracht bekommt. Dafür das man einfach da ist und spielt und die Leute haben nicht nur mit uns Musik gehört. Die haben uns von ihren Kindern erzählt und von ihren Erfahrungen, von Ihre Ängsten und Nöten und die waren einfach froh, dass einfach jemand von draussen kommt, der einfach nur zuhört, einfach da ist und sich für sie interessiert.

MI: Ich habe das sehr interessant gefunden, das ihr so etwas gemacht habt. Respekt!

TR: Danke, Danke! Das war für uns sehr interessant, um sich einfach mal ein Bild zu machen, ein genaueres Bild als das, was man eben aus den Nachrichten macht, indem man sagt „Ich fahr jetzt mal dahin und frag die Leute die wirklich jeden Tag vor Ort da arbeiten müssen“ und macht sein eigenes kleines interview und kriegt da vielleicht ein bisschen ein klareres Bild über die eigentlichen Zustände dort, die vielleicht nicht so populär sind, wie die Nachrichten.

MI: Wie denkst du über die aktuelle Modeerscheinung des Auto Tunings in der Musikindustrie?

TR: Auto Tuning, first time somebody asked this question…! (überlegt) Es ist so, dass ich glaube der eigene Anspruch ist nicht mehr da. Früher in der Sechzigern, wenn du überlegst: Aretha Franklin, Marvin Gaye, Otis Redding – ich sag jetzt nur einige Soul Sänger – wie gut die waren, die waren super, die haben eigene Songs geschrieben und das Zeug teilweise produziert. Die haben unheimlich gut gesungen, das waren totale Charakterdarsteller, auf der Bühne hatten die so viel zu geben! Heute ist das überhaupt nicht mehr der Fall, also wenn du dir heute anschaust, was in den Casting Show alles als eine wahnsinnig tolle Stimme bezeichnet wird –  das sind einfach Leute die nicht falsch singen, haben zwar schon eine gute Stimme, aber das ist jedenfalls nichts, woran ich mich jetzt orientiere. Ich versuche den klassischen Weg zu gehen, ich versuche live so gut zu singen wie im Studio. Wir versuchen im Studio, eigentlich nur aus Zeitgründen manchmal hier und da etwas auszubessern. Ich singe im Normalfall jeden Song dreimal ganz durch und dann schneiden wir daraus den besten Text zusammen. Irgendwelche Auto Tuning Geschichten sind für uns natürlich völlig fehl am Platz. Es ist halt etwas, was sich entwickelt hat aus der Notwendigkeit, dass eben Künstler nicht mehr so aufgebaut werden können. Über Jahre war jemand wie Aretha Franklin im Gospel Chor und die Leute konnten sich so lange darauf konzentrieren, ihre Stimme auszubilden, dafür gibt’s die Zeit nicht mehr. Und das ist so, dass falsche Noten, falsche Töne heute halt verpönt sind. Die Hörgewohnheit der Konsumenten ist anders! Also wenn ich Led Zeppelin Platten höre und höre wie verstimmt die Gitarren sind auf den Alben, Temposchwankungen… Es ist viel falsch nach Lehrbuch, aber das war die Hörgewohnheit, das war nicht schlimm. Wichtig war die Aussage von Song und das ist heute anders, alles ist perfekt, alles ist in Tune, alles muss perfekt sein weil man sonst die Hörgewohnheit nicht erfüllt. Ich bin nicht begeistert von der Entwicklung!

MI: Casting Shows wie The Voice oder DSDS: Jeder kann da doch mitmachen, aber ich finde es ist cooler, eine Live Band spielen zu sehen! Das ist für mich Musik!

TR: Das sowieso! Aber selbst da wird immer mehr getrickst und gemacht und kommt immer mehr vom Band, es ist ganz normal, dass heute ein Schlagzeuger auch eine Ausbildung als EDV Spezialist haben muss, weil er tausend Laptops bedient. Ich brauche das nicht, ich finde es geil wenn eine Band einfach spielt und sich auch ein bisschen treiben lässt. Wir machen das oft so, ich verändere die Lyrics nachträglich, was mir einfällt spontan und baue die in die Show ein, oder ich singe immer andere Melodien. Ich versuche immer andere Solos zu spielen, einfach um mir selbst ein bisschen die Spannung zu bewahren.

MI: Was ist dein Eindruck von der Schweizer Musik Industrie?

Timmy: Hier ist viel Hard Rock, den gibt‘s in Deutschland so gut wie gar nicht mehr. Das gibt es hier. Was hier noch wirklich Kultur hat, gibt’s in Deutschland oder sonst wo nicht mehr, also mit so einer Präsenz. Allerdings weiss ich nicht, wie sich das weiter hält die ganze Zeit, weil ich nicht so den Eindruck habe, dass es hier viel Möglichkeiten gibt, die Musik zum promoten. Wir merken das auch, es gibt nicht so viele Zeitschriften wie in Deutschland oder Rock Radio Stations wie im Deutschland. In jedem Bundesland gibt’s eine grössere Rock Radio Station. Soweit ich meine Informationen hab, ist das hier nicht der Fall. Deswegen drücke ich natürlich allen Schweizer Hard Rock Bands die Daumen, das die Kultur halt weiterhin so präsent ist. Es gibt so viele tolle Bands, wie Shakra zum Beispiel, mit denen wir auf Tour waren. Ganz tolle Leute.

MI: Die sind nächstes Jahr auf Tour mit dem neuen Album.

TR: Wir wünschen denen auch alles Gute weiterhin. Sind ganz tolle Leute, die sind alle sehr gut an ihren Instrumenten. Wir sind gerade mit Souls Revival unterwegs, es ist unglaublich wie gut die alle spielen und singen können.

MI: Bang Your Head 2018?

TR: Wir sind für alle Schandtaten immer bereit! Uns darfst du nicht fragen ob das was für uns wäre. Das ist IMMER was für uns! (lacht) Wir sind überall, wo es irgendwie Rock n‘ Roll zu spielen gibt! Wir waren viel unterwegs letzte Jahr und nächstes Jahr sind schon ein paar tolle Sachen bestätigt. Sweden Rock Festival. Bei uns endlich auf der Loreley, grosse Freilichtbühne. Da wo wir herkommen. Es sind viele tolle Sachen bestätigt. Wir können das kaum erwarten! Heute Abend spielen wir die letzte Show in diesem Jahr. Dann sind wir schon in freudiger Erwartung für das nächste Jahr, da wird viel passieren!

MI: Dann mache ich jetzt Schluss und bedanke mich recht herzlich für das tolle Gespräch!

TR: Sehr gerne! Und guck Dir die Show nachher an!

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21.01.2018
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