Auf in die Schlacht!
Die deutschen Geschichtenerzähler und Power Metaller Evertale sind seit Ende Oktober des vergangenen Jahres mit ihrem zweiten Silberling am Start. Abermals ist die Fantasy-Thematik Trumpf.
Für «The Great Brotherwar» haben sich die vier Jungs von diversen Rollen- und Computerspielen wie «Skyrim», «Dragon Age» oder «Warhammer 40.000» inspirieren lassen. Produziert wurden die neusten Abenteuergeschichten im eigenen Heimstudio der Truppe. Die Veröffentlichung erfolgte – wie beim Vorgänger «Of Dragons And Elves» – über das Label NoiseArt Records. Live vermochten mich Evertale im Aprils des vergangenen Jahres als Support-Act von Elvenking ziemlich zu überzeugen. Das nächste Gastspiel auf Schweizer Boden lässt übrigens nicht lange auf sich warten. Aber dazu später mehr. Zuerst wollen wir uns einmal anhören, welch epische Schlachten «The Great Brotherwar» für unsere Gehörgänge bereithält.
DAS ALBUM – «The Great Brotherwar»
Der nicht ganz eineinhalbminütige Intro-Track «Battle For Mankind» sorgt jedenfalls schon einmal für die passende Schlachtatmosphäre. Hektik, Sirenen, Geballer, Funksprüche und die ermutigende, leicht verzweifelte Rede eines Anführers – der Zuhörer wird regelrecht ins Geschehen hineingesogen. So richtig los geht’s allerdings erst mit dem darauffolgenden «Empire Rising». Schiessbudenmeister Cornelius «Wombo» Heck drückt gleich einmal ordentlich aufs Gaspedal. Kurz darauf ertönt auch schon Matthias «Matze» Graf kräftiges Stimmorgan. Seine Bandkumpels unterstützen ihn derweil mit Backing Vocals. Parallelen zu Blind Guardian oder Orden Ogan sind nicht von der Hand zu weisen. In der zweiten Songhälfte darf dann auch Lead-Gitarrist Matthias «Woody» Holzapfel zeigen, was er auf dem Kasten hat. Starker Auftakt!
«The Swarm» gönnt der Zuhörerschaft ebenfalls keine Verschnaufpause. Passt schon, denn epische Schlachten finden bekanntermassen selten in Zeitlupe statt. Da dürften während Live-Darbietungen sicherlich auch die Headbanger voll und ganz auf ihre Kosten kommen. Wombo trommelt wie ein irrer auf seinem Spielzeug herum und peitscht dadurch seine Kollegen unaufhörlich nach vorne. Markant ist zudem der eingängige Refrain. An Mitsing-Parts mangelt es bisher definitiv nicht. Woody und Matze lassen im letzten Drittel ihre Saitenköniginnen nochmals fulminant aufheulen.
Während die beiden vorangehenden Nummern problemlos die fünf-Minuten-Marke geknackt haben, folgt mit «The Joining» nun eine deutlich kürzere und ruhigere Angelegenheit. Die Gitarren dominieren das Geschehen und werden dabei im Hintergrund von einem Chor begleitet. Eine epische Einstimmung, die schnörkellos im Lied «For The King And The Crown» mündet. Der Evertale-Hochgeschwindigkeitszug rast abermals ungebremst durch die Gegend. Da möchte man direkt sein Schwert zücken und den vier Recken aus Deutschland ins Getümmel folgen. Der «catchy» Refrain wird bei den Live-Darbietungen sicherlich auf viel positives Feedback stossen. Die gelungene Überraschung folgt gegen Ende des Stücks, als plötzlich Instrumente aus dem Irish Folk zu hören sind. Coole Mischung!
Beim darauffolgenden «Oceans Of Sand» begeben wir uns dann in den orientalischen Sektor. Für knappe 70 Sekunden heisst es schlichtweg: Eintauchen und geniessen. Doch das Ding ist lediglich eine Ouvertüre zum nun ertönenden «The Journey To Iskendria». Ein weiteres Mal können die Jungs den Fuss nicht vom Gaspedal nehmen. Matzes Stimmorgan ist nach wie vor äusserst hörenswert. Selbst im Power Metal müssen es ja nicht immer bloss die hohen Tonlagen sein. Zwecks Zusammenhang mit dem vorangegangenen Interludium hätten meines Erachtens allerdings gerne auch in diesem Stück noch ein paar morgenländliche Melodien auftauchen dürfen. Das ist jedoch nicht der Fall.
«Chapter 666 (We Are The Hammer)» weist schliesslich waschechtes Hymnenpotenzial auf. Da passt einfach alles zusammen. Zweifelsohne eines der besten Stücke dieser Platte. Das Ding gehört verdientermassen in die Setlisten der künftigen Live-Shows. Treibender Rhythmus, kräftige Stimme und mitreissende Gitarren-Passagen – grosses Kino! Hier lädt der Refrain ebenfalls zum gemeinsamen Mitgrölen ein. Auf YouTube lässt sich zu dieser Nummer übrigens bereits ein Musikvideo finden.
Die dritte und letzte Verschnaufpause wird der Zuhörerschaft vom Track «March Of The Nord» gewährt. Während 55 Sekunden kann man seine Nackenmuskeln ein bisschen schonen und die finalen Kraftreserven für den Album-Endspurt anzapfen. Das ist zwingend nötig, denn bei «And The Dragons Return» geht bereits wieder ordentlich die Post ab. Evertale und Drachen? Tja, das passt einfach hervorragend zusammen. Hier sind die Einflüsse des Videospiels «The Elder Scrolls V: Skyrim» deutlich hörbar. So heisst es an mehreren Stellen beispielsweise: «Dovahkin, unite us my friend» – in Anlehnung an den Hauptcharakter des Games. Beim Hören schweifen die Gedanken nach und nach ab in die rauen Landschaften Himmelsrands.
Der nächste Kracher ist dann eindeutig «All Hail The Crimson King». Aufheulende Saitenköniginnen und harte Riffs sind abwechselnd hörbar. Erneut ein Fall für die Kopfschüttler unter euch. Das Stück reisst einen schonungslos mit. «Schuld» daran ist hauptsächlich einmal mehr die kräftige Stimme von Matze. Doch auch Kollege Wombo ist wieder einmal schneller unterwegs, als die Polizei erlaubt. Verdientermassen eine Hörempfehlung dieses Albums.
Das «Monster» kommt zum Schluss. Mit einer Spielzeit von siebeneinhalb Minuten ist der Titel-Track gleichzeitig auch die längste Nummer der Scheibe. Evertale zeigen sich nochmals von ihrer besten Seite. Durch und durch eine epische Sache. Im letzten Drittel driftet alles in ruhigere Gefilde ab. Passende Unterstützung dazu gibt’s von einem Chor im Hintergrund. Zweifelsohne ein starker und überzeugender Albumabschluss.
Moment! Da kommt aber noch etwas. Mit «Take To The Sky» hat sich noch ein Bonus-Track eingeschlichen. Evertale haben sich dazu bei ihren Kollegen von Van Canto bedient. Die Nummer befindet sich auf dem Debüt-Silberling «Hero» der A cappella-Metaller. Ich habe da schon eine gewisse Vermutung, weshalb Matze und Co. sich ausgerechnet dieses Stück ausgesucht haben. Beim Original mischt nämlich ein gewisser Hansi Kürsch (Blind Guardian) als Gastsänger mit. Anyway, die «evertale’sche» Version kann sich ebenfalls absolut hören lassen. Beide Bands gehen übrigens gemeinsam auf Tour und werden am 20. Oktober 2018 das Z7 in Pratteln beehren. Ein Datum, welches man sich durchaus schon einmal vormerken könnte.
Das Fanzit
Die deutschen Geschichtenerzähler von Evertale lassen sich bei ihrem zweiten Werk keinesfalls lumpen. «The Great Brotherwar» führt die Zuhörerschaft auf ein episches Schlachtfeld und deckt diese dann mit 13 Power Metal-Hymnen ein. Überzeugend sind ganz klar das hohe Tempo, die kräftige Stimme von Frontmann Matze und die zahlreichen Mitmach-Parts. Zu meinen Hörempfehlungen zählen «For The King And The Crown», «Oceans Of Sand», «Chapter 666 (We Are The Hammer)», «And The Dragons Return» und «All Hail The Crimson King».
Der Gig mit Van Canto ist übrigens nicht die einzige Chance auf eine Schweizer Live-Begegnung mit Evertale. Das Quartett schaut bereits Anfang März einmal in der Konzertfabrik Z7 vorbei. Teilen werden sie sich die Bühne dann unter anderem mit den «Folk Metal Superstars» Korpiklaani, Arkona und Heidevolk.
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Trackliste Evertale – The Great Brotherwar
- Battle For Mankind (Intro)
- Empire Rising
- The Swarm
- The Joining
- For The King And The Crown
- Oceans Of Sand
- The Journey To Iskendria
- Chapter 666 (We Are The Hammer)
- March Of The Nord
- And The Dragons Return
- All Hail The Crimson King
- The Great Brotherwar
- Take To The Sky (Van Canto-Cover)
Line Up – Evertale
- Matthias «Matze» Graf – (Vocals, Guitars)
- Matthias «Woody» Holzapfel – (Lead Guitars)
- Marco Bächle (Bass)
- Cornelius «Wombo» Heck – (Drums)