Was der versteckte Pfad mit dem Wegweiser für den Weltenwanderer zu tun hat, das, ist eine andere Geschichte…
Ist euch etwas an der Trackliste aufgefallen? Ein Wort, ein Songtitel. Gut so, denn Abinchova sind vor kurzem mit ihrem vierten Album unter dem Arm aus Tommy Vetterlis New Sound Studio geschritten. Es bietet über fünfzig Minuten Musik und auf diese wollen wir uns auch konzentrieren.
Der theatralisch auf Schwizerdütsch gesprochenes Präludium erinnert uns daran, dass Abinchova sich mit der schweizerischen Sagenwelt befassen und von ihr inspirieren lassen. Arnaud Hilfiker interpretiert die Geschichten mit kreischendem Gesang, während Violinistin Nora mit ihrer warmen Stimme die klaren, melodischen Parts übernimmt und mit Melodien verzaubert, die das Publikum zum Mitsingen verführen. Ihr Stil erinnert manchmal an den, der von uns gegangene Dolores O‘Riordan. Ob es daran liegt, dass ich bei einigen Riffs einen Hauch The Cranberries heraushöre? Oder hat es eher mit der Melancholie in manchem Song zu tun? Ja, denn trotz Epik und hämmernden Rhythmen verstehen es Abinchova ergreifende Atmosphären aufzubauen und Gefühle zu vermitteln, die richtig unter die Haut gehen. Wenn wir schon die vielen Facetten des Albums erwähnen, das ruhige „Nachtlied“ stellt uns Klänge vor, die gut als Jazz Rock der Marke Chick Corea durchgehen können (war da vielleicht Manuel Wiget am Werk?) und bestärken mich in der Ansicht, dass „Weltenwanderer“ wie ein Buch aufgebaut ist, in dem jedes Lied ein fesselndes Kapitel einer nachvollziehbaren Geschichte darstellt.
Ihr werdet bereits beim ersten Durchgang merken, mit welcher Liebe zum Detail die sieben Musiker vorgegangen sind. Der „Weltenwanderer“ breitet auf dem Tisch melodisches Death Metal aus, das ohne Kitsch auskommt und von einer Violine, Keyboards und effektvollen Gitarrensolos dezent begleitet wird. Die Luzerner zeigen hohes musikalisches Können, setzen es gezielt ein, ohne den Hörer damit zu erdrücken.
Einmal habe ich in einem namhaften deutschen Magazin ein Review gelesen, in dem der Autor schrieb, dass viele Bands aus der Schweiz passend zur Mentalität kompromissbereit seien. Sie seien zwar in Ordnung, aber selten wirklich gut. Abinchova widersprechen mit „Weltenwanderer“ der bösen Zungen und zeigen, dass sie für weite Reisen in der Fremde sehr wohl gerüstet sind. Das renommierte Label Massacre Records dürfte der richtige Begleiter dafür sein.
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Tracklist Abinchova – Weltenwanderer
- Präludium
- Weltenwanderer
- Lichtfänger
- Schatzhüter
- Eulenmann
- Gewässerdieb
- Nachtlied
- Gestaltenwandler
- Liedermacher
- Pestwind
- Tannkönig
- Adlermädchen
- Sennenpuppe