Eine absolut hörenswerte Wiedergeburt
Die Zürcher Modern Thrasher Broken Fate veröffentlichen am 06. April über ihr neues Label Timezone Records ihr zweites Studioalbum «Reborn». Was möchten uns die Jungs mit diesem Titel mitteilen? Eine Wiedergeburt mit verbessertem Songmaterial? Eine Anspielung auf die wieder erstarkte Besetzung?
Nach langer Suche konnte die offene Gitarristen-Position im November 2016 mit Gabriele Sacco nämlich neu besetzt werden. Aber muss man bei einer zweiten Platte zwingend schon von einer Renaissance sprechen? Interpretationsspielraum ist jedenfalls ausreichend vorhanden. Das Cover macht auch einen ansprechenden Eindruck und schreit förmlich danach, auf den neuen Merchandise-Artikeln abgedruckt zu werden. Doch genug der Vorrede. Mit der nachfolgenden Plattenkritik geht’s ans Eingemachte. 12 Songs werden auf Herz und Nieren geprüft. Wie wird sich der «The Bridge Between»-Nachfolger wohl anstellen?
Das Album – «Reborn»
Das teilweise mit Metalcore-Elementen bestückte «We Want More» macht den Anfang. Frontmann Tobias John Bänteli brüllt den Song-Titel mit unglaublicher Innbrunst ins Mikro. Nomen est omen. Broken Fate sind hungrig und wollen mehr. Das ist deutlich zu hören und spüren. Mitreissende Gitarrenarbeit und Tobias’ facettenreiches Stimmorgan sorgen für den passenden Hörgenuss. Sackstarker Auftakt. Das ist doch einmal eine Ansage. Ich bin gespannt ob der Vierer dieses Niveau halten kann. Sogleich ein erster Anspieltipp dieses Silberlings.
«I Forget Nothing» beginnt ein bisschen gemächlich, nimmt dann allerdings schon bald wieder ordentlich Fahrt auf. Tobias’ Gesang ist zweifelsohne speziell. Klare und grob gesungene Passagen wechseln sich regelmässig ab. Ein direkter Vergleich mit bestehenden Künstlern ist nicht wirklich möglich. Vielleicht tut es der nachfolgende Versuch noch am ehesten: Man kippe die Herren James Hetfield und Corey Taylor in eine Schüssel und vermixe das Ganze zu etwas Neuem. Nach der Hälfte des Tracks darf sich Gabriele schliesslich mit vollem Elan an seiner Saitenkönigin austoben.
Anschliessend wird der (Thrash-)Hammer ausgepackt: «The Hammer Crushes You». Aber aufgepasst, hier wird nicht bloss sinnlos darauf losgehämmert. Insbesondere bei den Gesangs-Abschnitten schleichen sich ab und an gefühlvolle Parts mit ein. Allerdings wird mehrheitlich schon auf die groben Geschütze gesetzt. Beispielsweise in Form von harten Riffs. Zudem darf Drummer Alessandro De Cicco ungebremst auf seine Schiessbude einprügeln. Potenzial für eine packende Live-Hymne ist eindeutig vorhanden.
Seit ein paar Tagen ist «Don’t Wake Me Up» mit einem sehenswerten Clip auf dem Videoportal YouTube vertreten. Meiner Meinung nach das bisher beste Musikvideo von Broken Fate. Das Stück enthält einige ruhige Teile. An diesen Stellen erinnert mich das Gitarrenspiel ein bisschen an die älteren Hymnen von Metallica. Gabriele kann sich einmal mehr auf seine flinken Finger verlassen. Das sind brutal packende Soli. Dank der abwechslungsreichen Songstruktur ist diese Nummer definitiv der nächste Anspieltipp des Albums.
Mit einer Spielzeit von 05:45 Minuten folgt nun das längste Lied der Platte. Sämtliche Bandmitglieder bringen eine solide Leistung. Über die volle Spielzeit kann der Track allerdings trotzdem nicht vollends überzeugen und wirkt am Ende etwas in die Länge gezogen. Da bewegen wir uns beim nun folgenden «Kiss The Night» direkt in ein anderes Extrem. Mit den 03:19 Minuten sind wir nämlich bei der kürzesten Nummer gelandet. Ein weiteres Mal geben die Jungs Vollgas. Eine kleine Hommage an das Nachtleben. Und wie küsst man die Nacht am besten? Korrekt, mit ausreichend alkoholischen Getränken. Broken Fate sind bekannt für ihre wilden Bandraum-Feten. Mit diesem Stück haben sie sozusagen den passenden Soundtrack dazu geschaffen.
Als rasanter Nackenbrecher entpuppt sich dann «Everything Around You». Alessandro feuert hinter seiner Schiessbude aus allen Rohren. Tobias wagt sich phasenweise in «growlige» Untiefen hinab. Im letzten Drittel findet nochmals eine Beschleunigung statt. Gesangstechnisch durchstreift der Bandleader die Gefilde von Five Finger Death Punch (Ivan Moody) und Testament (Chuck Billy). Das Ganze geht schliesslich bei «Our War Against All» nochmals eine Stufe härter. Mit diesem aggressiven Track zeigen die Jungs all ihren Widersachen auf thrashige Art und Weise den Mittelfinger. Produzent V.O. Pulver – unter anderem auch bekannt für seine Engagements bei den Truppen Poltergeist, GurD und Pänzer – scheint’s bei der Mischerei mit der Langeweile zu bekommen zu haben, denn er übernimmt hier zwischenzeitlich einen Gesangs-Part. Eine hammermässige Kollaboration!
«Souls Of Metal» würde ich als Liebeserklärung an die Musikrichtung bezeichnen, die wir alle so sehr lieben. Keine Angst, das Quartett hat keine neue Manowar-Hymne geschaffen. Das ist eine komplett eigenständige Komposition. Tobias gönnt sich eine kleine Mikro-Auszeit. Bei dieser rein instrumentalen Nummer können sich alle vier Jungs ausgiebig an ihren Spielgeräten austoben. Solide Sache.
Bei «Fire And Gasoline» geht’s wieder mit Höchstgeschwindigkeit zu und her. Speziell Alessandro scheint die Stabilität seiner Drumsticks genaustens austesten zu wollen. Ein durchaus eingängiges Stück, das live sicherlich viel Spass macht. Die Wörter im Song-Titel werden der Zuhörerschaft regelrecht ins Gedächtnis gehämmert. Das folgende «The Ruler Of Mankind» entpuppt sich als eine mit knallharten Gitarren-Riffs gespickte Abrissbirne, die einen wuchtig aus den Latschen haut. Abermals sind deutliche Testament-Einflüsse zu hören.
Oha, die grosse Überraschung folgt zum Schluss. Nach dem ganzen Geknüpple packen Broken Fate für die «Finalissima» eine emotional gesungene Ballade aus. Tobias beweist uns damit, dass er auch mit Songs dieser Art problemlos umzugehen weiss. Begleitet wird er auf «On The Other Side» lediglich von zarten Piano-Klängen. Ich persönlich hätte das Stück jetzt eher in der Albummitte platziert. So braucht’s ein paar Anläufe bis dieses Stück nach all den «Hau-Drauf-Nummern» zuvor in den Gehörgängen kleben bleibt.
Das Fanzit
Alter Falter, diese Wiedergeburt hat es definitiv in sich. Die Jungs von Broken Fate haben da ein echtes Kracher-Album rausgehauen. Im Vergleich zum 2015er-Werk «The Bridge Between» klingen die Songs spritziger und nochmals eine Stufe härter. Mit Gabriele Saccho hat man sich einen verdammt talentierten Klampfer ins Team geholt. Mitreissend ist zudem die Gesangsleistung von Frontmann Tobias John Bänteli. Wer ebenfalls zu den sicheren Werten zählt ist Produzent V.O. Pulver respektive dessen Arbeit. «Reborn» darf verdientermassen als ein weiteres, mächtiges Schwert aus der Little Creek-Schmiede bezeichnet werden. Empfehlenswerte Anspieltipps wären beispielsweise «We Want More», «Don’t Wake Me Up», «Our War Against All» und «On The Other Side».
Falls diese Kritik euer Interesse an Broken Fate geweckt hat, solltet ihr euch den 07. April fett in euren Agenden anstreichen. Dann werden Tobias und Co. im Casino Wohlen nämlich das 11-jährige Band-Bestehen und gleichzeitig auch die Plattentaufe von «Reborn» zelebrieren. Verstärkung erhalten sie dabei von sechs weiteren Kapellen. Diesen Event sollte man sich eindeutig nicht durch die Lappen gehen lassen.
Trackliste Broken Fate – Reborn
- We Want More
- I Forget Nothing
- The Hammer Crushes You
- Don’t Wake Me Up
- Humanity In Black
- Kiss The Night
- Everything Around You
- Our War Against All
- Souls Of Metal
- Fire And Gasoline
- The Ruler Of Mankind
- On The Other Side
Line Up – Broken Fate
- Tobias John Bänteli (Vocals and Guitars)
- Alessandro De Cicco (Drums)
- Patrick Von Gunten (Bass)
- Gabriele Sacco (Lead Guitar)