Mehr als nur eine üppige Oberweite
Die Butcher Babies brachten am Mittwochabend die Stimmung im kleinen Komplex Klub zum Kochen. Wer die Band zuvor als Witz verschrien hat, wurde eines Besseren belehrt. Auch ich hätte ehrlich gesagt nicht mit einer solch energiegeladenen Performance gerechnet. Für das Aufwärmprogramm sorgten die Truppen Eyes Set To Kill und Klogr. Alle weiteren Details entnehmt ihr dem nachfolgenden Metalinside-Bericht.
Die 2010 gegründete Alternative Metal-Kapelle Butcher Babies sorgt regelmässig für Diskussionsstoff. Musikalische Qualität oder doch bloss ein dankbares Marketing-Produkt? Die Meinungen in der metallischen Gemeinde gehen diesbezüglich stark auseinander. Aushängeschilder der Band sind zweifelsohne die beiden Sängerinnen Heidi Shepherd und Carla Harvey (inklusive ihrer öhm… «gemachten» Rundungen). Gerade zu Beginn der Butcher Babies traten die beiden während Live-Shows gerne oben ohne auf. Für einen Hauch von Zensur sorgten damals einzig sogenannte Nippelpflaster. Das passt hervorragend zum Hintergrund der Damen, die ursprünglich beide als Moderatorinnen für den Playboy-Konzern gearbeitet haben. Heutzutage scheinen sie nicht mehr ganz so allergisch auf Textilien zu reagieren. Nichtsdestotrotz bleiben die Outfits sexy. Von den ständigen Streitgesprächen zum Thema «Frauen im Metal» lassen sich die beiden übrigens überhaupt nicht verunsichern. Anlässlich des Internationalen Frauentages hat die Band in diesem Zusammenhang ein äusserst amüsantes Video veröffentlicht (siehe unten). Selbstironie ahoi!
Der heutige Auftritt im Zürcher Komplex Klub ist gleichzeitig auch das erste Gastspiel der Metzger-Metaller auf schweizerischem Boden. 2015 wäre ein Besuch des Z7 in Pratteln eingeplant gewesen. Dieser musste jedoch aufgrund von logistischen Problemen abgesagt werden. Nun hat es endlich geklappt. Im Vorverkauf gingen die Tickets weg wie «warme Weggli». Am Ende schrammte Veranstalter Good News Productions AG nur ganz knapp am Vermelden des «Sold Out»-Status’ vorbei. Mit einer schweisstreibenden Angelegenheit ist trotzdem zu rechnen. Deswegen ist der Abstecher an die Bar dieses Mal überlebenswichtig. Anschliessend platzieren wir uns auf der linken Bühnenseite in der Ecke. Die Gefahr eines Gedränges ist hier ziemlich gering. Vor der Hauptattraktion des Abends sorgen Klogr und Eyes Set To Kill für das hoffentlich passende Aufwärmprogramm. Da ich diese beiden Truppe nicht kenne, bin ich auf deren Performances äusserst gespannt.
Klogr
Punkt 20 Uhr geht’s zur Sache. Während ich mich auf das Beobachten und Zuhören konzentriere, stürzt sich Metalinside-Boss pam mit seiner Kamera ins Getümmel (pam: Da stürzte ich mich in den Bus an der Langstrasse … ins Getümmel dann bei der zweiten Vorband). Auf der Bühne steht das Quartett Klogr aus Italien. Die Jungs spielen einen Mix aus Alternative Metal und Rock. Zu Anfang kommen sie irgendwie kaum auf Betriebstemperatur. Die Stimme von Frontmann Gabriele «Rusty» Rustichelli ist leider schlecht abgemischt. Dagegen wirkt das Getrommle von Maicol Morgotti viel zu dominant. Er prügelt wie von der Tarantel gestochen auf seine Schiessbude ein.
In der zweiten Auftrittshälfte scheint der Tontechniker die richtigen Knöpfe zu finden, denn nun kommt der Sound ein bisschen besser rüber. Bei den Ansagen beweist «Rusty» seine Mehrsprachigkeit. Einzig das Rätoromanisch bleibt auf der Strecke. Allerdings dürfte dies wohl auch im Publikum kaum jemand beherrschen. Somit ist das alles halb so wild. Nach rund 30 Minuten beenden die italienischen Hengste ihr Set. Mit einer besseren Soundqualität wäre sicherlich mehr drin gewesen.
Eyes Set To Kill
Was das Publikum nun zu hören bekommt ist eine Mischung aus Halestorm und New Years Day. Dafür verantwortlich ist der aus dem US-Bundesstaat Arizona stammende Vierer Eyes Set To Kill. Frontmädel Alexia Rodriguez beweist neben ihren gesanglichen Fähigkeiten auch Talent für den Umhang mit der Klampfe. Ähnlich wie zuvor bei Rutsy von Klogr ihr dürfte ihr Mikro jedoch ein bisschen lauter sein. Kaum denke ich an die Italiener, stehen diese plötzlich auf der Bühne und performen einen gemeinsamen Song mit ihren Kollegen aus den Staaten. Der Spassfaktor auf dieser gemeinsamen Tour scheint hoch zu sein.
Einen emotionalen Part bauen Eyes Set To Kill ebenfalls ein – und zwar mit einer Cover-Version der The Cranberries-Megahymne «Zombie». Insbesondere Alexia möchte damit der verstorbenen Dolores O’Riordan würdig Tribut zollen. Schöne Geste. Alles in allem liefern die Amis eine grundsolide Show ab. Da steckt etwas mehr «Pfupf» drin als beim Klogr-Auftritt. Gegen Ende steuert Gitarrist AJ Bartholomew sogar noch ein paar Growls und Screams bei.
Butcher Babies
Der Headliner geht mit einer kleinen Verspätung ins Rennen, da Eyes Set To Kill offenbar den Zeitplan ein bisschen durcheinandergebracht haben. Henry Flury (Gitarre), Jason Klein (Bass) und Chase Brickenden (Drums) schreiten zur Tat und stimmen die Melodie des neuen Tracks «Lilith» an. Die laufende Tour steht im Zeichen der gleichnamigen Scheibe. Es handelt sich dabei um das dritte Studioalbum der Band. Eine laut johlende Menge verrät schliesslich das Erscheinen von Heidi und Carla. Erstgenannte müsste sich mit ihrem Namen in der Schweiz eigentlich sowieso wie zu Hause fühlen. Die Mädels sind definitiv auch in natura echte Hingucker. Ist es bloss Einbildung oder wirft mir Carla regelmässig laszive Blicke zu? (pam: Tja, dann schau mal das eine Foto an … ich glaub die gingen an mich ;-))
Doch nun endgültig genug über den optischen Aspekt. Wir Metalinside-Männer lassen uns auch von noch so attraktiven, weibliche Rundungen nicht von der Beurteilung der musikalischen Leistung ablenken (pam: Genau!). Der Alternative Metal der Butcher Babies enthält auch diverse Elemente aus den Bereichen Thrash, Groove und Modern Metal. Stimmlich haben die beiden Frontmädels einiges auf dem Kasten. Heidi punktet mit ihren Screams, während Carla sich eher in den tiefen des Kehlgesangs besser aufgehoben fühlt. Allerdings bekunden beide ebenfalls gar keine Probleme mit den klaren Passagen. Hauptrumpf ist aber zweifelsohne ihre unglaubliche Energie. Damit reisst das Duo die Fans regelrecht mit. Zudem sind die Damen ziemliche Hüpfdohlen. Da werden teilweise sehr imposante Sprünge vorgeführt. Blondschopf Heidi wagt einmal sogar einen Abstecher in den Pit. So viel zum Thema «Tussen Metal». Kurz gesagt: Live ist die Truppe eine Wucht! Die Wände des Komplex Klub werden intensiv auf deren Stabilität getestet.
Neben Material des neusten Silberlings knallen die Metzger-Metaller der Zuhörerschaft ebenfalls Kracher-Nummern der Marke «Monsters Ball» oder «Magnolia Blvd.» um die Lauscher. Häufig werden wir zum Zeigen des Mittelfingers aufgefordert. Heidi scheint diese Aktivität besonders zu lieben. Zwei Cover-Versionen haben sich ebenfalls in die Setliste eingeschlichen. Bei einer davon handelt es sich doch tatsächlich um das ZZ Top-Stück «Beer Drinkers & Hell Raisers». Der Trinkerei scheint die Band auch nicht abgeneigt zu sein. Im zweiten Show-Teil genehmigen sich die einzelnen Mitglieder nämlich den einen oder anderen Kurzen. Drummer Chase beweist dann stellevertretend mit einem fulminanten Solo, dass die Herren in der Band sich keinesfalls mit der Statistenrolle begnügen müssen. Mit dieser Vollgas-Darbietung werden die Butcher Babies definitiv nicht nur bei meiner Person bleibende Eindrücke hinterlassen. Das ist schlichtweg eine saustarke Headliner-Show!
Das Fanzit
Ich kam, sah und lernte. Die Butcher Babies zündeten heute Abend in Zürich ein unglaubliches Live-Feuerwerk und liessen dadurch einige ihrer Kritiker verstummen. Allerdings gebe ich gerne zu, dass diese Power auf den Alben der Band jeweils nicht so stark zum Ausdruck kommt. Die Truppe ist aber definitiv mehr als bloss ein simples Marketing-Produkt. Aufgrund dieses starken Headliner-Auftritts haben sie sich ganz klar für weitere Gastspiele im wunderschönen Hel(l)vetien empfohlen. Die beiden Vorbands vermochten dagegen leider nur teilweise zu überzeugen. Die Fotografen hatten zudem mit mühsamen Lichtverhältnissen zu kämpfen. Diesbezüglich weist die Location noch Verbesserungspotenzial aus.
Cheers
Dutti \m/
Setliste – Klogr
- Draw Closer
- Technocracy
- King Of Unknown
- Pride Before The Fall
- Prison Of Light
- Bleeding
- Guinea Pigs
Setliste – Butcher Babies
- Lilith
- Burn The Straw Man
- Monsters Ball
- The Butcher
- In Denial
- The Huntsman
- Korova
- Igniter
- POMONA (Shit Happens)
- Gravemaker
- Thrown Away
- Beer Drinkers & Hell Raisers (ZZ Top-Cover)
- Drum Solo
- Headspin
- Underground And Overrated
- They’re Coming To Take Me Away (Napoleon XIV-Cover)*
- Controller*
- Axe Wound*
- Magnolia Blvd.*
*Zugabe