Niveau gehalten?
„The Silent Days are over“ liessen uns Expellow im Jahr 2011 mit ihrem Debutalbum wissen und tatsächlich ist es seither nie mehr wirklich still geworden um die Metalcore-Truppe aus Zürich. Vor knapp drei Jahren legten sie ihr „Modern Age Credo“ vor, dem sie anscheinend bis heute gefolgt sind. Und so verkündet der Titel von Album Nummer drei ganz beruhigend „We Held The Line“.
Das ist natürlich das, was sich jeder Fan (mich eingeschlossen) wünscht, aber es bleibt eine schmale Gratwanderung zwischen Fortführung des eingeschlagenen Pfades und Wiederholung bisher verarbeiteter Ideen. Expellow verlieren keine Zeit und marschieren ungebremst vorwärts über diesen Grat. Ohne Intro oder grosse Einleitung fährt der Opener „Game Insane“ gleich die geballte Ladung Expellow auf. Da sind sie wieder, die eingängigen Riffs, die wütende Stimme und das stampfende Schlagzeug. Auch die bereits bewährten Gangshouts und die für das Quintett so charakteristischen rhythmischen Figuren in den Gesangslinien tragen ihren Teil dazu bei, dass sich Freunde der letzten zwei Alben sofort heimisch fühlen.
Das folgende „Strongest In Defeat“ kann allerdings das Niveau nicht ganz halten. Der Song wirkt weniger druckvoll, so als ob die zuvor verspürte Wut bereits etwas abgebaut zu sein scheint. Ein Eindruck, der aber im weiteren Verlauf des Albums wieder korrigiert wird. Überzeugen können in dieser Hinsicht vor allem das sehr auf den Punkt gebrachte „Fuck Shit Up“ sowie „World Set Ablaze“ mit seinen hin und her springenden Vocals. Wie bereits in der Vergangenheit werfen Expellow immer mal wieder ein Auge in Richtung Melodic Death Metal, was viele druckvolle und ausgefeilte Gitarrenriffs zur Folge hat. Besonders die zweite Hälfte des Albums bietet einen Haufen Energie sowie abwechslungsreiche und interessante Passagen. Dabei gehen die Zürcher homogener zu Werk als auf dem direkten Vorgängeralbum. Unterschieden sich dessen Songs hinsichtlich ihrer charakteristischen Merkmale stark voneinander, herrscht auf „We Held The Line“ eine stärker ausgeprägte Gleichmässigkeit vor. Das führt einerseits dazu, dass das gesamte Album wie aus einem Guss daher kommt und eine zusammenhaltende Einheit bildet. Andererseits brauchen die Songs dadurch mehr Aufmerksamkeit und Konzentration, um sauber voneinander differenziert werden zu können.
Unter dem Strich geht das natürlich etwas zu Lasten der Eingängigkeit, im Gegenzug bieten die Songs mehr Details, die es zu entdecken gilt. Seien es die an die frühere Zeiten erinnernden Melodien in „Eden Rebuilt“, das coole Gitarrenriff in der Strophe des Titeltracks oder die Blastbeateinschübe in „Cathedrals“, die wahren Qualitäten des Albums lauern unter der Oberfläche.
Das Fanzit
Expellow liefern erneut ein starkes Album ab, das Fans von Metalcore mit gelegentlichen Anklängen von Melodic Death Metal unbedingt anhören sollten. Obwohl sich auch der ein oder andere etwas generische Song auf der Scheibe findet und die Songs nicht mehr ganz so eingängig sind wie zu früheren Zeiten, überzeugt der Rest des Albums mit feinen Details.
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