Wir sind heute in Italien zu Gast, bei Extinction in Turin um genauer zu sein. Welche (noch) geheime Pläne haben sie? Wohin führt denn ihren Weg?
Metalinside (Jürgen): Hoi zäme, wie fühlt Ihr euch nach der Veröffentlichung von „The Monarch Slaves“?
Danilo Bonuso (Gitarre): Grüss dich und die Metalinside-Redaktion. Wie wir uns fühlen? Sehr zufrieden! Es war eine lange Arbeit und, wenn man bedenkt, dass dieses unser Debüt ist, können wir sagen, dass es gelungen ist. Die vielen positive Reviews scheinen dies zu bestätigen.
Metalinside: Wie sieht eure Agenda für 2018 aus? Wie werdet Ihr „The Monarch Slaves“ promoten?
Danilo: Wenn wir von Live-Aktivitäten reden wollen, momentan stehen wir still, weil unsere Sängerin Alice berufliche Verpflichtungen im Ausland wahrnehmen muss. Nach der Veröffentlichung haben wir nur drei Konzerte gespielt, werden aber während der zweiten Hälfte des Jahrs Gas geben und aufholen. Die Promotion der CD geht weiter und wir können dir verraten, dass die Live-Inaktivität unser Kompositionsprozess für das nächste Album beschleunigt. Wir sind damit bereits sehr fortgeschritten!
Metalinside: Warum ausgerechnet „Smells Like Teen Spirit“
Alice Darkpeace (Stimme): Ich bin ein Nirvana-Fan seitdem ich ein Teenie war. Ihre war die Musik mit der ich aufgewachsen bin, bevor ich Kontakt zu extremeren Stile hatte. Es macht mir immer noch Spass, verschiedene Genres zu entdecken, obwohl ich die musikalische Leidenschaft meiner Adoleszenz beibehalten habe. Sagen wir es so: Aus musikalischer Sicht habe ich immer addiert, nie subtrahiert.
Marco Vicenza (Bass): Das Lied ist einfach aber stark zugleich. Der sich wiederholender Rhythmus gewährt unserer Sängerin genug Freiraum, um zu zeigen, was sie kann. Live kommt dieser Stück ausserdem immer gut an.
Metalinside: Welche Synergien entstehen in eurem Proberaum zwischen Danilo – erfahrener Musiker (um das Adjektiv „alt“ zu vermeiden) – und die musikalisch jüngeren? Wie wirken sie sich auf das Komponieren aus?
Danilo: Bevor die Jungs zu Wort kommen, möchte ich noch etwas präzisieren. Wir alle haben einen mehr oder weniger relevanten Werdegang. Was das „Alter“ angeht, Bassist Marco ist so alt wie ich (lacht).
Alberto Scrivano (Schlagzeug): Klar, es gibt schon einige Unterschiede zwischen der „alten“ und der „neuen“ Generation innerhalb der Band, insbesondere was die Art wie man das Komponieren angeht und die Wahl der Klänge betrifft. Danilo und Marco haben sich Ende der 80er als Musiker entwickelt und bringen sich mit Riffs und Klänge ein, die der Epoche sehr nahe sind. Ich, Alice und Marco Campanati (Gitarre) haben erst über ein Jahrzehnt später angefangen, den Genre zu hören und spielen. Das merkt man dann schon, wenn wir Lieder schreiben. Das wichtigste ist aber, das Gleichgewicht zu finden. Ich glaube deshalb, dass gerade diese Eigenschaft Extiction zu etwas Besonderem macht: die ideale Mischung von New und Old School.
Metalinside: Welche Botschaft will das Frontcover von „The Monarch Slaves“ vermitteln?
Danilo: Das Cover ist eine symbolische Darstellung eines reellen Themas, das Projekt Monarch. Es ist das Programm der CIA zur Gedankenkontrolle, das nach dem Krieg (insgeheim aber noch aktiv) gestartet wurde. Es ist die Fortsetzung von dem, was die Nazis mit ihrem MK-Ultra angefangen hatten. Der Faltermann, Monarchfaltermann um genau zu sein, stellt die Wiedergeburt des Individuums mit der gespaltenen Persönlichkeit dar. Diese wurde durch verschiedenen Foltermethoden erreicht. Die drei Personen unter der mentalen Kontrolle des Wesens mit okkulten Kräften sind ein fiktiver Politiker, ein Showgirl und ein Soldat. Zum Thema lade ich Eure Leser ein, unser gleichnamiges Video auf Youtube anzuschauen.
Metalinside: Jetzt könnten wir uns über Alices Erfahrung bei „Italia‘s Got Talent“ unterhalten. Stattdessen richten wir die Scheinwerfer auf – Trommelwirbel – ihre Stimme. In meinem Review erwähne ich die Berührungspunkte zwischen der ihrer und der von Duane Rasmussen, Sänger des legendären und leider aufgelösten Chicagoer Quartetts Devastation. Welche Sänger und Musikrichtungen haben Alice inspiriert? In welche Richtung möchte sie sich technisch weiterentwickeln?
Alice: Ich schicke voraus, dass ich eben wegen dieser Erfahrung kein Freund von Interviews bin; ich überlasse lieber den Anderen das Wort. Dieses Mal, aber, freut es mich wirklich, deine zu beantworten, weil sie seit zwei Jahren die erste ist, die nichts mit „Italia‘s Got Talent“ zu tun hat. Wir haben nun ein Album am Start, ein weiteres ist in Arbeit und darum gibt es wichtigeres zu besprechen. Dein Vergleich der Stimmen hat mich positiv überrascht, weil meine meistens mit der von Sabina Classen gleichgesetzt wird. Persönlich glaube ich nicht, dass sie und ich so viel gemeinsam haben, auch weil sie mehr im Thrash verwurzelt ist. Um deine Frage zu beantworten, kann ich dir verraten, dass meine erste Band nur aus Frauen bestand und Punk spielte. Ich begann also mit diesem Stil. Als ich fünfzehn Jahre alt war, träumte ich von einer Stimme wie die von Courtney Love, um es zu verdeutlichen. Dann, so um die zwanzig herum, habe ich das Growl entdeckt, dies dank Arch Enemy mit Angela Gossow. Sie war für mich – und für alle Growlerinnen, wie ich vermute – immer einen Bezugspunkt, wie auch Rachel Heyzer als sie noch bei Sinister war. In Zukunft möchte ich den klaren Gesang verbessern (das hat aber nichts mit Extinction zu tun) und mit dem Growl düstere Akzente entdecken, die auf dieser CD Platz für andere machen mussten, die schärfer und bissiger sind.
Metalinside: Jetzt scheint mir die Zeit gekommen zu sein, auch die anderen Musiker kurz vorzustellen…
Danilo: Schlagzeuger Alberto den ich bei einem Abendessen unter Freunden kennengelernt habe und ich, sind am längsten bei Extinction dabei. Später traf ich über eine online Musikerbörse auf Alice, die, nachdem sie uns einige Lieder ihrer alten Band vorgespielt hatte, uns sofort mit ihrem kräftigen Growl überzeugte. Wir brauchten auch einen neuen Bassisten und so fanden wir Marco, auch über eine Annonce. Er blickte auf Erfahrungen zurück, die er bei zwei wichtigen Turiner Metalcore-Bands sammelte. Und zu guter Letzt lernten wir auf einem Konzert Marco „Hellfire“ Campanati kennen, der mit seiner beneidenswerten Phantasie und Technik neue Ideen einbrachte. Ihr werdet es auf der nächsten Platte feststellen!
Metalinside: „The Monarch Slaves“ ist bestimmt ein Meilenstein der Geschichte von Extinction. Welche sind Eure Zukunftspläne? Wird vielleicht die 1996er Demo „Progress Regress“ neu gemischt und als Bonus zur neuen Platte gegeben?
Marco V.: Wir sind voll dabei, eine Fortsetzung von „The Monarch Slaves“ zu erschaffen, wir wollen keine Zeit verlieren. Wir sind damit bereits zu einem guten Punkt angekommen. Unser nächstes Werk wird eine stilistische Evolution vom Vorgänger sein: aggressiv, schnell und wie immer mit einer Prise Thrash in allen Liedern. Wir können es kaum erwarten, ins Studio zu gehen.
Danilo: Ich denke schon seit längerem an eine Wiederauflage von „Progress Regress“, die Demo die von der ersten Extinction-Zusammensetzung (1995-1997) aufgenommen wurde. In der Tat, wie du es sagst, würde sie gut als Bonus-CD zum nächsten Album passen. Wir werden das noch mit unserem Label besprechen.
Metalinside: Während die Musik Danilos Aufgabe ist – korrigiert mich bitte, wenn ich falsch liegen sollte – entstammen die Texte verschiedenen Federn. Wie sprecht ihr euch diesbezüglich ab und welche Themen verarbeitet ihr?
Danilo: Vier Songs auf dem Album stammen aus der genannten Demo. Sie wurden ursprünglich von unserem ersten Sänger Massimo Muci geschrieben und für „The Monarch Slaves“ neu arrangiert. Für das neue Lied „False Preachers“ haben wir einen Text verwendet, den unser erster Bassist Giuseppe de Benedittis 1997 verfasste. Den introspektiven von „Latency“ hat Alice geschrieben und die anderen ich. Wenn man von „Latency“ absieht, alle andere reden von einer Welt die sich ins Verderben stürzt, mit einer Elite die hinter unserem Rücken fiese Pläne schmiedet. Ein breitgefächerter Diskurs, der gut nachvollziehbar ist.
Metalinside: Ein Label zu finden ist oft eine grosse Hürde, die es zu bewältigen gilt. Wie seid ihr auf Unholy Fire Records gelandet und wie läuft die Zusammenarbeit?
Danilo: Wir haben intensiv und gründlich gesucht, vor allem im Ausland. Unter den vielen Anfragen haben wir uns für das junge und wachsenden deutsche Label Unholy Fire Records entschieden, dass eher unseren Vorstellungen entsprach. Bisher sind wir mehr als zufrieden! Wer sonst bringt ein Album raus in den Formaten CD, Digipak A5, digitales Download und, vor allem, auf Kassette?
Metalinside: Danke dass Ihr euch die Zeit genommen habt. Ich wünsche euch alles Gute für eure musikalische und persönliche Zukunft.
Danilo: Ich danke dir im Namen von der Band für das Interview und, so hoffe ich, bis bald in den schweizerischen Locations. Zum Schluss lade ich Eure Leser ein, uns auf unseren Webseiten zu folgen und sich das Album anzuhören.