Angriff des Minotaurus’
Für Studioalbum Nummer sechs wagen die Schwermetaller Gonoreas aus Brugg einen Abstecher in die griechische Mythologie.
Der Minotaurus, welcher das Cover ziert, ist ein Wesen mit einem Stierkopf und einem menschlichen Körper. Ein eher grimmiger Zeitgenosse. Ob dieses Bild eine Anspielung auf den Härtegrad darstellen soll, wird sich noch herausstellen. Produziert wurde die Scheibe durch Mastermind V.O. Pulver in seinem Little Creek Studio in Ormalingen. Szenekenner wissen, dass aus dieser Platten-Schmiede sehr häufig geniales Material stammt. Die Veröffentlichung erfolgte am 23. Februar über das Label Art Gates Records. Was die zehn «Minotaur»-Tracks so alles zu bieten haben, werde ich für euch in der nachfolgenden Rezension gerne herausfinden.
Das Album – «Minotaur»
«Bloodstones» soll während 95 Sekunden die zum Silberling passende Atmosphäre erzeugen. Das gelingt diesem Intro problemlos. Sofort findet sich der Zuhörer im mythologischen Griechenland wieder. Rein von den Klängen her könnte es sich allerdings auch um eine Wüstenlandschaft handeln. Vergleiche zu den Soundtracks des Films «Troy» oder des Videospiels «Assassin’s Creed Origins» sind aus meiner Sicht durchaus gerechtfertigt.
«Seeds Of A New Future» beginnt mit harten Gitarren-Parts und knallenden Drums. Nach rund 45 Sekunden ist sogar für einen kurzen Moment eine Art Motörhead-Riff-Passage hörbar. Diese wiederholt sich im späteren Verlauf des Songs noch ein paar Mal. Besonders stark und dominant ist dann aber eindeutig das Stimmorgan von Sänger Leandro Pacheco. Für die Genres Heavy und Power Metal zweifelsohne eine absolut passende Röhre. Er erinnert mich phasenweise an einen gewissen Bruce Dickinson. Weitere Pluspunkte gibt’s für den eingängigen Refrain, der einem sofort in den Gehörgängen kleben bleibt. Das hohe Tempo passt hier ebenfalls wie die Faust aufs Auge.
Der Fuss wird auch beim anschliessenden «Puzzle» nicht vom Gaspedal genommen. Nun bewegt man sich auf den Pfaden von Iced Earth. Mit diesem Vergleich müssen sich Gonoreas offenbar schon länger herumschlagen. Dafür müssen sie sich allerdings keinesfalls schämen. Bei diesem Stück lässt die Truppe ausserdem zum ersten Mal Ihre Klampfen-Bestie Damir Eskic so richtig von der Leine. Unglaublich, was der Kerl mit Lichtgeschwindigkeit alles aus seiner Saitenkönigin herauskitzelt.
Das nachfolgende «Eris» ist ebenfalls dankbares Futter für die hungrigen Nackenmuskeln. In der griechischen Mythologie ist dies der Name der Göttin der Zwietracht und des Streits. Sie ist indirekt für die Auslösung des Trojanischen Krieges verantwortlich. Für einmal drosselt das Brugger-Quartett das Tempo über weite Strecken des Songs ein bisschen. In diesen Momenten driften sie schon beinahe in die Gefilde des Doom Metal-Genres ab. Im letzten Drittel gibt Leandro dann allerdings einen fulminanten Schrei zum Besten.
«Price Of Eternity» entpuppt sich als wuchtige Riff-Abrissbirne. Stefan Hösli trommelt wie ein wilder auf seinem Spielgerät herum. Sänger Leandro präsentiert uns hier die aggressivere Seite seines Stimmorgans. Live werden bei diesem Stücke die Haare sicherlich massenweise durch die Lüfte fliegen. Sehr geil! Das anschliessende «Fragments» geht soundtechnisch genau in dieselbe Ecke. Die doppelte Nackenbrecher-Dosis!
Abwechslung und eine klangmässig komplett neue Schiene schlägt schliesslich «Behind The Wall». Nach der bisher eher groben Kost, ermöglichen Gonoreas der Zuhörerschaft mit dieser gefühlvollen Ballade eine Verschnaufpause. Zu dieser Nummer existiert übrigens auf YouTube bereits ein Videoclip. Den Gesangs-Part übernimmt dieses Mal Bassist Pat Rafaniello – und das macht er verdammt gut! Eine unerwartete und gleichzeitig geniale Überraschung. Damir sorgt währenddessen mit der Akustikgitarre für die passende Begleitung.
Als Nächstes steht der Titel-Track auf dem Programm. Hier geht’s nun wieder ziemlich zur Sache. Leandro packt zwischenzeitlich schrilles Gekreische aus, welches wir sonst unter anderem auch von Bobby «Blitz» Ellsworth (Overkill) oder Hell Hofer (Bullet) kennen. Sehr gelungen sind bei diesem Stück zudem die Tempi-Wechsel. Gegen Ende sorgt Chorgesang für eine epische Stimmung. Das etwas länger als anderthalb Minuten dauernde «Transcendence» gewährt den Nackenwirbeln der Zuhörerschaft dann nochmals eine kurze Erholungsphase.
Den Schlusspunkt setzt der Vierer mit «The Lead Masks Of Vintem Hill» – dem längsten Stück des Silberlings. Inhaltlich kommt ein etwas skurriler Mordfall aus Brasilien aus dem Jahre 1966 zur Sprache. Dieser konnte bis heute nicht aufgeklärt werden. Beide Opfer trugen offenbar sonderbare Schlafmasken. Der Song selbst ist geprägt durch bissige Riffs und – einmal mehr – Leandros überragendes Stimmorgan.
Das Fanzit
Gonoreas beweisen mit ihrem sechsten Wurf in beeindruckender Manier, weshalb sie zu den besseren Kapellen der Schweizer Metal-Szene gehören. Sackstarke Gesangsleistung, mitreissende Gitarrenarbeit, viel Tempo, Schwerstarbeit für die Nackenmuckis und eine für massenhaft Hühnerhaut sorgende Ballade. Auf «Minotaur» wird der Zuhörerschaft zweifelsohne einiges geboten. Eine Kaufempfehlung kann sorglos abgegeben werden. Die Scheibe ist übrigens in verschiedenen Ausführungen erhältlich. Neben dem Standard-Album gibt’s eine Balkan- (mit einem Bonus-Track) und eine japanische Version (mit zwei zusätzlichen Songs). Live kann man die Truppe – und somit auch das neue Material – hierzulande in diesem Jahr diverse Male bestaunen. Einer dieser Termine wäre beispielsweise die Swiss Metal Attack-Party Ende April im Z7 in Pratteln.
Reinhören und limited Edition portofrei bestellen
Trackliste Gonoreas – Minotaur
- Bloodstones
- Seeds Of A New Future
- Puzzle
- Eris
- Price Of Eternity
- Fragments
- Behind The Wall
- Minotaur
- Transcendence
- The Lead Masks Of Vintem Hill
Line Up – Gonoreas
- Leandro Pacheco – Vocals
- Damir Eskic – Lead/Solo Guitars
- Pat Rafaniello – Bass Guitar
- Stefan Hösli – Drums
Video Gonoreas – Puzzle