Die Folk Metal Superstars zu Gast in Pratteln
Korpiklaani, Arkona, Heidevolk und Trollfest- für einen Sonntag war dies zweifelsohne ein anstrengendes Package. Alkohol-Vernichtungssound, wie er im Buche steht. Aber vermochten effektiv alle vier Truppen gleichermassen zu überzeugen? Die Antwort darauf liefern meine angeschlagene Leber und ich im nachfolgenden Metalinside-Bericht.
Schlechte Nachricht bereits im Vorfeld dieser Veranstaltung. Es wird keine «Extended Show» dieser Tour im Z7 stattfinden. Diesbezüglich haben die vorhandenen Flyer «Fake News» verbreitet. Keine Ahnung, wo es genau zur Kommunikationspanne gekommen ist. Im Klartext bedeutet dies keine Auftritte der Bands Evertale, Black Messiah und The Privateer. Schade, denn auch diese Akteure hätte ich natürlich sehr gerne in Aktion erlebt. Andererseits wäre der Abend dann mit insgesamt sieben Gigs wohl zu einer echten Herausforderung geworden.
Anyway, die gute Laune lässt sich davon trotzdem niemand verderben. Denn auch die vier übriggebliebenen Folk Metal Superstars werden sicherlich für ausreichend unterhaltsame Momente sorgen. Abgesehen von Trollfest habe ich sämtliche Truppen schon mindestens einmal live erlebt. Bereits zur frühen Türöffnung um 16.45 Uhr haben sich etliche Personen in der Konzertfabrik eingefunden. Für einen Sonntag definitiv keine Selbstverständlichkeit. Die Zeit bis zur ersten Darbietung wird mit witzigen Gesprächen und dem Konsum erster Hopfendosen gekonnt überbrückt.
Trollfest
Zum Auftakt dröhnt das epische «O Fortuna – Carmina Burana» aus den Boxen. Die vorhandene Kulisse erinnert mich hingegen eher an einen Kindergeburtstag als an ein Metal-Konzert. Überall hängen farbige Luftballons in diversen Grössen und Formen herum. Ein Indiz dafür, dass man die nun auftretende Truppe nicht zu ernst nehmen sollte. Wer mich kennt weiss, dass sogenannte «Blödel-Bands» (z.B. Knorkator, J.B.O, Troldhaugen oder die Excrementory Grindfuckers) oftmals überhaupt nicht mein Ding sind. Doch siehe da, die Darbietung der Comedy-Version von Finntroll sorgt für ausgezeichnete Stimmung – und dies nicht nur bei meiner Wenigkeit. Das Biertrinken wird durch intensive Lachanfälle ziemlich erschwert. Der Anblick des gigantischen Ballonhutes von Frontmann Trollmannen ist für jeden Beobachter eine Augenweide. Ich bin ziemlich sicher, dass Metalinside-Kollege Steve dieses Motiv mit seiner Knipsmaschine festgehalten hat.
Textlich ist kaum zu verstehen, was die Norweger so alles in ihre Mikros brüllen. Allerdings soll der Fokus eindeutig nicht auf den Lyrics liegen. Mit «Toxic» haben die Herrschaften gar eine Cover-Version eines Britney Spears-Songs im Repertoire. Wer braucht denn da schon das Original? Dazwischen gibt der Anführer der Troll-Horde regelmässig mangelnde Sprachkenntnisse offen zu. «Mein Deutsch ist Scheisse!». Beim kubanisch angehauchten «Solskinnsmedisin» stürzt sich ein Bandmitglied hinein ins Getümmel und startet eine grosse Polonaise. Später wird dann noch der Basser in einem riesigen Gummiball in die Menge geschleudert. Ein Aufwärmprogramm nach Mass.
Heidevolk
Die nächste Gruppe hat meines Erachtens immer noch nicht die Aufmerksamkeit erhalten, die ihr eigentlich zustünde. Seit Jahren liefern die Niederländer Heidevolk konstante Leistungen und coole Scheiben ab. Ihre Live-Auftritte sind ebenfalls stets mitreissende Angelegenheiten. So auch heute. Mächtigste Waffe der Band ist der zweistimmige Gesang der Herren Jacco und Lars. Das klingt einfach jedes Mal hammermässig. Gesungen wird übrigens in der Landessprache von Heidevolk. Lediglich bei «A Wolf In My Heart» folgt ein kurzer Abstecher in englische Sprachgefilde.
Mitte Januar haben die Herrschaften mit «Vuur Van Verzet» (zu Deutsch «Feuer des Widerstands») ihr inzwischen sechstes Studioalbum veröffentlicht. Mit sechs Stücken dominiert dieses auch wenig überraschend die Setliste des heutigen Abends. Zur absoluten Eskalation führen allerdings trotzdem die älteren Hymnen der Marke «Nehalennia», «Saksenland» und «Vulgaris Magistralis». Ein weiterer souveräner Auftritt der Folk-Helden. Wann reicht es endlich für den nächsten grossen Schritt; sprich die eigene Headliner-Tour? Meines Erachtens wären sie dafür definitiv bereit. Nach dieser genialen Show ist ein Abstecher an den Merchandise-Stand unausweichlich. Ein Exemplar des aktuellen Silberlings muss her!
Arkona
Auch die Russen von Arkona sind mit neuem Material am Start. Mit «Khram» wagen Frontmädel Masha und ihre männlichen Kollegen einen Abstecher in eher düstere und härtere Sound-Ebenen. Eine beeindruckende Erscheinung ist zudem der geschmückte Mikrofonständer an welchem ein imposanter Skelett-Kuhschädel hängt. Inzwischen ist das Z7 rappelvoll. Der «Sold Out»-Status scheint bloss äusserst knapp verfehlt worden zu sein. Trotz Energiebündel und Schreihals Masha wirkt die Darbietung insgesamt weniger schwungvoll als noch zuvor bei Heidevolk. Zwischen Arkona und mir wird es am diesjährigen Dark Troll Festival zu einer erneuten Begegnung kommen. Allenfalls haut mich dann eine Headliner-Show eher aus den Socken.
Korpiklaani
Inzwischen hat der Promillepegel des Publikums ein für die Songs der nächsten Truppe würdiges Niveau erreicht. Nüchtern habe ich eine Korpiklaani-Show sowieso noch nicht erlebt. Aufgrund dessen erwischen die Finnen mit «Happy Little Boozer» natürlich den optimalen Beginn für ihr Set. Die feierwütige Meute vor der Bühne gibt vollen Einsatz, egal ob mitgrölen, trinken oder schunkeln. Das Z7 mutiert zur Party-Hütte. Zu «Pilli On Pajusta Tehty» wird ebenfalls brav das Tanzbein geschwungen. Frontmann Jonne Järveläs Stimmorgan ist in Hochform. Bei Stücken wie «Lempo» oder «Ruumiinmultaa» lässt er dann auch seinen altbekannten Schamanengesang einfliessen. Der ganz in weiss gekleidete Violinist Tuomas Rounakari (bei diesem Gig zusätzlich mit einem passenden Zylinder auf dem Haupt) scheint ebenfalls in Bestform zu sein. Zumindest beweist er der Zuhörerschaft, dass auch mit einem Streichinstrument fulminante Soli gezockt werden können.
Glaubt man der Statistik, sehe ich Korpiklaani heute Abend bereits zum achten Mal. Wie so oft lässt die Setliste keine Wünsche offen. Zu meiner grossen Freude wird wieder einmal die Fest-Hymne «Juodaan Viinaa» berücksichtigt. In der Schweiz zudem stets beliebt ist der Song «Rauta». Das Wörtchen «Iske» im Refrain wird von uns nämlich stets liebevoll in «Iistee» umgetauft. Es geht also für einen kurzen Moment auch ohne alkoholische Getränke. Mit «HenkseliPoika» kriegen die Fans ausserdem einen nagelneuen Song zu hören. Über das dazugehörige Album liegen hingegen noch keine weiteren Informationen vor. Zurück zur Trinkerei geht’s dann mit den beiden Nummern «Beer Beer» und «Vodka». Auf zur Bar! Beendet wird die ganze Geschichte schliesslich mit «Crows Bring The Spring». Prost!
Das Fanzit
Ein erfolgreicher Abend im Metal-Tempel Z7, sowohl auf der Bühne als auch am Bartresen. Für so manche Leber steht nach diesem Abend wohl ein Erholungsurlaub auf dem Programm. Korpiklaani haben einmal mehr äusserst souverän bewiesen, dass sie die ultimativen Folk Metal Superstars sind. Ihre Shows werden einfach niemals langweilig. Auch Heidevolk und Trollfest vermochten zu überzeugen. Erstgenannten würde ich einen kleinen Popularitätsschub absolut gönnen. Einzig Arkona konnten nicht vollends mit den starken Leistungen ihrer Kollegen mithalten.
Cheers
Dutti \m/
Setliste – Heidevolk
- Ontwaakt
- Ostara
- A Wolf In My Heart
- Wapenbroeders
- Nehalennia
- Yngwaz‘ Zonen
- Britannia
- Tiwaz
- Saksenland
- Drankgelag
- De Hallen Van Mijn Vaderen
- Gungnir
- Vulgaris Magistralis
Setliste – Arkona
- Mantra (Intro)
- Shtorm
- Tseluya Zhizn
- Khram
- V Pogonye Za Beloy Tenyu
- Mantra (Outro)
- Az‘
- Arkaim
- Goi, Rode, Goi!
- Skvoz‘ Tuman Vekov
- Zakliatie
- Stenka Na Stenku
- Yarilo
Setliste – Korpiklaani
- Happy Little Boozer
- Pilli On Pajusta Tehty
- Tuonelan Tuvilla
- Wooden Pints
- Lempo
- Erämaan Ärjyt
- Ruumiinmultaa
- Petoeläimen Kuola
- Vaarinpolkka
- A Man With A Plan
- Metsämies
- Cottages And Saunas
- Rauta
- HenkseliPoika (Song von der neuen, noch namenlosen Korpi-Platte)
- Juodaan Viinaa
- Hunting Song
- Sahti
- Beer Beer
- Vodka
- Crows Bring The Spring*
*Zugabe