Abwechslungsreiche Wanderung auf dem Schattenpfad bis zur Dämmerung
Symphonic Death Prog Metal vermischt mit Melodic Dark Metal? Mit diesen Stilbezeichnungen stellen die ursprünglich aus Bern stammenden Shadowpath von Beginn weg eines klar, Schubladisierung ist für ihr musikalisches Schaffen definitiv kein Thema.
Nach zwei Demos konnte die Truppe im Oktober des vergangenen Jahres dann schliesslich auch ihre erste Studioplatte veröffentlichen. Die acht Tracks von «Rumours Of A Coming Dawn» werde ich für euch in der nachfolgenden Albumkritik gerne etwas genauer unter die Lupe nehmen.
Das Album – «Rumours Of A Coming Dawn»
Der Intro-Track «Prelude To Agony» lässt den Zuhörer vorerst im Regen stehen. Unermüdlich prasseln die Wassermassen herab. Aus der Ferne ertönt ein Donnergrollen. Nach rund 20 Sekunden kommen zarte Piano-Klänge dazu. Das effektive Highlight folgt allerdings erst danach. Bei Gisselle Rousseaus Stimmorgan ist ein Hühnerhaut-Feeling schlichtweg unvermeidbar. Gesang- und soundtechnisch erinnert das Ganze durchaus an die ersten beiden Nightwish-Werke «Angels Fall First» und «Oceanborn». In der zweiten Stückhälfte schalten sich dann ebenfalls noch Samuel Baumann (Drums) und Klampfer Stefano Riario mit ein. Letztgenannter lässt dabei ein cooles Solo vom Stapel. Ein perfekter Albumeinstieg, der definitiv Lust auf mehr macht.
Vorbei ist die Aufwärmphase. Bei «Chaos Equation», welches von einigen progressiven Elementen durchtränkt ist, geht’s ziemlich zur Sache. Gisselle tobt sich nach wie vor gekonnt in den hohen Tonlagen aus. Für das Kontrastprogramm sorgt dagegen Keyboarder Philipp Bohny mit seinen bitterbösen Growls. Das Zusammenspiel der unterschiedlichen Gesangstypen funktioniert. Live ist dies sicherlich eine Nummer für die headbangende Zunft.
«Seed Of Hope» beginnt dagegen deutlich gemächlicher. Begleitet vom Keyboard-Geklimper kann die Sängerin ihr Stimmorgan abermals in Szene setzen. Ab und an werden geschickt sogenannte «Bombast-Passagen» eingestreut. Nach rund zwei Minuten spielt Philipp den grunzenden Wecker und holt den Zuhörer aus seiner Trance zurück in die Realität. Dieses Lied lässt sich ebenfalls nicht eindeutig kategorisieren. Progressive und Symphonic Metal-Parts wechseln sich regelmässig ab.
«The Impossible Chain» ist mit einer Spielzeit von 12:18 Minuten das unangefochtene «Monster-Stück» des Silberlings. Zu Beginn entwickelt sich ein kleines Duell zwischen Schlagzeug und Bass. Das Ganze driftet im Anschluss kurzzeitig in ziemlich «progige» Sphären ab. Abermals erschüttern Tastenklimperer Philipps Growls die Gehörgänge der Zuhörerschaft. Auch Gisselles zartes Stimmchen ist erneut mit von der Partie. Sobald sie zu trällern beginnt, wir oftmals der Fuss vom Gaspedal genommen. Eintauchen und geniessen. Der Härtegrad kehrt dann jeweils mit dem kehligen Gebrüll ihres Kollegen zurück. Zweifelsohne ein überaus facettenreicher Song. In der Hälfte kann gar noch Wellenrauschen vernommen werden. Quizfrage: Ab wann hat man als Band bei einem Stück alles richtig gemacht? Antwort: Genau, wenn beim Hören auch nach über zehn Minuten keine Langeweile aufkommt.
«Another Inquisitor» ist das nächste Stück, welches Schwerstarbeit für eure Nackenmuskulatur zur Folge haben wird. Beim Hören werden erneut Erinnerungen an die älteren Nightwish-Platten wach. Die beiden Gesangstypen vermögen immer noch zu überzeugen. Gisselle verlässt hier zwischenzeitlich die klassischen Gefilde und führt uns an gewissen Stellen erstmals ihre Rockröhren-Stimme vor. Zudem brilliert Stefano ein weiteres Mal mit einem fesselnden Solo.
Eingängige Riffs dominieren das nächste Stück «Deny Me». An der Mikrofonfront wird die ganze Geschichte zu einem Alleingang von Gisselle, die beweist, dass sie sich vor den «Grandes Dames» der Symphonic Metal-Ecke keinesfalls zu verstecken braucht. Neben den Nachtwunsch-Finnen sind Vergleiche mit Within Temptation oder Xandria ebenfalls gerechtfertigt.
Ist das schon das Ende? Nicht ganz. Mit «For A Final Ultimatum» sind wir nämlich erst beim zweitletzten Song angelangt. Das Keyboard-Spiel hört sich so an, als würden kleine Regentropfen vom Himmel herabfallen. Im Hintergrund ist erstmals ein Streichinstrument zu vernehmen. Passt sehr gut. Definitiv einer der stärkeren Nummern dieser Shadowpath-Debütscheibe. Wer einen klaren Eindruck zum Sound der Truppe gewinnen möchte, sollte hier unbedingt reinhören. Philipps Growls sitzen erneut.
Für das Finale hat sich die Band dann nochmals einen kleinen Brocken aufgespart – das über neun Minuten dauernde «Beta». Das Mädel und ihre vier männlichen Kollegen mobilisieren nochmals all ihre Kräfte. Alle setzen sich gekonnt in Szene. Bisher habe ich ausschliesslich Vergleiche zu Symphonic Metal-Akteuren thematisiert. Bei diesem Stück sind allerdings auch Parallelen zu Dream Theater und Opeth zu hören. Da sind effektiv einige Einflüsse für das musikalische Schaffen von Shadowpath vorhanden. Eindeutig ein gelungener Albumabschluss. Am Ende ist zudem wie bereits zu Beginn der Reise wieder der Regen zu hören. Damit schliesst sich der Kreis.
Das Fanzit
Shadowpath sind ein weiterer Beweis dafür, dass die helvetische Metal-Szene stark bestückt ist. Einem spezifischen Genre kann man die Band nicht zuordnen. Das Album selbst ist mehrheitlich geprägt durch symphonische und progressive Elemente. Sowohl Gisselle Rousseau als auch Philipp Bohny überzeugen jeweils mit ihren Gesangstechniken. Insgesamt ist «Rumours Of A Coming Dawn» eine sehr gut geglückte Debütplatte. Nun hoffe ich auf eine baldige Live-Begegnung mit der Band.
Trackliste Shadowpath – Rumours Of A Coming Dawn
- Prelude To Agony
- Chaos Equation
- Seed Of Hope
- The Impossible Chain
- Another Inquisitor
- Deny Me
- For A Final Ultimatum
- Beta
Line Up – Shadowpath
- Baumann, Samuel – Drums
- Bohny, Philipp – Keyboards, Growl and Backing Vocals
- Riario, Stefano – Guitars
- Rousseau, Gisselle – Lead Vocals
- Zürcher, Amos – Bass