Metalinside.ch - Therion - Z7 Pratteln 2018 - Foto pam
Sa, 17. Februar 2018

Therion, Imperial Age, Null Positiv, Midnight Eternal

Z7 (Pratteln, CH)
/ 05.03.2018

Ein Abend in der metallischen Oper 

Beeindruckende und packende musikalische Darbietungen gab es am Samstagabend in Pratteln zu erleben. Vier Truppen bescherten der Zuhörerschaft einen langen Konzertabend. Abgesehen von einem Exoten dominierten Melodien aus den Sparten Symphonic und Opera Metal das Programm. Details entnehmt ihr wie gewohnt dem nachfolgenden Metalinside-Bericht. 

Der Winter hat die Schweiz wieder fest im Griff. Die frostigen Temperaturen laden nicht gerade zu Outdoor-Aktivitäten ein. Deswegen betrete ich die warme Z7-Stube am heutigen Samstagabend mit dem allergrössten Vergnügen. Zu bestaunen gibt’s die Truppen Therion, Imperial Age, Null Positiv und Midnight Eternal. Die ersten beiden Bands sind mir bereits ein Begriff. Es wird sich zeigen, ob sich die anderen zwei auch einen Platz in einem persönlichen Repertoire sichern können. Während ich mich um die Schreibarbeit kümmere, sorgt Metalinside-Boss pam im Fotograben für die passenden Schnappschüsse. Die neuste Therion-Scheibe hat es ihm besonders angetan. Seine 10-Punkte-Bewertung könnt ihr euch ebenfalls auf unserer Homepage zu Gemüte führen. Mit einem kleinen Dosenblondinen-Vorrat platzieren sich mein Grüppchen und ich dann schliesslich an altbekannter Position auf der rechten Hallenseite. So lasset den Konzertreigen beginnen!

Midnight Eternal

Zur «Frühschicht» um 18.15 Uhr dürfen die Amis von Midnight Eternal antreten. Gitarrist Richard Fischer scheint sich speziell herausgeputzt zu haben und trägt – zumindest während der ersten paar Stücke – einen schwarzen Zylinder auf dem Haupt. Sängerin Raine Hilai hat ebenfalls ein schönes Kleidchen aus ihrem Bühnenoutfit-Schrank hervorgekramt. Optische Komponente absolut erfüllt. Ihr Stimmchen vermag mich dagegen bloss teilweise zu überzeugen. Eine schmale Gratwanderung zwischen sackstark gesungenen Symphonic-Passagen und Katzenjammer-Abschnitten. Raines männliche Kollegen machen dagegen allesamt einen super Job. Wenig überraschend setzt sich das halbstündige Set der New Yorker ausschliesslich aus Stücken ihrer 2016er-Debütplatte zusammen. Mit der momentanen Konkurrenz können Midnight Eternal nicht ganz mithalten. Als Genre-Liebhaber würde ich der Truppe aber wahrscheinlich trotzdem eine zweite Chance geben.

Null Positiv

Was möchten uns die nächsten vier Künstler mit ihrem Bandnamen mitteilen? Ihre Blutgruppe? Die qualitätsmerkmale ihrer Musik? Das bleibt vorerst eine reine Spekulationsangelegenheit. Eine Kollegin schwärmte bereits während der gesamten Zugfahrt von dieser Truppe. Werde ich ihre Begeisterung bald teilen können?

Diese Frage kann ich nach den ersten Klängen mit einem lauten «ja» beantworten. Die deutschen Alternativ Metaller legen einen packenden Auftritt aufs Parkett. Aushängeschild ist zweifelsohne Frontröhre Elli Berlin, die über ein überaus facettenreiches Stimmorgan verfügt. Sie und ihre Kumpels Flo, Martin und Tom sind alle mit einer Art Kriegsbemalung im Gesicht unterwegs. Soundtechnisch könnte man phasenweise zurecht von einer deutschen Arch Enemy-Version sprechen. Auch in Sachen Outfit scheint Elli sich offenbar ein bisschen durch Angela Gossow und Alissa White-Gluz inspirieren zu lassen. Die vermeintlichen Aussenseiter des heutigen Bandprogramms entpuppen sich als echtes Highlight. Ich bin positiv überrascht. Abgesehen vom letzten Track «Scars» werden alle Stücke in deutscher Sprache vorgetragen. Das verleiht der Musik zweifelsohne nochmals eine ganz besondere Würze. Mit diesem mitreissenden Auftritt sind Null Positiv definitiv um einen Anhänger reicher geworden.

Imperial Age

Nach Stopps in den USA und Deutschland folgt nun ein Abstecher nach Russland. Von dort stammen nämlich Imperial Age. Im Dezember des vergangenen Jahres kam es wieder einmal zu ein paar personellen Veränderungen. Somit setzt sich der Sechser aktuell aus den folgenden Musikern zusammen: Alexander «Aor» Osipov (Gesang), Jane «Corn» Odintsova (Gesang), Anna Kiara (Gesang), Belf (Bass), Vredes (Gitarre) und Max Talion (Drums).

Die heutige Show steht ganz im Zeichen des neusten Opus’ «The Legacy Of Atlantis». Passend dazu tragen sämtliche Bandmitglieder Kostüme aus der versunkenen Stadt. Was Aor, Corn und Anna Kiara an der Mikrofon-Front abliefern ist schlichtweg überragend. Der Imperial Age-Anführer könnte jederzeit locker und problemlos in einer Oper auftreten. Hühnerhaut pur! Die älteren Scheiben der Russen werden mit den Tracks «Death Guard», «Aryavarta» und «Anthem Of Valour» berücksichtigt. Inzwischen ist das Z7 gar nicht einmal so schlecht gefüllt. Diesen Publikumsaufmarsch gönne ich Imperial Age absolut. Ähnlich wie zuvor bei Null Positiv wird ein Abstecher zur Merchandise-Ecke auch nach diesem Auftritt voll oder übel zum Thema. Das Risiko einer fluchenden Geldbörse und eines bald platzenden Kleiderschrankes nehme ich gerne in Kauf.

(pam) Die Band war mir bisher nur vom Namen her ein Begriff – und dass Christofer Johnsson hier auch seine Finger im Spiel hat … und auch seinen Nacken. Einerseits schwärmen die Mitglieder von Imperial Age von Christofer – dem Mastermind des ganzen Genres, dem Begründer des (Opera) Symphonic Metals – in den höchsten Tönen (das haben wir schon mal gemeinsam) und dass ohne ihn die Band nie da wäre wo sie heute sei. Andererseits hatte Christofer vor einem Jahr extremste Nackenprobleme und sprach sogar vom Ende seiner Live-Karriere. Die Leute von Imperial Age hatten ihm dann einen Arzt-Termin in Russland verschafft … und scheinbar hat’s gewirkt. Somit hat Imperial Age bei mir schon mal einen fetten Stein im Brett. Auch was ich heute sehe* und vor allem höre ist auch ganz gefällig. Guter Symphonic Opera Metal im Stile von Therion – auch wenn naturgemäss schon noch ein, zwei Levels Unterschiede auszumachen sind – schliesslich handelt es sich bei Therion um die absoluten Könige des Genres. Dennoch, eine CD wird gekauft. Und siehe da, ab Konserve sind es dann vielleicht nur noch eineinhalb oder noch etwas weniger Level Unterschied. Wirklich sehr geil. Kann ich jedem Fan von Therion absolut empfehlen.

*Einzig bei ihren Kostümen ist noch einiges an Potential vorhanden. Die sehen aus wie vom Fasnachtsverleih. Aber das ist jetzt mal ein Detail der Geschichte.

Therion

25 Länder und 66 Tage – das sind die beiden prägenden Zahlen der laufenden Therion-Tour. Im Fokus steht dabei die anfangs des Monats veröffentlichte Metal-Oper «Beloved Antichrist». Gemäss Kollege pam handelt es sich dabei um ein echtes Meisterwerk (pam: Was eigentlich auf alle Therion Scheiben zutrifft … aber da handelt es sich um ein Monumentalwerk). Um dies zu untermauern habe ich für die Statistik-Freunde unter euch nochmals zwei beeindruckende Werte: Drei CDs mit insgesamt 46 Songs. Alter Schwede! Erlebe ich heute etwa meine erste Freinacht im Z7? Ne Quatsch, bleiben wir realistisch. Selbstverständlich können die Meister des Opera Metal nicht das komplette Album durchzocken. Dazu müssten sie schon beinahe über unheilige Kräfte verfügen. Deshalb muss die ganze Geschichte auf einen Bruchteil reduziert werden. Am Ende macht «Beloved Antichrist» sogar lediglich einen Viertel der Setliste aus. Zu hören gibt’s die Neulinge «Theme Of Antichrist», «Bring Her Home», «Night Reborn», «Temple Of New Jerusalem» und «My Voyage Carries On». Ansonsten wird auf altbewährte Hymnen gesetzt.

Eine Therion-Show bedeutet gleichzeitig auch immer einen gewissen Personalaufwand. Heute Abend stehen neben Mastermind und Gitarrist Christofer Johnsson sechs weitere Musiker im Einsatz. Wie es sich für eine echte Oper gehört, haben sich alle brav herausgeputzt. Einen Grossteil der Publikumsaufmerksamkeit sichert sich das Gesangs-Trio rund um Chiara Malvestiti, Thomas Vikström und dessen Tochter Linnéa. Diese drei Stimmen sorgen über den gesamten Auftritt hinweg für so manchen Hühnerhautmoment. Insbesondere Chiaras Sopran haut mich regelrecht aus den Socken und sorgt unter anderem bei der Überhymne «Son Of The Staves Of Time» dafür, dass ich bloss noch mit offenen Mund dastehe.

Was die Schweden hier zeigen ist musikalisch auf allerhöchstem Niveau angesiedelt. Bombastische Show-Elemente? Tja, die braucht es nicht. Der Sound und die Stimmgewalt der Truppe genügt vollends. Wie bereits erwähnt ist die Konzertfabrik mittelmässig besucht. Ehrlich gesagt ist es mir ein echtes Rätsel, weshalb heute Abend nicht näher am «Sold Out»-Status gekratzt werden konnte. Wahrscheinlich sind Therion nicht populär genug. Damals 2016 in Wacken habe ich die Truppe zugegebenermassen ebenfalls kaum eines Blickes gewürdigt. Hier und heute in der Halle sorgen Christofer und Co. jedoch für den ultimativen Hörgenuss. Künftig werde ich der Truppe definitiv mehr Aufmerksamkeit schenken.

pam: Ich glaub, ich muss nicht nochmals erwähnen, dass für mich Therion das Mass aller Dinge ist und dementsprechend oft habe ich die Götter schon live erlebt. Aber es ist in der Tat jedes mal wieder enttäuschend, dass bei einer solchen Darbietung die Halle nicht aus allen Nähten platzt. Das hat Opernhaus-Niveau … und dort kosten die Billette das 10fache und wird gleichzeitig noch fett subventionert. Also am Preis kann es nicht liegen. Es ist mir bewusst, dass Opern-Gesang nicht jedermanns Sache ist. Aber wenn man sich den Symphonic-Metal-Boom vor Augen hält und da alle ein bisschen auf Opern-Gesang machen, dann sind das hier schon Welten. Da sind Weltklasse-Sänger auf der Bühne. Da kommt sonst nur eine Tarja ran oder Haggard. Wäre schön, wenn da Therion entsprechend auch mehr Kredit und vor allem Besucher dafür erhalten würde. Schön, dass die jetzt auch Duttis Aufmerksamkeit gewonnen haben – alles andere hätte mich überrascht. Nur soviel – in Wacken hast du einen Hammerauftritt verpasst. Da schaute sogar Snow Shaw für ein paar Songs vorbei. Das absolute Highlight jeder Therion Show.

Was die neue Scheibe – Beloved Antichrist – betrifft. Für die sucht Christofer noch nach passenden Orten und vor allem finanziellen Mitteln, damit die ganze Oper an einem Stück aufgeführt werden kann. Dazu benötigt es aber alleine über 30 verschiedene Sänger und entsprechende Requisiten. Wenn und wo immer das neue Standard-Werk aller Rock- und Metal-Opern aufgeführt wird – da flieg ich hin! 

Das Fanzit

Erneut durfte ich einem ziemlich erfolgreichen Z7-Abend beiwohnen. Die Shows von Imperial Age und Therion waren aus musikalischer Sicht zweifelsohne extrem hochstehende Kost. Als überraschend stark erwiesen sich zudem die deutschen Alternativ Metaller Null Positiv. Für einen Samstagabend hätte ich allerdings eine etwas vollere Hütte erwartet. Die Soundqualität war einmal mehr Weltklasse. Einer Oper dieser Art würde ich ohne zu zögern sofort wieder einmal einen Besuch abstatten.

Cheers

Dutti \m/

Setliste – Midnight Eternal

  1. Repentance
  2. When Love And Faith Collide
  3. Shadow Falls
  4. The Lantern
  5. Silence
  6. First Time Thrill
  7. Signs Of Fire

Setliste – Null Positiv

  1. Götter
  2. Unvergessen
  3. Labyrinth
  4. Amok
  5. Trauma
  6. Unschlagbar
  7. Friss dich auf
  8. Koma
  9. Scars

Setliste – Imperial Age

  1. The Awakening
  2. The Legacy Of Atlantis
  3. The Escape
  4. The Monastery
  5. Domini Canes (March Of The Holy Inquisition)
  6. Death Guard
  7. Aryavarta
  8. Anthem Of Valour
  9. And I Shall Find My Home

Setliste – Therion

  1. Theme Of Antichrist
  2. The Blood Of Kingu
  3. Din
  4. Bring Her Home
  5. Night Reborn
  6. Nifelheim
  7. Ginnungagap
  8. Typhon
  9. Temple Of New Jerusalem
  10. An Arrow From The Sun
  11. Wine of Aluqah
  12. Lemuria
  13. Cults Of The Shadow
  14. The Khlysti Evangelist
  15. My Voyage Carries On
  16. The Invincible
  17. Der Mitternachtslöwe
  18. Son Of The Staves Of Time
  19. The Rise Of Sodom And Gomorrah
  20. To Mega Therion

Fotos Therion, Imperial Age, Null Positiv, Midnight Eternal im Z7 Pratteln 2018 (pam)


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/ 05.03.2018
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