Faszinierender Toto-Auftritt in Zürich
Die US-Rocker verzückten das Hallenstadion-Publikum anlässlich ihres 40-jährigen Bestehens mit einer überragenden Show. Insgesamt sorgten auf der Bühne acht Musiker während mehr als zwei Stunden für beste Unterhaltung. Die Details dieses genialen Konzertabends entnehmt ihr wie gewohnt dem nachfolgenden Metalinside-Bericht.
Veranstalter abc productions hat es wieder einmal geschafft. Mit der Band Toto konnten echte Helden der Rock-Szene für ein Konzert nach Zürich gelotst werden. Die Amis sind stolze sechsfache Grammy-Gewinner und haben zahlreiche, erfolgreiche Platten veröffentlicht. Etliche ihrer Hits stammen aus einer Zeit, in der ich selbst allerdings noch überhaupt nicht in Planung war. Die bekanntesten Hymnen der Truppe sind zweifelsohne «Hold The Line», «Africa» und «Rosanna» – und mir glücklicherweise ein Begriff. Ansonsten bin ich mit dem Schaffen von Steve Lukather und seinen Kollegen leider nicht wirklich vertraut. Ich bin jedoch felsenfest davon überzeugt, dass die nächsten paar Stunden einige Wissenslücken schliessen werden. Die laufende Tour steht übrigens ganz im Zeichen der aktuellen Best-Of-Scheibe «40 Trips Around The Sun».
Im Vorfeld des Events empfahl der Veranstalter frühzeitiges Erscheinen. Offenbar rechnete man mit einem Massenandrang. Als ich jedoch um halb sieben am Ort des Geschehens in Oerlikon eintreffe, fehlt von langen Warteschlangen jede Spur. Beim Abholen meines Pressetickets begegne ich Metalinside-Kollegin Nicky, die heute Abend für das Einfangen von coolen Schnappschüssen zuständig ist. Anschliessend geht’s hinein ins Foyer und zu einer der diversen Hopfentee-Quellen. Nach und nach strömen immer mehr Menschen hinein. Die Gefahr eines Gedränges besteht allerdings zu keinem Zeitpunkt. Entgegen meiner Befürchtungen erweist sich das anwesende Publikum als ziemlich durchmischt. Somit drücke ich den Altersdurchschnitt nicht einmal so massiv nach unten.
15 Minuten vor Showbeginn nehme ich dann die Sitzplatzsuche in Angriff. Beim Betreten der Arena fallen mir gleich zwei Dinge auf: Stehplätze sind heute offenbar kein Thema, da alles bestuhlt ist und Toto scheinen doch nicht die ultimativen Publikumsmagneten zu sein, denn die Bühne steht in der Raummitte – sprich; für die heutige Veranstaltung wird nicht das komplette Hallenstadion genutzt. Aus diesem Grund wurden wir Presseleutchen wohl auch im Sektor E0 platziert. Normalerweise sitzen wir irgendwo im Bereich E1. Halb so wild, tolle Sicht auf die Bühne ist garantiert. Support-Act sind scheinbar keine vorgesehen. Deshalb dürfen sich die Fans direkt auf die Hauptspeise freuen.
Toto
Unter frenetischem Jubel lichtet sich der riesige Vorhang und gibt den Blick frei auf die Herrschaften von Toto. Insgesamt stehen acht Musiker auf der Bühne. Gitarrist Steve Lukather, Pianist David Paich und Keyboarder Steve Porcaro sind die drei noch aktiven Gründungsmitglieder. Das weitere Fix-Mitglied ist Sänger Joseph Williams. Unterstützung erhält das Quartett von den Begleitmusikern Lenny Castro (Schlaginstrumente), Multiinstrumentalist Warren Ham, Shannon Forrest (Drums) und Shem von Schroeck (Bass). Spoiler-Alarm: In den kommenden rund 140 Minuten wird sich herausstellen, dass jeder einzelne dieser Herren aus musikalischer Sicht einiges auf dem Kasten hat.
Eröffnet wird die ganze Geschichte mit dem Stück «Alone», welches im Refrain erste Mitmach-Passagen für die Zuhörerschaft enthält. Doch die Stimmung in der Halle hat definitiv noch Luft nach oben. Dann folgt der Hammerschlag! Bei Song Nummer zwei handelt es sich überraschenderweise bereits um den Über-Hit «Hold The Line». Wer kennt sie nicht, diese markanten Riffs und das eingängige Tastengeklimpere? Ein Grossteil der Masse erhebt sich und feiert munter mit. Andere zücken ihre Smartphones und versuchen diesen sicherlich denkwürdigen Moment irgendwie festzuhalten. Mutiger Entscheid der Band, dieses Stück jetzt schon rauszuhauen. Da scheint wohl jemand vor Selbstvertrauen nur so zu strotzen. Hoffentlich haben die Amis damit ihr Pulver nicht zu früh verschossen.
Anschliessend erkundigt sich Joseph, ob auch brav alle die neue Platte käuflich erworben haben. Mit den nächsten paar Tracks wird die Textsicherheit des Publikums getestet. Dieses stellt sich dabei gar nicht einmal sonderlich schlecht an. Mich persönlich beeindrucken die überragenden Gitarrenkünste von Herrn Lukather. Der Kerl ist ein echter Saitenhexer und brilliert immer wieder mit mitreissenden Soli. Abgesehen von der Schlaginstrument-Abteilung steuern sämtliche Mitglieder Gesangs-Parts bei. Basser Shem düst beispielsweise mit einem Headset-Mikro durch die Gegend. Die stimmliche Hoheit geniesst aber eindeutig Joseph. Dies stellt er beispielsweise auch bei einer weiteren sehr bekannten Nummer – «Rosanna» – unter Beweis. Die Töne sitzen. Blickfang ist ausserdem sein fast schon orientalisch wirkendes Outfit.
In der Hälfte des Auftritts folgt schliesslich ein interessanter Akustik-Teil. Die drei Gründungsmitglieder übernehmen nun das Kommando – allen voran David. Ganz entspannt berichtet er von den Anfängen der Band und plaudert dabei aus dem Nähkästchen. Neben seinem Klavierflügel steht übrigens sein ganz persönlicher Zylinderständer. Bei Bedarf wird die Kopfbedeckung getauscht. Für ihn persönlich sei dies jeweils der wichtigste Part der Show. Zu hören gibt’s nun eine Auswahl von Liedern, welche die Band noch nie oder nur sehr selten performt hat. Dazu zählt auch der Track «Human Nature». Ist das nicht von Michael Jackson? Zumindest werden sich nun einige diese Frage stellen. Nicht ganz. Geschrieben wurde das Stück von Steve Porcaro. Bekanntheit erlangte es allerdings erst durch den «King Of Pop» und dessen legendäre Platte «Thriller». Bei der Performance des Songs beweisen die Toto-Musiker einmal mehr ihrer Vielseitigkeit. David und Steve tauschen die Plätze und beweisen der Zuhörerschaft, dass jeder problemlos auch mit dem Instrument des jeweils anderen umgehen kann.
Toto verfügen über ein unglaubliches Songspektrum. Rockige Nummern, Balladen und einmal folgt gar ein Abstecher in die Welten der Country-Musik, bei welchem Multiinstrumentalist Warren zur Mundharmonika greift. Die Song-Ladung nach dem Akustik-Part soll die Zuhörerschaft langsam aber sicher auf das grosse Finale vorbereiten. Ein Meisterwerk ist nämlich noch ausstehend. Dann ist endlich soweit. Steve will von uns wissen, ob wir für DEN Song schlechthin bereit seien. Die Menge jubelt und erhebt sich. Deutlicher hätte das «ja» wohl kaum ausfallen können. Die nun folgende, über zehn Minuten dauernde Version von «Africa» ist schlichtweg überragend. Eine Hymne für die Ewigkeit. Perkussions-Meister Lenny hat dabei zwischenzeitlich seinen grossen Solo-Auftritt. Im Anschluss verduften die Herrschaften in den Backstage-Bereich. Eine Zugabe liegt aber noch drin. So heisst die finale Nummer dieses genialen Konzertabends «The Road Goes On».
Das Fanzit
Mein erstes Toto-Konzert war zweifelsohne ein faszinierendes Erlebnis. Heutzutage weiss man ja leider nie, wie lange uns die «alten» Rock-Legenden noch erhalten bleiben. Diesen Auftritt werde ich jedenfalls nicht so schnell vergessen. Dem Publikum wurde einiges geboten. Als besonders beeindruckend empfand ich die Vielseitigkeit der einzelnen Musiker. Die Soundqualität war top. Das Publikum liess sich von den Sitzplätzen nicht aufhalten und machte phasenweise sehr aktiv mit. Die markante Melodie von «Africa» werde ich den kommenden Tagen sicherlich kaum mehr aus meinen Gehörgängen vertreiben können.
Cheers
Dutti \m/
Setliste – Toto
- Alone
- Hold The Line
- Lovers In The Night
- Spanish Sea
- I Will Remember
- English Eyes
- Jake To The Bone
- Lea
- Rosanna
- Miss Sun*
- Georgy Porgy*
- Human Nature (Michael Jackson-Cover)*
- Holyanna*
- No Love*
- Mushanga*
- Stop Loving You*
- Girl Goodbye
- Angela
- Lion
- Dune (Desert Theme)
- While My Guitar Gently Weeps (The Beatles-Cover)
- Make Believe
- Africa
- The Road Goes On**
*Akustik-Part
**Zugabe