Vinide - Reveal (CD Cover Artwork)
Fr, 26. Januar 2018

Vinide – Reveal

Symphonic Metal
12.03.2018
Vinide - Reveal (CD Cover Artwork)

Genialer Symphonic Metal aus dem Lehrbuch

Die finnischen Symphonic Metaller Vinide haben Ende Januar ihr drittes Studioalbum veröffentlicht.

Bei «Reveal» handelt es sich um eine Konzeptscheibe. Während stolzen 15 Tracks wird eine Science-Fiction-Geschichte über einen ehemaligen Angestellten der fiktiven IT-Firma «OMEGA» erzählt. Dieser findet sich plötzlich in einer Irrenanstalt wieder und ist zu allem übel auch noch zum Tode verurteilt. Allerdings gelingt unserem Helden die Flucht. Fortan beginnt er nach und nach die wahren Machenschaften von «OMEGA» aufzudecken. Die Aussichten für die Menschheit sind dabei nicht gerade sonderlich rosig. So viel zum Plot. Was die Scheibe aus musikalischer Sicht zu bieten hat, soll anhand der nachfolgenden Kritik eruiert werden.

Das Album – «Reveal»

Nach einem 90-Sekunden-Intro-Track, der durch markante, phasenweise beinahe futuristische Keyboard-Melodien geprägt ist, geht’s mit der folgenden Nummer «The Beginning Scene» ziemlich zur Sache. Von Anfang an hauen die vier Herren epische Bombast-Elemente raus. Vinide sind übrigens eine der eher selten gesäten Bands aus der symphonischen Ecke, bei welcher keine Frau das Kommando am Mikrofon innehat. Klampfer Elmeri Kinnunen gibt diesbezüglich die Töne an. Er macht dabei einen grundsoliden Job. Nichtsdestotrotz ist etwa in der Hälfte des Stücks dann doch eine Dame zu hören. Ihren Namen konnte ich leider nicht herausfinden, aber sie verfügt zweifelsohne über ein hammermässiges Opern-Stimmorgan, welches bei mir direkt für Hühnerhaut sorgt. Das ist eindeutig Symphonic Metal erster Güteklasse.

Beim anschliessenden Ausbruch («Breakout») drückt das Quartett mit vollem Elan auf das Gaspedal. Ein unglaubliches Tempo. Sehr geil! Die Soli der beiden Saitenhexer Elmeri und Mikko Kähkönen sind definitiv nicht von schlechten Eltern. Jaakko Juntunen lässt es hinter seiner Schiessbude ebenfalls ordentlich krachen. Das Ganze erinnert teilweise durchaus an die ebenfalls aus Suomi stammende Kapelle Stratovarius. Danach folgt bereits der Titel-Track, der allerdings vollends auf eine gemächliche Gangart setzt. Einmal mehr rückt Elmeri geschickt seine facettenreiche Gesangsstimme ins Zentrum des Interesses. Ein äusserst angenehmes Hörvergnügen. Kurz gesagt: Weniger Tempo, dafür umso mehr Gefühl.

«Anger» entpuppt sich als kurzes Sprechstück. Während 52 Sekunden teilt uns der Hauptprotagonist der Geschichte seine Gedanken mit. Typisch für ein Konzeptalbum, aber aus meiner Sicht jetzt nicht zwingend notwendig. Glücklicherweise geht’s mit «The Rat» sofort zurück zur Musik. Die Melodien erinnern von Beginn weg an eine Art Videospiel-Soundtrack. Gesangstechnisch bewegt sich Elmeri dieses Mal mehrheitlich in den Gewässern von Avantasia. Ehrlich gesagt könnte die ganze Komposition eigentlich aus der Feder von Tobias Sammet stammen. Erneut mischt sich mit der Zeit ebenfalls eine weibliche Stimme ins Geschehen ein. Gefällt mir sehr gut. Sehr solide Hymne! Zum Schluss wird das Ganze mit einem fetzigen Gitarren-Solo sauber abgerundet. Für das anschliessende «Plea» könnte ich eigentlich den Kommentar von «Anger» übernehmen. Einziger Unterschied ist, dass dieses Mal eine Dame spricht.

Bei «Emanuel» setzen die Finnen auf etwas härtere Riffs. Wie könnte man dieses Lied sinnvoll beschreiben? Die beiden zuvor erwähnten Einfluss-Truppen – Avantasia und Stratovarius – treffen jetzt aufeinander. Epische Passagen sind ausreichend vorhanden. Im letzten Drittel kommen sogar noch Chöre zum Einsatz. Symphonischer Metal aus dem Lehrbuch. Definitiv eine Hörempfehlung auf dieser tollen Scheibe. «The Truth» erzählt dann die Geschichte weiter. Unser Held und die Dame führen während rund zweieinhalb Minuten eine kleine Unterhaltung. Wir erfahren mehr über den düsteren Plan von «OMEGA». Maschinen und Roboter wollen die Erde übernehmen. Die «Terminator»-Filmreihe lässt grüssen. Mit «The Plan» sollen die Bösewichte nun aufgehalten werden. Mittels orchestraler Schlachtmusik wird das Vorhaben in die Tat umgesetzt. Vinide geizen zudem nicht mit Bombast-Elementen. Ein astreiner Hörgenuss!

Mit hohem Tempo kommt schliesslich «Believe» um die Ecke. Dieser Track dürfte bei Live-Darbietungen sicherlich für die eine oder andere Publikumsaktivität sorgen. Heikki Polvinen leistet an seinem Tasteninstrument ausgezeichnete Arbeit. Klingt von der Technik her verdächtig nach Coen Janssen von Epica. Hier sind nun auch gewisse Power Metal-Elemente deutlich hörbar. Die headbangende Zunft kommt ebenfalls auf ihre Kosten. Oh, haben sich die Herrschaften für «The Bombs» Apocalyptica mit ins Boot geholt? Zumindest nach den ersten paar Sekunden könnte man dies meinen. Ob mit oder ohne Cello-Metal – das Stück wirkt vollends überzeugend.

Zu Beginn von «Another Dimension» hat unser Held nochmals einen kurzen Sprecheinsatz. Offenbar hat er sich mit den zuvor gelegten Bomben direkt in eine – wie der Name des Songs schon sagt – andere Dimension gepustet. Das Stück ist geprägt durch eingängige Keyboard-Passagen. Der Refrain nistet sich ebenfalls problemlos in den Gehörgängen ein. Ziemlich «catchy». Mit «The Great Voyage» neigt sich die Platte so langsam ihrem Ende entgegen. Solch epische und packende Kompositionen kenne ich sonst eigentlich nur von Nightwish. Respekt! Den endgültigen Abschluss macht schliesslich die Nummer «Save The World». Der sirenenartige Gesang im Hintergrund sorgt bei der Zuhörerschaft direkt für Hühnerhaut. Der Fuss bleibt auf dem Gaspedal. Wie wird die Geschichte wohl ausgehen? Tja, das wird an dieser Stelle nicht verraten. Dazu müsst ihr euch die Platte holen und selbst zu Gemüte führen.

Das Fanzit

Die Stücke mit den gesprochenen Passagen hätte man auch weglassen können, aber ansonsten liefern Vinide mit «Reveal» ein sackstarkes Album ab. Epische Hymnen voller Bombast-Elemente. Prägende Einflüsse sind sicherlich Avantasia, Stratovarius, Epica, Nightwish und Therion. Anhänger der symphonischen Metal-Melodien sollten diese Scheibe unbedingt zu ihrer Sammlung hinzufügen. Sonderlob gibt’s für Bandkopf Elmeri Kinnunen und sein Stimmorgan. Er ist der lebende Beweis dafür, dass in diesem Genre nicht zwingend jedes Mal eine Frau den Mikrofon-Job übernehmen muss. Einmal mehr kann man nur staunen, wie viele geniale Truppen in Finnland beheimatet sind.

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Trackliste Vinide – Reveal

  1. Intro
  2. The Beginning Scene
  3. Breakout
  4. Reveal
  5. Anger
  6. The Rat
  7. Plea
  8. Emanuel
  9. The Truth
  10. The Plan
  11. Believe
  12. The Bombs
  13. Another Dimension
  14. The Great Voyage
  15. Save The Earth

Line Up – Vinide 

  • Elmeri Kinnunen – guitars, vocals
  • Mikko Kähkönen – guitars
  • Heikki Polvinen – keyboards
  • Jaakko Juntunen – drums

Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 8.5/10



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Vinide
12.03.2018
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