Bööööööse Plattentauf-Party in Wohlen
Die Modern Thrasher Broken Fate schmissen am Samstagabend eine wilde Fete zur Taufe ihres neusten Werks «Reborn». Zusätzliche Unterstützung bei der Gehör-Beschallung gab’s gleich von fünf weiteren Truppen. Leider war die Veranstaltung eher schwach besucht. Zudem erwies sich das Casino Wohlen bei fast allen Bands als unzähmbares «Soundqualitäts-Biest». Alle weiteren Details entnehmt ihr dem nachfolgenden Metalinside-Bericht.
Der zweite Wurf aus dem Hause Broken Fate hört auf den Namen «Reborn» und ist eine echte Kracher-Platte. Man darf zurecht von einer Wiedergeburt sprechen. Seit gestern ist das Album offiziell weltweit erhältlich. Heute soll das Ding nun getauft werden. Dafür hat sich das Zürcher-Quartett das Casino Wohlen als passende Location ausgesucht. Moment mal, wieso sind wir jetzt plötzlich im Kanton Aargau? Ganz abwegig ist das nicht. Schliesslich haben die Jungs ihren Proberaum in Muri, welches lediglich rund zehn Kilometer vom heutigen Austragungsort entfernt liegt. Nächste Frage: Weshalb hört der ganze Event auf den Namen «11 Years Of Fate»? Eigentlich hätte die ganze Sache bereits im letzten Jahr stattfinden sollen. Broken Fate wollten schliesslich das zehnjährige Bestehen zelebrieren. Allerdings machten ihnen Organisationsschwierigkeiten einen Strich durch die Rechnung und deshalb musste die Feier verschoben werden. Doch genug des Vorgeplänkels, wenden wir uns jetzt aktuellen Geschehnissen zu.
Gegen 16 Uhr treffe ich vor Ort ein. Mir ist die Location aufgrund des Swiss Metal Masters-Festivals bestens bekannt. Rechts vom Eingang befindet sich ein Grillstand, der die hungrigen Besucher mit leckeren Fleischwaren versorgen soll. Duftet zumindest schon einmal köstlich. An der Abendkasse kann dann nach Bezahlung des Eintrittspreises auf Wunsch gleich auch noch die neue Broken Fate-Scheibe erworben werden. Von der charmanten Empfangsdame werde ich darauf hingewiesen, dass im oberen Stock – mit Ausnahme des Merchandise-Standes – nicht mit Bargeld bezahlt werden kann. Das läuft alles über sogenannte Bon-Kärtchen. Ich gönne mir eines für 50 Franken. Beim Kauf eines Hopfentees werden mir dann beispielsweise sechs Kärtchen-Felder durchgestrichen. Ehrlich gesagt bin ich kein grosser Anhänger dieses Systems. Allerdings gewöhnt man sich ja bekanntermassen an vieles. Ständig treffe ich auf bekannte Gesichter. Tobias Bänteli und Co. haben effektiv zahlreiche Freunde und Bekannte zur Bewältigung des Events aufgeboten. Schön zu sehen, dass der Zusammenhalt in der «Fate-Family» so toll funktioniert. Im Bühnensaal sorgt ein DJ im Vorfeld für die richtige Einstimmungs-Mucke. Doch demnächst darf die erste Band loslegen. Ich bin gespannt. Metalinside-Kollege Friedemann wartet derweil im Fotograben geduldig auf die ersten Motive des Abends.
Driven Under
Eröffnet wird der Konzertabend durch einen Mix aus Heavy und Thrash Metal. Verantwortlich dafür ist die Schaffhauser-Truppe Driven Under, die seit 2009 in der Szene unterwegs sind. Sänger Patric Bouffé ist das erste Opfer der technischen Tücken. Sein Mikro funktioniert nicht. Glücklicherweise stehen noch diverse andere herum. Bei einem kommen dann auch endlich Töne raus. Patric tobt sich in unterschiedlichen Stimmlagen aus, aber am Ende will das Ganze einfach irgendwie nicht zusammenpassen. Bei «Hands In Chains» steht er plötzlich mit einer Zwangsjacke auf der Bühne. Was kommt jetzt? Eine Alice Cooper-Performance? Nein, nicht wirklich. Der Vierer muss ausserdem mit einem spärlich besetzten Publikum vorliebnehmen – das oftmals unglückliche Los des Opening-Acts. Ich wage einmal zu behaupten, dass die Jungs das besser können. Der heutige Auftritt kann jedoch nicht überzeugen.
Setliste – Driven Under
- Crimea (neuer Song)
- True Life
- Lost Identity
- Hands In Chains
- Destiny
- Governments Child
- Rock ‚N‘ Roller (neuer Song)
- Breathe (neuer Song)
Mabon
Mabon ist eine Figur aus der keltischen Mythologie. Doch Folk Metal oder Eluveitie sind bei der nächsten Kapelle kein Thema. Im Gegenteil – hier wird munter darauf los gedroschen und geknüppelt. Aggressiver Thrash Metal erster Güterklasse. Glücklicherweise ist nun der Sound auch ein bisschen besser. Das Quintett legt eine äusserst wuchtige Gangart an den Tag und testest so die Wände des Casinos erstmals auf deren Stabilität aus. Der mit einer frechen «Thurgauer-Schnorre» ausgestattete Sänger Badi ist sich auch für mehrere Ausflüge ins Publikum nicht zu schade. Aus meiner Sicht geht der 40-minütige Auftritt viel zu rasch zu Ende. Da muss definitiv CD-Material für die persönliche Sammlung her. Aufgrund dessen düse ich nach der letzten Nummer umgehend ins Merch-Land.
Setliste – Mabon
- Stampede
- Enemy
- In The Name Of God
- Chaos Of Life
- Desert War
- Mad Mission
- Death Kiss
- Are You Blind?
Lotrify
Wer braucht schon AXA, Generali oder Swiss Life? Die einzig wahre Versicherung für jeden Veranstalter heisst Lotrify. Die Badener schaffen es einfach jedes Mal, einen fulminanten Auftritt aufs Parkett zu legen. Mit Lebensversicherungen mögen sie zwar nichts am Hut haben, dafür kennen sie sich mit Melodic Metal hervorragend aus. Sie lösen vor der Bühne die bisher mit Abstand intensivsten Publikumsaktivitäten aus: Circle Pits, Wall Of Death, Mosh-Orgien – da ist alles effektiv dabei. Frontmann Sacha stürzt sich wie ein Krieger todesmutig in den Trubel und macht seinem Nachnamen alle Ehre, denn er hält sich wacker. Anderen wäre das Mikro bei diesem Herumgeschubse wohl schon längstens aus der Hand gefallen. Die Jungs haben sowieso allen Grund für Feierlichkeiten. Schliesslich ist das heute ihr 100. Gig. Im September dieses Jahres wird ausserdem ihr neustes Werk erscheinen. Die ersten beiden Teile dieser Konzeptplatte können sich Fans allerdings bereits jetzt auf YouTube zu Gemüte führen.
Setliste – Lotrify
- Something To Nothing
- Xenophobic
- Ill-Minded
- Resurrection
- Split The Pit
- Prophecy
- Collateral Damage
Irony Of Fate
Der nächste Act des Abends hat sich einen richtig coolen Slot gesichert. Zwar scheint der Zeitplan inzwischen ein bisschen durcheinandergekommen zu sein, aber ungeachtet dessen dürfen sich Irony Of Fate (IoF) an einem sehr soliden Publikumsaufmarsch erfreuen. Die Berner Version von Arch Enemy (nur auf die Herkunft bezogen und nicht auf das Tempo!) zockt sich gewohnt souverän durch ihr Set. Leider bleiben auch sie nicht von diesen mühsamen Soundproblemen verschont. Dadurch ist die ganze Angelegenheit nur phasenweise als Hörvergnügen einzustufen. Mir ist ein Gerücht zu Ohren gekommen, dass als Austragungsort für die heutige Veranstaltung offenbar auch einmal das Hall Of Fame in Wetzikon ein Kandidat gewesen sei. Dort wären diese Schwierigkeiten sicherlich kein Thema gewesen.
Aber zurück zur Irony Of Fate-Show. Aushängeschild der Truppe ist – wie so oft – Sängerin Cveti Stojmenova mit ihrem blutverschmierten Kleidchen. Gnadenlos brüllt sie sich ihre Seele aus dem Leib. Da will die mädchenhafte Stimme während den Ansagen schon beinahe nicht ins Bild passen. «Ihre» Jungs lassen während der gesamten Show ausgiebig ihre Mähnen kreisen und haben sichtlich Spass auf der Bühne. Übrigens darf noch in diesem Jahr mit der Veröffentlichung des IoF-Debütsilberlings gerechnet werden.
Setliste – Irony Of Fate
- Resurrection
- When Worlds Collide
- The Wanderer
- The Curse
- Six Feet Deep
- Unleashed Your Chains
- Destruction
- Oceans Of Doom
Silent Circus
Vor dem sehnlichst erwarteten Auftritt des Headliners folgt noch ein Abstecher in den Neuenhofer Zirkus. In dessen Zelt geht es jedoch alles andere als leise zu und her. Während rund einer Stunde bringen die Jungs die Casino-Wände ordentlich zum Beben. Als Show-Elemente setzen sie auf gelegentliche Rauchsäulen. Doch irgendwie scheint der Modern Metal bei grossen Teilen des Publikums nicht wirklich gut anzukommen. Viele strömen ins Freie um sich ein «Lungenbrötli» zu gönnen. Auch ich werde nach einem Toilettenbesuch im Eingangsbereich in ein längeres Gespräch verwickelt und verpasse so leider den grössten Teil der Silent Circus-Show. Im Oktober des vergangenen Jahres haben sie mir am Eleven Rock-Festival im Z7 allerdings schon bewiesen, was sie alles auf dem Kasten haben. Deshalb kann ich die negativen Kommentare einiger Besucher nicht wirklich nachvollziehen.
Setliste – Silent Circus
- Burning Down
- Agony
- Breakdown
- My Return
- Surrender
- Rise And Fall
- Never Go Down
- Into The Silence
- Save Myself
- Affection
- Breathing
- Today
- Once Again
- Inner Voice
Broken Fate
Dann ist es endlich soweit: Tobias Bänteli, Patrick Von Gunten, Gabriele Sacco und Alessandro De Cicco schreiten bestens gelaunt zur Tat. Sie haben heute Abend einiges vor. Der Auftritt soll rund zwei Stunden dauern und es darf mit etlichen Specials gerechnet werden. Nicht ganz überraschend kommt die neue Scheibe gleich beim ersten Song in Form von «We Want More» zum Handkuss. Soundtechnisch klingt’s zur grossen Erleichterung aller Anwesenden äusserst akzeptabel. Hoffentlich haben die technischen Probleme nun ein Ende! Das markante Stimmorgan von Frontmann Tobias kann einfach niemand überhören. An der Saitenköniginnen-Front ist mit Gabriele ein echtes Klampfer-Ass am Werk. Er ist zweifelsohne eine echte Bereicherung für die Truppe. Der Headliner setzt allerdings nicht ausschliesslich auf das «Reborn»-Material. Ältere Veröffentlichungen finden ebenfalls den Weg in die heutige Setliste.
Ein erster Gastauftritt kündigt sich bei «I Forget Nothing» an. Cveti von Irony Of Fate unterstützt Tobias hier an den Vocals. Hammermässige Performance! Vielleicht sogar ein Indiz für weitere Kollaborationen dieser Art in naher Zukunft? Direkt folgt mit «Don’t Wake Me Up» eines der besten Stücke des neuen Broken Fate-Silberlings. Den gelungenen Videoclip dazu kann man übrigens auf YouTube bestaunen. Doch die Nummer vermag definitiv auch live zu überzeugen. In den Publikumsreihen sind etliche Headbanger zu sehen. Etwas später holen sich die Modern Thrash Metaller abermals Unterstützung auf die Bühne. «The Way» wird gemeinsam mit Lotrify-Fronter Sacha vorgeführt. Hier passt die Zusammenarbeit ebenfalls.
Alessandro hat von seinem Podest aus die beste Sicht auf den ganzen Raum, doch nun sind alle Blicke gespannt auf ihn gerichtet. Zeit für sein allererstes Drum-Solo, welches er bereits im Vorfeld der Show angekündigt hat. Mit breitem Grinsen im Gesicht lässt er es dann ordentlich krachen. Das anschliessende «The Hammer Crushes You» kann ich noch mitnehmen. Danach heisst es für mich aber leider «Adieu!» – ÖV-bedingt. Aber ich scheine nicht der einzige zu sein, der einen Abgang im Sinn hat. Im Vergleich zum Showbeginn wirkt der Saal doch ein bisschen leerer. Glücklicherweise sind die «Die-Hard-Fans» nach wie vor mit vollem Einsatz bei der Sache. Die eigentliche Plattentaufe werde ich dann wohl ebenfalls verpassen. Mist! Für alle, die sich jetzt auf den Heimweg machen müssen, gibt’s allerdings einen kleinen Hoffnungsschimmer. Broken Fate zeichnen ihre Monster-Show nämlich auf. Hoffentlich kann ich mir dieses Material dann irgendwann einmal noch zu Gemüte führen.
Setliste – Broken Fate
- We Want More
- Everything Around You
- Your Night
- Rising To The Dream
- I Forget Nothing (Feat. Cveti Stojmenova – Irony Of Fate)
- Don’t Wake Me Up
- Humanity In Black
- The Bridge Between
- The Way (Feat. Sacha Wacker – Lotrify)
- Souls Of Metal
- Thorns Of A Rose
- Drum Solo
- The Hammer Crushes You
- Take You Away
- Judas
- Fat Jaden / I Want It
- On The Other Side
- Fire And Gasoline
- Moth / The Wait
- The Day Has Come
- Nothing Remains
- No Chance*
*Zugabe
Das Fanzit
Aufgrund der phasenweise katastrophalen Soundqualität blieben heute Abend einige Bands sicherlich hinter den Erwartungen zurück. Die Location an sich wäre grundsätzlich ziemlich cool. Jetzt müsste sie nur einmal noch irgendjemand in diesem Bereich endgültig «zähmen» können. Nichtsdestotrotz konnten insbesondere Mabon, Lotrify und Broken Fate dank engagierten Leistungen Punkte sammeln. Mehr Publikum hätte ich allerdings sämtlichen Truppen durchaus gegönnt. Da hat das wunderschöne Wetter den Organisatoren sicherlich ein bisschen in die Suppe gespuckt.
Cheers
Dutti \m/