Mr. Hurley & Die Pulveraffen - Dynamo Zürich 2018
Do, 22. März 2018

Mr. Hurley & Die Pulveraffen, MacCabe & Kanaka

Dynamo Werk 21 (Zürich, CH)
/ 01.04.2018
Mr. Hurley & Die Pulveraffen - Dynamo Zürich 2018

Piraten-Party im überfüllten Dynamo-Keller 

Die unterhaltsamen Seeräuber Mr. Hurley & Die Pulveraffen aus dem karibischen Osnabrück zelebrierten am Donnerstagabend ihren ersten Schweizer-Headliner-Auftritt im Werk 21. Die Besucher kamen in Scharen, weshalb es gezwungenermassen ziemlich eng wurde.  Meines Erachtens hätten die Veranstalter das Gewölbe nicht zwingend bis unters Dach mit menschlichen Körpern füllen müssen. Details zur Show gibt’s im nachfolgenden Metalinside-Bericht. 

Dutti: Ahoi, ihr Landratten! Für den heutigen Abend wird die Pirateninsel Tortuga kurzzeitig nach Zürich verlegt. Deswegen ankern Mr. Hurley und seine tollkühne Crew in der Limmat. Die Anwerbung für neue Mitglieder soll in den Dynamo-Katakomben – besser bekannt als Werk 21 – über die Bühne gehen. Etliche interessierte Hobby-Freibeuter sind diesem Ruf gefolgt, was an der Warteschlange vor der Location überdeutlich zu erkennen ist. Das wird zweifelsohne eine kuschlige Angelegenheit werden. Keine Ahnung, weshalb Veranstalter Mainland Music die ganze Geschichte nicht um ein paar Etagen nach oben verlegt haben. Den Saal hätte man sicherlich ebenfalls gut füllen können.

Die Piraten-Musiker geniessen schliesslich auch hierzulande eine ordentliche Ladung Popularität. Ihr erstes Gastspiel auf helvetischem Grund fand im vergangenen Dezember in Pratteln statt. Damals waren Mr. Hurley & Die Pulveraffen Teil des «Eisheiligen Nächte»-Programms und durften als erster Akteur des Abends ins Rennen gehen. Nun folgt lediglich ein paar Monate später schon der erste Headliner-Auftritt in unseren Gefilden. Als «Nicht-MPS-Gänger» sind solche Hallenkonzerte dieser Band jeweils eine optimale Gelegenheit, um sie trotzdem irgendwie live in Aktion erleben zu können. Mit Hopfentee bewaffnet begeben sich meine Freunde und ich schliesslich in den Raum mit der Bühne. Bereits gestaltet sich das Durchkämpfen an die vorderste Front als schwieriges Unterfangen. Deswegen platzieren wir uns vorerst auf Höhe des Mischpultes. Weiter vorne entdecke ich jedoch Metalinside-Kollege Domi The Stick. Allenfalls kann er dann anhand seiner Beobachtungen aus einem anderen Blickwinkel ein paar Worte zu diesem Bericht beisteuern.

Domi the Stick: Absolut, als rasender Korrespondent berichte ich gerne aus den vorderen Reihen! Voller Vorfreude bin ich dem Ruf der Hobby-Piraten gefolgt und habe mich nach vorne gedrückt. Erstaunlicherweise ist es weiter vorne gar nicht so eng wie weiter hinten. Solch ungleichmässige Verteilungen sind aber gar nicht so selten, mich auf jeden Fall freut es.

MacCabe & Kanaka

Dutti: Im Vorfeld war einzig auf der Homepage der Location zu lesen, dass es einen Support-Act geben wird. Dabei handelt es sich um MacCabe & Kanaka aus Lübeck. Normalweise wären die Herrschaften zu dritt unterwegs, aber ein Mitglied konnte die aktuell laufende Reise offenbar nicht antreten. Nichtsdestotrotz gelingt der dezimierten Equipe eine solide Darbietung. Mit ihren Shanty-Hymnen versetzen sie das Publikum jedenfalls in die für den heutigen Abend passende Stimmung. Dazwischen gibt’s immer wieder witzige Dialoge in norddeutscher respektive irisch-englischer Sprache.

Nach der Show möchte der DJ den Saal wohl in Windeseile leerräumen. Anders kann ich mir nämlich seine doch etwas gewöhnungsbedürftige Songauswahl nicht erklären. Aus den Boxen dröhnen Stücke wie «What Is Love» (Haddaway), «Welcome To Miami» (Will Smith) und irgendetwas von den Backstreet Boys. Erstaunlicherweise erweist sich ein Grossteil der anwesenden Zuhörerschaft als äusserst textsicher. Da haben ein paar Leutchen wohl noch die eine oder andere musikalische Leiche im Keller. Mir ist natürlich schon bewusst, dass man an einem Konzert dieser Art nicht unbedingt alles ernst nehmen sollte. Nichtsdestotrotz flüchte ich umgehend an den Bartresen und tauche abermals ins wundervolle Hopfenteeland ein.

Domi the Stick: Die Vorband überzeugt auf ganzer Linie. Das Bier fliesst, die Stimmung ist kurz vor dem Kochen. Das Erfolgsrezept der Vorband ist ganz klar, bekannte Hymnen wie den «Drunken Sailor» zum Besten zu geben. Dass das funktioniert, haben sie heute mit Bravour bewiesen. Während der Umbaupause stört mich persönlich weniger die Art der Musik (Abwechslung muss sein und solange nicht Bieber gespielt wird, bin ich zufrieden), sondern mehr die Lautstärke. Man kann kaum miteinander kommunizieren, ohne einander anzuschreien…

Mr. Hurley & Die Pulveraffen

Dutti: Beim Headliner steht die volle Dosis Grog ‘N’ Roll auf dem Speiseplan. Mr. Hurley, Buckteeth Bannock und der einäugige Morgan legen gleich einmal flott mit «Tortuga» los. Nicht nur beim Refrain grölen die Pulveraffen-Anhänger voller Innbrunst mit. Der aktuelle Silberling trägt denselben Namen wie das Stück und konnte beachtenswerte Chartpositionen verbuchen. Aufgrund dessen machen die «Tortuga»-Songs wenig überraschend mehr als die Hälfte der heutigen Setliste aus. Mitmach-Nummern haben die Jungs sowieso tonnenweise im Repertoire. Stellvertretend dafür soll an dieser Stelle «Achtung, fertig, Prost!» erwähnt werden. «Alle Mann. Aye-Aye! Legt an. Aye-Aye! Hebt die Becher, hebt sie hoch!». Ja, darum muss man echte Seeräuber nicht zwei Mal bitten, oder? Allerdings wird der Weg zur Bar aufgrund des inzwischen rappelvollen Raumes zu einer echten Herausforderung.

Sollte die Animation trotzdem nochmals ein bisschen gefördert werden müssen, gibt’s ja immer noch Madame Pegleg Peggy. Sämtliche von ihr vorgezeigten Bewegungen werden von den Fans ohne Murren nachgemacht. Es wird fleissig geschunkelt und herumgehüpft. Die feuchtfröhliche Piratensause ist in vollem Gange. Einige Besucher sind übrigens mit passenden Outfits und Accessoires am Start. Ich erblicke beispielsweise diverse Seeräuberhüte und sogar eine Hakenhand. Die hervorquellenden Glubscher von Herrn Bannock deuten es unverkennbar an; jetzt kommt sein Song! Zeit für das Pöbel-Nümmerchen «Ach ja?!» – inklusive dazu passendem Solo des Mannes mit dem Akkordeon. Seitenhiebe gibt’s ausserdem in Richtung Schweizer Zoll. Offenbar sass die Mannschaft heute Vormittag für ganze vier Stunden an der Grenzkontrolle fest.

Je besser die Stimmung, desto mühsamer wird es für uns im hinteren Teil des Raumes. Eng ist hier lediglich der Vorname. Wenn das so weitergeht, küsse ich demnächst die Wand. Ein paar Zuhörern wird das wilde Treiben schliesslich zu bunt und sie flüchten deshalb in den beinahe menschenleeren Nebenraum. Der pflichtbewusste Metalinsider versucht aber selbstverständlich bis zum Ende durchzuhalten. Im Zugaben-Block geht’s nochmals ordentlich zur Sache. Nun übertreibts die Masse jedoch endgültig. Verschwitzte Körper und verschüttete Getränke kommen dem Mischpult bedrohlich nahe. Der Tontechniker muss intervenieren und schubst ein paar Chaoten zurück in die Mitte. Allerdings will seine Aktion nicht richtig fruchten. Es geht sogar so weit, dass die Jungs «Blau wie das Meer» – die finale Hymne des Gigs – aufgrund der defekten Tonanlage inmitten der Menge performen müssen. Zweifelsohne ein ganz spezieller Moment und gleichzeitig auch ein gelungenes Ende dieses Seefahrerabenteuers auf Zürcher Boden.

Domi the Stick: Viel bleibt mir bei diesem Bericht nicht anzufügen. Dass der Tonausfall am Ende Schuld des Publikums ist, merkt man weiter vorne nicht. Hier ist die Stimmung auch nicht so extrem wild und alles bleibt friedlich. Dutti, anscheinend hast du wirklich den falschen Platz erwischt. Nach dem Tonausfall, nach welchem die Band uns in der Menge besucht, ist die Freude im Publikum natürlich gross und alle geben noch ein letztes Mal Vollgas (viele hier sind auch tatsächlich «breiter als die Ärsche von den Weibern auf Tortuga und dichter als der Nebel vor Capoor»). Ich denke, mit diesem Abschluss haben wir Mr. Hurley’s mehrstündigen Ärger an der Grenze mehrfach kompensiert (sowohl von dieser Wartezeit als auch vom Abschluss gibt es übrigens Bildmaterial auf der Facebook-Page der Band). Domi out, ich gebe zurück ins Studio!

Das Fanzit

Dutti: Ein unterhaltsamer Auftritt von Mr. Hurley und seiner Crew. Stimmbänder und Leber waren gleichermassen gefordert. Gemäss Aussagen meiner Kollegen konnten sie allerdings kein wirkliches MPS-Feeling erzeugen. Das war in diesen Räumlichkeiten aber wohl auch kaum machbar. Da hatten Corvus Corax vor knapp einem Jahr im Dynamo Saal diesbezügliches leichteres Spiel. Bei ihrem nächsten Gastspiel hierzulande dürfen Mr. Hurley & Die Pulveraffen dann hoffentlich auch in einer grösseren Location spielen. Das Werk 21 war heute Abend nämlich überfüllt und phasenweise eine ziemlich ungemütliche Angelegenheit.

Cheers

Dutti \m/

Setliste – Mr. Hurley & Die Pulveraffen

  1. Intro
  2. Tortuga
  3. Komm zur Marine
  4. Achtung, fertig, Prost!
  5. Plankentanz
  6. Trau keinem Piraten
  7. Der Haifisch
  8. Schlechtes Vorbild
  9. Schrumpfkopf im Rumtopf
  10. Gib dem Affen Zucker
  11. Ich Kanone dich nicht leben
  12. Totgelacht
  13. Nüchtern
  14. Ach ja?!
  15. Mit’n Schwert
  16. Segel hoch
  17. Wär’ ich Gouverneur*
  18. Medley*
  19. Blau wie das Meer*
  20. Outro*

*Zugabe


Wie fandet ihr das Konzert?

/ 01.04.2018
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