Wird jetzt durchgestartet?
Die Heilbronner SpiteFuel existieren gerade mal zwei Jährchen, Ende April erscheint mit „Dreamworld Collapse“ jedoch bereits das zweite Album. Stefan Zörner und seine Mitstreiter setzen alles auf eine Karte – und die Zeichen stehen gut, dass entgegen dem Titel die Traumwelt nicht kollabiert!
Ein Konzeptalbum? Im Jahr 2018? Ernsthaft? Was sicherlich für ein Stirnrunzeln sorgen kann, interessiert den Fünfer zu keiner Sekunde! Und so kreieren die Süddeutschen ein Werk, in dem eine futuristische Geschichte weit in der Zukunft erzählt wird. Doch selbstverständlich steht dennoch die Musik im Mittelpunkt – „Dreamwolrd Collapse“ soll der Band schliesslich einen ordentlichen Karriereschub ermöglichen! Also tauchen wir ein in die Story von Xam und der rätselhaften Dame Brilliant White…
Eines vorweg: „Dreamworld Collapse“ ist nicht etwas, was man einfach mal so nebenbei hören kann. Damit man wirklich einen Eindruck dieses knapp einstündigen Werkes erhält, muss man etwas investieren – und das Ding wächst mit jedem Durchgang. Versprochen! Auf die Story selbst werde ich hier nicht mehr allzu gross eingehen, das darf dann jeder für sich entdecken, wenn er will – und wenn nicht: Es ist auch dann genügend Metal da!
Das Album startet mit dem spacigen „Prologue 8389 A.D.“, bei dem die erste Begegnung der beiden Protagonisten ein Thema ist. „Brick By Brick“ ist dann der „richtige“ Opener: Eine treibende Nummer, getragen von Stefans Stimme, einem eingängigem Refrain und einem Solopart in High Speed, bei dem die Gitarrenfraktion Timo und Tobias das erste Mal aber richtig von der Leine gelassen wird. Ganz starker Auftakt!
Weiter geht’s mit dem Geheimnis: „The Secret“, hier stechen erneut die Gitarren heraus, die stellenweise tief und richtig böse klingen. Unterstützt von Matthias am Bass, gibt auch Drummer Björn erneut Vollgas, die eingebauten Computerstimmen gegen Ende passen perfekt zur Story und geben dem Song einen weiteren Farbtupfer. „Overture Inside The Sphere“ ist ein zweiminütiges Intermezzo, welches von spacigen Tönen über Klavier bis hin zu einem kurzen orchestralen Part alles bietet – bevor die Gitarren das Zepter übernehmen! Und dann kommt das Anfangsriff von „Dreamworld Collapse Pt I“. Es passiert jedes Mal – hier muss die Lautstärke aufgedreht werden! Nach dem kraftvollen Beginn wird’s im Mittelteil sanfter und nach epischen Solos beendet das Anfangsriff kombiniert mit Pianoklängen den ersten Part.
Denn dieser Part geht nahtlos über in das kurze, wunderschöne Instrumental „Interlude The Funeral Of Youth“. Getragen von sanften Gitarrenklängen, wiederum ergänzt durch das Klavier, wird eine Spannung aufgebaut, die dann durch die Drums und Orchester richtiggehend platzt. „Nothing ventured, nothing gained!“ Womit das Album einen weiteren Höhepunkt erreicht: „Dreamworld Collapse Pt II.“ Dieses siebenminütige Epos beginnt noch einigermassen ruhig, jedoch geprägt von Stefans eindringlichem Gesang. Doch dann lassen die Jungs den Bombast sprechen! Gesanglich gibt es auch noch Unterstützung durch Michael Fiedler, instrumental kommt zudem gar noch eine Querflöte zum Einsatz…
Mit „Iconic Failure“ geht’s dann im „normalen“ Stil weiter: Ein herrlicher Metal Song, der alles beinhaltet, was der geneigte Fan von SpiteFuel erwartet. Das ist der Song, der mich selber als erstes gepackt und nicht mehr losgelassen hat. „Under Fire“ startet äusserst rasant – stilistische Ähnlichkeiten zu den Metal Priestern durchaus vorhanden – bevor Stefan mit seinem Gesang das Tempo etwas rausnimmt. Doch sobald der Sänger verstummt, drehen die übrigen Jungs grad wieder auf! Das zieht sich durch die ganze Nummer, was ihr eine herrliche Dynamik verleiht.
Fast 11 Minuten – solange dauert dieses Herzstück des Albums: „Brilliant White Lies“. Der erste Teil kann durchaus auch als Ballade durchgehen. Oder als Powerballade, denn die Instrumental-Fraktion hält sich nicht allzu sehr zurück. Im zweiten Teil wird das Tempo erneut angezogen, Bombast-Elemente werden durch orchestrale Parts perfekt eingebaut und über allem immer wieder die markante Stimme des Fronters. Der dritte Teil ist dann wiederum sehr balladesk, die Querflöte hat einen weiteren prominenten Part auf diesem Werk, bevor Gitarren des Epos beenden.
„Grave New World“ – zumindest zu Beginn der fraglos böseste Song! Düster, schwer – durchaus auch der ganzen Story entsprechend. Dazu passt dann zwar auch der gesprochene Mittelteil (Stefan im Duett mit Kerstin Fenchel), dies ist allerdings ein Part, der mir jetzt nicht wirklich gefällt. Ganz im Gegensatz zum furiosen und harten Ende des Songs, welcher allerdings etwas gar abrupt endet. Und so rundet „Epilogue 8427 A.D.“ das Album schlussendlich ab.
Das Fanzit
Was für ein Brocken, den uns SpiteFuel hier vor den Latz knallen! Ich hab’s angetönt: Wahrlich keine Scheibe, die man nur einmal hören sollte! Bei mir laufen oftmals neue Alben einfach mal „im Hintergrund“, aber hier hab ich rasch gemerkt, dass dies so nicht funktioniert. „Dreamworld Collapse“ braucht Aufmerksamkeit – und dann entfaltet das Werk seine ganze Grösse, seine ganze Magie! Ich erinnere mich, dass die Jungs vor ihrem Auftritt beim Ice Rock Festival schon richtig euphorisch waren vor Freude auf den zweiten Silberling – und sie haben alles Recht der Welt, euphorisch zu sein! Ehrlich, das Album wird mit jedem Mal hören besser. Und immer wieder zeigen sich neue Nuancen. SpiteFuel sind definitiv bereit um durchzustarten! Fette 9 von 10 Punkten – und die Vorfreude auf ein livehaftiges Wiedersehen!
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