Nackenbrecher made in Switzerland
Damit hat wohl niemand mehr gerechnet. Doch die Luzerner Thrasher Mind Patrol strafen nun alle Zweifler Lügen. Sechs Jahre nach der Gründung hat die Band mit «Against All Predictions» ihre Debütscheibe rausgehauen.
Die gelungene und unterhaltsame Plattentaufe fand am 20. April statt. Details dazu entnehmt ihr dem dazugehörigen Konzertbericht, welchen ihr ebenfalls auf unsere Homepage finden könnt (siehe Teaser unten). Welche Wirkung die neuen Songs ab Konserve auf die Gehörgänge haben, werde ich in den nachfolgenden Zeilen für euch herausfinden.
Das Album – «Against All Predictions»
Der Einstieg erfolgt sogleich ein paar Stockwerke tiefer. Hinein in die Hölle! Die Riff-Fraktion deutet zu Anfang soundtechnisch eine Verschmelzung von Slayer und Testament hin. Nach und nach nimmt die Nummer gehörig Fahrt auf. Das ist gleichbedeutend mit schweisstreibender Arbeit für die Nackenmuskeln des Zuhörers. Die ersten Vocal-Einschübe von Yves erinnern durchaus an die jeweiligen Frontmänner von Kreator oder Destruction. «Intro (Welcome To Hell)» macht definitiv Lust auf mehr.
Das nächste Stück durfte ich schon mehrmals im Live-Gewand erleben. «Till We Die» eignet sich optimal zum Auslösen von intensiven Publikumsaktivitäten. Während die Drums den thrashigen Gefilden treu bleiben, zeigen die Gitarrenmelodien plötzlich ab und an Heavy Metal-Allüren. Yves’ Gesang lässt sich hier ebenfalls nicht eindeutig in eine Schublade stecken. Es ist durchaus lobenswert, dass die Jungs nicht ausschliesslich stur auf die «Mitten-in-die-Fresse»-Elemente setzen. Variationen sind heutzutage bekanntermassen oftmals Trumpf. Im letzten Drittel wurde zudem geschickt ein Mitgröl-Part eingebaut. Nach dem Hören wird einem abermals bewusst, weshalb dieser Track ein Setlisten-Dauerbrenner ist. Hörempfehlung? Definitiv!
Kriegsthemen und Thrash Metal? Diese Kombination haut eigentlich oftmals hin. Es muss ja nicht jedes Mal bloss Sabaton sein (obwohl diese natürlich auch ihre Vorzüge haben; aber diese Diskussion möchte ich in dieser Albumkritik jetzt nicht vom Stapel lassen). Zurück zu Mind Patrol und «Warfare». Oh ja, die Nummer knallt. Kopfschüttler dürften daran ihre wahre Freude haben. Der Vierer drückt mit vollem Elan aufs Gaspedal. Phasenweise mutiert das Stimmorgan des Frontmanns zu einer Mischung von Schmier und Bobby «Blitz» Ellsworth. Handelt es sich bei diesem Song gleich um die nächste Hörempfehlung? Jawohl! Die Gitarrensoli sind übrigens ebenfalls nicht von schlechten Eltern.
Die längeren Brocken treffen wir in der zweiten Plattenhälfte an. Die nächsten vier Songs knacken allesamt die 5-Minuten-Marke. Aus verlässlichen Quellen weiss ich, dass das Quartett dem gelegentlichen Konsum von ein paar Shots definitiv nicht abgeneigt ist. Aufgrund dessen darf ein «Drinking Song» auf dem Debütwerk keinesfalls fehlen. Ebenfalls eine hörenswerte Angelegenheit. Allerdings prophezeie ich sämtlichen Bieren bei dieser Nummer während eines Konzerts eine relativ kurze Lebensdauer. Entweder werden sie getrunken oder im wilden Mosh Pit bis auf den letzten Tropfen verschüttet. Achtung: Das Ende sollten sich lediglich Leute mit stabilem Magen zu Gemüte führen.
Bei «Shizophrenia» tobt sich Yves stimmlich besonders aggressiv aus – jedoch nicht sonderlich oft. Die Instrumentalfraktion übernimmt hier nämlich mehrheitlich das Zepter. Teilweise geht’s tatsächlich etwas schizophren zur Sache. Oder woher stammen denn sonst plötzlich die leicht progressiven Passagen? Ein weiterer Einblick in das mehrere Kapitel umfassende Mind Patrol-Spielspektrum. Insgesamt wirkt der Track aber ein bisschen in die Länge gezogen. Dem Motto «In der Kürze liegt die Würze» hätte man hier ruhig nachkommen können.
Das direkt im Anschluss folgende, überragende «Doomsday» lässt diesen kleinen «Hänger» allerdings beinahe schon wieder in Vergessenheit geraten. Erneut wird von allen Beteiligten munter darauf los geknüppelt. Christian und Emil unterstützen ihren Frontmann mit gelegentlichen Backing Vocals. Ein weiteres Mal werden sackstarke Soli aus den jeweiligen Saitenköniginnen herausgekitzelt. Emil bekommt zudem sogar Zeit für ein ultrakurzes Mini-Bass-Solo. Das abwechslungsreich gehaltene Tempo entpuppt sich als zusätzlich geschickter Schachzug. So sieht wünschenswertes Nackenmucki-Training aus.
Für die Finalissima ist der Track «Generation Penetration» verantwortlich. Abermals sind einige fetzige Riffs zu hören. Mättu hämmert ziemlich gnadenlos auf seinem Schlagwerk herum. Ein solider Rausschmeisser – mehr aber auch nicht.
Das Fanzit
Ein sehr gelungenes Debütwerk der vier Luzerner Jungs. Anhänger der thrashigen Klänge kommen bei «Against All Predictions» voll und ganz auf ihre Kosten. Doch Mind Patrol reiten nicht bloss stur auf einer Genre-Schiene herum. Insbesondere schwermetallische Passagen tauchen ebenfalls regelmässig auf. Einige mag die kurze Laufzeit von etwas mehr als einer halben Stunde eventuell abschrecken; ich empfinde das Ganze in dieser Form aber als genau richtig. Unnötige Schnörkel hätten der Scheibenqualität nur geschadet. Yves und seine Kumpels setzen den Fokus geradlinig auf das Wesentliche – und das ist auch gut so. Die Hochkaräter und puren Nackenzerstörer der Scheibe sind zweifelsohne «Till We Die», «Warfare» und «Doomsday». In diesem Sinne: Reinhören und Mähne schütteln!
Reinhören und portofrei bestellen
Trackliste Mind Patrol – Against All Predictions
- Intro (Welcome To Hell)
- Till We Die
- Warfare
- Drinking Song
- Shizophrenia
- Doomsday
- Generation Penetration
Line Up – Mind Patrol
- Yves – Guitars / Vocals
- Christian – Guitars
- Emil – Bass
- Mättu – Drums