Gewitter auf der Bühne – (Fast-)Flaute im Publikum
Letzten Freitag bin ich dem Ruf von Frozen Gate gefolgt. Dieser führte mich nach Lenzburg in die Met-Bar, wo die Winterthurer als Opener für Voltumna und Noctem agieren durften.
Natürlich habe ich mich im Vorfeld mit der Musik der anderen beiden Bands vertraut gemacht und freute mich neben Frozen Gate besonders auf Noctem. Was der Abend alles bringen sollte, lest ihr im Bericht.
Frozen Gate
Als ich die Met-Bar betrete, sind Frozen Gate gerade beim Soundcheck. Die Band wirkt ein wenig niedergeschlagen und im Gespräch erfahre ich dann auch, dass sie mit dem Sound überhaupt nicht zufrieden sind. Der Showbeginn wird um eine halbe Stunde verschoben. Kein Problem, für mich heisst das abwarten und Met trinken.
Zu einem düsteren Intro betreten die mit dunklen Gewändern verhüllten Musiker die Bühne. Es geht los mit «In Nomine», gefolgt vom Titeltrack und dem Intro-Track ihres ersten Albums. Musikalisch hat die Band (soweit ich das beurteilen kann) einiges auf dem Kasten. Auch die Bühnenpräsenz hat sich seit meinem letzten Frozen Gate-Auftritt vor wohl etwa 2 Jahren um einiges verbessert. Die Band hat Laune und zockt sich durch ihr Set. Das einzige, was man am Auftritt bemängeln könnte, ist, dass sich die Band gefühlt nach jedem Song mit dem Rücken zum Publikum dreht, um den Orchester-Übergang wirken zu lassen. Ich kenne das ja von anderen Frozen Gate-Gigs, wo das Ganze aber eine viel düsterere Stimmung verursacht hat. Dieses Mal hat es wohl dank dem hellen Licht hinter der Bar nicht so ganz klappen wollen. Der Band kann man dies aber natürlich nicht gross ankreiden. Die Musiker, welche sich hinter Übernamen wie Eversor, Charon und Ouroboros verbergen, haben einen guten Auftritt hingelegt, der leider von den schlechten Sound- und Lichtverhältnissen getrübt wurde. Ganz sympathisch finde ich jene Situation, in der Sänger Priest einem Fan das Mikro hinstreckt und dieser einfach genau gleich weitergrowlt. Grosse Klasse! Auch die beiden neuen Songs, die heute präsentiert wurden («From Ashes» und «The Sword Of Damocles»), tönen super. Ich freue mich auf das kommende Album!
Voltumna
Die Italiener wählen ebenfalls ein düsteres Intro, um auf die Bühne zu kommen. Optisch bieten sie jedoch etwas völlig anderes. Viel Licht gibt es jetzt nicht nur hinter der Bar, sondern auch auf der Bühne. Die Musiker sind Black-Metal-geschminkt und tragen zerfetzte Stoffe, welche wohl irgendetwas etruskisches darstellen sollen. Immerhin geht es ja in den Texten der Band vor allem um die etruskische Mythologie und den Paganismus.
Musikalisch bewegen sich auch Voltumna im Black-/Death-Metal-Bereich. Allerdings vermögen sie mich mit ihren Songs heute Abend nicht wirklich zu überzeugen. Irgendwie fehlt da die Abwechslung. Einige Fans scheinen dies ein wenig anders zu sehen. Auch wenn es immer noch nicht viele Leute vor der Bühne hat (was natürlich für alle Bands schade ist), gehen einige Besucher vor der Bühne richtig ab. Ob dies am Alkohol oder tatsächlich an der Musik liegt, lasse ich mal offen…
Noctem
Auch die dritte Band an diesem Abend hat sich dem Black / Death verschrieben, respektive, wie sie es nennen, dem Blackened Death Metal. Wie auch immer, tönt ja alles gleich, möchte man meinen. Noctem stechen da aber irgendwie heraus. Ob dies rein musikalisch ist (mehr Abwechslung als Voltumna bieten sie auf jeden Fall) oder auch an der starken Live-Performanz liegt, darüber lässt sich debattieren.
A propos Performanz: Selten habe ich einen Schlagzeuger gesehen, der so schnelle Blast-Beats in einer solch lockeren Pose trommeln kann. Oberkörper stabil, der linke Arm scheint auf dem Oberschenkel abgestützt zu sein. Die Membran der Bassdrum kann sich von den vielen Schlägen kaum erholen, und trotzdem wirkt Drummer Voor, als würde er einfach nur gemütlich dasitzen. Gitarrist Exo legt blitzschnelle Läufe über die Saiten hin, und Bassist Varu zelebriert sein Spiel mit reichlich headbangen – was mit seiner Mähne keine Selbstverständlichkeit ist. Dass der sich keine Haare irgendwo einklemmt, finde ich ziemlich beindruckend.
Doch die ganze instrumentale Sache wäre irgendwie nichts ohne Sänger und Frontmann Beleth. Der Typ sticht bereits ab der ersten Minute raus. Dies hat er wohl auch unter anderem seinen hellen Linsen und seiner grossen Statur zu verdanken. Der Typ ist irgendwie gruslig. Dass er sich während dem Konzert immer wieder ganze Dosen Bier über den Kopf schüttet und irgendwo her immer mehr und mehr Blut spritzt, macht die Sache nicht besser. Ich frage mich, was in dem Typen vorgeht (vor allem, weil ich zuvor auch noch sein Buch über verschiedenste dunkle Themen beim Merch Stand gesehen habe…).
Auf jeden Fall ist die Show super und am Ende des Auftritts gleicht die Met-Bar einem Schlachtfeld: Überall klebt (Kunst-)Blut. Auf echtes Blut und Tierleichen haben die Spanier dieses Mal verzichtet. Ich bin fasziniert vom starken Auftritt der Valencianos, insbesondere von der Krankhaftigkeit des Sängers und von Voors Schlagzeugspiel. Ganz starke Leistung! Nach dem Konzert bin ich mir sicher, dass ich diese Band wiedersehen will.
Das Geheimnis um Beleths Persönlichkeit will ich natürlich lüften. Ich kaufe mir sein Buch (welches ich noch nicht gelesen habe, aber ich freue mich tierisch darauf) und komme mit ihm ins Gespräch. Ich habe das Gefühl, da steht ein anderer Mensch vor mir. En todliebe Siech!
Das Fanzit
Auf der Bühne haben alle drei Bands Vollgas gegeben. Die kleine Besuchermenge haben sie gleich selber kompensiert; immer wieder sieht man die Bandmitglieder im Publikum. Frozen Gate haben einen starken Auftritt geliefert, Verbesserung wäre da wohl vor allem beim Sound und dem Licht angebracht gewesen. So kam die Stimmung leider nicht wirklich rüber. Voltumna war mir persönlich ein wenig zu eintönig, der für mich beste Song war «nur» ein Cover («Black Metal» von Venom). Und Noctem? Ganz klar die Show des Abends! Was die Spanier boten, hätte wohl auch vielen Nicht-Black-Metal-Fans gefallen. Anspiel- und Konzerttipp!
Setliste Frozen Gate
- In Nomine
- Reflection Of The Black Mirror
- Evangelium
- The Second Face Of God
- I Am The Rising God
- From Ashes
- The Sword Of Damocles
- Enter The Gate
Setliste Voltumna
- Itinere Inferi
- The Lion, The Goat, The Serpent
- War Of Supremacy
- Lars Porsenna
- Lord Of Mayhem
- Fanum Voltumnae
- Disciplina Etrusca
- The Path To Our Twilight
- Black Metal (Venom Cover)
- Reading The Flames
- Roma Delenda Est
- In Principium Tarquinii
Setliste Noctem
- Pactum With The Indomitable Darkness
- Eidolon
- Cycles Of Tyranny
- Oblivion
- Apsu Dethroned
- The Dark One
- The Submission Discipline
- A Cruce Salus
- Through The Black Temples Of Disaster