Swiss Metal Attack 2018 - Z7 Pratteln
Sa, 28. April 2018

Swiss Metal Attack 2018 – GurD, Gonoreas, Atlas&Axis, Ørefik, Chimæra, Soulline

Z7 (Pratteln, CH)
08.05.2018
Swiss Metal Attack 2018 - Z7 Pratteln

Ausbaufähige Unterstützung für unsere talentierten Schweizer Metal-Bands 

Altbekanntes Bild an der nächsten Ausgabe der «Swiss Metal Attack»-Konzertreihe: Talentierte Truppen auf der einen und ein schwacher Publikumsandrang auf der anderen Seite. Die weiteren Details entnehmt ihr dem nachfolgenden Metalinside-Bericht. 

Ein Samstag, der wieder einmal einiges zu bieten hat. Da wäre beispielsweise der zweite Tag des Biosphäre Rock Fest in Luzern, bei welchem unter anderem Broken Fate, Human Zoo oder Maxxwell auf der Bühne stehen. Dann sind in der Lysser Kulturfabrik das Duo Dark Tranquillity (top!) und Equilibrium (naja…) zu Gast. Mich verschlägt’s allerdings zu einer dritten Veranstaltung: der Swiss Metal Attack im Z7. Im von Damir Eskic und seiner Crew organisierten Event dürfen sich sechs lokale Gruppen im einzig wahren Schweizer Metal Tempel von ihrer besten Seite präsentieren. Die Gast-Band The Bloody Earth aus Serbien musste ihren Auftritt leider kurzfristig absagen. Ich rechne trotzdem mit einem intensiven Konzertabend.

Kurz nach Türöffnung treffe ich am Ort des Geschehens ein. Bereits auf dem Vorplatz wird meine Wenigkeit in etliche Gespräche verwickelt. Die Besucherschaft setzt offenbar gleichermassen aus Musikern und Fans zusammen. Von einem grossen Ansturm kann jedoch bisher noch nicht die Rede sein. Die ganze Sache geht offenbar im «3/4-Z7» über die Bühne. Auf einem der Tische der grosszügig ausgelegten Merchandise-Ecke liegt ein Formular. Bands, die künftig an einem Auftritt an einer Swiss Metal Attack interessiert sind, können sich hier eintragen. Ich lese unter anderem den Namen Deep Sun. Passt. Den Aargauer Symphonic Metallern würde ich einen solchen Auftritt definitiv gönnen. Da es bald los gehen wird, bewege ich mich langsam Richtung Bühne zu meinem Stammplatz. Der «Dutti-Pfosten» lässt grüssen.

Soulline

Der erste Akteur kommt aus dem wunderschönen Tessin. Ich habe Soulline auch schon auf dieser Bühne spielen sehen – beispielsweise mit den Death Metal-Ikonen Six Feet Under. Doch heute Abend legen sie in Sachen Auftrittsqualität nochmals eine Schippe drauf. Von Beginn weg ballern sie uns packenden Melodic Death Metal um die Lauscher. Sänger Ghebro verfügt über ein sackstarkes Stimmorgan. In der kleinen Zuschauertraube vor der Bühne ist schon der eine oder andere Mähnenschüttler zu erkennen. Nach einer netten Aufforderung überwinden die Fans schliesslich auch den obligaten Sicherheitsabstand zur Bühne.

Die Tracks «Still Mind» und «Leviathan» stammen vom neuen Album «The Deep», welches im September dieses Jahres erscheinen. Zur Finanzierung der Produktionskosten und auch für die geplanten Videoclips läuft zurzeit eine Crowdfunding-Kampagne auf musicraiser.com Soulline sind meiner Meinung nach momentan das Beste, was unser italienischsprachiger Kanton zu bieten hat. Die halbstündige Darbietung zeigt dies ziemlich deutlich. Da können Dreamshade im Vergleich direkt einpacken.

Setliste – Soulline

  1. Right Here, Right Now
  2. Still Mind
  3. Anvils
  4. The Curse In Our Minds
  5. Broken By Madness
  6. Leviathan

Chimæra

Kulturschockgefahr – vom Melodic Death Metal geht’s nun hinein in den düsteren Black Metal. Verantwortlich dafür sind Chimæra aus Bern. Sämtliche Blicke bleiben gezwungenermassen beim kräftigen Sänger kleben. Dieser steht nämlich lediglich in Boxershorts gekleidet auf der Bühne. Sein bestes Stück wird zusätzlich von einem Ziegenskelettschädel bedeckt. Ob uns da wohl gerade – passend zu den sommerlichen Temperaturen – die neue Schwarzmetall Badekollektion vorgeführt wird? Mir kommt spontan der witzige Gedanke «Baywatch goes Black Metal».

Einige lassen sich von der Optik abschrecken und flüchten nach draussen. Ein Fehler, denn soundtechnisch handelt es sich beim Dargebotenen um soliden Black Metal, wie ihn sich der geneigte Fan vorstellt. Vielleicht sollten Chimæra bei künftigen Shows in bisschen weniger auf Reizüberforderung setzen. Nach dem Gig ist bei sämtlichen Besuchern leider nur das Erscheinungsbild des Sängers Thema Nummer eins. Von der coolen Mucke spricht leider kein Mensch.

Setliste – Chimæra

  1. Chalice Of Sin
  2. To Hell
  3. To Build a Monument
  4. Driving The Nails
  5. Of Occult Signs And War
  6. One Step (Closer To Death)

Ørefik

Alter Schwede, ist die laut! Die Rede ist von Ørefik-Frotmädel Mary Dale. Würde man im Duden das Wort Rockröhre nachschlagen, dann müsste einem eigentlich zwingend ein Bild von ihr entgegenspringen. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter. Für mich steht hier nämlich gerade ein weiblicher Lemmy auf der Bühne. Diese Power ist definitiv beeindruckend und ansteckend. Zu den Hard Rock-Klängen der Truppe schwingen sogar einige Besucher das Tanzbein.

Die Band beschreitet ihre Sets jeweils mit einem Mix aus eigenen Songs und Cover-Versionen. Wer sich musikalisch im Bereich von AC/DC, Motörhead oder Orange Goblin wohlfühlt, dürfte auch an Ørefik grosse Freude haben. Ich habe es ehrlich gesagt noch nie erlebt, dass Ohrfeigen (die Bedeutung des Bandnamens in der deutschen Sprache) für eine solch ausgelassen Stimmung sorgen können.

Setliste – Ørefik

  1. Red Tide Rising
  2. Stoner Train
  3. Rock’n’Roll Sinner
  4. I’m Your Man
  5. Backseat Of A Transam (Peer Günt-Cover)
  6. Time To Fuck
  7. All You Can Drink

Atlas&Axis

Halbzeit! Nach einer kurzen Umbauphase geht allerdings bereits Gruppe vier ins Rennen. Der Fünfer aus Brugg setzt auf eine Ladung Heavy Metal mit gelegentlichen Power Metal-Elementen. Sie drücken ordentlich auf die Tube, was im Publikum abermals den einen oder anderen Headbanger auf den Plan ruft. Prägende Figuren sind bei Atlas&Axis zweifelsohne Sänger Jonas Ambühl und Lead-Gitarristin Romana Kalkuhl. Letztgenannte dürfte einigen auch für ihre Tätigkeit bei den Burning Witches bekannt sein. Die Brugger zeigen alles in allem einen gewohnt souveränen Auftritt. Macht immer wieder Laune. Gerne wieder!

Setliste – Atlas&Axis

  1. Power And Might
  2. Elements
  3. My Way
  4. Every Day
  5. To Violence
  6. Blood Will Flow
  7. Winter

Gonoreas

Nun legt Swiss Metal Attack-Organisator Damir Eskic selbst Hand an. Gemeinsam mit seinen Kollegen Stefan Hösli (Drums), Pat Rafaniello (Bass) und Leandro Pacheco (Gesang) bildet er die Formation Gonoreas. Das Aushängeschild der Schweizer Schwermetall-Szene arbeitet momentan fleissig an der Promotion ihres aktuellen Silberlings «Minotaur». Mit «Bloodstones» als Einstieg werden die Zuschauer sogleich in ein mythologisches Zeitalter zurückkatapultiert. Direkt im Anschluss geht’s mit dem starken «Puzzle» dann richtig zur Sache. Diese Nummer möchte ich dann auch Ende Juni im Winterthurer Gaswerk hören. Dann wird sich das Quartett die Bühne nämlich mit den Hymnenmeistern von Iced Earth teilen. Das musikalische Schaffen von Gonoreas wird ja regelmässig mit demjenigen von Jon Schaffer und Co. verglichen.

«Minotaur» macht die Hälfte der heutigen Setliste aus. Allerdings brauchen sich ältere Stücke wie «Destructive Ways», «Kiss The Sword» oder «Bang Your Head» keinesfalls zu verstecken. Mit letztgenannter Nummer könnten die Jungs eigentlich ruhig auch einmal in Balingen auftreten. Weshalb Balingen? Naja, da gibt’s so ein gewisses Festival, welches passenderweise auf den Namen Bang Your Head!!! hört. Ähnlich wie zuvor Atlas&Axis zeigen auch Gonoreas erneut einen starken Auftritt.

Setliste – Gonoreas

  1. Intro – Bloodstones
  2. Puzzle
  3. Seeds Of A New Future
  4. Kursk
  5. Destructive Ways
  6. When Nobody Asked
  7. Minotaur
  8. Eris
  9. Kiss The Sword
  10. Bang Your Head

GurD

Einer geht noch, oder? Absolut. Wir wollen das Pulverfass in Aktion erleben. Das ist heutzutage nur bei Auftritten von Poltergeist oder GurD möglich. Dieses Mal kommen die Letztgenannten zum Zug. Somit darf sich die Zuhörerschaft auf einen Mix aus Groove und Thrash Metal freuen. Ich bin allerdings noch ein bisschen skeptisch. Bei unserem letzten Aufeinandertreffen am letztjährigen Eluveitie & Friends-Festival – übrigens auch hier im Z7 – konnte mich die Truppe nicht wirklich überzeugen. Doch heute kommt alles anders. GurD legen einen hammermässigen Auftritt aufs Parkett. Frontmann V.O. Pulver kann sich absolut auf seine einsatzfreudigen Mitstreiter Steve Karrer, Franky Winkelmann und Pat Müller verlassen.

Das Z7-Publikum bekommt einen schönen Querschnitt durch die Diskographie der Band zu hören. Mit «Propaganda Baby» und «Just Give It Up» sind auch zwei Nummern der neuen EP mit von der Partie. Im Zugaben-Block kommt’s dann auch noch zu einer Beteiligung aus dem Publikum. Dort steht nämlich Pulver-Kumpel und Poltergeist-Sänger André Grieder. «Los Griedi, ab go singe.». Der Angesprochene leistet dieser Aufforderung brav Folge. Gemeinsam performen die Herren dann zum Abschluss eines genialen Auftritts die KISS-Hymne «War Machine».

Setliste – GurD

  1. Get Up
  2. Learn
  3. Rule The Pit
  4. What Do You Live For
  5. Propaganda Baby
  6. Just Give It Up
  7. Your Drug Of Choice
  8. Go For It
  9. Masterplan
  10. Bang
  11. I.O.U. Nothing
  12. Terminate
  13. Skin Up
  14. Groovy*
  15. H.H.H.*
  16. Down The Drain*
  17. War Machine (KISS-Cover)*

*Zugabe

Das Fanzit

Die Schweizer Metal-Szene ist voll von talentierten Truppen. Das wurde den Fans an der heutigen Swiss Metal Attack abermals bewiesen. Leider wurde der Leitspruch «Support your local metal-bands» am Ende leider lediglich von einer überschaubaren Besucherschar eingehalten. Diesbezüglich herrscht definitiv Verbesserungspotenzial. Vielleicht müsste die Veranstaltung auch einmal an einem anderen Ort ausgetragen werden. Ich denke da beispielsweise an das Zürcher Dynamo oder das Hall Of Fame in Wetzikon.

Cheers

Dutti \m/


Wie fandet ihr das Konzert?

08.05.2018
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