Verlängertes Auffahrtswochenende auf der Troll-Burg
Mein erstes Dark Troll Festival war ein rundum lohnenswertes Unterfangen. Während dreier Tage wurden die anwesenden Gehörgänge mehrheitlich mit Melodien aus den Bereichen Pagan, Black, Folk und Death Metal ordentlich durchgenudelt. Das Ganze fand in einer atemberaubenden Kulisse statt – der Bornstedter Burgruine. Eigentlich war ich bloss als «normaler» Gast vor Ort. Doch aufgrund der genialen Erlebnisse habe ich mich trotzdem dazu entschlossen, die ganze Geschichte in einem Metalinside-Artikel festzuhalten. Weshalb sich das Dark Troll eine Berichterstattung verdient hat, könnt ihr in den nachfolgenden Zeilen nachlesen.
Christus fuhr zum Himmel; etliche Jahre später tut unser Schweizer Grüppchen es ihm gleich. Moment! Das ist so nicht ganz korrekt. Wir sind zwar ebenfalls unterwegs, aber unser Ziel hat mit irgendwelchen himmlischen Pforten herzlich wenig am Hut. Die Reise geht ins im Bundesland Sachsen-Anhalt gelegene Dörfchen Bornstedt. Unsere Nachtfahrt überstehen wir glücklicherweise ohne Schwierigkeiten. Nichtsdestotrotz treffen wir circa um vier Uhr morgens ziemlich erschöpft am Ort des Geschehens ein. Campingplatz A befindet sich auf der Fussballwiese des örtlichen Vereins und ist nicht einmal fünf Gehminuten von der Burgruine entfernt. Richtig gelesen; die Veranstaltung findet in verfallenem Burggemäuer statt. Doch dazu später mehr.
Glücklicherweise ist der Platz anständig beleuchtet. Das erleichtern den Zeltaufbau ungemein. Als es am Horizont allerdings langsam zu dämmern beginnt, wird einigen von meinen Kollegen schlagartig bewusst, dass sie schon bald seit 24 Stunden auf den Beinen sind. Für einen ersten Hopfentrunk reicht’s knapp noch. Anschliessend hauen wir uns für ein paar kurze Stunden aufs Ohr. Man will den ersten Festivaltag ja schliesslich möglichst ausgeruht in Angriff nehmen.
Donnerstag, 10.05.2018 – Kampf gegen das Schlafmanko
Lasset die wilde «Herumtrollerei» beginnen! Zu sonderlich viel Erholung hat’s – welch Überraschung – nicht gereicht. Aber egal. Zeit für Festivalatmosphäre. Um unseren Tisch versammelt sitzen wir entspannt in unseren Campingstühlen und laben uns an Bier, Met und an der Wasserpfeife (Shisha) unseres Kollegen. Sonnenschein sorgt ebenfalls für viel Freude. Die Wettergötter scheinen der Veranstaltung gewogen zu sein. Im Vorfeld war nämlich von Regengüssen en masse die Rede. Davon scheinen wir heute glücklicherweise meilenweit entfernt zu sein. Irgendwann meldet sich dann auch der Hunger zu Wort. Aufgrund dessen halten wir auf dem nahegelegenen Kiesplatz eine kleine Grillfete ab. Die Gefahr eines abfackelnden Rasens ist dadurch kein Thema. Danach verbringen wir in unserem Lager nochmals ein paar entspannte Stunden.
Irgendwann nach 13 Uhr heisst’s dann aber «Abmarsch!». Nach einem kurzen Spaziergang durch den Wald stehen wir schliesslich vor der bereits mehrmals erwähnten Location. Freunde, das ist einfach ein genialer Anblick. Existiert eigentlich ein passenderer Ort für ein metallisches Festival? Ich denke nicht. Der riesige Turm sticht einem sofort ins Auge. Aber auch sonst scheint die ganze Angelegenheit gar nicht einmal schlecht erhalten geblieben zu sein. Im Innern tummeln sich neben der Bühne auch diverse Fress-, Trink- und Merchandise-Stände. Alles wirkt überaus familiär. Jep, hier fühle ich mich definitiv wohl. Top Atmosphäre. Auf beiden Seiten der Bühne gibt’s ausserdem einige Sitzmöglichkeiten. Vor der Spielstätte hat zurzeit ein Alleinunterhalter seinen grossen Auftritt. Gemäss den anwesenden Experten sei der Kerl jedes Jahr zur Eröffnung da und gehe der Mehrheit der Besucher eher auf den Senkel. Das erinnert mich doch direkt an einen gewissen Herrn Mambo Kurt in Wacken: Jedes Mal anwesend, obwohl ihn eigentlich kein Mensch braucht. Naja, glücklicherweise gibt’s jetzt dann gleich richtige Musik auf die Lauscher.
Waldtraene
Bei der «echten» Festivaleröffnung setzen die Veranstalter ebenfalls voll auf die Karte Tradition. Bereits zum vierten Mal wird diese Aufgabe nämlich dem Pagan-Duo Knoepfchen und Horda zuteil. Gemeinsam bilden die beiden das Projekt Waldtraene. Gekleidet in Gewänder aus der keltischen Ära nehmen die beiden – mit Gitarre und Flöte bewaffnet – ihr 40-minütiges Set in Angriff. Beeindruckend sind zweifelsohne auch die starken Gesangsstimmen. Idyllische Lagerfeuermucke wie sie im Buche steht gepaart mit einer eindeutig dazu passenden Kulisse. So lauschen wir gespannt den vorgetragenen Klängen, während die ersten Tropfen Met unsere Kehlen herabrinnen. Waldtraene sind sichtlich gut gelaunt. Das Publikum wirkt hingegen noch nicht vollends wach. Erst gegen Ende des Auftritts steigt die Beteiligungslust. Mich vermag insbesondere das schöne Stück «Heidenblut» zu überzeugen. Ein durchaus gelungener Auftakt in den heutigen Konzertreigen. Wir würden die beiden sicherlich auch in der Schweiz mit offenen Armen empfangen.
Setliste – Waldtraene
- Intro
- Unter Wolfes Banner
- Feine in Waffen
- Schlacht am Harzhorn
- Schild an Schild
- Ulfhednar
- Nerthus
- Heidenblut
- Sturm*
*Zugabe
Mornir
Der heutige Tag steht ganz im Zeichen der deutschen Bands; daran ändert auch der nun folgende Auftritt von Mornir nix. Sie haben sich nicht bloss auf den Pagan Metal beschränkt, sondern lassen auch Elemente aus den Bereichen Black, Death und Folk Metal in ihr musikalisches Schaffen einfliessen. Gefällt mir sehr gut. Insbesondere Clemens Detsch an der Violine verleiht der ganzen Sache die nötige Würze. Die Entstehung eines ersten, kleineren Moshpits spricht ebenfalls für die Leistung der 2011 gegründeten Gruppe.
Nach der Show folgt erstmals ein Abstecher ins Merchandise-Zelt. Ich kann mir ein Exemplar der Mornir-EP «Entfesselt» sichern. Die Jungs haben sich diese Unterstützung meinerseits definitiv verdient. Die rechte Ecke des Zeltes scheint überaus beliebt zu sein. Der Grund dafür ist rasch gefunden: Alex Prinz hat dort seinen Stand. Wie? Dieser Name sagt euch nichts? Fairerweise muss man zugeben, dass der gute Mann in YouTube-Kreisen viel eher als «Der Dunkle Parabelritter» bekannt ist. Auf seinem Kanal erläutert und erklärt Alex regelmässig diverse, metallische Themen. Dabei macht er einen tollen Job. Selbstverständlich möchte die Schweizer Delegation ein Erinnerungsschnappschuss mit dem Ritter der Parabeln. So viel sei zudem schon einmal verraten: Es wird in den nächsten Tagen noch zu weiteren Begegnungen mit Herrn Prinz kommen.
Setliste – Mornir
- Flammenschwinge
- Jagd
- Erdenblut
- Ein Licht
- Hexer
- Herr in Wind und Tälern
- Dämmerstund
Apathie
Doch nun steht wieder Musik auf dem Programm: Genauer gesagt, Schwarzmetall aus Dresden. Das Trio drückt ordentlich auf die Tube und wird immer wieder von Drummer Gronds Blastbeat-Feuerwerk angetrieben. Zu hören gibt’s hauptsächlich Material vom 2015er-Silberling «Incendium Excitare». Die Nackenmuskeln der Zuhörerschaft können sich eindeutig nicht über mangelnde Trainingseinheiten beklagen. Getränketechnisch hat bei mir inzwischen ein Wechsel von Honigwein zu Hopfentee stattgefunden. Köstritzer ist diesbezüglich der dominante Akteur. Das Kellerbier kann ich sorglos weiterempfehlen.
Setliste – Apathie
- Legion
- Grau II: Schwarzer Schnee
- Schwedter Gedanken
- Grau III: Fieberwahn
- Paria
- Extremum Initium Est
Odroerir
Die nächste Truppe durfte ich vor ein paar Jahren einmal an einem Eluveitie & Friends-Festival in Aktion erleben. Damals zählten sie für mich zu den Entdeckungen des Abends. Gemütliche Mittelaltermucke mit – speziell an der Gesangsfront – gelegentlichen Abstechern in die Black Metal-Ecke. Stücke wie «Des Thors Hammer Heimholung» oder «Heimdall» haben sich regelrecht in meinen Gehörgängen festgesetzt. Und heute? Leider eher ein Auftritt zum Vergessen: Der ewig dauernde Soundcheck reduziert die zur Verfügung stehende Spielzeit massiv und die anschliessende Akustik-Performance wirkt äusserst einschläfernd. Da kann selbst die Unterstützung des Waldtraene-Duos nix mehr retten. Vielleicht klappt’s beim nächsten Mal dann wieder besser.
Setliste – Odroerir
- Phol Ende Uuodan
- Das Erbe unserer Ahnen
- Ask und Embla
- Abecedarium Nord
- Idisi
Sojourner
Neuseeland, Italien und Schweden – Sojourner sind ziemlich international bestückt. Aufgrund dieser Distanzen sind Shows verständlicherweise nicht leicht zu koordinieren. Die Truppe feiert heute ihren ersten Gig auf deutschem Boden. Doch es geht noch besser – insgesamt ist das nämlich erst ihr zweiter Auftritt überhaupt. Die Atmospheric Metaller existieren zwar erst seit 2015. Nichtsdestotrotz haben sie aber bereits zwei Studioalben veröffentlicht. Die männliche Zunft dürfte speziell an der Dame am Tieftöner ihre Freude haben. Chloe Bray ist zweifelsohne ein süsser Anblick. Aber aufgepasst, Ehemann Mike Lamb steht gleich daneben und hat so seine Gattin stets im Blick. Bei Sojourner ist er für die Klampfenarbeit verantwortlich. Der krächzende Gesang stammt aus der Kehle von Emilio Crespo. Die Truppe zeigt eine engagierte Leistung und spielt sich dadurch dem einen oder anderen Zuhörer sicherlich ins Gedächtnis.
Setliste – Sojourner
- Bound By Blood
- Titan
- An Oath Sworn In Sorrow
- Our Bones Among The Ruins
- Heritage Of The Natural Realm
- Trails Of The Earth
- Ode To The Sovereign
- Aeons Of Valor
XIV Dark Centuries
Während den nun folgenden 60 Minuten gibt’s eine ordentliche Dosis heidnischen Thüringer Metal auf die Lauscher. Der Zeitplan ist inzwischen ein bisschen durcheinandergewirbelt worden, aber halb so wild. Hier stört es kaum jemanden, wenn die ganze Sache ein bisschen länger dauern sollte. Ausserdem sorgen die beleuchtete Bühne und dahinter liegenden Burgmauern nochmals für eine einzigartige Stimmung. Zum ersten Mal am heutigen Tag steht mit Tobi ein Keyboarder im Einsatz. XIV Dark Centuries legen ebenfalls einen soliden Auftritt aufs Parkett. In naher Zukunft wird man sowieso wieder mehr von den der Band zu hören bekommen. Zurzeit arbeiten die Herrschaften an ihrem vierten Silberling, der noch in diesem Jahr erscheinen soll. Der Name «Waldvolk» klingt zumindest schon einmal vielversprechend.
Setliste – XIV Dark Centuries
- Intro
- Skithingi
- Falsche Propheten
- Runibergun
- Auf zur Schlacht
- Svava
- Ich bin das Feuer
- Julenzeit
- Zeit der Rache
- Julenzeit Part II, Skogavulka
- Bragarful*
*Zugabe
Firtan
Auf neues Scheibenmaterial setzen dann auch die Lörracher Metaller Firtan. Ihr zweiter Streich «Okeanos» soll ab Juli in den Plattenläden eueres Vertrauens erhältlich sein. Das hält das Quartett allerdings nicht von der Durchführung einer Spezial-Show ab. Sie zocken exklusiv für das Dark Troll-Publikum sämtliche neuen Songs durch. Wie gewohnt sind die Black/Pagan-Metaller keine Anhänger von kurzen Nummern. Das Dargebotene kommt beim Publikum sehr gut an. Als Verstärkung steht bei gewissen Tracks eine Geigerin auf der Bühne. Unglücklicherweise kann ich den headlinerwürdigen Gig nicht vollends geniessen, da sich das fiese Schlafmanko immer stärker bemerkbar macht. Bis zum Ende kann ich trotzdem irgendwie durchhalten. Danach geht’s aber retour ins Zeltlager. Für die Konzerte von Gernotshagen und The Comittee reichen meine Kraftreserven leider nicht mehr. Dutti over and out.
Setliste – Firtan
- Seegang
- Wogen der Trauer
- Tag Verweil
- Nacht Verweil
- Im Licht meiner Sonne
- Uferlos
- Purpur
- Siebente, letzte Einsamkeit
- Seelenfänger*
*Zugabe
Das Fanzit – Donnerstag
Das war ein absolut solider Festival-Starttag. Die Location vermochte voll und ganz zu überzeugen. Einzig bei der Soundqualität herrscht noch Luft nach oben. Mir war’s bei einigen Akteuren phasenweise etwas zu breiig. Waldtraene, Mornir, Sojourner und Firtan hinterliesse allesamt einen hervorragenden Eindruck. Schade nur, dass mir meine Müdigkeit gegen Ende einen Strich durch die Rechnung machte.
Freitag, 11.05.2018 – Triumphzug der Nordländer
Jawohl, bestens ausgeruht geht’s hinein in den zweiten Trolltag. Weshalb bei den Nachbarn irgendwelches Schlager-Gedudel aus den Boxen dröhnt, ist mir jedoch schleierhaft. Glücklicherweise setzt unser «DJ» umgehend zum passenden Konter an. Bei den ersten «Morgen-Bierchen» und ein paar Zügen aus der Wasserpfeife lassen wir die gestrigen Ereignisse nochmals Revue passieren. Woher mein Kumpel seine blauen Flecken hat? Tja, er ist gestern auf eine Wikingerhorde gestossen und wurde prompt zum Kampf aufgefordert. Mit den geliehenen Rüstungsteilen und seiner Waffe war er aber nicht sonderlich zufrieden. Er setze diesbezüglich lieber auf eigenes Material. Spass hat’s ihm aber allemal gemacht.
Da bei einigen die Mägen knurren, machen wir uns kurz nach 13 Uhr auf den Weg zur Burgruine. Man möchte ja schliesslich drohende Diva-Allüren schnellstmöglich im Keim ersticken. Fressstände sind im hinteren Bereich genügend vorhanden. Trotz drohender Gasausstoss-Party später im Lager, versuchen sich ein paar von uns am Knoblauchbrot, welches wahlweise mit rotem oder weissem Aufstrich serviert wird. Des Weiteren kann man sein Brötchen mit diversen Zutaten zusätzlich aufmotzen. Mais und die scharfe Sauce sind absolut empfehlenswert. Beim Essen kann man sich ausserdem an der wundervollen Aussicht ergötzen. Für einen kurzen Augenblick fühlen wir uns effektiv wie Herrscher und Herrscherinnen, die gerade auf ihr Reich herabblicken. Das Wetter zeigt sich abermals von seiner besten Seite.
Nach getaner Fresserei machen wir nochmals einen Abstecher zum Herrn Parabelritter. Auf ein gutes Gespräch folgt plötzlich die Chance, sich als Biertester zu beweisen. Jep, Alex geht demnächst mit seinem selbstgebrauten «Hopfensmoothie» an den Start. Geschmackstechnisch bewegt sich das Ding im Bereich des Red Ale. Deliziöse Sache. Mal schauen, wie das Bier dann bei der breiten Masse ankommen wird. Aber ich bin ja nicht nur zum Saufen und Schwatzen hier. Den Journalisten-Kollegen – Alex ist ja Gründer des Silence Musik Magazins – möchte man auch irgendwie unterstützen. Deswegen erwerbe ich ein cooles Shirt seines eigenen Labels «Von Tiling». Da so langsam der erste Auftritt naht, begeben sich mein Grüppchen und meine Wenigkeit im Anschluss zur Bühne.
Martyrium
In nahezu jeder Ecke unseres Planeten existieren metallische Truppen. Ein in diesem Zusammenhang passendes Beispiel sind sicherlich die nun auftretenden Martyrium. Herkunftsland der Melodic Black Metaller ist der Inselstaat Malta. Zu Beginn knien die Gitarristen Andrew Baldacchino und Emanuel Portelli, sowie Bassist Oliver M. Grech grimmig dreinblickend auf dem Bühnenboden. Doch die stoischen Posen halten nicht lange an. Schon bald wird knallhart und gnadenlos darauf losgeknüppelt. Während der ersten paar Nummern verdeckt die Sängerin ihr Antlitz hinter einer goldenen Maske. Lediglich die rot-schwarze Ashley Costello-Mähne ist erkennbar. Ihr Gesang ist durch diese Maskerade aber überhaupt nicht beeinträchtigt. Was für ein Stimmorgan! Hammer Sache.
In der Hälfte des Sets heisst es dann «Maske weg!». Zum Vorschein kommt ein hübsches Gesicht. Bei der Dame handelt es sich um die Norwegerin Sandra Randi Stensen. Sie ist der Band-Frischling und gehört erst seit etwas mehr als einer Woche zum Stammpersonal. Da ist den Insulanern effektiv eine bärenstarke Verpflichtung geglückt. Die frühzeitig erschienenen Besucher werden mit einer packenden Performance belohnt. Zweifelsohne eine Entdeckung des diesjährigen Dark Troll Festivals. Nun hoffe ich auf ein baldiges Gastspiel in der Schweiz.
Setliste – Martyrium
- Venom Devine
- Starless
- End Of My Reign
- Sacred Book Of Baal
- Bethrothed To Damnation
- Order Of The Fly
Crimfall
Nach einer längeren Pause bestehend aus Sonne tanken, Moneten in Merchandise investieren und diversen Plaudereien wagen wir uns wieder zurück an die Bühnenfront – pünktlich zum Auftritt der Finnen von Crimfall. Wer mich kennt weiss, dass ich mir eine Truppe aus dem Land der tausend Seen nur selten durch die Lappen gehen lasse. Die Gesangsarbeit teilen sich Helena Haaparanta und Mikko Häkkinen. Die beiden harmonieren ausgezeichnet zusammen. Stiltechnisch lässt sich die ganze Sache nicht wirklich einordnen. Das Klangfeld erstreckt sich von Symphonic Metal bis hin zu Viking Metal. Die Band treibt seit 2007 ihr Unwesen und hat im vergangenen Jahr mit «Amain» ihr drittes Studioalbum veröffentlicht. Die schwarzgekleidete Masse vor der Bühne ist sichtlich begeistert ab dem Dargebotenen und auch für mich ist klar, dass meine persönliche Sammlung von finnischen Metal-Truppen um einen Kandidaten reicher werden wird.
Bornholm
Schwarzmetall aus Ungarn gefällig? Na dann solltet ihr euch Bornholm reinziehen. Blickfänge dürften insbesondere die Rüstungsähnlichen Outfits der Musiker sein. Frontmann Sahsnot wird von den Kapuzen tragenden Carrion und Attila flankiert. Im Hintergrund prügelt D. auf sein Schlagzeug ein. Das 2016er-Werk «Primaeval Pantheons» dominiert mehrheitlich die Setliste. Ebenfalls ein grundsolider Auftritt. Schön zu sehen, dass der geneigte Metalhead am Dark Troll zahlreiche, teilweise nicht einmal sonderlich bekannte Gruppen kennenlernen kann.
Setliste – Bornholm
- Eye Of Knowledge
- Runes Of Power
- March Of Saturn
- Iron Crown
- Call Of The Heathen Horns
- The Spiral Path
- Throne Of Crows
- Acheron
Havukruunu
Finnland ist bekanntermassen ein echter Quell für talentierte Metal-Bands. Bleibt zu hoffen, dass dieser niemals versiegen möge. Können Havukruunu nun für ordentlich Furore sorgen? Diese Frage kann sorglos mit einem lauten «ja!» beantwortet werden. Die nordischen Pagan Black Metaller verwöhnen die Zuhörerschaft mit 50 ziemlich beeindruckenden Minuten. Eine weitere, intensive Trainingseinheit für alle anwesenden Nackenmuckis. Die Jungs präsentieren uns hauptsächlich Nummern von «Kelle Surut Soi». Die im vergangenen Jahr rausgehauene Platte hat überwiegend positive Kritiken abgestaubt. Von diesen Finnen werden wir in Zukunft mit grosser Wahrscheinlichkeit noch einiges zu hören bekommen.
Setliste – Havukruunu
- Vainovalkeat
- Terhen
- Rautaa Ja Tulta
- Noidanhauta
- Vaeltaja
- Myrskynkutsuja
- Valhallan Portit
- Kelle Surut Soi
Horna
Kleiner Zeitsprung. Inzwischen ist die Nacht über der Schweinsburg hereingebrochen. Alles ist angerichtet für eine okkulte Schwarzmetall-Messe. Abermals können wir einen finnischen Vertreter auf der Bühne begrüssen. Horna ist eine Truppe, auf die ich schon vor längerer Zeit in meinen ersten, metallischen Gehversuchen gestossen bin. Aggressiver Black Metal in Reinkultur, welcher selbst den Leibhaftigen persönlich mit Stolz erfüllen würde. Starke Geschichte, dass den Veranstaltern diese Verpflichtung gelungen ist. Auftritte dieser Truppe sind nämlich ziemlich rar. Und die Herren enttäuschen nicht. Eine verdammt böse Performance. Jeder einzelne trägt furchteinflössendes Corpsepaint – von einem Kindergeburtstag kann definitiv keine Rede sein. Prägende Figur ist eindeutig Sänger Spellgoth. Sein nackter Oberkörper ist beinahe vollständig mit Tätowierungen übersät. Zudem tragen sämtliche Akteure Schmuck in Form von Petruskreuzen oder umgekehrte Pentagramme.
An dieser Stelle möchte ich einen kleinen Exkurs ergänzen: Bei der Recherche für diesen Bericht bin in Zusammenhang mit Horna ebenfalls auf ein paar unschöne Geschichten gestossen. Insbesondere wegen ihrem Ex-Sänger mussten sie sich regelmässig Faschismus-Vorwürfe gefallen lassen. Jedoch gab der aktuelle Bandleader Shatraug in einem Interview einmal zu Protokoll, dass die Band nicht politisch agiert hat und das auch niemals wird. Im Rahmen einer Konzertabsage hat sich eine Gruppe Experten mit den Lyrics von Horna auseinandergesetzt. Dabei konnten KEINE Spuren von Nationalsozialismus ausfindig gemacht werden. Trotzdem werden die Finnen von gewissen Seiten dem «National Socialist Black Metal (NSBM)» zugeschrieben. Shatraug selbst hat mit gewissen kritischen Aussagen diesbezüglich ab und an Öl ins Feuer gegossen. Aus meiner Sicht bewegen sich Horna in einer Grauzone. Während ihres Auftritts ist mir weder im Publikum noch auf der Bühne etwas Verdächtiges aufgefallen. Zudem gehe ich stark davon aus, dass die Veranstalter bei den Band-Buchungen ihre Hausaufgaben gemacht haben und niemals eine «Fascho-Truppe» in der Burgruine spielen lassen würden. Aufgrund des starken Gigs habe ich mir ein Horna-Shirt gekauft und hoffe, dass ich dieses mit gutem Gewissen tragen kann. Aus musikalischer Sicht haben sich die Herrschaften zweifelsohne Unterstützung verdient.
Ereb Altor
Die stark durch Bathory beeinflussten Ereb Altor möchten ihren Idolen mit ihrem 70-minütigen Headliner-Auftritt ein bisschen Tribut zollen. Deswegen gibt’s neben den eigenen Tracks auch die oder andere Cover-Version der legendäre Black und Viking Metal-Pioniere zu hören. Leider lässt die Soundqualität wieder einmal zu wünschen übrig. Bass und Laustärke sind schlichtweg zu dominant beziehungsweise zu laut. Schade eigentlich, denn ansonsten wäre die Show sackstark. Frontmann Mats verfügt über eine geniale und packende Stimme. Die Mitmach-Gesangseinlagen des Publikums sorgen bei mir zudem für Hühnerhaut. Der schwedische Vierer wird im August auch auf dem Summer Breeze zu Gast sein. Vielleicht passt’s dort dann besser in Sachen Technik.
Das Fanzit – Freitag
Aus Ländersicht gesprochen sorgten am heutigen Freitag insbesondere Finnland und Malta für ordentlich Furore. Martyrium gelang ein fulminanter Start, der einige Metalheads aus den Socken haute. Es wäre wirklich wünschenswert, dass die frisch dazugestossen Sängerin Sandra Randi Stensen der Band noch lange erhalten bleiben wird. Das finnische Lager bestehend aus Crimfall, Havukruunu und Horna hinterliess beim Publikum ebenfalls bleibende Eindrücke. Den Auftritt von Horn liessen wir sausen; schliesslich müssen die Kräfte auch noch für den letzten Festivaltag reichen.
Samstag, 12.05.2018 – Marathon-Tag zum Abschluss
Plötzlich beginnt die Zeit zu rasen. Der dritte und letzte Festivaltag ist angebrochen. Gedanken an das heimische Bettchen verschwendet hier allerdings noch kaum jemand. Im Vordergrund steht nochmals der volle Genuss dieser fantastischen Atmosphäre. Wir haben definitiv etwas vor. Von den geplanten neun Shows wollen wir uns acht reinziehen. Spezielles Augenmerk gilt dabei unseren beiden Schweizer Truppen, die als erstes ins Rennen gehen dürfen. Deswegen ist pünktliches Erscheinen vor der Bühne absolute Pflicht. Als Einstimmungssound dröhnen – wie in den vergangenen Tagen – Songs der neusten Machine Head-Platte «Catharsis» aus den Boxen. Liebe Leute, ein bisschen Abwechslung hätte hier definitiv nicht geschadet, denn so langsam hängen mir Robb und Co. zum Hals heraus. Eventuell hat das auch damit zu tun, dass ich kein grosser Befürworter des neuen Werks bin. Glücklicherweise geht’s ja in Bälde los mit der Live-Musik.
Soulline
«Hopp Schwiiz!» zum Ersten. Soulline stammen aus dem sonnigen Kanton Tessin – dem italienischsprachigen Teil der Schweiz. Erst kürzlich konnten sie mich mit einem starken Auftritt an der Swiss Metal Attack im Z7 von sich überzeugen. Mit ihrem Melodic Death Metal passen sie eigentlich nicht so richtig zur Ausrichtung des Dark Troll. Allerdings werden sie – und so viel sei an dieser Stelle bereits verraten – diesbezüglich heute nicht die einzigen «Exoten» im Programm sein.
Der Publikumsaufmarsch hält sich noch in Grenzen. Das Quintett lässt sich davon jedoch nicht beirren. Mit vollem Einsatz und viel Spielfreude gehen sie zu Werke. Sänger Ghebro und Gitarrist Marco zählen ganz klar zu den Aktivposten. Als sie mich schliesslich entdecken, können sie sich ein Grinsen nicht verkneifen. Offenbar habe auch ich damals in Pratteln bei ihnen einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Neben älteren Hymnen ist ebenfalls das im Herbst erscheinende Album «The Deep» mit zwei Tracks («Still Mind» und «Leviathan») in der Setliste vertreten. Klingt äusserst vielversprechend. Diese Jungs muss man zurecht auf dem Radar haben.
Setliste – Soulline
- The Curse In Our Mind
- Rise Up
- Still Mind
- Anvils
- Right Here, Right Now
- Broken By Madness
- Leviathan
Trollort
«Hopp Schwiiz!» zum Zweiten. Dieses Mal kommt der französischsprachige Teil unseres Landes zum Handkuss. Aber mal ganz ehrlich, wenn eine Truppe schon auf den Namen Trollort hört, dann muss sie doch einfach auf dem Dark Troll Festival spielen, oder? Passt doch wie die Faust aufs Auge. Aus seiner musikalischen Inspirationsquelle macht der Vierer keinen Hehl. Das klingt doch alles ziemlich stark nach den frühen Finntroll-Platten. Meine Gruppe erlaubt sich deshalb spasseshalber, Trollort als «Migros-Budget-Finntroll-Verschnitt» zu bezeichnen. Eine billige Kopie sind sie allerdings nicht. Die Mucke passt wirklich perfekt zur Location und so verkommt das Ganze schon bald zur einer frühen Party. Songs wie beispielsweise «Troll Gringo» machen’s möglich.
Von kleinen technischen Problemen lassen sich die Westschweizer ebenfalls nicht aufhalten. Frontmann Norcrow haut in diesem Zusammenhang sogar eines DER diesjährigen Festivalzitate schlechthin raus: «There’s a troll in the system.». Die Darbietung der hel(l)vetischen Trolle kommt beim Publikum äusserst gut an. Die offenbar nicht geplante Zugabe spricht Bände. Liebe Veranstalter, wie wäre es im nächsten Jahr mit einer Verpflichtung von Verikalpa? Die Finnen und ihr Troll Metal würden meines Erachtens auch hervorragend hierher passen.
Setliste – Trollort
- Intro
- Curse Of Dawn
- Octopus Rider
- Blood Path
- Troll Gringo
- More Flesh For Fest
- The Last Hunt
Unlight
Black Metal aus dem Schwarzwald? Da kann ja gar nix mehr schiefgehen. Unlight brauchen sich in der Tat keinesfalls zu verstecken. In der Vergangenheit haben sie mir schon mehrmals bewiesen, dass gelungene Auftritte bei ihnen an der Tagesordnung stehen. Als Support-Act einen Headliner an die Wand spielen? Kein Problem, Inquisition bekamen dies Mitte April des vergangenen Jahres in Pratteln deutlich zu spüren. Am diesjährigen Dark Easter Metal Meeting in München konnten mich Blaspherion und seine Kumpels ein weiteres Mal überzeugen. Und heute? Tja, die Herren lassen abermals nix anbrennen. Black Metal in der Nachmittagssonne mag eventuell kein dankbares Unterfangen sein, aber das kümmert die vier Herrschaften auf der Bühne herzlich wenig. Um mich herum fliegen munter Haare durch die Gegend. Der Frontmann bedankt sich am Ende artig dafür, dass bereits zu dieser verhältnismässig frühen Stunde so viele Nasen den Weg in die Burgruine gefunden haben.
Nach der Show bleibt dem Vierer nicht sonderlich viel Zeit zur Erholung. Morgen Abend wartet nämlich bei uns in der Schweiz bereits der nächste Bühneneinsatz auf Unlight. Gemeinsam mit der zerstörungswütigen Panzerdivision Marduk werden sie nämlich die Schüür in Luzern wohl oder übel dem Erdboden gleichmachen. Diesem Konzert werden wir mit grösster Wahrscheinlichkeit leider nicht beiwohnen. Regeneration geht vor.
Setliste – Unlight
- Ekpyrosis (Intro)
- Create & Annihilate
- The Katalyst of The Katharsis
- Dead All Things Will Be (Part 1)
- Antihelion
- The Seven Libations
- First Son Of Flame
Shade Empire
Im Rahmen meiner Scheibenkritik zum Werk «Poetry Of The Ill-Minded» bin ich erstmals auf die finnischen Extreme Metaller Shade Empire aufmerksam geworden. Ich hätte mir nie erträumen, dass nun bereits zu ersten Live-Begegnung kommen wird. Das aktuelle Album hat mich regelrecht ausgeknockt – wohlgemerkt im positiven Sinne. In Sachen Headbangen scheint Sänger Henry Hämäläinen ein echter Meister seiner Zunft zu sein. Problemlos verwandelt er seine Haarpracht immer wieder in einen wilden, blonden Propeller. Unglücklicherweise zeigt sich die Soundqualität von ihrer miserabelsten Seite. Aufgrund dessen wirken die Herrschaften auf der Bühne zunehmend unzufrieden – was ich ehrlich gesagt absolut nachvollziehen kann. Schade, aber heute ist das Ganze ein ziemlicher Schuss in den Ofen. Nichtdestotrotz werde ich Shade Empire sicherlich irgendwann eine zweite Chance geben.
Obscurity
Die jetzt aufspielende Band kenn ich nicht – und offenbar muss ich mich dafür ziemlich schämen… Der Platz vor der Bühne ist rappelvoll. So unterstützt man eine lokale Truppe, werte Freunde. Da können wir Schweizer uns definitiv eine grosse Scheibe abschneiden. Aber wer ist denn nun für diesen imposanten Publikumsaufmarsch verantwortlich? Antwort: Die Wikinger aus dem Bergischen Land. Gemeinsam mit Obscurity stürzen wir uns in eine 60-minütige Schlacht, bei welcher Verschnaufpausen definitiv kein Thema sind.
Welch ein Abriss! Überragend, was die fünf Herren da zeigen. Headbangerei, Wall Of Death, Circle Pits und sogar eine kleine Ruder-Session zum Schluss – die Fans lassen sich von der Energie der Band anstecken und geben vollsten Körpereinsatz. Basser Ziu trägt ständig ein schelmisches Lächeln im Gesicht. Als sich die Band die Bühne plötzlich mit einer Horde Wikingerkrieger teilen muss, hat mein Kiefer endgültig Bodenkontakt. Ein sagenhafter Anblick! Diese Kerle haben allesamt im bald erscheinenden Musikvideo zum Song «793» mitgewirkt und dürfen nun als Dankeschön ein bisschen Rockstar-Luft schnuppern. Gegen Ende der Show wird dann noch ein kleines Mädchen auf die Bühne geholt – vorbildlich mit Gehörschutz ausgestattet (gut gemacht, liebe Eltern). Ziu und Frontmann Agalaz gehen zwar rührend mit ihr um, aber sie will sich trotzdem nicht wirklich wohlfühlen. Rasch geht’s zurück zu Mama und Papa. Im Anschluss folgt ein finaler Song, bei welchem Agalaz sich zur Menge hinuntergesellt. Danach beenden Obscurity ihren headlinerwürdigen Gig. Diese Berserker habe ich definitiv nicht zum letzten Mal gesehen.
Illdisposed
Brutaler Todesmetall aus Dänemark? Passt das an ein eher Pagan-lastiges Dark Troll Festival? Eigentlich nicht. Stört das denn irgendjemanden? Eigentlich nicht. Muss man sich jetzt Sorgen machen? Eigentlich nicht. Illdisposed wüten seit 27 Jahren und lassen sich dabei von keinem Hindernis stoppen. Zurzeit touren sie gemeinsam mit Soulline und Shade Empire durch Europa. Diese beiden haben ihre Schicht ja bereits hinter sich. Nun dürfen Ober-Grunzer Bo Summer und seine Kollegen ran. Im Vergleich zu Obscurity müssen sie mit deutlich weniger Zuschauern auskommen. Dafür schütteln alle Anwesenden während der ganzen Show beinahe durchgehend ihre Mähnen. Auch bin begeistert. Die Dänen sind alles andere als eine Enttäuschung.
Zwischen den einzelnen Song brilliert Bo mit komödiantischen Aussagen. Beispiele gefällig? «Wir sind nur ein paar schwule Hippies aus Dänemark». «Wie gefällt euch unser dänischer Pagan Metal?» (wohl wissentlich, dass ihr musikalisches Schaffen mit diesem Genre herzlich wenig am Hut hat. Ironie ahoi!). «Jetzt kommt ein langsameres Stück.» (und kurz danach verwandelt Rasmus Schmidt sein Schlagzeug in Maschinengewehr – so viel zum Thema langsam). Doch genau diese Comedy-Einlagen des Illdisposed-Anführers verliehen der ganzen Geschichte den nötigen Unterhaltungswert. Wiederholungsbedarf ist ganz klar vorhanden.
Skyforger
Die Letten von Skyforger sind zum ersten Mal auf der Schweinsburg zu Gast. Die Zuhörerschaft darf sich auf zahlreicher Geschichten aus der Heimat der vier Herren freuen. Seit eh und je singen Pēteris, Edgars, Alvis und Arturs in ihrer Landessprache. In Kombination mit der inzwischen über die Burg hereingebrochene Nacht erzeugen sie dadurch eine ganz spezielle Stimmung. Bassist Edgars erstaunt mich sowieso jedes Mal aufs Neue. Ein Turm von einem Mann. Dauerkapuzen-Träger Pēteris beweist derweil, dass er nicht nur über Gesangstalent verfügt. Seine Gitarrensoli können sich ebenfalls sehen lassen. Wer nach Illdisposed auf ein bisschen Erholung spekuliert hat, wird ziemlich rasch enttäuscht. Auch bei Skyforger geht ordentlich die Post ab. Pēteris fasst vor jedem Song in seinem gebrochenen Englisch rasch den Inhalt desselben zusammen. Das wirkt teilweise ein bisschen übertrieben. Aber ansonsten gibt’s am Auftritt der Letten nix zu bemängeln. Voller Stolz posiert das Quartett am Ende ihrer Show gemeinsam mit einer riesigen Flagge ihres Landes. Ein tolles Foto-Sujet.
Setliste – Skyforger
- KAUJA PIE SAULES. 1236
- SENČU OZOLS
- VIESTARDA CĪŅA PIE MEŽOTNES. 1219
- ĶĒVES DĒLS
- MELNAIS JĀTNIEKS
- TĪREĻA PURVĀ
- SEŠAS ĀRPRĀTA DIENAS
- ČŪSKU SIEVIETE
- MELNĀS BURAS
- RĀMAVA
Arkona
Abermals macht sich bei uns langsam aber sicher die Müdigkeit bemerkbar. Wederganger werden wir wohl auslassen. Doch der Arkona-Auftritt muss definitiv noch sein. In der Bühnenmitte steht ein grosser, behörnter Stierschädel. An den Seiten hängen zwei kleinere Trommeln, die gleich zu Beginn von Frontmädel Masha bespielt werden. Danach untermauert sie jedoch erneut ihren Ruf als «Schrecken aller Fotografen». Hat ein Dämon von ihr Besitz ergriffen? Wie eine Irre flitzt sie in hektischen Bewegungen über die Bühne. Glücklicherweise fällt sie nicht herunter. Leider vermag mich der Auftritt der Russen nicht wirklich zu packen. Problem ist wie zuletzt bei der gemeinsamen Tour mit Korpiklaani, Heidevolk und Trollfest die Setliste. Mit Nummern des aktuellen Silberlings «Khram» können sie live schlichtweg kein Feuer entfachen. Ausserdem klingt Vladimirs Geflöte heute ziemlich schief. Bekanntere Nummern der Marke «Yarilo» oder «Slav’sja, Rus’» gibt’s leider erst ganz am Schluss zu hören. Dummerweise zu spät für uns – wir sind bereits auf dem Rückweg ins Zeltlager.
Das Fanzit – Samstag
Shade Empire und Arkona konnten leider nicht überzeugen. Dafür ist das den anderen Akteuren definitiv gelungen. Wir waren natürlich besonders stolz auf unsere beiden Schweizer Bands Soulline und Trollort, die sich gut verkauft haben. Den Titel des Spitzenreiters sicherten sich am Ende aber eindeutig die Herrschaften von Obscurity mit ihrer mitreissenden «Abriss-Show». Das wäre soweit alles zum dritten und letzten Trolltag.
Oh, ein Gesamteindruck meines ersten Dark Troll Festivals darf natürlich ebenfalls nicht fehlen. Die einzigartige Location hat es uns ziemlich angetan. Metal und Burgruine? Das passt einfach irgendwie hervorragend zusammen. Ausserdem stimmt die Grösse des Anlasses. Die familiäre Atmosphäre hat zweifelsohne ihren Reiz. Wettermässig haben wir ein fantastisches Auffahrtswochenende erwischt – entgegen der doch eher negativen Prognosen. Bandprogramm, Verpflegungs- und Merchandise-Stände haben sich ebenfalls Komplimente verdient. Negativ und störend war effektiv die mehrheitlich katastrophale Soundqualität. Da herrscht für die kommenden Ausgaben glasklar noch Luft nach oben.
Das Dark Troll wird 2019 sein 10-järhiges Jubiläum feiern. Bei Interesse solltet ihr euch das letzte Mai-Wochenende des kommenden Jahres reservieren. Eine Reise nach Bornstedt könnte dann nämlich mit grosser Wahrscheinlichkeit zum Thema werden. Diese Gedanken wird sich auch unsere Schweizer Delegation machen. Dann werde ich mich aber auch gerne offiziell akkreditieren lassen. Mit Enisum wurde kürzlich auch bereits eine erste Band für die Jubiläumssause bestätigt.
Cheers
Dutti \m/