Das hat gerockt!
Zwei gelungene Auftritte von zwei energiegeladenen Schweizer-Bands gab’s am Sonntagabend im Zürcher Dynamo zu sehen. Leider war das Werk 21 äusserst dürftig besucht. Spielverderber waren wohl das wunderbare Sommerwetter und mangelnde Popularität der Akteure. Alles Weitere entnehmt ihr dem nachfolgenden Metalinside-Bericht.
Kontrastprogramm par excellence: Während die meisten Leute in Badehosen oder Bikinis gekleidet in der Limmat nach einer Abkühlung suchen, haben sich ein paar schwarzgekleidete Gestalten vor den Pforten des Werk 21 versammelt. Allerdings wagt sich irgendwie noch keine Menschenseele ins Innere des Kellers. Stattdessen geniesse auch ich die letzten Sonnenstrahlen des Tages – standardgemäss mit einer eisgekühlten Blondine in der Hand. Das «Happy Hour»-Schild vor der Location lässt jetzt nicht unbedingt auf ein Konzert schliessen. Eventuell hätte ein bisschen mehr Werbung nicht geschadet. Zu diesem Schluss kommen übrigens auch ein paar Mitglieder der heute aufspielenden Truppen, die ebenfalls draussen herumlungern.
So gegen 20 Uhr wagen wir uns dann doch einmal hinein ins Gewölbe des Jugendkulturhauses. Bald geht’s los. Aber was ist das? Da sind ja lediglich vier Besucher anwesend. Ohje… – Publikumsnegativrekord. Das hat sich der Veranstalter Disorder Booking Agency sicherlich ein bisschen anders vorgestellt. Tja, hilft alles nix. Die anwesenden Nasen sind nun umso mehr gefordert. Damit die Stimmbänder für die anstehende Herausforderung bereit sind, muss allerdings nochmals der eine oder andere Hopfentrunk konsumiert werden.
Bisher habe ich sehr viel geschwafelt, aber noch gar keine Silbe zur Identität der beiden Bands verloren. Schlimm, schlimm. Wird jetzt umgehend nachgeholt. Zum einen hätten wir da Hysteria. Die 2013 ins Leben gerufenen Hard und Melodic Rock-Truppe wird den heutigen Abend eröffnen. Mein Höhepunkt ist allerdings Kapelle Nummer zwei: XII Gallon Overdose. Dass ich als Winterthurer die Jungs noch nie live erlebt habe, ist schon beinahe als Skandal einzustufen. Dabei stammen die Hard Rocker ebenfalls als der Eulachstadt. Schande über mich. Glücklicherweise wird diese Lücke in meinem Konzertlebenslauf im Laufe der nächsten Stunden endlich geschlossen.
Hysteria
Cowboy Tom Hoochy Coo und seine Mannen starten mit etwas Verspätung um circa 20.30 Uhr in ihr Set. Trotz unglaublich beschaulicher Kulisse machen die Herrschaften ordentlich Stimmung. Der Hysteria-Sound kommt mit einem unverkennbaren 80er-Anstrich um die Ecke. W.A.S.P. oder Mötley Crüe scheinen zu den primären Inspirationsquellen der Jungs zu zählen. Eine grundsolide Darbietung. Gefällt mir sehr gut. Die Setliste besteht mehrheitlich aus Tracks der Im Oktober des letzten Jahres veröffentlichten Debüt-EP «Back To The Oldschool».
Basser Manu ist zwar mit einem Jackass-Shirt unterwegs, kommt aber ohne Unfall durch die Show. Dafür werde ich einmal beinahe von einem umstürzenden Mikrofonständer erschlagen. Ein eleganter Sprung zur Seite sorgt jedoch dafür, dass mein Konzerterlebnis nicht zu einem ungeplant frühzeitigen Ende kommt. Nach rund 40 Minuten ist Schluss. Weitere Hysteria-Konzertbesuche meinerseits sind nach dieser tollen Leistung definitiv nicht auszuschliessen.
XII Gallon Overdose
Dauergäste an den Winterthurer Musikfestwochen und gar einmal als Support der legendären Status Quo im Hallenstadion so unterwegs – so ein unbeschriebenes Blatt sind XII Gallon Overdose ganz klar nicht mehr. Das Werk 21-Publikum hat inzwischen ein bisschen Zuwachs erhalten, aber es ist und bleibt trotzdem ein trauriger Anblick. Der Fünfer lässt sich allerdings davon nicht beirren und schreitet mit viel Spielfreude und Power zur Tat. Die Stimme von Fronter Angry Z gehört einfach in den Hard Rock-Bereich – das wird allen Anwesen nach den ersten paar Nummern schlagartig bewusst. Geölt wird sein Klangorgan regelmässig mittels Inhalt einer Weinflasche. Es muss ja nicht jedes Mal Hopfentee sein, oder?
In Sachen Stil erachte ich den Vergleich zu den Aussies von Airbourne als äusserst realistisch. Dieser bezieht sich allerdings nicht ausschliesslich auf die Musik. Nein, die Winterthurer sind auch ziemlich bewegungsfreudig. Das Versprechen einer energiegeballten Live-Show wird zweifelsohne eingelöst. Wie ich auf Airbourne komme? Hört euch beispielsweise einfach einmal die Nummer «Powerplay» an. Ein hammermässiges Stück, das auch den einen oder anderen Mitgröl-Part enthält. Die dezimierte Zuhörerschaft wird nicht geschont und wird fleissig zum Mitmachen animiert – richtig so. Lead-Klampfer Sash sprintet beim letzten Song sogar durch das ganze Kellergewölbe. Das ist der Schlusspunkt einer 75 Minuten langen, unterhaltsamen Headliner-Show.
Das Fanzit
Wo waren denn heute Abend bloss die Schweizer Hard Rock-Freunde? Offenbar leider nicht im Werk 21. Schade eigentlich, denn ihnen sind damit zwei sackstarke Auftritte durch die Lappen gegangen. Hysteria und XII Gallon Overdose haben souverän abgeliefert. Ich freue mich jetzt schon auf künftige Begegnungen mit beiden Akteuren – egal, ob als ungeplantes Privatkonzert oder in einer rappelvollen Halle.
Setliste – Hysteria
- Back To The Oldschool
- Teacher Next To Me
- Dead Man’s Walking
- Devil’s Little Helper
- Good Old Times
- Heartwall
- Overloaded
- Look But Don’t Touch
- River Of Whisky
Setliste – XII Gallon Overdose
- Bang Your Head
- Hell Elevator
- Roll The Rock
- Big Dog
- Powerplay
- Damn Hot
- Running High
- Black Jack
- No Pain, No Gain, No Rock ‘N’ Roll