Bang Your Head!!! 2018 – ein spezielles Jubiläum
Das traditionelle Festival im süddeutschen Balingen feiert Jubiläum! Zum bereits zwanzigsten Male findet die Sause als Open Air statt.
Sicher ein Grund zum Feiern – oder etwa nicht? Die Zeilen „End of an Era“ im Vorfeld liessen die Gerüchteküche brodeln, dass dies möglicherweise das Ende sein könnte (lest zu diesem Thema auch den separaten Bericht auf diesem Kanal). Selten hat es so viel Unruhe im Vorfeld gegeben wie dieses Jahr. Aber lassen wir uns mal überraschen, was da kommen mag – und geniessen erstmal die Rückkehr auf das Messegelände!
Donnerstag, 12. Juli 2018 – Tag 1
Nach einer mehr oder weniger zügigen Anfahrt, checken wir in unserem Stammhotel ein paar Kilometer ausserhalb von Balingen ein. Zeitlich sind wir allerdings etwas unter Druck, eine Umleitung hat nicht erwartete Verzögerungen verursacht, also husch wieder ins Auto – denn zuerst müssen wir ja noch die Bändeli holen und den Anfang dürfen wir keinesfalls verpassen! „Wir“ – das heisst unter anderem auch, dass meine Frau Nicky das erste Mal mit dabei ist an diesem Festival..!
Black Diamonds
Wenige Stunden (von Tagen kann man kaum noch reden) haben sich die Mitglieder des Openers Kickin‘ Valentina offenbar auf dem Flughafen dermassen verkracht, dass sie kurzerhand den Auftritt hier abgesagt haben! Die Veranstalter reagieren enorm schnell und holen sich Ersatz aus der Schweiz. Und was für einer! Ich mach fast Freudensprünge, als die Black Diamonds bekannt gegeben werden… Auch meine bessere Hälfte findet das sehr cool, für sie ist es die erste Begegnung mit den Rheintalern.
Gibt es einen besseren Songtitel, um eine Show oder gar ein ganzes Festival zu eröffnen? „We Are Here, We Want To Party“! Mit einem seligen Grinsen und riesiger Spielfreude stürmen Mich Kehl und seine Mitstreiter die grosse Bühne und lassen es grad richtig krachen. Ihre eingängigen Partyhymnen locken nach und nach mehr Leute ins Infield und sorgen für einen tollen Auftakt in diese drei Tage. Der eine oder andere Fan mag die Absage der Amerikaner nicht mitbekommen haben, dürfte aber kaum traurig über den „Ersatz“ gewesen sein.
Die Black Diamonds packen die Gelegenheit beim Schopf und nutzen den Spielraum auf der grossen Bühne grad mal richtig aus. Speziell Fronter Mich macht immer wieder Ausflüge auf den Laufsteg, was einige weibliche Fans zu der einen oder anderen Kreischattacke verleitet. Musikalisch geht das Quartett keine Risiken ein, Songs wie „Judgement Day“ oder „Vampires Of The Night“ sitzen und sorgen für beste Laune. Basser Andi Barrels darf zudem auch wieder ran und übernimmt das Mikro bei „Thrillride“. Mit dem Chuck Berry Cover „Rock ‚n’Roll Music“ beenden die Schweizer ihren Gig, bei dem sie zweifellos einige neue Fans gewonnen haben dürften!
Sänger Mich erzählt mir später am Souls of Rock-Stand, dass sie am Mittwoch die Anfrage erhielten. Also erstmal das ganze Privatleben organisieren – und zwei Stunden später zusagen! Hat sich fraglos gelohnt. Und Basser Andi verspricht, dass es mein heissgeliebtes „Not Going Home“ bald mal doch auf die Setliste schaffen wird…
Setliste Black Diamonds
- We Want to Party
- Romeo & Juliet
- Judgment Day
- I’ll Be Ok
- Love, Lies, Loneliness
- Pieces of a Broken Dream
- Thrillride
- Vampires of the Night
- Hands of Destiny
- Rock N‘ Roll Music (Chuck Berry Cover)
Burning Witches
Ein Schweizer Doppelpack zum Festivalbeginn? Nicht gerade alltäglich! Direkt aus den Ferien kommen die Mädels der Burning Witches. Stilistisch natürlich eine andere Geschichte als die beiden Bands vor und nach ihnen, doch das kümmert die Bruggerinnen nicht. Mit „Metal Demons“ geht’s los – und auch mit völlig übersteuertem Sound. Sehr schade – es ist massiv lauter als zuvor und die Soundqualität ist ein Graus. So verliert das Material der Marke „Creator Of Hell“ oder „Bloody Rose“ an Magie, obwohl es an der Performance an sich nichts zu bemängeln gibt. Die Screams von Seraina beispielsweise sind der Hammer. Das Dio-Cover „Holy Diver“ dürfte dafür mal ausgetauscht werden, mit „Nightcrawler“ hätten die Hexen ja noch eine andere Option in der Hinterhand. „Burning Witches“ bildet den Schlusspunkt unter einen Auftritt, der Licht (Performance der Band) und Schatten (Soundqualität) bietet.
Setliste Burning Witches
- Metal Demons
- We Eat Your Children
- Creator of Hell
- Creatures of the Night
- Bloody Rose
- Save Me
- Black Widow
- Holy Diver
- Burning Witches
Eclipse
Nach der Schweiz ist nun Skandinavien an der Reihe, genauer gesagt die schwedischen Melodic Rocker Eclipse. Im Gegensatz zu den Burning Witches zuvor, haben Erik Martensson & Co. nun wieder deutlich besseren Sound, der zudem mit ordentlicher Wucht daherkommt. Ich verstehe das irgendwie nicht so ganz – aber ich bin ja auch kein Techniker…
Mit „Never Look Back“ starten die Jungs aus der schwedischen Hauptstadt, mit „Blood Enemies“ und dem endlos geilen „The Storm“ verursachen die Vier Jubelstürme in den ersten Reihen, in der sich auch meine Frau befindet… Eclipse lassen keine Sekunde nach, speziell Erik und Drummer Philip Crusner spielen sich in die Herzen der Fans. Selbst technische Probleme bringen die Truppe nicht aus dem Konzept. Höchstens den Spielplan… „Battlegrounds“ wird einmal mehr in der akustischen Version gespielt und wie gewöhnlich singen die Fans am Ende weiter und weiter und weiter. Doch heute würgen das die Schweden recht brutal ab und starten ziemlich direkt mit „The Downfall Of Eden“. Selbst danach werden wieder aufkeimende Fangesänge fast ignoriert (tönt zwar etwas böse, ich weiss), dafür liefert die Band mit „I Don’t Wanna Say I’m Sorry“ nochmals einen richtigen Brecher zum Schluss. Für das als Finish geplante „Runaways“ reicht dann die Zeit jedoch leider nicht mehr. Insgesamt war der Auftritt in der Halle im Vorjahr wohl noch ein Spürchen stärker, dennoch liefern Eclipse hier eine Stunde allerbeste Unterhaltung ab und werden von den Fans zurecht gefeiert.
Setliste Eclipse
- Never Look Back
- Blood Enemies
- The Storm
- Wake Me Up
- Stand On Your Feet
- Jaded
- Black Rain
- Battlegrounds
- The Downfall of Eden
- I Don’t Wanna Say I’m Sorry
Reckless Love
Finnland ist für einiges bekannt, Glam Metal gehört allerdings eher nicht dazu. Ja, Hanoi Rocks kann man da nennen, und sonst? Genau… Doch da sind jetzt Reckless Love. Genau die stürmen nun die Bühne in Balingen – und sie verkörpern Glam! Dass Mötley Crüe zu ihren Vorbildern zählen, können die vier Nordlichter kaum verbergen. Auch musikalisch gibt’s 80er en Masse als Ohrfutter: Eine Prise alte Bon Jovi hier, manchmal ein Spürchen Alice Cooper beim Gesang, auch hier etwas Crüe dazu – fertig ist der Mix von Reckless Love. Ich hab vorher noch nie etwas von der Band gehört, aber da hat’s einiges dabei, das einem wirklich recht schnell ins Ohr geht. Zwar bleiben wir nicht bis zum Finale – die Hitze fordert ausserordentliche Wasserzufuhr -, doch ich merk mir die Band vor, da muss ich definitiv mal genauer reinhören!
Das weitere Nachmittagsprogramm ist nun nicht so nach meinem Geschmack und auch meine Frau kann da nicht viel Tolles entdecken. Alestorm lassen in der Nachmittagssonne wieder die Ente crowdsurfen und auf Drängen der Kollegen ziehe ich mir eine gute Viertelstunde von Exodus rein. Lee Altus würde besser mit Heathen antraben, das wäre deutlich mehr meine Baustelle. Thrash Fans werden das zwar anders sehen – ich find Exodus für nix. Also geht’s zum ausgedehnten Rundgang über das Festivalgelände. Wir treffen Mich und Andi von den Black Diamonds, die immer noch mega happy sind über die Chance, die sie hier erhielten. Generell ist der Souls of Rock Stand zu jeder Tages- und Nachtzeit eine gute Adresse, da sind immer irgendwelche Schweizer zu finden. Unsere andere „Rückzugsmöglichkeit“ ist der Pressebereich, wo man ebenfalls den einen oder anderen Kollegen trifft. Und Bier (resp. Fürstenberg) gibt’s da im Glas.
Amorphis
Einige Kollegen sind erstaunt, dass ich bei Amorphis auf dem Platz stehe. „Das isch doch nix für dich“ – sagt man mir immer wieder. Sicher: Amorphis werden nie eine meiner top Bands sein. Doch dass die Finnen ein sagenhaftes Gespür für Melodien haben, habe sogar ich bemerkt. Und solange Fronter Tomi Joutsen sich auf den Clean Gesang konzentriert und das Growlen sein lässt, tönt das richtig gut! Ich gebe aber zu, dass Joutsen den Wechsel zwischen diesen beiden Stilen prima beherrscht. Im ersten Teil der Show überwiegen dann auch die klar gesungenen Passagen etwas, als Song fällt mir hier vor allem „Silver Bride“ positiv auf. Als dann der Fokus auf etwas ältere Titel gelegt wird (Stichwort „Tales From The Thousand Lakes“), find ich es nicht mehr so prickelnd. Insgesamt dominiert jedoch das aktuelle Album „Queen of Time“, welches fast die Hälfte der Setlist füllt. Persönlicher Favorit ist ohne Zweifel das abschliessende „House Of Sleep“.
Ich habe Amorphis nun einige Male schon live gesehen, die Truppe kann zweifellos was. Zwar gefällt mir lange nicht alles, was die Finnen da produzieren, dennoch ist das eine Band, die ich mir sicher auch ein anderes Mal wieder anschauen würde.
Setliste Amorphis
- The Bee
- The Golden Elk
- Sacrifice
- Silver Bride
- Bad Blood
- Wrong Direction
- Heart of the Giant
- Against Widows
- The Castaway
- Daughter of Hate
- Death of a King
- House of Sleep
Doro
Zeit für die einzig wahre Metal Queen! Ehrlich gesagt: Ich werde nie verstehen, warum so viele Leute immer über Doro herziehen. Die Düsseldorferin zieht seit Jahren ihr Ding durch, sie ist authentisch und immer sich selber geblieben. Natürlich: Ihre Ansagen sind halt vielleicht auch mal etwas kitschig – dennoch: Sie ist ehrlich und ist selber halt auch immer ein Fan geblieben. Und musikalisch kann ihr sowieso kaum jemand das Wasser reichen: Unzählige Klassiker hat Frau Pesch mit Warlock und danach mit ihrer eigenen Band veröffentlicht. Nach acht Jahren ist es auch höchste Zeit, dass sie endlich wieder einmal in Balingen auftritt!
Doro hat seit längerer Zeit ein konstantes Line Up in ihrer Band. Die Truppe ist super eingespielt und so ist es kein Wunder, dass die beiden Opener „Earthshaker Rock“ und „I Rule The Ruins“ mit gewaltiger Wucht aus den Boxen tönen. Die Frontlady selbst richtet ein paar Worte ans Publikum und jagt grad „Burning The Witches“ hinterher. Zu meiner grenzenlosen Freude folgt nun mit „True As Steel“ einer meiner absoluten Faves!
Über Balladen kann man denken, was man will. „Für Immer“ gehört in die Kategorie der Songs, die einfach IMMER (…) für grossartige Atmosphäre sorgen. Dies ist heute nicht anders und wird aus tausenden Kehlen inbrünstig mitgesungen. Direkt im Anschluss kriegt Gitarrist Luca Princiotta einen Geburtstagskuchen überreicht, das „Happy Birthday“ darf natürlich auch nicht fehlen.
Doch dann wird’s wieder laut und hart! „Hellbound“ und die neue Single „All For Metal“ (im Original mit diversen Gästen von Bands wie Kreator, Sabaton, Saxon…) sorgen für intensives Kopfschütteln und Heiserkeit. Die Ehrerbietung an die alten Helden in Form von „Breakin‘ The Law“ ist immer noch völlig ausgelutscht (warum nicht mal wieder Dio’s „Egypt (The Chains Are On)“ spielen??), doch „All We Are“ wird schlussendlich restlos abgefeiert. Einer dieser Songs, den man irgendwie gar nicht mehr hören mag – und doch ist es jeweils ein Riesenfest, wenn der live gespielt wird! Spricht für die Qualität… Zum endgültigen Ende lässt sich die Sängerin vom Publikum beraten: Das Wunschkonzert ist eröffnet! Schlussendlich „gewinnt“ „Metal Tango“, welcher ebenfalls richtig abgefeiert wird. Ein bärenstarkes Konzert geht zu Ende. Doro zeigt sich in Bestform, ihre Band ebenso – die Metal Queen hat ihren Thron äusserst erfolgreich verteidigt!
Setliste Doro
- Earthshaker Rock
- I Rule the Ruins
- Burning the Witches
- Raise Your Fist in the Air
- True as Steel
- East Meets West
- Für Immer
- Hellbound
- All For Metal
- Burn It Up
- Breaking the Law
- All We Are
- Metal Tango
Europe
Die Sonne ist untergegangen. Das Infield füllt sich langsam wieder, es ist Zeit für den Headliner des Tages. Europe sind nicht das erste Mal hier in Balingen, doch es ist ihre Premiere als Hauptact. Nun – falls sich das 80er Jahre Hausfrauenpublikum hier her verirrt haben sollte: Die werden nicht lange bleiben. Denn die Kenner wissen längst, dass die Schweden einige neue Alben aufgenommen haben, die sich doch recht deutlich von „The Final Countdown“ unterscheiden. „Walk The Earth“ – der Titelsong des aktuellen Albums – und „The Siege“ zeigen dies auf eindrückliche Weise. Dennoch muss man zugeben, dass der Stimmungspegel enorm in die Höhe schnellt, als ein hochmotivierter und bestens gelaunter Joey Tempest „Rock The Night“ ansagt. Zwischen den Songs zeigt sich der Fronter immer wieder freudestrahlend auf dem Laufsteg und schwärmt wie „scheissegeil“ das hier ist. „Scheissegeil“ ist auch die Tatsache, dass mit „Scream Of Anger“ sowie „Wasted Time“ zwei Songs vom hammermässigen „Wings Of Tomorrow“ in der Setliste zu finden sind, wobei vor allem der zweite Song wirklich eine Überraschung darstellt. Alte und neue Songs wechseln sich ab, „War Of Kings“ und „Sign Of The Times“ sind zwei persönliche Highlights, während „Carrie“ natürlich für grosse Emotionen sorgt.
Leider spielen Europe heute keinen einzigen Titel vom in meinen Ohren besten Werk „Prisoners In Paradise“ – vor allem den Titeltrack würde ich verdammt gerne mal wieder hören! Umgekehrt steht schlussendlich dann doch ihr Hit-Album mehrheitlich im Fokus, fünf Songs gibt’s von „The Final Countdown“ zu hören. Erfreulicherweise ist da auch „Heart Of Stone“ dabei. „Superstitious“ beendet nach etwa 70 Minuten den regulären Teil, „Cherokee“ und natürlich DIE Hymne überhaupt markieren den fulminanten Schlusspunkt. Ein paar Fragezeichen bleiben zwar, denn eigentlich wären noch etwa 10 Minuten Spielzeit übrig gewesen – manch einer fragt sich danach, ob die Band zu früh aufgehört hat? Komischerweise bleibt aber ähnliche Kritik wie bei Vince Neil im Vorjahr aus… Aber egal: Europe liefern erneut einen äussert starken Auftritt ab, und das ist schlussendlich das, was zählt!
Setliste Europe
- Walk The Earth
- The Siege
- Rock the Night
- Scream of Anger
- Last Look at Eden
- Wasted Time
- Firebox
- Sign of the Times
- War of Kings
- Carrie
- Hole in My Pocket
- Drum Solo
- Heart Of Stone
- Superstitious
- Cherokee*
- The Final Countdown *
*Zugaben
Fotos vom Bang Your Head 2018 – Tag 1 (Friedemann)
Freitag, 13. Juli 2018 – Tag 2
Der strengste Tag steht bevor. Das Wetter ist fantastisch, es wird wieder richtig warm, von irgendwelchem Gewölk oder gar Regen ist nichts zu sehen. SO stellt man sich das vor! Los geht’s zum Gelände…
Alpha Tiger
Kurz vor dem Mittag startet das Programm auf der Hauptbühne. Alpha Tiger haben die Aufgabe, die müden Headbanger wachzurütteln. Die gleiche Aufgabe hatten sie schon 2013 an dieser Stätte. Ich erinnere mich daran, dass die Truppe – damals war Sänger Benjamin Jaino noch nicht dabei – in passenden Tiger-Outfits auftrat. Dies wurde bereits im Vorprogramm von Battle Beast im Dezember 2015 schon recht zurückgeschraubt und auch heute ist ausser den Instrumenten kaum mehr gelb/schwarz zu finden. Musikalisch hatte ich die Katzen auch mehr auf der Glam-Schiene in Erinnerung. Auch falsch: Die Jungs lassen knackigen Power- / Heavy Metal auf die Zuhörerschaft los. Immerhin: Die 80er Einflüsse sind (immer noch) da. Gut so! Insgesamt somit ein durchaus gelungener und angenehmer Auftakt in den zweiten Tag.
Striker
Aus Kanada kommt die nächste Band: Striker. Für Insider längst mehr ein Geheimtipp, die Jungs aus Edmonton waren schon des Öfteren in unseren Gefilden (u.a. als Support von Bullet) und sogar Auftritte auf der 70‘000 Tons of Metal Cruise dürfen vermeldet werden. Bei strahlendem Sonnenschein startet der Fünfer mit „Former Glory“ ins Programm, welches aus 50 Minuten Vollgas-Metal besteht. Eindrücklich Sänger Dan Cleary in seiner Lederjacke – bei der Hitze muss der ja da drin schmelzen!
Musikalisch stehen die beiden letzten Outputs im Zentrum (die drei gespielten Songs vom aktuellen Album „Striker“ stehen sogar allesamt am Anfang) und mit „Heart Of Lies“ gibt’s sogar noch einen Vorgeschmack auf die Zukunft, dies ist nämlich ein noch unveröffentlichter neuer Song. Mit „Phoenix Lights“ und „Fight For Your Life“ endet der Auftritt und fünf durchgeschwitzte und klatschnasse Musiker lassen sich vom Publikum feiern. Stark!
Setliste Striker
- Former Glory
- Born to Lose
- Pass Me By
- Lethal Force
- Crossroads
- Too Late
- Out for Blood
- Heart of Lies
- Full Speed or No Speed
- Phoenix Lights
- Fight for Your Life
Monument
In der Mittagshitze geht’s Schlag auf Schlag weiter. Die nächste Band kommt aus London: Iron Maiden! Ööhm – Moment, ein kleiner Verschreibser… Ah, hier: Aus London kommen Monument! Warum die Verwechslung? Hört mal rein, dann wisst ihr es…
Alleine der Bühnenaufbau ist schon fast Headliner-würdig, die Performance ist ebenfalls bärenstark. Und die Musik erinnert wirklich an allen Ecken und Enden an die eisernen Jungfrauen! Das beginnt bei der Stimme von Sänger Peter Ellis – ebenfalls in Lederjacke unterwegs -, der selbst bei den Ansagen Bruce Dickinson unglaublich ähnlich klingt. Auch bei den Songs selbst schimmert die beste Band der Welt immer wieder durch – allerdings ist es keine blosse Kopie.
Die Kollegen drängten mich im Vorfeld immer, dass ich unbedingt mal bei Monument „reinhören muss“ – nun weiss ich warum. Zwar bin ich mit dem Songmaterial nun alles andere als vertraut, aber Spass macht’s und es beeindruckt gleichermassen. „Lionheart“ als Abschluss fährt mir jedenfalls nochmals richtig ein und die beiden letzten CD’s „Hellhound“ und „Hair Of The Dog“ sind bereits bestellt…
Night Demon
Es ist mittlerweile richtig heiss geworden auf dem Messegelände. Einige geniessen das (ich…), andere würden sich am liebsten an den Nordpol beamen. Abkühlung gibt’s mit Wasser, welches man sich gegenseitig über den Kopf leert… Auf der Bühne hingegen gibt’s weiterhin nur heissen Sound. Die omnipräsenten Night Demon sind die nächsten im Programm. Das Trio aus Ventura, Kalifornien war schon mal zu Gast auf der grossen Bühne, wurde aber von vielen Fans damals aufgrund der frühen Spielzeit verpasst. Zwei Jahre später dürfen sich also Jarvis, Dusty und Armand zu einer besseren Zeit nochmals hier präsentieren. „Welcome The Night“ ist wohl nur ein Wunschdenken, die Sonne brutzelt. Doch das ist den Amis egal, sie geben gewohnt Vollgas, auch wenn ich den Gig heute irgendwie eine Spur düsterer empfinde. Und das bei dem Wetter…
Der Tod hat bei „The Chalice“ natürlich auch wieder seinen Auftritt, während mit dem Scorpions Cover „In Trance“ noch eine Überraschung präsentiert wird. Ein Song, den ich – das muss ich zu meiner Schande gestehen – nicht mal erkenne. So oder so: In Kürze darf ich mir noch einen Headliner Gig der Kalifornier ansehen, dann mit SpiteFuel im Vorprogramm. Night Demon sind einfach prima!
Setliste Night Demon
- Welcome to the Night
- Full Speed Ahead
- Life on the Run
- The Howling Man
- Dawn Rider
- Stranger in the Room
- Heavy Metal Heat
- The Chalice
- In Trance
- Black Widow
- Night Demon
Und nun gibt es für mich die erste Pause. Die Kollegen verstehen es nicht, doch mit Jag Panzer kann ich nichts anfangen. Die Stimme von Fronter Harry Conklin? Ein No-Go. Nun ja – das ist halt Geschmacksache… Ich bereite mich lieber auf was anderes vor…
CoreLeoni
Mehr Schweizer Musik – und das jetzt von der feinsten Qualität! Meine Frau hat sich längstens einen Platz ganz vorne gesichert, denn es ist Zeit für einen Stapel guter, alter Gotthard Songs. CoreLeoni heisst das Projekt von Gotthard-Gitarrist Leo Leoni, der mit Ronnie Romero am Mikrofon einen Mann hat, mit dem er lange „verschollenes“ Material wieder ausgraben will. Komplettiert wird das Line Up von Gotthard Drummer Hena Habegger, ex-U.D.O. Gitarrist Igor Gianola (der schon in den 90ern mit Gotthard unterwegs war) und Bassist Mila Merker.
Wie angetönt stehen die Frühwerke der Tessiner Hitparadenstürmer im Fokus. Fans der ersten Stunde (zu denen ich mich zähle) dürften nun wohl viel Pipi in den Augen haben. „Higher“, „Standing In The Light“, „Downtown“, „Fist In Your Face“ – einfach genial! Die besten und härtesten Songs aus den 90ern, fantastisch gesungen vom chilenischen Frontmann, dargeboten mit purer Freude! Eine der geilsten Nummern überhaupt hat es neulich zwar auch beim „Original“ wieder in die Setliste geschafft, „Firedance“ ist dann wohl DAS Highlight in einer Stunde voll von solchen. Das Publikum – mit vielen, vielen Schweizer Fans ganz vorne an der Absperrung – feiert CoreLeoni nach allen Regeln der Kunst ab. Auch meine Frau strahlt wie nur was…
Es geht genau in diesem Tempo weiter. „Make My Day“! Danach das viel umjubelte „Mountain Mama“ – grossartig! Leo geniesst die Show ebenso, er zeigt sich immer wieder mit grossem Grinsen am Bühnenrand, während Ronnie die Stimmung im Publikum weiter anheizt. Als ob das noch nötig wäre… „She Goes Down“ und „Here Comes The Heat“ (die ist zwar schon lange da!) beenden einen äusserst kurzweiligen Set. Hiervon könnte man noch einiges mehr aushalten. Gotthard Fans – wenn ihr Gelegenheit habt, euch CoreLeoni anzuschauen: Tut es! Es lohnt sich!
Setliste CoreLeoni
- Higher
- Standing in the Light
- Downtown
- Fist in Your Face
- Walk on Water
- Firedance
- In the Name
- Tell No Lies
- Make My Day
- Mountain Mama
- She Goes Down
- Here Comes the Heat
Abbath
Sandro (Gastschreiber): Am späteren Nachmittag ist dann Zeit für ein bisschen Black Meddl in Form von Abbath. Bei gut 30 Grad wohl nicht gerade die passende Mucke, aber trotzdem ist die Vorfreude gross! Leider habe ich Abbath weder mit Immortal noch solo bis jetzt live erleben dürfen, aber schon von mehreren für mich zuverlässigen Quellen gehört, dass er live grandios sein muss! Um ehrlich zu sein kenne ich nur ganz wenige Songtitel der Immortal/Abbath Diskografie, deshalb kann ich jetzt hier keine komplette Setlist oder sowas in der Art posten. Ein Song aber hat sich mir in die Ohren gefressen weil das Strophenriff wohl zu meinen Top 5 Bangerriffs ever gehört und zwar „Tyrants“. Aber dazu später mehr. Herr Abbath legt trotz brütender Hitze brachial los. Ich glaube mich zu erinnern, dass der Opener „To War“ war. Für mich als Liebhaber der etwas härteren Töne gleich von Beginn weg eine schöne Abwechslung zu den in diesem Jahr sonst eher melodiösen/softeren Bands am Openair. Der Sound ist gut abgemischt (ist dieses Jahr zumindest auf der Main Stage sowieso praktisch immer so). Zwischen den Songs kommen Abbath-typische Ansagen. Kurz, kratzend und teilweise fast selbstironisch. Ein absolut solider und wie gesagt genial abgemischter Soundteppich, der einem da Song für Song entgegenknallt! Ja, das gefällt! Irgendwo in der Mitte des Sets dann „and the next one is simply called: Tyrants“! Ich packe meine Kollegen rechts und links von mir und ab geht’s! Wenn man zu diesem Intro/Strophenriff nicht zumindest mit dem Kopf wippt weiss ich auch nicht weiter! Ganz gross! Zusammenfassend kann ich klar sagen, dass ich Abbath in Zukunft definitiv auch mal auf einer Tour und nicht nur im Rahmen eines Openairs besuchen werde.
Kaufi: Für mich gibt’s wieder eine Pause – Abbath ist bekanntlich nix für mich. Daher düse ich heute das erste Mal in die Halle. Da drinnen ist es stickig, dennoch bevorzugen nicht wenige Fans die seit über 20 Jahren aktiven Mob Rules gegenüber dem blackmetallischen Gekeife. Der lange Tag fordert jedoch auch bei mir etwas seinen Tribut, so setze ich mich hin und döse vor mich hin, Musik nur im Hintergrund. Ist irgendwie zwar schade, denn der melodiöse Power Metal hat was. Auch damit sollte ich mich mal genauer beschäftigen. Jedenfalls laufen viele äusserst zufriedene Fans aus der Halle, als die Show vorbei ist.
Crazy Lixx
Draussen stehen mittlerweile Overkill auf der Bühne. Man hört, dass sie mächtig abräumen – aber Blitz‘ spezielle Stimme polarisiert, die Meinungen der Fans gehen diesbezüglich extrem auseinander. Für mich ist klar: Der nächste Hallenact kriegt den Vorzug! Mittlerweile wieder etwas erholt, freue ich mich auf eine gesunde Dosis Glam Metal aus Schweden: Crazy Lixx. Die Halle füllt sich, unter anderem will sich auch Kissin‘ Dynamite Gitarrist Ande Braun das kommende Spektakel nicht entgehen lassen. Ja, richtig gelesen: Spektakel! Wenn ich das richtig verstanden habe, dass wird diese Show heute für eine DVD Aufzeichnung genutzt. Klotzen statt kleckern ist die Devise, als gleich zu Beginn meterhohe Flammen am Bühnenrand emporschiessen! Yap, das ist Glam Metal, von A bis Z, inspiriert von den Grossen des Genres. Auch das Songmaterial stimmt, sauber gespielt und eingängig. Etwas ärgerlich sind nur die technischen Probleme, die den Fluss der Show zwischendurch etwas hemmen. Man könnte sagen „das hat man jetzt davon, dass man Balladen spielt“, aber irgendwie gehören die hier halt doch dazu. Am besten sind die Schweden jedoch fraglos, wenn sie aufs Gaspedal drücken. Höhepunkt ist denn auch das nochmals mit viel Pyro unterlegte und erstaunlich hart gespielte „Killer“, welches die Temperatur in der Halle nochmals in die Höhe schnellen lässt.
Überschneidungen können ärgerlich sein. Meistens trifft es mich nicht so sehr, doch an diesem Abend spielen tatsächlich zwei Bands praktisch gleichzeitig, die ich beide gerne sehen würde. Da mir der Headliner auf der Hauptbühne musikalisch allerdings näher steht, fällt mir die Entscheidung schlussendlich doch recht leicht. Aber Annihilator hätte ich schon gerne auch geschaut, das gebe ich zu. Die Kollegen, die da waren, erzählen später davon, dass a) die Halle proppenvoll und b) die Show grandios war. Doch jetzt heisst es schauen und hören, was auf der Main Stage abgeht!
Accept
Die Verpflichtung von Accept hat bei der Nörgeler-Fraktion für Arbeit gesorgt. Ja, man mag die Band schon das eine oder andere Mal live gesehen haben. Unbestritten haben Wolf Hoffmann und seine Mannschaft allerdings immer abgeliefert! So auch als Headliner an dieser Stätte vor ein paar Jahren. Davon darf man heute sicher ebenfalls ausgehen…
Das Bühnenbild jedenfalls ist zweifellos eines Headliners würdig. Man kennt es zwar schon von der letzten Tour, doch alles ist (oder scheint zumindest) nun einfach noch eine Dimension grösser. Bleibt schlussendlich nur noch die Frage nach der Setliste offen – hier sind Accept zu oft zu sehr auf der sicheren Schiene gefahren.
Mit „Die By The Sword“ geht’s los, direkt gefolgt von einer ersten kleinen Überraschung in Form von „Pandemic“. Gut, den haben sie auf der Tour zwar auch schon gespielt, aber nicht so früh. Der erste RICHTIGE Hammer kommt dann in Form von „Starlight“! Wühlen Accept heute endlich mal richtig in der Mottenkiste? Es ist zu wünschen…
Nächste Überraschung: Mark Tornillo macht Ansagen! Nicht nur in der Form von „Hello Germany“ oder so – nein, er spricht richtig mit den Fans! Hat man auch noch nicht oft gesehen… Überhaupt: Oft wurden Accept als „Hoffmann / Baltes“ Show bezeichnet, ganz grundlos war das wohl nicht. Heute ist auch das anders, die ganze Band zeigt sich als komplette Einheit, Uwe Lulis und Drummer Christopher Williams (was für ein Tier!) kriegen ebenfalls eine geballte Ladung des Scheinwerferlichtes ab.
Mit einem der besten Songs des aktuellen Albums, „Koolaid“ geht’s weiter, „No Regrets“ ist ebenfalls was neueres – doch danach staunt die Masse. „Slaves To Metal“! Jubelschreie überall, die Köpfe werden geschüttelt, die Fäuste gereckt – Accept holen wirklich einige Perlen aus ihrem eigenen Archiv! „Analog Man“ sorgt ebenfalls für gute Laune, dann der nächste Nackenschlag: „T.V. War“! Was geht hier ab? Ein Song vom Überalbum „Russian Roulette“?? Das ist schlicht der Wahnsinn! Und man merkt’s dem Publikum an, dass sie solche Abwechslungen wirklich geniessen…
Danach ist dann doch mal Zeit für ein paar „richtige“ Klassiker. „Princess Of The Dawn“ braucht keine Vorstellung, auch „Up To The Limit“ (der erste Song, den ich je von Accept gehört habe damals….) ist immer wieder gerne gesehen. „Ahead Of The Pack“ (von „Restless & Wild“) gehört hingegen ebenfalls zur Kategorie „Ausgegraben“. „Metal Heart“, „Teutonic Terror“, „Fast As A Shark“ – und ich sag zu den Kollegen schon: „Cool, die ziehen das jetzt durch! Kein „wir-gehen-von-der-Bühne-und-kommen-in-zwei-Minuten-wieder-zurück-für-die-Zugaben“ Spielchen!“ Irrtum… Denn genau jetzt verschwindet der Fünfer und die Bühne wird dunkel.
Mit „Demon’s Night“ hauen Accept nochmals eine ziemlich überraschende Nummer raus, bevor das Riff, das JEDER Metalhead kennt, das Ende einläutet. „Balls To The Wall“! Ein Blick auf die Uhr zeigt jedoch erstaunliches: Da sind noch einige Minuten vorig…? Oh ja – und die nutzen die Deutschen auch richtig aus! „Balls To The Wall“ geht ohne Pause direkt über in das euphorisch bejubelte „I’m A Rebel“. Die Stimmung auf dem Platz ist fantastisch – und sie steigert sich noch ein letztes Mal. Denn noch ist immer nicht Schluss… Der endgültige, unwiderrufliche K.O. Schlag folgt mit „Burning“.
Endlich! Endlich haben Accept das gemacht, was viele seit längerer Zeit kritisiert und gefordert haben: Die Setliste umgestellt. Und wie! Böse Zungen werden zwar behaupten, dass sie aufgrund der Tourneen und dem Erfolg, den der ex-Sänger mit diesen alten Klamotten hat, auf den Zug aufspringen. Selbst wenn es so wäre / ist: Scheissegal! Dass das Programm endlich mal aufgefrischt wird, war wirklich überfällig und mit dem Quartett „Princess“ / „Metal Heart“ / „Shark“ / „Balls“ sind nach wie vor unsterbliche Klassiker dabei. Dass Accept zudem heute wirklich als Einheit auftreten und weit weg von einer Hoffmann / Baltes Show sind, macht die ganze Geschichte noch besser. Alle Nörgeler („schon wieder Accept, muss das sein?“) werden gnadenlos überfahren – eine stärkere Performance als Headliner hat es am BYH!!! wohl selten gegeben! Prädikat „Weltklasse“!
Setliste Accept
- Die by the Sword
- Pandemic
- Starlight
- Koolaid
- No Regrets
- Slaves to Metal
- Hellfire
- Analog Man
- T.V. War
- Princess of the Dawn
- Up to the Limit
- Ahead of the Pack
- Objection Overuled
- Metal heart
- Teutonic Terror
- Fast As A Shark
- Demon’s Night*
- Balls To The Wall*
- I’m A Rebel*
- Burning*
*Zugaben
Fotos vom Bang Your Head 2018 – Tag 2 (Friedemann)
Samstag, 14. Juli 2018 – Tag 3
Nach zwei heftigen Tagen mit vielen starken Konzerten lassen es meine Frau Nicky und ich heute ruhig angehen. Evertale eröffnen zwar den Festivaltag, die hätte ich in der Tat gerne gesehen. Aber danach? Das (Nachmittags-)Programm haut uns jetzt nicht so aus den Latschen. So verzichten wir auf den Opener und machen lieber einen gemütlichen Spaziergang vom Hotel durch die Wälder zum Stausee und genehmigen uns dann in einer Beiz in Schömberg ein RICHTIGES Bier. Irgendwann schnappen wir uns dann den Bus und lassen uns nach Balingen chauffieren. Die Verbindungen sind grossartig – die nächste Fahrgelegenheit wäre zweieinhalb Stunden später… Wir haben’s diesbezüglich halt schon gut in der Schweiz!
In der brütenden Nachmittagssonne kommen wir aufs Gelände und trotz des starken Abendprogramms ist meine Motivation irgendwie nicht sehr gross. Jetzt nach Hause fahren? Wär mir fast egal. Und so vertreiben wir uns die Zeit mit Bier (resp. Fürstenberg…), Futter, Wasser und etwas rumhängen. Musikalisch ist wie gesagt noch magere Kost, zumindest für uns. Nicky bahnt sich dann jedoch bald mal einen Weg in die vorderen Reihen, damit sie für den Co-Headliner dann GANZ vorne sein kann. Ich staune und mache mich langsam mal auf Richtung Halle, während auf der Hauptbühne die „beste Band Japans“ angekündigt wird. Im Kollegenkreis gibt’s einige, die nun Loudness dem ersten Hallenact vorziehen. Irgendwie schwer zu verstehen.
Mystic Prophecy
Huch, was ist denn das? Gähnende Leere, gute 20 Minuten vor den Gig! Ich spaziere gemütlich bis ganz nach vorne, wo am Absperrgitter doch einige Fans bereits Position bezogen haben. Irgendwie krieg ich etwas Schiss: Mystic Prophecy wären ursprünglich für den Opener des Tages um halb zwölf Mittags angedacht gewesen. Doch glücklicherweise hat man den Slot geschoben auf 18 Uhr, zwar nun in der Halle, dennoch sicher besser so! Und nun haben sich nur ein paar Dutzend Nasen hierher verirrt. Das wird doch nicht im Debakel enden? Doch so langsam trudeln die Fans in die Halle. Immer wieder auch bekannte Gesichter, Emerald Sun Fronter Theo Tsakridis beispielsweise will sich auch nicht nehmen lassen, was Lia und seine Kumpane da abliefern werden.
Unter grossem Jubel betreten Mystic Prophecy die Bühne. Mit dem alt bekannten Triple „Kill The Beast“, „Savage Souls“ und dem herrlichen Stampfer „Killhammer“ legt die Truppe furios los und lässt die Temperaturen in der (einmal mehr) fast tropischen Halle noch steigen. Der Laden füllt sich mehr und mehr, was die Band sichtlich freut und zusätzlich zu motivieren scheint. Speziell Markus Pohl ist natürlich wieder ein Blickfang – immer wieder fantastisch zu sehen, mit welchem Engagement und mit welcher unbändigen Freude er seinen Job verrichtet. Lia – heute wieder ohne Hut – kriegt sein Strahlen auch kaum aus dem Gesicht. Der Euphorie ist dann wohl geschuldet, dass er den „Song für die Mädels“ (gemeint ist „To Hell And Back“) etwas gar früh ansagt – Joey korrigiert ihn und mit einem fetten Grinsen gibt’s halt zuerst was anderes! Solche Dinge passieren und man versucht gar nicht, sie irgendwie zu kaschieren – was die ganze Geschichte sehr sympathisch macht.
Die Halle scheint nun richtig voll zu sein, die Stimmung ist phänomenal. Mystic Prophecy kriegen hier (endlich!) auch mal den Respekt gezollt, den sie sich in all den Jahren verdient haben! Und die Truppe schiesst zurück… Obwohl ein Cover (ich bin bekanntlich nicht der grösste Fans davon) überzeugt «Shadow On The Wall» ohne Ende, von den Eigenkompositionen sind dies „Evil Empires“ und natürlich die Über-Hymne „Metal Brigade“. Schön auch, dass bei den wirklich schnellen Songs („Burning Out“, „We Kill! You Die!“) das Publikum mal nicht auf Kindergarten macht und man so auch ganz vorne Spass hat, ohne dass einem immer jemand in den Rücken springt.
Zum Ende scheint dann plötzlich die Zeit wegzurennen, die zur Verfügung stehende Stunde vergeht wie im Flug. Schlussendlich bildet das grandiose „Ravenlord“ den Abschluss, für das Black Sabbath Cover „Paranoid“ reicht’s nicht mehr Das ist aber auch nicht nötig, nicht heute! Denn Mystic Prophecy überzeugen vollends mit ihren eigenen Songs – um die 2’500 Fans (so hört man später) sind restlos begeistert! Die soeben beendete Show ist jedenfalls für den Rest des Abends immer wieder ein Gesprächsthema: Die Fans, die Zeuge dieses furiosen Auftritts waren, schwärmen noch lange davon.
Und nun herrscht ein riesiger Stau beim Ausgang und ich befürchte schon, dass ich zu spät zum nächsten Programmpunkt komme – denn meine Motivation ist glücklicherweise längstens zurück…!
Setliste Mystic Prophecy
- Kill the Beast
- Savage Souls
- Killhammer
- Burning Out
- The Crucifix
- Shadow on the Wall
- We Kill! You Die!
- To Hell and Back
- Metal Brigade
- Evil Empires
- War Panzer
- Ravenlord
Pretty Maids
Während ich mich aus der Halle zurück aufs Gelände quäle, dürfte meine Frau irgendwo in Reihe eins stehen. Mir ist’s da zu voll, ich geh da lieber zu meinen Kollegen für den Co-Headliner. Die dänischen Jungfrauen sind zurück – und im Gepäck haben sie ihr Erfolgsalbum „Future World“! Ein gigantisches Backdrop zeigt dies auch an…
Es ist das erste Mal seit der Monsters Of Rock Cruise, dass ich Pretty Maids wieder sehe. Die Show im Z7 Ende März musste bekanntlich abgesagt werden, doch es scheint, dass sich Frontmann Ronnie Atkins glücklicherweise gut erholt hat. Während der ganzen Show lässt er jedenfalls nichts anbrennen und führt souverän und prima bei Stimme durch den Abend.
„Future World“ ist fraglos DAS Album der Dänen. Kaum einer auf dem Platz, der diese Scheibe nicht kennt. Für die „Nerds“ hingegen gibt es (deutlich) stärkere Werke („Jump The Gun“!), jedoch sind selbstverständlich Dinge wie „Love Games“, „Yellow Rain“ oder logischerweise der Titeltrack seit Jahren so oder so fest im Programm verankert. Im Kollegenkreis spötteln wir schon, warum die Zugaben so früh dran kommen… So gesehen ist es toll, dass auch mal „Eye Of The Storm“ oder das saugeile „Long Way To Go“ (seit jeher mein Favorit des Albums!) gespielt werden. Bei „Loud ‘n’Proud“ hat’s dann spielerisch zwar einen kleinen Holperer drin, doch das zeigt a) nur, dass es wirklich live ist und b) macht es die Band menschlich. Ist halt schon nicht die Nummer, die immer gespielt wird… Ansonsten muss man der Truppe ein Kompliment machen: Das ganze Werk tönt auch live wie aus einem Guss! Die Stimmung auf dem Platz ist dementsprechend grossartig.
Nach etwa 50 Minuten ist’s vollbracht. Dass hingegen jetzt eine mehrminütige Umbaupause folgt, finde ich schon etwas schade. Das Bühnenbild wird verändert, Backdrop ausgetauscht – irgendwie nimmt das der Show grad etwas den Fluss. Doch glücklicherweise geht’s wirklich nur wenige Minuten und die Dänen finden bei der Rückkehr auch sofort wieder in die Spur: „Mother Of All Lies“ ist da natürlich auch ein perfekter Einstieg in den zweiten Part. Auch die Fans sind sofort wieder da und feiern weiter. Es folgt ein Mix zwischen „Best Of“ und neuerem Material. „Kingmaker“ ballert hart aus den Boxen, „Little Drops Of Heaven“ ist der emotionale Höhepunkt. Headliner Probleme? Pretty Maids könnten hier auch als letzter Act auf die Bühne! Die Qualität ist da, und die Fans mögen sie ebenfalls…
Mit dem genialen „Pandemonium“ sowie dem Klassiker „Back To Back“ endet ein bärenstarker Auftritt, der selbstverständlich noch mit „Red Hot And Heavy“ als Zugabe das I-Tüpfli aufgesetzt bekommt. Und ich hoffe, dass Nicky die erste Reihe überlebt hat…
Setliste Pretty Maids
- Future World
- We Came to Rock
- Love Games
- Yellow Rain
- Loud ’n‘ Proud
- Rodeo
- Needles in the Dark
- Eye of the Storm
- Long Way to Go
- Mother of All Lies
- Kingmaker
- Bulls Eye
- Little Drops Of Heaven
- Pandemonium
- Back To Back
- Red Hot and Heavy*
*Zugabe
Visigoth
Andy Wyss (Gastschreiber): Was war und bin ich froh, mir das Facebook-Festival-Gestänker der „Fans“ nicht angetan zu haben. Dieser überdramatisierte Fokus auf Headliner, die ja bekanntermassen – wie die ganze restliche Organisation – nichts kosten. Als ginge es auf Festivals nur um Headliner. Als würde man als Besucher nur der Headliner wegen kommen. Als wäre die diesjährige Jubiläums-Ausgabe nicht auch sonst eine sehr starke. Kommt man nicht auch wegen Eclipse? Exodus? Amorphis? Skeletonwitch (die übrigens eine hammergeile Show geboten haben)? Striker? Monument? Jag Panzer? Night Demon? Muss ich noch mehr aufzählen? Visigoth?
Ach ja… Visigoth. Mein Gott. Wer hätte gedacht, dass eine der letzten Bands des Festivals auch gleich mit dem kompletten Rest den Boden aufzuwischen vermag. Und zwar nassfeucht. Die Jungs haben vielleicht erst zwei richtige Alben auf den Markt gedonnert, aber stehen mit einer Souveränität und Energie auf der Bühne, die so mancher vielleicht nicht für möglich gehalten hätte. Mit geladenen Kanonen aka „Dungeon Master“ wird ein Gig eingeläutet, bei dem ich vom ersten Ton an weiss, dass er einer der ganz grossen des Tages, gar des ganzen Bang Your Heads sein wird. Ich weiss gar nicht mehr, wie mir überhaupt geschieht. Riffs und Melodien fliegen mir wie rasiermesserscharfe Geschosse um die Ohren – und als Jakes Stimme einsetzt, höre ich die Engel singen. Klingt über alle Massen euphorisch? Nun – völlig zurecht!
Dass sich schon bei „Blades In The Night“ und „Blood Sacrifice“ Schweiss-Rinnsale an Rücken, Stirn und Armen bilden und sich anschliessend bei „Warrior Queen“ zu Wasserfällen entwickeln, liegt nicht nur an der Hitze in der mehr oder weniger gut gefüllten Halle (gefühlt 47.2°C!). Und ich frage mich ernsthaft, warum sich Powerwolf draussen auf der grossen Bühne vergnügen dürfen (dort wird ja offenbar auch ordentlich eingeheizt), während Visigoth ihr explodierendes Potential in eine stickige Halle komprimieren müssen.
Aber was spielt die Location schon für eine Rolle, wenn ich mich sowieso wie in Trance den übermächtigen Hymnen der Visigoten hingebe und Tracks wie „Hammerforged“, „Steel And Silver“, „Traitor’s Gate“, „Mammoth Rider“, „Iron Brotherhood“ oder „The Revenant King“ abfeiere, als gäbe es kein Morgen? Richtig, gar keine. Es sei denn, man wäre wie im vergangenen März am Hell Over Hammaburg wie ein Mastschwein in einen auf gefühlt 20 Personen ausgelegten Raum eingepfercht worden. Aber das ist hier ja glücklicherweise nicht der Fall.
Es gibt wenige Bands, die mich nach einem so dermassen geilen Auftritt mit einem breiten Grinsen in die „Freiheit“ (hier mit frischer Luft gleichzusetzen) entlassen. Visigoth ist definitiv eine von ihnen. Völlig gefühlsbenebelt stehe ich also plötzlich ausserhalb der Halle, nehme in der Ferne ein paar Pyro-Gefechte von Powerwolf wahr und warte in einem Zustand geistiger Zufriedenheit auf das Festival-abschliessende Feuerwerk, welches ich in diesem Moment als knalligen Bonus-Beifall für Visigoth verstehe..
Für mich der klare Gewinner des diesjährigen Bang Your Heads. Punkt. Ende. Aus.
Setliste Visigoth
- Dungeon Master
- Blades in the Night
- Blood Sacrifice
- Warrior Queen
- Outlive Them All
- Hammerforged
- Salt City
- Steel and Silver
- Traitor’s Gate
- Mammoth Rider
- Iron Brotherhood
- Final Spell
- The Revenant King
Powerwolf
Während einige Kollegen tatsächlich in die Halle gehen, startet draussen ein Spektakel der Extraklasse. Mit Powerwolf ist nun einer dieser im Vorfeld viel diskutierten Headliner an der Reihe. Ja, man kann die Band mögen oder auch nicht – aber eines ist unbestritten: Die Wölfe sind mittlerweile so gut, dass sie so eine Position problemlos ausfüllen und auch vor einer richtig grossen Crowd bestehen können! Sie haben den Sound und sie haben auch die Bühnenshow dazu. Selbst wenn einem ersteres nicht gefällt: Die Performance verdient grossen Respekt! Glücklicherweise gehöre ich zur überwiegenden Mehrheit, die das Gesamtpaket mögen…
„Blessed & Possesed“ ist der Opener, ein erstes Mal schiessen meterhohe Flammen hoch und die Stimmung auf dem bestens gefüllten Platz scheint das erste Mal zu explodieren. Fronter Attila richtet sich daher gleich das erste Mal ans Publikum mit der alt bekannten Frage, wer denn zur „Army Of The Night“ gehöre und mit ihnen die heilige Metal Messe zelebriere. Einige Tausend sind das heute…
Nach den bekannten „Ressurection By Erection“ (ohne Bienenstich-Ansage) und „Amen & Attack“ (mit viel Feuer garniert), testet der Sänger mal die Sing-Fähigkeiten des Publikums. Scheint zufriedenstellend zu sein – und damit gibt es jetzt den ersten Song vom neuen Album „The Sacrament Of Sin“, welches mittlerweile veröffentlicht ist. „Demons Are A Girl’s Best Friend“ ist die erste, den Fans längstens bekannte Single und wird dementsprechend bejubelt. Bei „Bad Boys Don’t Cry“ schwingt Keyboarder Falk die Powerwolf-Fahne über die Köpfe der ersten Reihen, während die Gitarrenfraktion Matthew und Charles Greywolf unermüdlich die Positionen auf der Bühne wechseln.
Nach dem überzeugenden „Let There Be Night“ – passend zur Tageszeit, die Dunkelheit bricht endgültig über Balingen herein – bricht Attlia eine Lanze für den Veranstalter. Scheint so, als ob auch er beeindruckt ist über dessen Rede früher am Abend. Er will ihn feiern, so wie die Isländer beim Fussball: Statt „HU!“ allerdings mit „HORST!“ Ein Fan ganz vorne ist etwas übereifrig, was bei Attila die Frage aufwirft, ob der überhaupt Fussball schaut…? Die anschliessenden Rufe sind dann beeindruckend, irgendwas machen die Veranstalter durchaus richtig, wenn man diesen Support sieht!
Die Wölfe lassen derweil nichts anbrennen, die ganze Show ist aus einem Guss. Das Bühnenbild, die Aufbauten: Ein Genuss fürs Auge! „Werwolfes Of Armenia“ ist wie immer ein Highlight und beim zweiten neuen Song „Fire And Forgive“ fuchtelt Attila mit zwei gigantischen Flammenspeuzern herum. Wahrlich eine heisse Sache!
Da in den letzten Tagen nach den Headlinern immer ein fürchterliches Chaos herrschte, wenn man noch in die Halle wollte, mache ich mich bereits vor dem Ende des Freiluftkonzertes auf Richtung Eingang, denn ich will da den Beginn des letzten Acts noch miterleben. Somit verpasse ich zwar das Finale mit „We Drink Your Blood“, „Sanctified With Dynamite“ und „Lupus Dei“ – dies hole ich dann aber in Colmar und im im Komplex noch nach!
Crashdïet
Während draussen nun das obligate (und eigentlich überflüssige) Abschlussfeuerwerk in die Luft gejagt wird, warten in der Halle überraschend wenige Leute auf die letzte Band des diesjährigen Festivals. Hui, da war letztes Jahr bei Axxis aber massiv mehr los! Egal – ich erhoffe mir trotzdem noch eine „Horizonterweiterung“, wie der werte Kollege Dutti sagen würde…
Die Schweden Crashdïet haben seit der Gründung im Jahr 2000 eine bewegte Geschichte hinter sich, mit der Sängerposition hat die Band immer wieder zu kämpfen. Seit einem guten halben Jahr hat Gabriel Keyes den Job am Mikro inne. Und der Kerl kann was: Das ist ein richtiger Rockstar – im positiven Sinne gemeint! Die Posen sitzen, der Gesang ist stark und auch der Rest der Truppe weiss zu gefallen. Auch wenn sie manchmal im vielen Nebel kaum mehr zu sehen sind. Es ist geiler, dreckiger Rock, den die Nordmänner da in die nicht mal zur Hälfte gefüllte Halle schiessen. Und meine bessere Hälfte ist ebenfalls wieder aufgetaucht – offensichtlich immer noch geflasht von den Pretty Maids…
Mit der Zeit wird der Sound zwar eine Spur zu monoton, das liegt sicherlich auch an der aufkommenden Müdigkeit. Die Hitze und das Programm der letzten Tage und Stunden fordern ihren Tribut, also ziehen wir Leine und machen uns auf ins Hotel.
Das Fanzit
All die Diskussionen um die Zukunft des Festivals schieben wir mal beiseite. Was dann übrigbleibt, ist einmal mehr einfach eine saugeile Party mit tollen Leuten, viel guter Musik, für einmal erstaunlich wenig Fürstenberg (wenn man halt auch mal noch fahren muss…) und absolut bestem Wetter. Angefangen bei den kurzfristig eingesprungenen Black Diamonds bis zum letzten Headliner Powerwolf und noch darüber hinaus: Zumindest ich hab keinen einzigen enttäuschenden Auftritt erlebt, im Gegenteil! Egal ob Mystic Prophecy, Doro, die Pretty Maids oder Crazy Lixx: Spass an allen Orten und praktisch zu jeder Zeit. Und wenn es dann eine Band gibt, die schlussendlich heraussticht, dann sind das (für viele wohl etwas überraschend) halt doch die alten Recken von Accept. Auch meine Frau ist nun angefixt und wird nächstes Jahr wohl wieder dabei sein – und wir glauben schwer daran, dass es auch 2019 wieder „Bang Your Head!!!“ in Balingen heissen wird!
Danke an die Kollegschaft für die coole Zeit und ein spezielles Merci an Sandro und Andy für ihre Gastbeiträge!