Grosse Namen in der spanischen Hauptstadt
Ende Juni fand in der madrilenischen Caja Mágica die zweite spanische Version des Download Festival statt. Nach einigen Problemen beim Einlass konnte man ungestört das ansonsten sehr gut organisierte Festival mit hochkarätigem Line Up geniessen – sofern man sich von der drückenden Sonne und dem stinkenden Fluss nicht stören liess… Aber alles der Reihe nach!
Nach dem grossen Erfolg des Download Festivals in England entschieden sich die Veranstalter, weitere Editionen zu lancieren: seit 2016 gibt es den Event in Paris, seit 2017 in Madrid und seit diesem Jahr in Melbourne. Die zweite Edition in der spanischen Hauptstadt kann mit Knallern wie Guns n’ Roses, Judas Priest, Ozzy Osbourne und Avenged Sevenfold aufwarten. Das Ticket für alle drei Tage kostet knapp 190 Euro.
Donnerstag: Endlose Schlangen, intensiver Einstieg, A7X als Helden der Spanier
Wie es bei spanischen Festivals im Sommer üblich ist, beginnen die ersten Konzerte nicht schon um die uns gewohnte Mittagszeit – zu heiss drückt die Sonne dafür. Am Download Madrid ist an allen drei Tagen um 17 Uhr Türöffnung, eine Viertelstunde später beginnt die erste Band. Um mein Presse- und die normalen Besucherarmbänder zu holen und uns einen Überblick über das Gelände zu verschaffen, bevor um 19:15 Arch Enemy loslegen, begeben wir uns kurz vor 16 Uhr zur Caja Mágica. Was uns da erwartet, sind gigantische Menschenmassen, welche alle brav anstehen. Wir kommen seitlich an die Schlange ran und können auf beiden Seiten kein Ende ebendieser ausmachen.
Arch Enemy
Zeitsprung, es ist 19:00. Nach einigen nervenaufreibenden Stunden haben wir uns einen tollen Platz vor der grössten der vier zueinander gerichteten Bühnen gesucht. Gleich wird Arch Enemy so richtig einheizen. Auf der zweiten Hauptbühne hört man noch die letzten Töne der Backyard Babies. Kurz darauf ertönt das Intro “Set Flame To The Night”. Nach vier Songs vom neuen und fünf von älteren Alben wird bereits wieder Schluss sein, Arch Enemy bekommen als Beinahe-Opener nur 45 Minuten Spielzeit. Diese Zeit nutzen sie aber gekonnt. Die Spielfreude ist der Band um Michael und Alissa anzusehen, die Motivation ist gegenüber dem Greenfield-Auftritt um ein Vielfaches höher. Das Publikum lohnt dies mit viel Gegröle und intensiven Pits (ein Metalhead schlägt sich ein Auge blutig, der Pit wird aber innert Sekunden gestoppt und Hilfe organisiert). Die Sonne drückt noch immer, schon nach wenigen Minuten sind alle triefend nass. Ein intensiver Auftritt, der die Messlatte für die anderen Bands sehr hoch ansetzt. Ich nehms vorneweg: Für mich war dies ganz klar der beste Auftritt der kommenden drei Tage!
Kreator
Nur fünf Minuten nach dem Abriss auf der Main Stage 1 ertönen auf der Main Stage 2 die ersten Klänge des Kreator-Auftritts. Wir sind uns immer noch am durchkämpfen, als Mille und Co. beim ersten Refrain von «Phantom Antichrist» ankommen. Der Wahnsinn, den die Erzfeinde soeben begonnen hatten, wird von den Kreatoren gnadenlos weitergezogen. Die Deutschen zelebrieren Thrash vom feinsten und werden dabei vom motivierten Publikum unterstützt. Auch diese Show ist leider nach viel zu kurzer Zeit fertig. Kreator spielen in ihren 55 Minuten Spielzeit ebenfalls neun Songs, wobei keine grossen Überraschungen dabei sind. Dafür blieb ja auch gar keine Zeit.
Nach dieser Action-Combo heisst es für uns erst mal Batterien wiederaufladen. Während Marilyn Manson auf der Bühne 1 seine Show abliefert, prüfen wir das Speiseangebot, welches einige hundert Meter weiter angeboten wird. Dieses reicht von klassischem Fast Food à la Burger und Pommes über diverse Thai Pfannen bis zu typischen spanischen und südamerikanischen Speisen. Bezahlt wird die Verpflegung und auch Getränke und Merch mit «Tuents by Tuenti», der offiziellen Währung des Festivals. Tuenti war früher ein soziales Netzwerk, das sogenannte «spanische Facebook», heute handelt es sich um einen Mobilfunkanbieter. Die Tuents dienen als Währung an vielen spanischen Festivals, was aber nicht alle Besucher erfreut. Es handelt sich um kleine Plastikscheiben mit einem Wert von 3 Euro, welche man an Cash Points kaufen und danach brauchen kann. Am Ende des Festivals kann man diese allerdings nicht zurückgeben, stattdessen kann man sie gegen Gigabytes bei Tuenti oder gegen diverse Gutscheine eintauschen. Finde ich fragwürdig, vor allem natürlich für nicht in Spanien wohnhafte Besucher wie mich. Es bleibt allerdings einzuräumen, dass die Cash Points schön über das ganze Gelände verteilt waren und es nie Warteschlangen beim spontanen Umtauschen gab.
Als wir nach dem Essen wieder zu den Bühnen watscheln, hören wir noch die letzten Töne von Marilyn Manson. Wir hätten gerne noch die (gemäss Zeitplan) letzte Viertelstunde geschaut, aber die Diva entscheidet sich, heute früher Schluss zu machen. Schade! Im Nachhinein erfahre ich, dass der Auftritt nicht ganz ohne Manson-Komplikationen vonstattenging. Der Musiker, der gerne mal provoziert, soll einen Fan auf der Bühne aufgefordert haben, sein A7X-Shirt auszuziehen… Absolut inakzeptabel! Wir geniessen vor der Bühne 2 die erste Hälfte der Show von Rise Against, bevor wir uns einen guten Platz für Avenged Sevenfold suchen. Leider wird bei der Bühne 1 nur das Bild von Rise Against auf die Leinwand, nicht aber der Ton übertragen.
Avenged Sevenfold
Es ist so weit: Avenged Sevenfold, die heutigen Headliner, beginnen die Show. Ich habe die Amerikaner seit fünf Jahren nicht mehr gesehen und mich im Vorfeld entsprechend auf diesen Auftritt gefreut. Die Jungs um Frontmann M. Shadows und die beiden Gitarristen Synyster Gates und Zacky Vengeance reissen in ihren eineinhalb Stunden Spielzeit zusammen mit den Fans das Gelände ab. Gespielt werden sowohl Songs vom neuesten Album «The Stage» als auch von den restlichen Alben. Dazu werden auf den Leinwänden immer wieder verschiedene Animationen eingespielt. Ganz schön cool, nur die zu oft auftretenden Weltall-Layouts gehen mir mit der Zeit gegen den Strich. Auch der Fact, dass die Kameraaufnahmen auf einem der beiden Screens jeweils spiegelverkehrt gezeigt wird, ist eher verstörend.
Bei «Hail To The King» wird eine riesige König-Luftpuppe hinter der Bühnenkulisse aufgeblasen. Wollen die Herren etwa bei den Eisernen Jungfrauen abkupfern? Mein persönlicher Höhepunkt des Konzerts ist der Einspieler des 2009 verstorbenen Drummers The Rev, das ebendiesem sowie aus aktuellem Anlass Vinnie Paul gewidmete «So Far Away» und das gleich folgende «Nightmare». Absoluter Hammer! Leider gibt es auch einige Punkte zu bemängeln: So hat entweder M. Shadows Stimme oder aber die Technik zwischendurch Aussetzer, welche den Sänger wie eine Quietschente tönen lassen. Eher enttäuscht lässt mich ebenfalls der aktuelle Drummer Brooks Wackerman zurück. Dieser verhaut immer wieder mal seine Doublebass-Einsätze. Klar, vor allem jene Parts, die von Mike Portnoy geschrieben wurden, sind nicht zwingend einfach, aber seine Erfahrung bei Bands wie u.a. Tenacious D und Blink-182 sollte ihn doch davor bewahren, solche Fehler zu machen. Für mich leider ungenügend.
All dies scheint aber die Freude im Publikum nicht zu trüben. A7X ist in Spanien sehr beliebt und entsprechend sind auch die Reaktionen der Fans. Stimmung! Als Zugabe werden «Shepherd Of Fire», das anscheinend nicht auf der Setlist stehende «Little Peace Of Heaven» und «Unholy Confessions» gespielt. Schon während dem zweitletzten Song begeben wir uns dann aber in Richtung Ausgang, um sicher noch einen der letzten Metro-Züge zu erwischen. Ich bin zufrieden, meine (vielleicht etwas zu hohen) Erwartungen wurden aber nicht ganz erfüllt.
Den Auftritt von A Perfect Circle bekommen wir nicht mehr mit. Dies ist vielleicht auch besser so, viele Fans der Band sind alles andere als erfreut über die Rahmenbedingungen des Konzerts. Anscheinend soll es massive technische Probleme gegeben haben, welche dazu führten, dass die Band statt 60 nur weniger als 30 Minuten spielen konnte.
Freitag: Guns n’ Roses als Headliner, Live Nation als Angeklagter
Am Morgen lese ich in einer spanischen Online-Zeitung, dass dem Veranstalter Live Nation eine Klage droht, da er gegen das spanische Konsumentenschutzgesetz verstösst. Darin steht nämlich geschrieben, dass bei einem Event, dessen primäre Attraktion nicht der Verkauf von Essen ist (wie z.B. bei einem Restaurant), aber das Konsumieren von Lebensmitteln trotzdem erlaubt ist, von zuhause mitgebrachte Lebensmittel nicht limitiert werden dürfen. Gemäss FAQ darf man aber kein Essen und «nur» eine 1.5-Liter-Flasche-Wasser ohne Deckel auf das Gelände nehmen. Diverse Konsumentenschutz-Organisation haben sich also zusammengetan und eine Klage gegen den Veranstalter geprüft. Als Reaktion wurde ab Freitag auch das Mitbringen von eigenem Essen «in üblichem Mass» gestattet. Wir machen uns heute also mit eigenen Sandwiches auf den Weg und können uns so einen guten Platz für Guns n’ Roses sichern..
Aufgrund der erwarteten Menschenmenge sind wir heute eine Stunde früher, also zwei Stunden vor Türöffnung, vor Ort. Die Schlange hält sich gerade jetzt noch in Grenzen, wächst aber um mehrere Meter pro Minute. Als die Pforten zum Gelände dann endlich geöffnet werden, rennen alle nach vorne zur Hauptbühne, wo vier Stunden später GnR auftreten. Die um 17:15 auf Bühne 4 spielenden Altair haben somit leider keine Zuschauer. Erst nach mehreren Stunden sind dann alle Metalheads auf dem Gelände. Dummer Organisationsfehler, der wohl vor allem die früh spielenden Bands und deren Fans ärgert, welche keine Chance haben, ihre Lieblinge zu sehen. Wieso macht man das Gelände nicht einfach zwei oder drei Stunden früher schon auf?
Bullet For My Valentine
Auch wir begeben uns direkt zur Hauptbühne 1 hinter den Wellenbrecher. Wir versprechen uns eine gute Sicht ohne viel Gedränge, was sich zu unserer Freude auch tatsächlich so erfüllt. Nach den britischen Punks Creeper, welche 35 Minuten spielen und somit das Publikum nur anheizen dürfen, und dem auf der Bühne 2 spielenden Thrice sind dann Bullet For My Valentine an der Reihe. Sie sind die letzte Band, welche vor dem heutigen Hauptact auf der Hauptbühne spielt und bekommen nur 45 Minuten, also ein Bruchteil des dreieinhalbstündigen Slots von GnR. In dieser Zeit wissen die Briten aber zu überzeugen und werden auch entsprechend abgefeiert, unter den vielen GnR-Shirts verbergen sich also doch so einige Bullet-Fans.
Guns n‘ Roses
Nachdem auf der Nebenbühne noch 50 Minuten lang Clutch spielen durften, beginnt auf der Hauptbühne die GnR-Videoanimation. Nicht nur werden die Amerikaner heute ganze dreieinhalb Stunden spielen dürfen, es «müssen» in dieser Zeit auch alle vor der Hauptbühne stehen. Während ihrer ganzen Spielzeit werden die anderen drei Bühnen nämlich nicht bespielt. Na bitte, solange sie entsprechend abliefern… Rückmeldungen von den deutschen Konzerten der aktuellen Tour lassen mich da etwas zweifeln, ich hoffe aber aufs Beste. Die Intro-Animation dauert erstaunlich lange, vor allem wird der wild um sich schiessende Panzer mit den Logos der Festivals Download und Graspop viel zu lange gezeigt. Will Axl Rose etwa nicht auf die Bühne? Oder gibt es technische Probleme? Oder ist etwas passiert? Wir werden den Grund wohl nie erfahren, fest steht aber, dass sich nach mehr als einer Viertelstunde Verspätung doch noch etwas tut.
Axl Rose, Slash, Duff McKagan und die restlichen Musiker der aktuellen Konstellation beginnen mit «It’s So Easy». Von Beginn an herrscht insbesondere in den vordersten Reihen des Publikums pure Partystimmung. Es geht weiter mit «Mr. Brownstone», «Chinese Democracy» und «Welcome To The Jungle”. Irgendwann folgt von Axl ein Spruch zu dem das ganze Gelände überschattenden Gestank, der wohl vom vorbeifliessenden Fluss Manzanares hochkommt und an den sich das Publikum längst gewöhnt hat: «Smells like Trump!» Ich darf mich in Sachen GnR keineswegs zu irgendwelchen Experten zählen, sehe sie heute auch zum ersten Mal, und trotzdem muss ich sagen, dass ich das Ganze keineswegs schlecht finde. Ich weiss nicht, was da letztes Jahr so viel besser gemacht wurde als auf dieser Tour. Klar, Axls Stimme ist nicht mehr die gleiche wie vor 30 Jahren, und generell werden die Herren langsam älter. Dies heisst aber nicht, dass sie nicht mehr regelmässig über die Bühne rennen können, um die Seiten zu wechseln. Und eine (fast) dreieinhalb Stunden dauernde Show zu spielen, ist natürlich auch nicht ohne. Zusammen mit Slashs ellenlangen Soli bringen es die Amis dann auf stolze 31 Songs, mit welchen sie das Publikum beglücken. Hut ab!
Während Parkway Drive verlassen wir zusammen mit einem riesigen Menschenstrom das Gelände. Erneut verpasse ich die letzten paar Bands, um vor Metro-Schluss noch zuhause zu sein. Camping gibt es nämlich keinen und die um die 35’000 Besucher (105’500 über alle drei Tage) müssen ja irgendwo unterkommen. Die nicht ganz zentral gelegene Caja Mágica hat immerhin nur 10 Gehminuten entfernt Anschluss ans Metro-Netz und auch die Taxifahrer wissen, wo sie sich während dieser Tage bereitzustellen haben. Zum Schlafen stehen in der Millionenstadt natürlich genügend Orte zur Verfügung, einzig das Campingplatz-Feeling und das vor-Ort-bleiben bis zur letzten Band fällt somit leider weg.
Samstag: Markt, Nebenbühne und Metal-Dinosaurier
Am dritten Festivaltag sind wir erstaunlich schnell auf dem Gelände. Anscheinend ziehen die Metal-Urväter Judas Priest und Ozzy Osbourne sowie die anderen heutigen Bands nicht so stark wie die Bands der letzten zwei Tage. Als allererstes begeben wir uns zur Bühne 4, wo gerade die spanischen Corer eon spielen. Es ist unser erstes und einziges Konzert im kleineren Geländebereich, indem sich die beiden Nebenbühnen befinden. Heute würden mit Crisix und In This Moment noch zwei weitere für mich durchaus interessante Bands auf diesen Bühnen stehen, bei den Überschneidungen mit Volbeat und Priest verlieren sie auf meinem persönlichen Zeitplan aber haushoch.
Wir nutzen die Zeit zwischen eon und Volbeat dafür, den Markt und die verschiedenen Sponsoren-Stände zu erkunden, bei denen wir schon zig Male vorbeigelaufen sind, ohne Zeit zum Stöbern zu haben. Der kleine Metal-Markt erinnert an die Märkte am Wacken Open Air oder dem Leyendas del Rock, wobei ich einige der Stände auch tatsächlich wiedererkenne. Bei den Sponsoren-Ständen sticht der Zippo-Stand mit Glücksrad und Malwettbewerb heraus. Ebenfalls in der Nähe befindet sich die Rockzone, welche Meet&Greets mit einigen Bands anbietet. Für diese muss man sich allerdings einschreiben. First come, first served! Des Weiteren wird die Anlaufstelle für Opfer sexueller Gewalt sehr gut angenommen. Dieser Stand, das klare Statement gegen Missbrauch und das ausgearbeitete Vorbeugungskonzept bestehen aber nicht ohne Grund. Hintergrund der ganzen Sache ist eine medienprominente Vergewaltigung an einem Festival, welches vor zwei Jahren im gleichen Stadtteil stattfand.
Doch zurück zum Samstagnachmittag: Wir gönnen uns noch einige Nachos mit Käsesauce, diese werden hier analog dem Bier von umherlaufenden Verkäufern unter die Leute gebracht. Nun gilt es, einen strategisch guten Platz zu finden, um erst Volbeat und gleich darauf Priest gut zu sehen. «Strategisch» meine ich wortwörtlich: Mit Bühnen im 90°-Winkel, Lichttürmen und Wellenbrechern gibt es viele theoretische Überlegungen, was denn nun wirklich ein guter Platz ist. Dabei spielen ebenfalls die Front Stage Areas eine Rolle, jene abgesperrten Bereiche, die den Besitzern eines VIP-Tickets genügend Platz vor den beiden Hauptbühnen garantieren. Besonders positiv finde ich hier, dass diese VIP-Areas nur den jeweils linken Teil vor der Bühne ausmachen und so den restlichen Besuchern immer noch die Möglichkeit gelassen wird, ihre Lieblingsbands auf der rechten Seite aus der ersten Reihe zu geniessen.
Volbeat
Es ist so weit, Michael Poulsen und seine Band betreten die Bühne und verzaubern das Publikum mit ihrem Elvis Metal. Ich habe allerdings das Gefühl, dass die Band bei Weitem nicht so sehr gefeiert wird wie an anderen Auftritten (wie zum Beispiel letztes Jahr in Wacken). Dieses Gefühl kann aber gerade so gut daher rühren, dass ich weiter hinten als üblich stehe, um danach schnell zu Priest wechseln zu können. Ich mag Volbeat, ich mag ihre Songs und ich mag ihre Live-Auftritte. Volbeat gehört sogar zu jenen Bands, die ich regelmässig höre. Allerdings bin ich immer noch der Meinung, dass diese Band nicht headlinerwürdig ist. Weder am Wacken, noch am Greenfield, noch am Download. Sie können super anheizen, sie machen Laune, aber das gewisse Etwas fehlt. Zumindest für mich. Ich hoffe, dass die Dänen mich in Zukunft eines Besseren belehren werden.
Judas Priest
Auf der Bühne 2 wurde in der Zwischenzeit das ganze Judas Priest-Equipment installiert, dazu gehört auch der riesige Vorhang mit der T-Gabel und den Lyrics, der auf der aktuellen Tour vor dem Auftritt die Bühne verdecken soll. Aus irgendeinem dem Publikum unbekannten Grund fällt aber die linke Seite des Vorhangs zu früh, worauf der gesamte Vorhang wieder fallen gelassen wird. Kann passieren! Nachdem ich einige Tage zuvor Judas Priest in der Samsung Hall aus den vordersten Reihen geniessen durfte, darf ich die gleiche Show nun noch als Festivalauftritt und von weiter hinten bewundern. Was die Briten hier abliefern, beweist ein weiteres Mal, dass Priest unweigerlich zu den Metal-Göttern gezählt werden dürfen (ich meine, müssen!).
Es folgt Hit um Hit und die Show vergeht viel zu schnell. Highlight des Tages! Irgendwann verlässt die Band die Bühne, nur Drummer Scott Travis bleibt. Es ist klar, was folgt: mein ultimativer Priest-Liebling «Painkiller»! Ende der Show? Denkste! Auf der Bühne erscheint Gitarrist Glenn Tipton, der aufgrund seiner Parkinson-Erkrankung leider nicht die ganze Show spielen kann. Zusammen mit Tipton werden noch «Metal Gods», «Breaking The Law» und «Living After Midnight» gezockt. Die Stimmung unter den spanischen Metalheads ist noch ein wenig ausgelassener als in Zürich, es gibt auch weit von der Bühne entfernt noch hüpfende Kreise und viel Gejohle. Wenn es so etwas wie einen Himmel gibt, muss das in etwa so aussehen. Zu geil! Ich freue mich schon jetzt auf die Wacken-Show.
Ozzy
Es folgt der eigentliche Headliner des Abends: Mister Ozzy Osbourne. Ich bin persönlich von seinen Solo-Songs nicht besonders angetan und hoffe auf viele Black Sabbath-Hits. Mit «Fearis Wear Boots» und «Paranoid» werde ich in dieser Hinsicht auch nicht enttäuscht. Mein persönliches Highlight ist die Abfolge von «War Pigs», Zakk Wyldes Gitarrensolo und Tommy Clufetos Drumsolo. Der Ozzy-Hit «Crazy Train» darf natürlich auch nicht fehlen. In Sachen Time-Management scheint der Brite aber nicht alles im Griff zu haben, er überzieht mehr als eine Viertelstunde. Dies ist mehr als Guns n’ Roses sich am Tag zuvor geleistet haben und wird die darauffolgenden L7 auch nicht freuen. Wir verzichten auf die mehr als eine Stunde später noch spielenden Angelus Apatrida und gehen nach Hause. Für uns ist unser erstes Download Festival zu Ende und der Ferienaufenthalt in der spanischen Hauptstadt beginnt.
Das Fanzit
Organisatorisch haben die Veranstalter vieles gut gemacht. In Sachen Technik kann abgesehen von einigen Soundproblemen und der A Perfect Circle-Sache nicht gross rumgemeckert werden; die Cash Points sind gut über das Gelände verteilt und versprechen einen schnellen, problemlosen Tokenkauf. Sicherheits- und Sanitätsdienst funktionieren tadellos; die WC-Anlagen bieten viel Komfort und genug Kapazitäten für die vielen Besucher. Inwiefern die Erfahrung von den Festivals in England und Frankreich da bei der Planung geholfen haben, weiss niemand, aber da wurde vieles richtig gemacht. Einzig beim Einlass, den Warteschlangen und der etwas unglücklichen Situation betreffend mitgebrachten Lebensmittel herrscht viel Verbesserungsbedarf. Ganz unverschämt finde ich, dass (gemäss vielen Facebook-Kommentaren) die Becher kleiner waren als angekündet (0.25 statt 0.33 Liter für 3 Euro und 0.75 statt 1 Liter für 9 Euro). Dies ist, falls wirklich wahr, schlicht und einfach Abzocke der Fans und unentschuldbar!
Das Line Up bot viele grosse Namen und genretechnisch war für jeden etwas dabei. Einige Überschneidungen waren etwas unglücklich, dafür konnte man gleichzeitig auch viele neue Bands kennenlernen. Dass der Freitag mehr ein GnR-Konzerttag als ein Festivaltag war, passte vielleicht nicht jedem. Alle Bands haben super abgeliefert und hatten sichtlich Freude am spanischen Enthusiasmus, den man beim Mitfeiern durchaus immer wieder zu verspüren bekam. Dass insbesondere meine zwei Favoriten Arch Enemy und Kreator eher wenig Spielzeit zugesprochen bekamen, hat mich gestört, dafür waren diese Shows umso intensiver. Hut ab für alle Bands, welche trotz Hitze, direkter Sonnenbestrahlung und dem stinkenden Manzanares einen super Auftritt gespielt haben!
Wie sieht es denn mit der Zukunft des Download Festivals Madrid aus? Auf der Website wird mit «Gracias! Nos vemos en 2019!» ein Hinweis auf das nächste Jahr gegeben, während auf der Facebook-Seite «nur» ein Aftermovie und eine Umfrage zu finden sind. In einem Newsletter-Mail verraten die Veranstalter, dass eine dritte spanische Ausgabe in Planung sei, jedoch «die bürokratische Komplexität, die rechtliche Unsicherheit, die wenigen ÖV-Anbindungen und verschiedene Schlüsselaspekte des Geländes» dazu führen könnten, dass das Festival nicht mehr in der Caja Mágica oder sogar gar nicht mehr in der Hauptstadt stattfinden wird. Ich bleibe gespannt…