Sie kamen, sahen und knüppelten
Das war ein echtes Brett, welches die Bay Area-Thrasher Exodus da am Donnerstagabend im Zürcher Dynamo abgeliefert haben. Die anwesenden Nackenmuckis mussten Sonderschichten einlegen. Der Schweizer Support-Act GurD brachte das Publikum davor bereits auf Betriebstemperatur. Ihr wollt mehr Infos? Der nachfolgende Artikel wird diesbezüglich sicherlich Abhilfe schaffen.
Exodus. Damit ist heute Abend nicht der im Alten Testament geschilderte Auszug der Israeliten aus dem Land der Pyramiden und Pharaonen gemeint, sondern knallharter Thrash Metal. Die Truppe wurde 1979 ins Leben gerufen. Gründer war unter anderem ein gewisser Kirk Hammett. Die Geschichte der Truppe wurde durch zahlreiche Besetzungswechsel geprägt. Exodus haben bisher zehn Studioalben veröffentlicht. Das aktuellste Werk hört auf den Namen «Blood In, Blood Out». Obwohl die Thrasher als ziemlich populär gelten, rechnet Veranstalter Good News Productions AG mit mässigem Besucherandrang. Circa 300 Nasen werden erwartet. Eigentlich würde der Saal des Jugendkulturhauses doppelt so viele Nasen fassen. Dafür darf von einer besseren Soundqualität als im Komplex 457 ausgegangen werden. Bei Exodus letztem Gastspiel auf helvetischem Boden vor zwei Jahren war diese nämlich katastrophal. Doch bevor die Pioniere des Thrash Metal am heutigen Abend ins Geschehen eingreifen, übernehmen V.O. Pulver und seine Kollegen von GurD das Aufwärmprogramm.
GurD
Die Truppe mit Mitgliedern aus Basel, Zürich und Weil am Rhein (D) fackelt nicht lange und sorgt sogleich für Bewegung in den Publikumsreihen. Ihr Mix aus Thrash und Groove Metal stösst auf zahlreiche, dankbare Gehörgänge. Mister Pulver, Pat Müller (Gitarre) und Franky Winkelmann (Bass) sind heute äusserst sprungfreudig und beinahe mehr in der Luft als auf dem Bühnenboden. Für meinen Geschmack dürfte das Mikro des Fronters noch ein bisschen lauter eingestellt sein. Ansonsten gibt’s aber nix zu bemängeln. Meinetwegen dürfte das Quartett auch gerne länger als 45 Minuten spielen. Zum Abschied wünscht uns der Bandleader viel Vergnügen mit Exodus und weiterhin viel Spass mit der Fussball-WM in Russland. Jep, König Fussball regiert noch bis zum 15. Juli die Welt.
Exodus
Der Headliner übernimmt um 21.15 Uhr das Kommando – und das in ziemlich beeindruckender Art und Weise. Gnadenlos und mit viel Freude knüppeln sich die fünf Herrschaften durch ihr Set. Das ist der pure Abriss! Wer hier das Mähne schütteln verweigert, stösst bei mir auf ziemlich viel Unverständnis. Gemäss Sänger Steve «Zetro» Souza steht heute der «Oldschool-Shit» im Fokus. Um mich herum scheint niemand etwas dagegen zu haben. Im Gegenteil, die Aussage wird sogar frenetisch bejubelt. So ist die legendäre 1985er Debütscheibe «Bonded By Blood» gleich mit sechs Stücken in der Setliste vertreten. Neben dem krachenden Titel-Track wird insbesondere «A Lesson In Violence» ziemlich abgefeiert. Mit «Parasite» oder «The Toxic Waltz» lösen aber auch Songs von anderen Alben regelmässig wilde Moshpits aus.
Genau wie Herr Souza verstehen aber auch alle anderen Bandmitglieder ihr Handwerk bestens. Lee Altus und Kragen Lum liefern sich regelmässig packende Duelle mit ihren Saitenköniginnen. Gemäss Basser Jack Gibson klingen Exodus immer perfekt. Sollte das nicht der Fall sein, müssten wir uns bei ihrem neuen Tontechniker beschweren. (Ironie lässt grüssen!). Aber bezüglich der Soundqualität gibt’s effektiv nix zu motzen. Es «chlöpft und tätscht» genau so, wie es im Thrash Metal-Bereich zu sein hat. Drummer Tom Hunting wird dann kurz nostalgisch als er erzählt, dass er schon einmal in den 80er-Jahren hier im Dynamo gespielt hätte. Leider endet die Show bereits nach 75 Minuten. Für einen Headliner-Slot ein bisschen wenig. Da scheinen auch die zahlreichen Powerrade-Getränke auf der Bühne den Herren keine zusätzliche Energie mehr verliehen zu haben. Allerdings habe ich auch vollstes Verständnis dafür, dass man sich mit einer solchen Spielintensität gerne ein verfrühtes Päuschen gönnt. Abgeliefert haben Exodus nichtsdestotrotz allemal.
Das Fanzit
GurD waren gut. Exodus waren geil. Die Nackenwirbel der Zuhörerschaft wurden heute Abend sicherlich an ihre Grenzen geführt. Am Ende sah der Saal nicht einmal so leer aus, wie anfangs noch befürchtet. Pluspunkte sammelten die Bay Area-Thrasher mit coolen Sprüchen auf ihren Merchandise-Shirts. Bei «Bonded By Beer» oder «Make Thrash Great Again» musste ich definitiv schmunzeln. Schade nur, dass man die geilen Wristbands, welche die Herrschaften während ihres Auftritts getragen haben, nicht kaufen konnte. Ich hätte davon gerne ein Exemplar in meiner Sammlung gehabt.
Setliste – GurD
- Never Fail
- Get Up
- Learn
- Rule The Pit
- What Do You Live For
- Just Give It Up
- Bang
- Propaganda Baby
- We Will Resist
- Skin Up
Setliste – Exodus
- Funeral Hymn
- Blood In, Blood Out
- Deliver Us To Evil
- Deathamphetamine
- Exodus
- Body Harvest
- And Then There Were None
- Parasite
- A Lesson In Violence
- Bonded By Blood
- The Toxic Waltz
- Strike Of The Beast