Altherren-Rock made in Hollywood ?!? Auf jeden Fall grosses Kino …
Oder wenn Piraten-Metal eine ganz andere Bedeutung kriegt. OK, ich geb’s zu. Ich bin heute wie wohl ein grosser Teil des Publikums vor allem wegen Johnny Depp hier – insbesondere mit Fotopass. Wie oft kriegt man sonst die Chance einen Hollywood Schauspieler aus der A-Liga vor die Linse zu kriegen?
Meine Erwartungen an das Konzert selbst sind trotz bewährten Sidekicks mit Alice Cooper himself und Joe Perry von Aerosmith nicht sehr gross. Aber ich weiss auch kaum was mich erwartet. Drum lass ich mich gerne überraschen.
Die Samsung Hall ist wieder gut gefüllt und praktisch ausverkauft. Man hat auch schon die ersten Lehren gezogen, von dem sehr übervollen Judas Priest an gleicher Stätte vor ein, zwei Wochen. Damals blieben im Eingangsbereich und auf der rechten Seite Richtung Bühne mehr oder weniger alle stehen und somit war es in dem Bereich stinkig voll, währen des auf der anderen Seite der Halle äusserst viel Platz und auch Luft hatte. Heute versucht man die Leute da ein bisschen weiter als nur zwei Meter in die Halle zu guiden, so dass es wirklich alles Schäffli schnallen: Auf der anderen Seite hat es auch ein paar grüne Klees. Der Mensch ist halt auch ein Herdentier …
Zurück zu dem was jetzt wirklich zählt … Johnny Depp 😉
Felskinn
Doch bevor es mit Hollywood losgeht, gibt’s als Appetizer einheimische Kost. Ausser Kaufis Review vor Kurzem im Hall of Fame und dass eine Bahn in Saas Fee so heisst (mit der ich vor kurzem fuhr), weiss ich offen gesagt nichts von dem was hier vor mir steht. Die Band gibt Gas, vor allem Sänger Andy Portmann ist sehr aktiv (an Kaufi: Der gleicht ja wirklich extrem unserem Elu-Chrigel. Dutti, nicht nur wegen der Kappe …). Da es nicht so mein Sound ist, möchte ich jetzt aber auch nicht zu viele Worte verlieren, ausser dass das allgemeine Feedback von den Besuchern sehr positiv ist. Das geb ich doch gerne so weiter … und ein paar Schnappschüsse.
Hollywood Vampires
Der Bandname leitet sich von einem in den 70ern Jahren von Alice Cooper gegründeten Trinker-Club hab. Da waren Musikerkollegen u.a. von The Who mit dabei. Somit ging ich bis jetzt davon aus, dass vor allem Covers von diesen Drinking-Buddies gespielt werden. Dem ist aber nicht (nur) so … wie ich gleich vom ersten Song positiv feststellen darf. Die Super-Group hat auch eigene Songs (und sogar eine CD …) und die gehen ganz schön ab. So richtig fiesen, dreckigen Rock n’ Roll.
Der Stamm der Band sind bekanntlich Alice Cooper, Joe Perry und Johnny Depp. Begleitet werden sie auf Tour von weiteren ebenfalls nicht ganz unbekannten Musikern – so waren z.B. Duff McKagan und Matt Sorum von Guns n’ Roses oder Lzzy Hale von Halestorm auch schon mit dabei. Heute sind es an der Gitarre Tommy Henriksen. Er ist sonst auch mit Alice Cooper unterwegs. Auf den ersten Blick hätte ich schwören können, das sei Mick Mars von Mötley Crüe. Der gleicht ihm auf jedenfall bis auf den Hut … nur ist er etwas beweglicher als das vermeintliche Original. Ebenfalls von Alice Cooper’s Stammband mit dabei ist Drummer Glen Sobel. Am Bass haben wir Chris Wyse (u.a. Ozzy) und schliesslich am Keyboard Buck Johnson. Jetzt habe ich die Bandvorstellung – von Alice sonst beim letzten Song zelebriert – vorweggenommen. Dazu kommen wir aber auch noch.
Wie schon erwähnt, die ersten drei Songs sind schon recht cool. Die Musiker haben’s auch drauf. Und Johnny Depp? Der sieht in erster Linie mal einfach cool und auch gut aus. Bei Letzterem war man sich ja nicht so sicher, nach den Bildern die in letzter Zeit kursierten. Er soll sich ja ganz Hollywood Vampire nach der Trennung seiner jungen Flamme ein bisschen dem Alk zugwendet haben. Nun, es wird gemunkelt, er sei auch heute nicht ganz nüchtern, aber Leute, das ist ein Schauspieler, der auf Rockstar macht (und vor seiner Hollywood-Karriere auch eine eigene Band gehabt haben soll) und in erster Linie die meisten einfach als Jack Sparrow geil finden. So wirkt er denn auch: Eine Kombi von dem Hollywood-Piraten – Kleidung, Ketten, Ringe etc. – und eben dem Rockstar. Seine Bewegungen sind schon recht cool, da muss ihm keiner was vormachen. Ob und wie gut er selber Gitarre spielt ist ja nicht so wichtig, wenn zwei andere talentierte und erfahrene Klampfenzauberer mit auf der Bühne stehen. Wer mehr oder was anders erwartete, war wohl noch schlechter als ich vorbereitet oder einfach ein bisschen naiv.
Anyway, ich bin auf jeden Fall positiv überrascht, als wir nach den obligaten drei Songs den Graben und somit die Halle für die Kamera-Abgabe verlassen. Und eigentlich wollte ich ja heute gar nicht Schreiben, sondern ein paar Fotos machen und wenn’s gut ist, noch ein paar weitere Songs mithören.
Wenn man dann in die Halle zurückkehrt und hört grad eine saucoole Version von The Doors «Break On Through (To The Other Side)» hört, dann haben sie ein labiles Kamel wie mich natürlich im Sack. Mit «The Jack» (wie passend zu Johnny Depp’s Alter Ego …) von AC/DC und schliesslich Ace Of Spades (Motörhead) ist der Abend für mich definitiv definiert. Da komm ich vor dem letzten Song nicht mehr raus. Denn Lemmy-Part übernimmt übrigens Basser Chris und er macht das verdammt gut. Alice summt da nur ein bisschen beim Refrain mit. War wohl besser so, da kann man sich sonst sehr schnell den Respekt der Fans verspielen. Mit Lemmy’s Legacy ist nicht zu spassen.
Allgemein gönnen sich die drei Altstars alle gegenseitig ihre Momente. Auch Johnny darf ab und zu mehr als den betrunkenen Rockstar-Piraten mimen. Beim ersten Mal mit sehr coolem Sprechgesang bei «People Who Died». Passend zu Johnny und dem Motto der Band sind die makabren Lyrics (siehe Link) dazu. Was hier auch auffällt, dass Depp die einfachen Punk Rock-Riffs wohl besser liegen. Hier kommt er richtig in Fahrt.
Später darf er nochmals bei «Heroes» an: Der David Bowie Klassiker. Diesen Song habe ich – dazu steh ich – eigentlich erst durch die Motörhead-Version kennen gelernt. Und man hat das Gefühl, die Band orientiert sich auch eher an dieser. Auf jeden Fall beweist Depp uns auch noch, dass er nicht nur gut aussieht, schauspielert und rockstart, sondern durchaus auch gut singen kann und eine dazu passende Stimme hat. Irgendwie der Höhepunkt von heute Abend – wenn man ein bisschen Johnny fokussiert ist.
Zum Abschluss gibt’s – wie bei einem Alice Cooper Konzert üblich – noch «School’s Out». Alice darf da auch wie gewohnt ein bisschen Ballone mit seinem Dolch erstechen. Und stellt wie oben erwähnt auch die ganze Band vor. Bei Johnny geht’s ein bisschen länger … ich kann mich nicht mehr an alles erinnern, aber es war so Zeugs dabei wie, er habe gleich viel Löcher wie ein Schweizer Käse, so «sweet» wie eine Schweizer Schokolade … und irgendwas war noch mit einem Schweizer Uhrwerk und schlussendlich noch einen Seitenhieb an seine Trinkgewohnheiten … aber die Pointe habe ich leider vergessen. Nun, ich wollte ja nicht schreiben, dementsprechend gab es auch keine Notizen 😉.
Das Fanzit
Wenn man an ein Konzert geht, um einen Star zu fotografieren (mach ich sonst nie, nie, nie, Ehrenwort) und dann merkt, dass da durchaus eine ernstzunehmende Band auf der Bühne steht und selbiges von sich gibt und dazu nicht plant was zu schreiben, dann aber doch drei Seiten vollschreibt, dann war’s wohl gut. Ich hätte mehr Sprüche gegeneinander erwartet und weniger Musik. Rausgekommen ist mehr Musik und wenig Sprüche. Hollywood Vampires haben durchs Band als Band überzeugt. Das haben wohl einige nicht so erwartet, sonst hätte man heute locker ein Hallenstadion füllen können …
Setliste Hollywood Vampires
- Bela Lugosi’s Dead / The Last Vampire (Intro)
- I Want My Now
- Raise the Dead
- I Got a Line on You (Spirit Cover)
- 7 and 7 Is (Love Cover)
- My Dead Drunk Friends
- Five to One / Break On Through (to the Other Side) (The Doors Cover)
- The Jack (AC/DC Cover)
- Ace of Spades (Motörhead Cover)
- Baba O’Riley (The Who Cover)
- As Bad As I Am
- The Boogieman Surprise
- I’m Eighteen (Alice Cooper Cover)
- Combination (Aerosmith Cover)
- People Who Died (The Jim Carroll Band Cover)
- Sweet Emotion (Aerosmith Cover)
- Bushwackers
- Heroes (David Bowie Cover)
- Train Kept A-Rollin‘ (Tiny Bradshaw Cover)
- School’s Out (Alice Cooper Cover)*
*Zugabe