Die Z7 Summer Nights Serie geht in die vermeintlich letzte Runde in diesem Jahr. Und das tut sie im ganz glanzvollen Stil: Niemand geringeres als die schwedischen Grossmeister HammerFall sind zu Gast.
Als ob das nicht alleine schon ein guter Grund ist um nach Pratteln zu kommen – eröffnet wird der Abend von den Emmentalern Shakra. Beide Truppen sind langjährige Stammgäste im Z7 und werden hoffentlich von vielen Stammgästen im Publikum abgefeiert!
Dafür, dass nur zwei Bands spielen, ist der kommunizierte Beginn mit 19h relativ früh. Doch wie schon am Vortag bei Axel Rudi Pell ist dies durchaus begründet, denn auch Shakra erhalten die Spielzeit eines Headliners! Da bin ich bei weitem nicht der einzige, der das richtig gut findet…
Shakra
Bei besten äusseren Bedingungen legen Thom Blunier und seine Truppe um 19.15h mit „Cassandra’s Curse“ los. Der Platz vor der Bühne ist heute deutlich besser gefüllt als noch am Tag zuvor, das Publikum ist sofort in Feierlaune und dies lässt die eh schon gute Laune der Band noch steigern. Fronter Mark Fox – für den einen oder anderen Zuschauer wohl immer noch eine Reizfigur – präsentiert sich hochmotiviert, allerdings ist er nicht ganz so sportlich unterwegs wie am Vortag sein Pendant bei Axel Rudi Pell. Spass hat er trotzdem und auch stimmlich gibt’s nichts zu meckern. Sogar Leute, die ihm gegenüber eher kritisch eingestellt sind, geben anschliessend zu, dass er „nicht so schlimm war wie befürchtet“… Ich selber vertrete hingegen schon lange die Meinung, dass Fox DER Mann am Mikro für Shakra ist, und dies stellt er heute einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis!
Neben dem Sänger sticht dieses Mal vor allem Gitarrist Thomas Muster raus. Oftmals steht er vielleicht etwas im Schatten des Bandleaders Thom Blunier, doch jetzt präsentiert er sich als Rampensau, freudestrahlend taucht er immer wieder am Bühnenrand auf. Derweil sorgt die Rhythmus-Fraktion um Dominik Pfister und Roger Tanner für mächtig Druck, die grosse Mehrheit der Songs kommt mit einem ziemlichen Wumms und dadurch auch härter daher.
Die Setlist ist glücklicherweise auch nicht gerade mit Balladen gefüllt. Einzig „Why“ steht diesbezüglich im Programm, was für ein paar ruhigere Momente sorgt. Ansonsten trumpfen Shakra mit ihren härteren und doch eingängigen Songs auf, sogar das an und für sich eher gemächliche „Something You Don’t Understand“ beschäftigt die Nackenmuskulatur. Im Fokus steht zudem selbstverständlich das aktuelle Album „Snakes & Ladders“, welches mit insgesamt sechs Titeln vertreten ist. Vom Vorgängerwerk „High Noon“ zocken die Emmentaler richtigerweise die Hymnen; der Titeltrack und vor allem das anschliessende „Raise Your Hands“ verwandeln den Platz endgültig in eine Partymeile.
Es ist dies der Anfang vom Ende. Von einem Ende, welches keine Wünsche offen lässt! OK, FAST keine… Es folgt das Kombi-Paket „Hands On The Trigger / Nothing To Lose“ – hier wünschte ich mir, dass vor allem der zweite Song mal wieder in voller Länge gespielt wird…! – direkt gefolgt von „Ashes To Ashes“. Ohne das alt bekannte „wir-gehen-von-der-Bühne-und-kehren-zwei-Minuten-später-für-die-Zugaben-zurück“-Spielchen schiessen die Emmentaler ihren grössten Hit „Rising High“ in die Menge und spätestens jetzt gibt’s kaum mehr ein Halten im Publikum. Der Fünfer verlässt mit einem furiosen „Wild & Hungry“ nach knapp 90 Minuten die Bühne und hinterlässt eine Crowd, die richtig für den Headliner aufgewärmt ist. Dass dies in diesem Jahr zudem bereits der zweite Gig im Z7 war, erfüllt die Band zudem sichtlich mit Stolz.
Setliste Shakra
- Cassandra’s Curse
- Hello
- Watching You
- Snakes & Ladders
- Medicine Man
- Something You Don’t Understand
- I Will Rise Again
- Why
- Life Is Now
- Trapped
- The Seeds
- High Noon
- Raise Your Hands
- Hands On The Trigger / Nothing To Lose
- Ashes To Ashes
- Rising High
- Wild & Hungry
HammerFall
Eine gute halbe Stunde später ist es soweit: HammerFall kehren ins Z7 zurück! Eineinhalb Jahre nach ihrem doppelten Gastspiel, dürfen sie heute zum ersten Mal auf der Open Air Bühne auftreten. Mit „Hector’s Hymn“ als Opener kann nichts schief gehen und wie von der Tarantel gestochen legen die fünf Schweden los, als ob es kein Morgen gäbe. Das bestens gelaunte Publikum nimmt diese Steilvorlage gerne auf und sorgt bereits nach wenigen Momenten für eine fantastische Atmosphäre! „Riders Of The Storm“ und bereits jetzt das schnelle „Renegade“ sorgen dafür, dass auch weiterhin auf Ruhepausen verzichtet wird.
Ein erstes Mal wendet sich Joacim Cans ans Publikum. Der Sänger zeigt sich bestens gelaunt und macht immer wieder ein paar Spässchen. Auch der Rest der Truppe ist hochmotiviert. Oscar post wie eh und je und Pontus scheint sich von seinem strengen Vorabend bestens erholt zu haben (siehe Axel Rudi Pell Review an gleicher Stätte), so wechselt er immer wieder die Position mit seinem blonden Gegenpart. Während Basser Frederik Larsson gewohnt unaufgeregt und abgeklärt seine Arbeit verrichtet, sorgt der zurück gekehrte Schlagwerker David Wallin für die Power. HammerFall profitieren (wie zuvor auch Shakra) davon, dass auch heute wieder ein fantastischer Sound herrscht. Glasklar und zudem in einer echt angenehmen Lautstärke. So machen Songs wie „Blood Bound“ NOCH mehr Spass!
Nach „Any Means Necessary“ erzählt Joacim aus der Zeit, in der er 11 Jahre alt war und das erste Mal Saxon gehört hat. Was soll Klein-Joacim in seinem Leben wohl so machen? Richtig: Kopf schütteln! „B.Y.H.“ bildet eine richtige Überraschung in der Setlist, denn Songs vom 2011er Werk „Infected“ gehören eigentlich nicht (mehr) zum Standard Programm… Ganz im Gegensatz zum genialen „Crimson Thunder“, welches in den letzten Jahren immer mal wieder gespielt wurde, auch heute wird der Titeltrack vom vierten Studioalbum frenetisch mitgesungen und abgefeiert.
Apropos „Titeltrack“: Da folgt gleich die nächste faustdicke Überraschung. „Threshold“! Auch das 2006er Werk wurde in den letzten Jahren sträflich vernachlässigt, dabei hätte es da neben besagtem namensgebendem Song noch einiges an live-tauglichem Material. Doch man will ja nicht jammern, sondern freut sich über das nicht erwartete Goodie. Denn insgesamt präsentieren uns HammerFall somit Titel von neun ihrer zehn Studioalben! Aussen vor gelassen wird heute ausgerechnet das Debüt, doch das kann man verschmerzen – „Glory To The Brave“ stand ja bekanntlich im letzten Jahr ziemlich im Fokus, unter anderem auch mit einem ausgiebigen Medley. Ein solches gibt es auch heute, nun aber mit Titeln vom Zweitwerk. „Legacy Of Kings“, „At The End Of The Rainbow“ und der Titeltrack (YES!!) bilden den Abschluss, bevor mit „Heeding The Call“ der Opener in Gänze gespielt wird.
Es ist Zeit für die obligate Frage: „Who is seeing HammerFall for the very first time?“ Doch bevor überhaupt eine Antwort kommt, brüllt einer neben mir bereits „LET THE HAMMER FAAAAAAAAAAAAAAAAAALL!“, was Joacim mit etwas ungläubigen Lachen quittiert… Als sich dann erstaunlich viele Leute als Newbies outen, kommentiert der Fronter arschcool „Security – get these guys outta here!“ Natürlich nur ein kleines Spässchen.
Völlig ernst ist es aber dem Publikum bei der darauffolgenden Frage („When I say Let The Hammer – you say?“ Der Urschrei ist beeindruckend, wohl jeder auf dem Platz holt das letzte aus seinen Lungen heraus! Und aus den Nackenmuskeln.
Ein spektakuläres Finish und HammerFall ziehen sich ein erstes Mal zurück. Natürlich ist die Pause kurz und es folgt der (zumindest im Moment) standartmässige Zugaben-Teil. „Hammer High“ – einfach eine fantastische Mitgröhl-Nummer, live gibt’s fast nichts Besseres in der 21-jährigen Bandkarriere! Und eigentlich auch sonst. Dies wird wohl für immer und ewig einer meiner ultimativen HF-Favoriten sein… „Bushido“ fehlt ebenfalls nicht und selbstredend bildet „Hearts On Fire“ den Schlusspunkt. Joacim, Oscar, Pontus, Frederik und David lassen sich minutenlang feiern und geniessen sichtlich den kaum enden wollenden Applaus.
Setliste HammerFall
- Hector’s Hymn
- Riders of the Storm
- Renegade
- Dethrone and Defy
- Blood Bound
- Any Means Necessary
- Y.H.
- Crimson Thunder
- Threshold
- Built to Last
- Last Man Standing
- Legacy of Kings Medley
- Heeding The Call
- Let The Hammer Fall
- Hammer High*
- Bushido*
- Hearts On Fire*
Das Fanzit
13 Jahre, nachdem Shakra mit HammerFall auf Tour waren – bereits damals gab es sogar eine Doppelshow im Z7 – rocken die beiden Truppen wieder mal zusammen den Laden. Und wie! Die Schweizer fühlen sich auch auf grösseren Bühnen ganz offensichtlich pudelwohl und liefern einen bärenstarken Co-Headliner Gig ab. Und HammerFall? Die sind heute Abend schlichtweg überragend! Bestens gelaunt, in absoluter Topform, eine umgestellte Setlist mit einigen Überraschungen – insgesamt eine Performance, die vom Publikum dankbar angenommen wird! Wären da nicht noch die Götter Judas Priest und Iron Maiden unterwegs – diese Show wäre bereits jetzt ein unglaublich heisser Anwärter auf das „Konzert des Jahres“…
Die Organisatoren sind insgesamt offensichtlich ebenfalls zufrieden mit ihren sommerlichen Veranstaltungen, und so verrät mir Gad vom Z7, dass der geplante Abbau der Bühne verschoben wird und die eigentlich für die Halle vorgesehenen Rival Sons am nächsten Tag grad auch noch draussen spielen dürfen. Wenn das Wetter und auch sonst alles stimmt – warum auch nicht?