Ein Sturm bricht los
Die Schweizer Progressive Metal Szene ist zwar überschaubar, aber dennoch nicht zu unterschätzen. Mit Appearance Of Nothing steht ein führender Vertreter helvetischer Prog-Kunst am Start, der schon lange über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist.
Seit der letzten Veröffentlichung von AON sind inzwischen auch schon vier Jahre vergangen. Marc Petralito (Keyboards) stand für ein Kurz-Interview zur Verfügung und erzählte genug, um auf das kommende neue Album neugierig zu werden.
Metalinside.ch (Liane Paasila/Daniel Baratte): Das neue Album verspricht grosse Überraschungen sowie Veränderungen. Es gibt interessante Gastmusiker wie auch Wechsel innerhalb der Band. Willst du uns aufklären?
Marc Petralito: Wir haben sehr viele Veränderungen auf diesem Album durchlebt. Mit vielen Gastmusikern und persönlichen Neuerungen. Ich würde gerne bereits alles erzählen und mit Allem rausplatzen, aber ich muss mich noch ein wenig zurückhalten. Nun Veränderungen gibt es sicher durch den Weggang von einem unserer zwei Sänger/Gitarristen, von welchem wir uns Ende 2017 getrennt haben.
Wir haben uns lange hin und her überlegt ob wir den 2. Lead-Gesang ersetzen wollen, uns dann aber entschieden Omar Cuna (der verbleibende Lead Sänger) quasi als alleinigen Sänger zu lassen. Zum einen, da wir es komisch fanden einen neuen Frontmann/frau anzuheuern obwohl wir ja eigentlich mit Omar einen perfekten Frontmann haben. Zum anderen waren die neuen Songs gesanglich alle bereits auf Omar zugeschnitten und von ihm als Demo eingesungen. Er hat auf dem neuen Album sicherlich seine beste gesangliche Leistung abgegeben und wir sind alle begeistert von den vielen Facetten!
Zudem haben wir neu an der Gitarre Albert Ibrahimaj. Ein echter Glücksfall! Als 2-facher Gewinner der Scholarship für das Berkeley Music College ist er natürlich perfekt für uns! Er kannte uns bereits, da er u.a. seinen Gitarren-Schülern unsere Songs beigebracht hat. Wie cool ist das denn! Zum Thema Gastmusiker kann ich noch nicht zuviel verraten. Nur soviel: Auf der ersten Single “Storm” welche am 31.08.2018 released wird, könnt ihr nebst unserem Sänger Omar auch Anna Murphy (Cellar Darling, Ex-Eluveitie) an den Vocals hören. Die Idee einer weiblichen Stimme hat uns schon lange gereizt und fühlte sich durch die ganzen Veränderungen zum jetzigen Zeitpunkt richtig an. Wir wollten aber nicht einfach Songs wo sie ein paar Linien von Omar nachsingt, sondern ein quasi “klassisches” Duett. Der Song selbst ist ein kurzer power- Track, wo sich die beiden Stimmen von Omar und Anna schön ergänzen.
MI: Ihr habt bereits mit Produzenten wie Markus Teske zusammengearbeitet, wer übernimmt dieses Mal diese nicht gerade unwichtige Aufgabe?
MP: Auch hier haben wir kein Stein auf dem anderen gelassen. Dieses Mal wollten wir einen komplett neuen Sound. Weg von getriggerten Drums und künstlichen Sounds, hin zu einem natürlichen Sound. So konnten wir ebenfalls Anna Murphy im Soundfarm Studio für den Gesamtsound, Recording und Mixing verpflichten. Wir haben bewusst einen sehr natürlichen, echt gespielten Sound gewählt zusammen mit ihr. Echte Drums, echte Cellos, Piano, Hammond Orgel etc. Die Gitarren Aufnahmen hat Tommy Vetterli (Coroner) soundmässig aufgenommen und veredelt. Das ganze liessen wir dann von Jens Bogren (u.a. Opeth, Symphony X, Dimmu Borgir) in Schweden mastern. Es ist also eine komplett neuer Sound entstanden, der auch zu den etwas anders orientierten Songs passt.
MI: Wenn du das neue Werk mit den anderen Releases von AON vergleichen müsstest, wie würdest du die aktuelle Entwicklung beschreiben?
MP: Neue Situationen erfordern einen neuen Sound, haha. Ich denke es gibt einige, für uns, experimentellere Tracks als früher. Sprich: kurze und prägnante Songs, sehr sphärische Songs und dann eher unsere bekannten Trademarks. Jeder Song geht musikalisch etwas auf eine andere Reise. So ist eigentlich kein Song wirklich wie der andere, was es ehrlich gesagt etwas schwierig macht einen repräsentativen Song oder Stil zu nennen.
Ich verstehe Progressive Metal persönlich nicht als die x-te Kopie von Dream Theater’s ‘Images and Words’ (obwohl das ein super Album ist), sondern eher als eine allgemeine Offenheit gegenüber Neuem und verschiedenen Einflüssen. Ich habe diesmal so fest wie noch nie das Augenmerk auf das Songwriting gelegt. Und dafür ausschweifende Instrumental Parts etwas gezielter eingesetzt. Wobei mit zwei 10 Minuten Tracks auf dem Album dann sicherlich jeder auf seine Kosten kommt. Und bei einer Gesamtspielzeit von fast 60 Minuten dürfte es generell Einiges zu hören geben.
MI: Auffällig ist auch der Stil des ganzen Artwork. Unheimlich gut gelungen wie ich finde. Erzähle uns mehr darüber.
MP: Der Artwork Stil ist im Moment auf die Single “Storm” fokusiert und angepasst. Das Album wird einen anderen Stil haben. “Storm” selbst soll im Moment das Konzept hinter der Musik und den Lyrics widerspiegeln und so haben wir eine sehr kontrastreiche Bildsprache für Video und Bilder gewählt. Wir haben mit unserem Regisseur lange Ideen ausgetauscht was wir machen wollen und können, und verschiedene Video-Tests durchgeführt. Letztendlich haben wir eine Location ein Weekend lang zur Verfügung gehabt. Darin habe wir im Raum einen kompletten, zweiten neuen Licht-Raum rein gebaut für das Video und dann auch Outfit etc. dafür konzipiert. Ziemlich aufwändig, aber ich denke es hat sich gelohnt und es ist ein sehr spezielles Video geworden.
MI: Wann können wir mit dem Release des Albums und ersten Shows rechnen?
MP: Auf das effektive Release Datum müssen wir alle noch ein wenig warten. Das Album kommt dieses Jahr. Wir haben aber bis dahin noch einige visuelle, musikalische und sonstige Überraschungen welche vorher kommen und da möchte ich noch nicht zu viel verraten. Im Anschluss an den Release sind wir gerade eine Tour am zusammenstellen.