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Di, 7. August 2018

Stars in Town 2018 – Nightwish, Gotthard, The Beauty of Gemina

Herrenacker (Schaffhausen, CH)
/ 30.08.2018

Nightwish besuchen die Schaffhausener Altstadt

Auf ihrer kreuz und quer durch Europa führenden Tour besuchen die finnischen Symphonic Metaller von Nightwish das in der Schaffhausener Altstadt stattfindende Stars In Town Festival. Dabei kommen sie direkt von ihrem Gig in Wacken und werden im Anschluss nach Spanien ans Leyendas del Rock weiterreisen: Zwei grosse Festivals, zu welchen Metalheads aus aller Welt anreisen. Wir dürfen uns über den Abstecher und die fast schon intime Grösse des Auftritts also geehrt fühlen!

Ich muss gestehen, dass ich zuvor noch nie am Stars In Town war, geschweige denn davon gehört hatte. Erst durch das Nightwish-Announcement wurde ich auf das Multi-Genre-Festival aufmerksam. Dass am Nightwish-Tag der 9. Ausgabe zudem Gotthard spielen sollten, machte das Ganze natürlich noch ein wenig interessanter. Auf Beauty Of Gemina war ich natürlich ebenfalls gespannt, nachdem ich ein wenig in ihre Musik reingehört hatte.

Nun ja, besagter Nightwish-Auftritt in Wacken (Bericht folgt)… Das war so eine Sache… Die Symphonic-Könige konnten zwar mit ihrer Decades-Setliste, welche das Publikum durch die ganze Nightwish-Geschichte führte, durchaus überzeugen. Jedoch fehlte da für viele Fans eine gewisse Stimmung, der gewohnte Bombast. Man möchte gar sagen, zeitweise hätten sich die Musiker auf der Bühne ein wenig verloren gefühlt. Gegen Ende besserte sich die Situation dann erheblich. Ich bin also gespannt auf die heutige Show und die Stimmung bei Band und Publikum und hoffe das Beste.

Doch alles der Reihe nach. Noch befinde ich mich am Bahnhof Schaffhausen. Von hier aus geht es durch einige Gassen und über den Fronwagplatz, auf welchem es jede Menge Bier- und andere Stände, Cafés und sogar eine für alle zugängliche «Startrampen»-Bühne gibt. Der Eingang zum Herrenacker, dem «Infield», führt durch die eher enge Gasse «Tanne». Ich frage mich, ob sich nach dem Konzert wieder alle Besucher hier durchdrücken müssen. Auf dem Platz befindet sich ganz unten die Bühne, an den anderen drei Seiten gibt es Sponsoren- und Verpflegungsstände. Ich bin erstaunt darüber, dass der Platz so klein ist. Kein Wunder ist der Nightwish-Tag (und drei weitere von total fünf Tagen) ausverkauft!

The Beauty Of Gemina

Die Schweizer um Frontmann Michael Sele dürfen den heutigen Konzerttag eröffnen. Die Band spielt einen Mix aus diversen Genres, unter anderem Rock und Metal, aber auch elektronischer Musik. Die Stimmung der Songs ist durchgehend eher düster, was auch mit den Lyrics einhergeht. Ob das als Opener für Gotthard und Nightwish funktioniert, darüber bin ich mir selbst im Nachhinein noch nicht so sicher. Die Band wird vom Publikum eher wenig gefeiert. Klar, das Feiern hat bei düsterer Musik auch keine Priorität, trotzdem würde ich behaupten, dass die Fans einfach zu wenig vertraut mit dem Musikstil und den Songs sind und deswegen keine Stimmung aufkommt. Auch die runterbrennende Sonne ist natürlich bis zu einem bestimmten Grad ein Party-Killer. Trotz allem ertappe ich mich selber dabei, wie ich zwischendurch gebannt auf die Bühne starre und verfolge, was da passiert. Ich kann es mir selber nicht erklären, aber irgendwie zieht einen das Dargebotene doch in den Bann. Trotzdem bin ich froh, dass dieser erste Auftritt bald vorbei ist.

Gotthard

Die Tessiner, welche zu den grössten Rockbands der Schweiz zählen, bieten dieses Jahr mal etwas anderes. In Erinnerung an die schon lange vergangene D Frosted-Unplugged-Tour sind die Jungs aktuell auf der D Frosted II-Tour unterwegs. Selbstverständlich ebenfalls unplugged. Auch diese Band zieht natürlich Publikum an; ich erfahre von Leuten, dass sie die Hauptgruppe nicht einmal kennen. Auch wenn überwiegend Nightwish-Shirts zu sehen sind, haben die Schweizer definitiv auch etwas zum Ausverkauf beigetragen.

Zu Beginn stehen die Band selber sowie zwei Background-Sängerinnen auf der Bühne. Abgerundet werden die Unplugged-Shows vom Perkussionisten Andi Pupato, der Gotthard schon auf der ersten D-Frosted-Tournee unterstützte. Schon bald bekommt der ohnehin schon grosse Trupp Verstärkung vom Streichquartett G-Strings, welches ebenfalls komplett weiblich ist. Es stehen also zeitweise bis zu 13 Personen auf der Bühne, was neben den vielen Instrumenten und dem gross auf der Leinwand gezeigten Backdrop doch recht üppig rüberkommt.

Musikalisch bewegt sich die Band aktuell natürlich auf einer nicht ganz so rockigen Schiene. Trotzdem macht die Musik Laune, vor allem dadurch, dass die Songs natürlich bekannt sind. Altbekannte Tracks wie «Heaven» und «Lift U Up» sorgen genau so für gute Stimmung wie die neuen «Nic Maeder-Songs» «Remember It’s Me» und «Bang!». Gotthard liefern ganz gross ab. Kein wenig Hard Rock (dafür gibt es ja momentan CoreLeoni), schon gar nicht Metal, aber trotzdem grosses Kino!

Nightwish

Gestartet wird die heutige Hauptshow mit «End Of All Hope». Wie schon wenige Tage zuvor in Wacken haben die Finnen das Publikum sofort auf ihrer Seite. Im hohen Norden haben die Finnen nach wenigen Minuten aber ein wenig nachgelassen. Es kam ein bisschen rüber, als ob sie das Programm halt spielen «müssten», und gar nicht gross «wollten». Dies ist heute kein wenig der Fall! Mit «Wish I Had An Angel» holen Tuomas & Co. sogleich ein weiteres As aus dem Ärmel und legen mächtig los. Ein Song aus dem Pflichtprogramm, mit dem eigentlich nichts schief gehen kann. Dann folgt der Knüller: Da es heute ein wenig mehr Spielzeit als in Wacken gibt, muss man die Setliste natürlich mit zusätzlichen Songs auffüllen: Der erste von total zwei Extras ist «10th Man Down», bei welchem auf der grossen Leinwand unzählige Grabsteine eingeblendet werden.

À propos Leinwand: Wie wir es von Nightwish und den Shows der letzten paar Jahre gewohnt sind, gibt es zu jedem Song Videosequenzen, welche das Dargebotene untermalen. An Pyro wird natürlich auch kein wenig gespart (so knallt es ein paar Mal sogar unter dem Bühnenboden, das ist hier vorne ganz schön laut!). Das Publikum würdigt den starken Auftritt mit lautem Gejohle und viel Applaus.

Auch bei den kommenden Songs lassen die Musiker nichts anbrennen. Die Setliste bleibt gegenüber Wacken weitgehend unverändert, hinzu kommt der Oceanborn-Song «Sacrament Of Wilderness». Das Zückerchen des ganzen Konzerts bilden dann aber die letzten Songs. «Slaying The Dreamer», ein Knaller, der für sich selbst spricht. Wieso dieser Track nicht zum Standardprogramm der Finnen gehört, verstehe ich wirklich nicht. Es folgen die beiden Hauptteile des (für mich persönlich) allerbesten Nightwish-Songs (kann man das noch Song nennen?) «The Greatest Show On Earth». Hühnerhaut pur! Dass vorne und hinten ein Teil des Tracks abgeschnitten wird, ist aufgrund der extraordinären Länge absolut verständlich und keineswegs weiter schlimm, zumal die letzten beiden Teile ja am Konzertende noch als Konserve aus den Boxen dröhnen. Zum Abschluss jagen Floor und die Jungs Schaffhausen dann noch den Once-Track «Ghost Love Score» in die Ohren – und mir Schauer über den Rücken!

Noch während sich die Musiker auf der Bühne verbeugen und sich ihren wohlverdienten Applaus abholen, lasse ich die Show Revue passieren: Ein viel stärkerer Auftritt als in Wacken, eine grandiose Stimmung im Publikum und die gute Songwahl lassen diesen Abend in die Geschichte eingehen!

Ab nach Hause!

Der bis jetzt sehr tolle Abend wird lediglich durch die Heimreise ein wenig getrübt: Tatsächlich müssen sämtliche Besucher wieder durch die enge Gasse, durch die sie reinkamen, das Gelände verlassen. Wortwörtlich ein Flaschenhals… Auch mit den angeblichen 30 Minuten bis zum Zürich HB, mit dem das Festival auf der Homepage warb, wird der Besucher in die Verwirrung geführt. Die kürzeste Zugverbindung dauert 38 Minuten, die letzte Verbindung mit dieser Dauer fährt um 22:47 – also bevor das Konzert überhaupt fertig war. Für die danach folgenden Probleme der SBB kann ich natürlich nicht mehr die Veranstalter verantwortlich machen. Mindestens der Flaschenhals beim Ausgang sollte aber in Zukunft verbessert werden.

Das Fanzit

Drei komplett unterschiedliche Musikstile, ein Festivaltag, ein Publikum. The Beauty Of Gemina überzeugen mit ihrem Dark Rock, Gotthard hauen das Publikum mit ihrem Unplugged Hard Rock aus den Socken und Nightwish… Nun, Nightwish lassen die Herzen aller Besucher höher schlagen! Mit einer genialen Show, bestehend aus Songs aus der gesamten Nightwish-History, jeder Menge Pyro und einem sympathischen Auftreten beweisen die Finnen einmal mehr, wer weit oben an der Spitze des Symphonic Metals steht.

Das 10-Jahres-Jubiläum des Stars In Town Festivals findet vom 6.-10. August 2019 statt. Bei einem ansprechenden Line Up werde auch ich wieder vereinzelte Tage anwesend sein.

Setliste Nightwish

  1. End Of All Hope
  2. Wish I Had An Angel
  3. 10th Man Down
  4. Come Cover Me
  5. Gethsemane
  6. Élan
  7. Sacrament Of Wilderness
  8. Amaranth
  9. I Want My Tears Back
  10. Devil & The Deep Dark Ocean
  11. Nemo
  12. Slaying The Dreamer
  13. The Greatest Show On Earth (Chapter II: Life / Chapter III: The Toolmaker)
  14. Ghost Love Score
  15. Outro: The Greatest Show On Earth (Chapter IV: The Understanding / Chapter V: Sea-Worn Driftwood)

*Zugaben

Fotos Nightwish und Gotthard – Stars in Town 2018 (Vedi)


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