Schwabenpower is back!
Wenn es um unterschätzte und unterbewertete Bands geht, dann muss zwangsläufig auch der Name Brainstorm fallen. Seit Jahren liefern die Schwaben um Fronter Andy B. Franck hochwertiges Futter für die Ohren, liefern auf der Bühne schweisstreibende Shows und werden auch von Seitens Presse mit Lob überhäuft. Und trotzdem fliegt der Fünfer immer weit unter dem Radar der meisten Metalheads. Völlig zu Unrecht und unverständlich!
Ende September ist nun das zwölfte Studioalbum erschienen: „Midnight Ghost“. Drei Songs („The Pyre“, „Ravenous Minds“ und „Revealing The Darkness“) wurden in den letzten Wochen bereits als Videoclips auf Youtube präsentiert. Während mich der erstgenannte Titel noch nicht restlos überzeugte, so steigerten die anderen beiden die Vorfreude auf ein grossartiges Album. Und das ist es auch wirklich geworden!
Eröffnet wird der gut 50-minütige Silberling mit dem treibenden „Devil’s Eye“, welcher zu 100% typisch Brainstorm daherkommt. Das Riffing, Andy’s Stimme – alles passt einfach: Ein Einstieg nach Mass. Und schon folgt das erste ganz, GANZ grosse Highlight: „Revealing The Darkness“. Tempomässig etwas gemächlicher unterwegs, aber mit ungeheurer Power (speziell der Teil vor dem Gitarrensolo) und über allem ein Chorus, der unter die Haut geht. Oder als Ohrwurm haften bleibt. Oder beides.
„Ravenous Minds“ hab ich Vorfeld etwas vernachlässigt, dies wird nun nachgeholt – denn dieser Track steht in seinem Vorgänger in nichts nach. Eingängig, aber dennoch mit genügend Wucht und auch hier ein Refrain, der haften bleibt wie der beste Sekundenkleber. „There is no way out of here!“
„The Pyre“ war wie angetönt der erste Track, den Brainstorm vorab an die Öffentlichkeit getragen haben. Die schnelle Nummer hat mich nicht wirklich gepackt und auch jetzt, im Zusammenhang mit dem ganzen Album, ist es kein Favorit. Nun ja – alles kann einem ja nicht gefallen, aber ich gebe auch zu, dass der Song schlussendlich ja gar nicht so übel ist.
Der längste Track ist „Jeanny Boulet“. Sanfte Gitarrenklänge und Regen eröffnen die fast acht Minuten Spielzeit, bevor es episch und orchestral wird. Andy’s markante Stimme setzt dem ganzen Spektakel den typischen Brainstorm-Stempel auf. Stilistisch würde ich als Vergleich wohl am ehesten das fantastische „…and I Wonder“ heranziehen. Grossartig!
„Divine Inner Ghost“ ist der nächste urtypische Brainstorm-Headbanger, ganz im Stile von „Falling Spiral Down“ oder „Firesoul“, „When Pain Becomes Real“ haut in die gleiche Kerbe. Doch nun, Ladies and Gentlemen, folgt der möglicherweise beste Track des Mitternachtgeistes: „Four Blessings“! Ein Midtempostampfer, wie ihn (fast) nur diese Schwaben schreiben können! Andy’s Stimme, sägende Riffs und über allem ein Chorus, der fast von Accept sein könnte. Spitzenmässig!
Man könnte jetzt die Befürchtung haben, dass die letzten zwei Nummern dadurch etwas abfallen könnten. Für „Haunting Voices“ trifft dies definitiv nicht zu, denn auch hier haben die Jungs einen ohrwurmigen Refrain am Start. Das eher sanfte, abschliessende „The Path“ hat dann allerdings tatsächlich das Potenzial, übersehen zu werden. Was zwar irgendwie schade wäre. Allerdings will die durchaus hörbare Powerballade halt nicht ganz zum Rest der Platte passen.
Das Fanzit zu Brainstorm – Midnight Ghost
Einen starken Nachfolger für ein Überalbum schreiben, ist nie einfach. Brainstorm haben die eigene Messlatte mit „Firesoul“ 2014 dermassen hoch gelegt, dass vor zwei Jahren „Scary Creatures“ kaum eine Chance hatte. Zwar ist das 2016er Werk alles andere als schlecht! Aber es bleibt irgendwie doch hinter den Grosstaten der Marke „Liquid Monster“, „Downburst“ oder eben und vor allem „Firesoul“ zurück. „Midnight Ghost“ ist da jedoch ganz anders! Deutlich stärker, die Songs zünden ohne Ende, Hymnen und Ohrwürmer sind fast Massenware – und das in absolut positiven Sinne gemeint! All das, was mir zu einem gewissen Grad auf der „SC“ fehlte, liefern Brainstorm hier nach – das Resultat ist eines der besten Alben des Jahres 2018! 9 von 10 Punkten sind da mehr als gerechtfertigt!
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