Mit Denimstoff und Leder zu Glanz und Gloria
Saxon dürfen zu Recht als Dauerbrenner bezeichnet werden: Während die Fans sich an die 2018 erschienene „Thunderbolt“ erfreuen (Dutti hat sie auf Metalinside besprochen), werden die früheren Sachen aufs Neue wiederveröffentlicht.
Das letzte Mal haben wir uns über die Vinyl-Wiederauflagen des Hauses Bertelsmann Music Group (BMG) unterhalten. Heute widmen wir uns weiteren drei Saxon-Werke, aber diesmal der CD-Version. Es erwartet euch eine stabile, schwere Hardcover-Ausführung, wie ihr sie sonst vom Buchhandel kennt. Ein 24-seitiges Mediabook mit vielen Überraschungen begleitet jede Disk und wer alle drei besitzt, geniesst neben den Studioalben insgesamt achtundzwanzig Bonusspuren, die entweder aus Livemitschnitten oder aus Demoaufnahmen zusammengesetzt sind. Diese üppigen Versionen sind eine schicke Alternative zu der längst vergriffene und eher schlicht gehaltene 10er-Box von Parlophone, die die ersten Werke der Briten enthielt.
Denim And Leather – 1981 (Re-Release)
Diese Platte – die dritte innerhalb von siebzehn Monaten – wurde im Sommer und zum Teil in den Aquarius Studios in Genf aufgenommen. Deswegen verzichteten Saxon auf Auftritten an den angesagten Sommerfestivals. Stattdessen starteten sie am 30. Oktober 1981 in Bruxelles ihre europäische Tour, die durch sechsundzwanzig Städte verlief und die Grundlage für ihre erste Livescheibe lieferte. Sie trug den Namen „The Eagle Has Landed“ und landete ab 1982 auf dem Plattenspieler der Fans. Die Kampfausrüstung bestand unter anderem aus 12 Tonnen Verstärker für 45‘000 Volt Sound-Power (Quelle: Fanzine Godzilla #2 – 1981). Zwei Tage vor Beginn der Tournee verletzte sich Schlagzeuger Pete Gill an einer Hand, so musste der langjährige Freund der Band Nigel Glockler einspringen und den ganzen Set in nur anderthalb Tag lernen, was ihm auch gelang. „Denim And Leather“ war die zweite und letzte Saxon-Platte, die es damals in die Top 10 der UK-Charts und die erste die es in Deutschland in die Charts schaffte (Platz 37). Sie gilt heute als ein Klassiker der NWOBHM.
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Power & The Glory – 1983 (Re-Release)
Bei Saxon ging es Schlag auf Schlag. Nach der Tour begannen die Mannen um Biff die Aufnahmen der Songs für „Power & The Glory“, das erste Studioalbum mit Nigel Glockler am Schlagzeug. Damit fassten Saxon sogar in Südkorea Fuss und zwar mit einer Musikkassettenversion, die allerdings ohne das namensgebende Lied „Power & The Glory“ erschien. Die Band war damals so populär, dass sie 1983 zum 33. Festival von Sanremo eingeladen wurde, wo sie mit dem Stück „Nightmare“ auftrat. An dieser Ausgabe kam es auch zu einem Eklat, denn Rebell Vasco Rossi verliess die Bühne, während sein Lied „Vita Spericolata“ weiterlief, so dass allen Zuschauern klar wurde, dass Sanremo eine reine Playbackfarce war. Im selben Jahr beschloss Saxon die Trennung vom Label Carrere. Es gab angeblich wenig Transparenz betreffend die tatsächlichen Verkaufszahlen. EMI zögerte nicht einzuspringen und der Band einen neuen Vertrag anzubieten.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt stellt sich eine berechtigte Frage: Warum schafften es Saxon nie so gross zu werden wie Judas Priest oder Iron Maiden?
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Crusader – 1984 (Re-Release)
Dreizehn Monate später, im Jahr das George Orwell gewidmet war und in dem Apple den Macintosh präsentierte, erschien „Crusader“, ein Werk welches als verhältnismässig schwach angesehen wurde (Holger Stratmann vergab ihm die Note 7/10 im Rock Hard #5). Dieses war das letzte, das für das französische Label Carrere produziert und das erste, dass von EMI vertrieben wurde. Es ist aus heutiger Sicht betrachtet anders als die vorherigen, etwas kommerzieller und – wie so oft bei langlebigen Bands – dem damaligen Zeitgeist entsprechend. Spielte vielleicht auch ein Blick über den grossen Teich nach Amerika eine Rolle? Die US-Tour war für die Band bestimmt erlebnisreich (Stichwort „Spinal Tap“, falls ihr Lust habt, nachzuforschen). Sie wechselte sich mit Motley Crue als Headliner ab und trat als Special Guest bei Iron Maiden auf, die zur selben Zeit in den Vereinigten Staaten unterwegs waren. Danach spielte sie einige Daten in Deutschland als Vorgruppe von Accept. Der Albumtitel „Crusader“ hatte ursprünglich wenig mit den Kreuzzügen zu tun. Auf Wikipedia finden wir ein Zitat von Steve Dawson, in dem er sagt, dass im Logo der Daily Mail ein Kreuzritter zu sehen war und es damals ein Ford-Modell gab, das den Namen Cortina Crusader trug. Die Bandmitglieder mochten den Namen „Crusader“ so sehr, dass sie einfach dazu passende Songs schrieben. So schnell kann es gehen.
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Das Fanzit
Unabhängig davon, ob ihr Saxon entdecken oder Lücken in eurer Sammlung füllen möchtet, die BMG-Wiederauflagen sind eine gute Wahl, die beiden Ansprüchen gerecht wird.