Metalinside.ch - Arch Enemy - Wacken Openair 2018 - Foto Steve
So–So, 29. Juli–5. August 2018

Wacken Open Air 2018 – Judas Priest, Nightwish, Arch Enemy, Watain, Lotrify u.v.m.

Wacken (Schleswig-Holstein, DE)
/ / / 21.10.2018

Wacken 2018: Staub ohne Ende!

Domi the Stick: Anfangs August fand das 29. Wacken Open Air 2018 im kleinen schleswig-holsteinischen Metal-Mekka statt. Es war staubig, dazu hatten die monatelange Trockenheit und die extreme Hitze beigetragen. Nichtsdestotrotz feierten einmal mehr Zehntausende von Metalheads aus aller Welt eine riesige Party – statt mit Regenjacke und Gummistiefeln für einmal mit Staubmaske bewaffnet!

Dutti: Richtig gelesen: Für einmal waren Schlamm und Regen auf dem unheiligen Acker überhaupt kein Thema. Der Konsum von Wasser (also Bier ohne Hopfenzusatz) wurde zu einer überaus wichtigen Tätigkeit. Die Besucher konnten sich abermals an genialen Shows und energiegeladenen Bands «en masse» erfreuen. Eine geniale Festivalausgabe, die am Ende aber für meinen Geschmack viel zu rasch zu Ende ging. Was unserer Metalinside-Crew alles widerfahren ist, werden wir euch in den nachfolgenden Zeilen mit viel Freude genauer erläutern.

Domi: Nach etlichen Jahren mit Regen und Schlamm war der Blick auf die Wettervoraussichten für Schleswig-Holstein eine wahre Freude. Das Wetter war angenehm und trug aus meiner Sicht dazu bei, dass diese Ausgabe fröhlich, positiv und angenehm wurde. Die Leute aus aller Welt haben mich ein weiteres Mal beeindruckt und auch nach über 10 Jahren Wacken ist mein Hunger ungestillt…einmal Wacken immer Wacken!

Dutti: Wacken! Seit Jahren stehen diese sechs Buchstaben für den totalen Metal-Wahnsinn. Während einer Woche im Sommer verwandelt sich ein kleines Dörfchen in Schleswig-Holstein ins Mekka der lauten und dröhnenden Gitarrenmusik. Liebe Dorfbewohner, sperrt eure Kühe ein; hier kommen die Metalheads!

Domi the Stick: Noch während ich diese Zeilen schreibe, huste ich mir Staub aus den Lungen. Die vergangene Woche war hart, unsere Lungen wurden strapaziert. Nichtsdestotrotz wage ich zu behaupten, 2014 sei die Staubsituation schlimmer gewesen. Die Veranstalter hatten ihre Erfahrungen aus dem Jubiläumsjahr gezogen und verschiedene Massnahmen gegen ein Staub-Chaos getroffen, unter anderem die Benetzung des Infield-Bodens. Und ob mir Schlamm oder Staub lieber ist, kann ich nicht abschliessend sagen. Beides macht Spass, von beidem hat man irgendwann aber die Nase voll (wortwörtlich, zumindest beim Staub).

Domi: Da gebe ich dir recht, Domi the Stick. Ich habe es genau so empfunden. 2014 war die Situation mit dem Staub einiges schlimmer. Vor der Bühne waren die Staubemissionen sicher ähnlich hoch wie
vor einigen Jahren, aber weiter hinten im Infield trugen die Verbesserungen der letzten Jahre zur Entspannung bei. 

Sonntag, 29. Juli 2018: Die Ersten reisen an

Domi the Stick: Lasst das Abenteuer beginnen! Dass das Wacken Open Air erst ab Donnerstag stattfindet und die Anreise erst ab Montag möglich ist, hält mein Trüppchen nicht von unserem Plan ab. Für uns beginnt das diesjährige Wacken bereits am Sonntagmorgen. Von Zürich aus fahre ich mit meiner Truppe nach Hamburg, und zwar mit dem Direktzug der deutschen Bahn. Von da aus geht es mit der Regionalbahn nach Itzehoe, von wo aus man irgendwie schon nach Wacken weiterkommt. Diesen Weg haben wir 2017 zum ersten Mal getestet und bis jetzt hat er sich bewährt (Über die Probleme mit der DB verliere ich hier mal nicht allzu viele Worte, nur so viel: Manchmal brauchen die echt Nerven!). Dieses Jahr haben wir uns eine Übernachtungsmöglichkeit bei einer viel zu gastfreundlichen Wackener Familie gesucht. Nach einer gemütlichen Grillrunde verschieben wir in den Landgasthof «zur Post», welcher im Sommer eine Woche lang «zum Wackinger» genannt wird. Neben den Einwohnern sind einige Wacken-Leute, die man aus Videos kennt, anzutreffen. Zwei Tische weiter entdecken wir Andreas Pooch, besser bekannt als «Maschine». Der Moderator und Allrounder, der an vielen Wacken-Events wie auch Cruise, Mountain und Holidays tätig ist, geniesst die Ruhe vor dem Sturm. Ob wir jeweils in die Late Night Show kommen werden. Aber natürlich, Maschine! Nach einigen Korn-Cola ist der Abend dann auch schon vorbei, schliesslich folgt eine strenge Woche…

Montag, 30. Juli 2018: Man richtet sich ein

Domi the Stick: Montag früh ist dann Action angesagt! Einkaufen (Essen, Bier…), Gepäck schnappen, ab aufs Gelände. Auch dieses Jahr können wir wieder plus minus in unserer Stammregion campen. Nachdem alles aufgestellt ist und die ersten Dosen Bier gekillt wurden, machen wir uns auf den Weg zur Bändchen-Ausgabe. Hier geht wie üblich alles rasend schnell und unkompliziert. Gleich nebenan aktivieren wir noch unsere per Internet aufgeladenen Cashless Payment-Karten an einer NFC-Säule. Für mich ist es das erste Mal, dass ich eine Cashless-Karte an einem Festival benutze. Alles in allem funktioniert das Ganze recht gut. Jetzt müssen nur noch weitere Orte ans System angeschlossen werden (z.B. die Camping-Supermärkte) und alle Geräte auch wirklich vom Montag an in Betrieb sein, sonst muss man trotzdem jede Menge Bargeld dabeihaben. Wenn die Entwicklung so weiter geht (und Bargeld trotzdem eine Alternative bleibt), kommt das gut!

Maschine’s Late Night Show (zum ersten)

Domi the Stick: Am Abend beratschlagen wir, wo wir uns verpflegen. Maschine’s Late Night Show, die heute um 21 Uhr im obengenannten Landhaus stattfindet, ist ein Fixpunkt auf dem Programm. Wieso also nicht gerade dort essen? Die Dorfbeiz bietet ein abwechslungsreiches Menü. Für mich gibt es ein simples SchniPo (welches ich kaum runterbekomme, das sind ja extreme Portionen…), andere in der Gruppe probieren exotischere Gerichte wie z.B. «Chili con Quinoa». Da die Terrasse voll ist und wir uns einen guten Platz für die Show sichern wollen, sind wir auch gleich indoor beim Sound-Check dabei, welcher dann kurzerhand in eine kleine Privatshow mit spontanen Sprüchen umgewandelt wird. Maschine ist ein Improvisationstalent!

Die Show geht los… Was ich an diesen Shows gut finde, mag man sich vielleicht fragen, schliesslich ist das ja nur Rumblödeln. Auf diese Frage kann ich leider keine gute Antwort geben. Es geht um das Feeling, um eben dieses Rumblödeln, um Unterhaltung, und mit den jeweiligen Gästen natürlich um interessante Themen. Heutiger Gast ist Mutz, auch er ist irgendwie überall dabei. Der Gitarren-und-singsang-Musiker mag vor allem mit seiner Stimme zu überzeugen. Für mich persönlich wird es heute allerdings schnell zu viel, vor allem da Mutz praktisch nur eigene Songs und keine Covers bringt. Nichts gegen Mutz, eher gegen mich als Mutz-Ignorant. Als Person finde ich den Typen aber super. Richtig charismatisch und immer für einen guten Witz zu haben. Da macht er direkt Maschine Konkurrenz. Zwischen den musikalischen Einlagen gibt es jeweils diverse komödiantische Einlagen, z.B. die theaterhafte Werbung für Wera Werkzeuge (Slogan: «Passt in jeden Schlitz!») oder die aus der Mitte des letzten Jahrhunderts stammenden, nur ganz leicht frauenfeindlichen Werbeclips für «Frauengold». Oder aber einfach die unzähligen, dummen Sprüche aus dem Munde unseres Moderators. Genug der langen Rede, nach dem Heimlaufen («Zum Wackinger» befindet sich immerhin am anderen Ende des Dorfes) und Rumhängen auf dem Campingplatz geht’s ab in die Heia!

Dienstag, 31. Juli 2018: Von duschen und baden

Dutti: Mein Trüppchen und ich treffen kurz vor Dienstagsmittag auf dem Gelände ein. Für uns Routiniers steht nun der übliche Ablauf an: Zelt aufbauen, Bändchen holen und danach die freie Zeit zur Erholung und Entspannung nutzen. In Sachen Bands geht’s dann ab dem morgigen Tag richtig zur Sache. Mit unserem Campingplatz werden wir zu Beginn nicht wirklich warm. Trotz verhältnismässig früher Anreise sind wir irgendwo auf «U» gelandet. Doch so übel wie anfangs gedacht ist es gar nicht. Nach einem nicht einmal zehnminütigen Fussmarsch steht man bereits vor dem Bullhead-Zelt. Zudem befindet sich unmittelbar neben unserem Lager das Duschcamp «S1». Wird es etwa an meinem achten W:O:A zu einer Sensation kommen? Werde ich tatsächlich duschen gehen – obwohl duschen doch bekanntermassen gar kein Metal ist? Die Auflösung folgt schon bald.

Erstmal geht’s aber wie bereits angetönt zur Bändchenausgabe. Schwupdiwups – das läuft ja ratzfatz hier. Mit Bändchen und «Full Metal Bag» ausgestatten nutzen wir die Gunst der Stunde und schauen noch rasch beim Festival-Merch vorbei. Zack! – somit wäre dies ebenfalls erledigt und die stets begehrten Artikel befinden sich in unserem Besitz. Und nun? Ab zurück ins Camp. Schliesslich sind die Wege problemlos begehbar. Erde, Wiese, kaum Unebenheiten – das kennt man von Wacken eigentlich nicht. Viele haben sich im Vorfeld der Veranstaltung sehnlichst Regen und Schlamm herbeigewünscht. Thor – oder wer auch immer – hat das Flehen dieser Personen jedoch nicht erhört. Mir persönlich gefallen die vorherrschenden Witterungen. Exakt so stelle ich mir ein wundervolles Sommer-Festival vor. «Schlamm-Junkies» können sich ihre Dosis meinetwegen in irgendeinem Wellness-Hotel abholen. Okay, okay, gegen ein paar Wölkchen mehr und ein gelegentliches kühles Lüftchen hätte ich ehrlich gesagt nix einzuwenden.

Den restlichen Tag verbringen wir schliesslich gemütlich vor unserem Zelt sitzend. Die Haut möchte schliesslich auch wieder einmal ein bisschen gebräunt werden. Neben dem grossen Schwitzen wird munter über vergangene Wacken-Erlebnisse und auch das diesjährige Programm philosophiert. Kurz vorm Schlafengehen dann schliesslich die Sensation: Dutti geht duschen – und das in Wacken! Bei diesen Temperaturen entpuppt sich die ganze Geschichte jedoch als willkommene Abkühlung. Frisch und gut gelaunt geht’s danach hinein in den Schlafsack und ins Land der Träume. Morgen gilt es ernst. Ich frage mich, ob meine Metalinside-Kollegen ebenfalls schon auf Platz sind.

Domi the Stick: Aber natürlich, Dutti! Während deine Mannschaft heute die Zelte aufschlägt, chillt und duscht, verschlägt es meine Leute und mich ins örtliche Freibad, welches letztes Jahr das 50-jährige Jubiläum feiern durfte. Ob die Badi ohne das Festival noch existieren würde, wissen wohl nur die Sterne. Diese eine Woche im Jahr beschert aber wohl so viele Einnahmen, dass der Erhalt gesichert ist. Dass es sogar Badi-Merch gibt, spricht für sich. Neben den üblichen Speisen wie Pommes Frites und Nuggets gibt es hier auch die auf dem Festivalgelände erhältlichen Wacken Nacken zu kosten, neben Softgetränken wird auch Bier und Flying Hirsch verkauft. Die Stimmung hier ist super, was bei diesem Wetter auch nicht verwunderlich ist. Ganz beliebt sind die überdimensionalen Wasserbälle, welche jeweils auch während den Konzerten vom Publikum hin- und hergeworfen werden, sowie der Sprungturm. Um runterzuspringen, muss man je nachdem gut und gerne fünf bis zehn Minuten anstehen. Dabei ist es genau so unterhaltsam, unten im Pool zu warten und die Springenden zu beobachten, welche teilweise nicht ganz ungefährliche Sprünge wagen. Wer es gemütlich mag, ist im Wackener Freibad bestimmt nicht falsch!

Auf dem Weg dorthin galt es aber zuerst ein weiteres Mal, die Hauptstrasse zu durchlaufen. Die Wackener Hauptstrasse, jener Ort, an dem ab morgen die Post abgehen wird. Jener Ort, wo jede Menge Essens- und Bierstände zu finden sein werden; jener Ort, an dem die Dorfjugend sich mit Pfandsammeln und Biertransport ein Sackgeld dazu verdienen wird. Jener Ort, an dem die Metalheads auf die Einwohner treffen. In dieser Strasse befinden sich auch das Wacken Office, der Outlet-Store sowie Ali’s Dönerbude, welche übrigens das ganze Jahr geöffnet hat. Ebenfalls auf dem Weg zum Freibad liegt das Einkaufs-Drehkreuz: grosser Edeka, grosser Netto und die Wacken Brauerei «Beer Of The Gods» auf einem Haufen. Meine diesjährige Entdeckung: Das Met Slush Ice, welches es für wenige Euronen auf dem Vorplatz der Brauerei zu kaufen gibt. 

Maschine’s Late Night Show (zum zweiten)

Domi the Stick: Zum Ausklang des Abends geht es ein weiteres Mal an Maschine’s Late Night Show. Dies bedeutet zum einen Jägermeister-Runden für die Besucher, zum anderen wieder jede Menge Spass. Ab heute wird unser Moderator von der spanischen Band Alien Rocking Explosion unterstützt. Gäste sind die beiden Metal Battle-Promoter aus Bulgarien und der Karibik, die schwedische Metal Battle-Band Chugger sowie Thomas Jensen, seines Zeichens Wacken-Oberhaupt (zusammen mit Holger Hübner). Mit ersteren wird vor allem darüber gequatscht, dass Metal Menschen aus der ganzen Welt vereint; Thomas wird unter anderem über mögliche Headliner für das kommende Jubiläum ausgefragt. Dabei darf die Rammstein-Frage natürlich nicht fehlen, welche die Gerüchteküche bereits seit Wochen brodeln lässt. Wirklich aussagekräftige Antworten gibt es aber auch hier leider nicht. Geduld muss Weile haben! Nach der Show kommen wir noch ins Gespräch mit der karibischen Band Asylum, welche uns stolz die Bedeutung ihres Namens erklären und gestehen, dass sie doch ein wenig aufgeregt sind. Sympathisch!

Mittwoch, 1. August 2018: Entdeckungsreise im Bullhead-Zelt und auf der Wackinger-Stage

Lotrify

Dutti: Am heutigen Mittwoch haben wir Schweizer allen Grund für Feierlichkeiten. Der 1. August ist ja bekanntermassen unser Nationalfeiertag. Doch es kommt noch besser: Unseren Landsleuten von Lotrify wird die grosse Ehre zuteil, das diesjährige W:O:A in Sachen Konzerten zu eröffnen. Beim Finale des Metal Battle in den heimischen Gefilden konnten sich die fünf Jungs erfolgreich gegen Angry Again, Circle Of Execution und Deus Ex Machina durchsetzen. Zur Belohnung dürfen sie ihr Können nun auf der W:E:T-Stage unter Beweis stellen. Da stehe wohl nicht nur ich mit Stolz erfüllter Brust vor der Bühne. «Chömed Jungs, gäbet alles!».

Domi: Mir ist an diesem Tag zuerst gar nicht zum Feiern. Erstens reise ich heute erst nach Hamburg und zweitens bekomme ich am Morgen um 7 Uhr eine SMS, dass mein Flug nicht durchgeführt wird. Also geht es mit Adrenalin an den Flughafen. Glück im Unglück, ich werde auf eine der nächsten Maschinen umgebucht und fliege mit 2 Stunden Verlust via Düsseldorf nach Hamburg. Nochmals Glück gehabt. Irgendwann habe ich dann mein Hauptquartier in Itzehoe bezogen und ein Grinsen huscht mir übers Gesicht. Dann geht’s zu Kaffee und Kuchen zu unseren Gastgebern. Den Acker sehe ich heute bewusst noch nicht. Mit 40 Jahren muss man seine Kräfte gut einteilen.

Dutti: Beim diesjährigen Wacken Metal Battle treten Truppen aus 28 Ländern gegeneinander an. Den Gewinnern winken Siegprämien von der Wacken Foundation, Sachpreise (wie z.B. neue Ausrüstungen für den Proberaum) und der Erstplatzierte Akteur darf sich zudem auf einen Auftritt am Full Metal Holiday in Mallorca freuen. Doch viel Zeit um die anwesende Jury zu überzeugen bleibt nicht. Sämtliche «Battle-Bands» müssen mit einer Spielzeit von 20 Minuten auskommen.

Lotrify schicken «Ill-Minded» als erste Nummer ins Rennen. Der wuchtige Melodic Metal lädt sogleich zum munteren Mähne schütteln ein. Scheinbar problemlos vollzieht Sänger Sacha Wacker in Sachen Stimmlage jeweils den Wechsel von Growls zu den klar gesungenen Passagen. Wacker in Wacken – das muss ja einfach passen. Abgesehen von «Split The Pit» besteht die Mini-Setliste komplett aus Songs des neuen Albums «Resilience», welches Ende September im Rahmen einer sicherlich coolen Release-Show unters Volk gebracht werden soll.

Das Bullhead-Zelt befindet sich übrigens fest in Schweizer Hand. So fühlt man sich ja schon beinahe heimisch hier. Schön zu sehen, dass Lotrify in diesem Ausmass unterstützt werden. Metalinside-Kollege Domi The Stick mischt ebenfalls ganz vorne mit. Ich habe den 11 Uhr-Slot zuerst ehrlich gesagt als ein bisschen unfair empfunden, aber meine Mit-Metalheads haben mich eines Besseren belehrt und sind sehr zahlreich zu dieser Frühschicht angetreten. Der Fünfer auf der Bühne dankt es der Masse mit einem starken Auftritt. Ob es am Ende für den Sieg reichen wird, werden wir allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt erfahren.

Setliste – Lotrify

  1. Ill-Minded
  2. Xenophobic
  3. Something To Nothing
  4. Split The Pit

Godless

Dutti: In diesem Jahr habe ich mir fest vorgenommen, möglichst viel Zeit bei den kleineren Bühnen zu verbringen und die etwas unbekannteren Kapellen zu unterstützen. Mit grosser Wahrscheinlichkeit gibt es dabei auch viel zu entdecken. Somit könnt ihr mich für diese Mission gerne als Christoph Kolumbus der Metal-Szene bezeichnen.

Meine metallische Reise führt mich als nächstes zu den Todesmetallern Godless, die mit ihrem heftigen Geknüpple gleich einmal die Stabilität der Headbanger-Stage auf Herz und Nieren prüfen. Die indische Dampfwalze kennt keine Gnade und bringt das Zirkuszelt richtiggehend zum Beben. Frontgrunzer Kaushal verfügt über ein brutales Stimmorgan. Das Quartett sorgt für ordentlich Stimmung und aufgrund dessen dauert es auch nicht lange, bis die ersten Moshpits zu sehen sind. Dass die Inder beim Publikum einen überaus bleibenden Eindruck hinterlassen haben, wird durch die zahlreichen Zugabe-Rufe am Ende ihres Auftritts nochmals ziemlich verdeutlicht.

Setliste – Godless

  1. Infest
  2. Empty Graves
  3. Infected By The Black
  4. Oneiros

Down For Life

Dutti: Vom Land der köstlichen Curry-Speisen und IT-Beratungsexperten geht’s hinüber zum grössten Inselstaat unseres Planeten: Indonesien. Aus der Stadt Surakarta stammen die Melodic Death Metaller Down For Life. Die melodiösen Elemente dringen während ihrer Darbietung jedoch nicht wirklich in mein Ohr. Die Herrschaften scheinen bevorzugt auf die Schiene Todesmetall zu setzen. Leider lässt die Soundqualität generell zu wünschen übrig. Insbesondere Sänger Stephanus Adjie ist kaum zu hören. Die als Dekorationen verwendeten Masken auf der Bühne können die ganze Sache auch nicht retten.

Setliste – Down For Life

  1. Prosa Kesetaraan
  2. One Town One Crown
  3. Dead Shall Rise
  4. Pesta Partai Barba

Xenoblight

Dutti: Zurück nach Europa. Ich fühle mich ein bisschen wie ein Tennisball. Ständig hüpft man zwischen der W:E:T- und der Headbanger-Stage hin und her. Ein Schlagabtausch der Marke Roger Federer versus Rafael Nadal. Doch richten wir unseren Fokus jetzt besser wieder auf das musikalische Geschehen. Die Dänen Xenoblight stehen schon in den Startlöchern. Dem Publikum wird ein interessanter Mix aus Extreme Metal um die Lauscher geballert. Da stecken beispielsweise Thrash, Death und Progressive Elemente drin. Frontmädel Marika Hyldmar zeigt überhaupt keine Berührungsängste mit den Fans und lässt sich sogar zu einer Stagediving-Aktion hinreissen. Ein durchaus überzeugender Auftritt der jungen, dänischen Truppe.

Setliste – Xenoblight

  1. Shapeshifter
  2. Descension
  3. Kill Yourself
  4. Predominance

Dutti: Danach gönnen wir uns ein kleines Päuschen und wagen uns dazu hinaus ans Tageslicht. Man will ja nicht den ganzen Tag ausschliesslich im Zelt verbringen. Eine kurze Erkundung des Geländes steht auf dem Programm. Im Vergleich zum Vorjahr ist es nämlich zu gewissen Änderungen und Umstellungen gekommen, die natürlich primär uns Wacken-Nerds auffallen. Die Container, welche im Wacken Plaza als Deko herumstehen, gefallen mir besonders gut.

Ein Abstecher zum EMP-Backstage-Areal ist natürlich auch dieses Mal wieder Pflicht. Leider fehlt in diesem Jahr die kleine Aussichtsplattform – schade… Aber ansonsten gilt dieser Bereich nach wie vor als kleine Wohlfühloase (mit diversen Sitzmöglichkeiten und sauberen Toiletten) auf dem gigantischen W:O:A-Gelände. Nach kurzem Energietanken mit Hopfentee und Wasser geht’s allerdings bereits wieder retour in Richtung Bullhead City Circus. Beim Becks verhält es sich übrigens ähnlich wie beim Fürstenberg am Bang Your Head!!!-Festival: Es zählt ganz klar nicht zu den leckersten Bierchen auf dieser Erde, aber man gewöhnt sich irgendwann daran. Zudem kann man nach Wacken ja wieder auf seine Lieblingsmarken umsteigen.

Centuries Of Decay

Dutti: Progressive Metal-Bands mögen für viele Dinge bekannt sein, aber kurze Songs zählen eindeutig nicht dazu. So können die Kanadier von Centuries Of Decay während ihres Slots lediglich zwei Stücke zum Besten geben. Beide stammen von der Debütscheibe aus dem vergangenen Jahr. Soundtechnisch wird da aber auch noch eine Prise Death Metal hinzugegeben. Eine grundsolide Angelegenheit. Hoffentlich darf ich das Quintett aus Toronto bald wieder einmal mit etwas mehr Spielzeit in Aktion erleben.

Setliste – Centuries Of Decay

  1. Centuries Of Decay
  2. Demise

Aephanemer

Dutti: «Allez les bleus!». Die Franzosen schicken Aephanemer auf der W.E:T-Bühne in die Schlacht. Die 2014 gegründete Truppe aus Toulouse hat bisher mit «Memento Mori» ein Studioalbum veröffentlicht und sich voll und ganz dem Melodic Death Metal verschrieben. Die Jobs am Mikro und Bass sind dank Marion Bascoul und Lucie Woaye Hune fest in Frauenhand. Soundtechnisch erinnert die ganze Geschichte durchaus an Children Of Bodom.

So langsam bin ich froh, kein Teil der Metal-Battle Jury zu sein. Da hat sich bisher nämlich noch kein deutlicher Sieger herauskristallisiert. Das liegt jedoch hauptsächlich an der guten Qualität der angetretenen Bands. Man darf gespannt sein, wer am Ende das Rennen als bester Nachwuchs-Akteur machen wird.

Setliste – Aephanemer

  1. Unstoppable
  2. Sisyphus‘ Bliss
  3. Path Of The Wolf

Shiran

Dutti: Ich vermute einmal, dass die nächste Kapelle sich und ihre Musik in ihrem Heimatland nicht so wirklich ausleben darf. Umso schöner ist die Tatsache, dass sie dies nun unbesorgt auf dem grössten und bekanntesten Metal-Festival der Welt tun dürfen. Die Israeli scheinen auch eine Menge Fans mit nach Wacken gebracht zu haben. Überall werden Shiran-Plakate und Schilder in die Höhe gehalten. Da steht einem gelungenen Auftritt ja nix mehr im Weg, oder?

Würde man Battle Beast und Lacuna Coil in einen Topf schmeissen und ein paar Mal kräftig umrühren, hätte man ziemlich rasch den Sound von Shiran zusammen. Genau wie bei den beiden genannten Akteuren ist auch bei der Band aus dem Nahen Osten die Frontdame das unangefochtene Aushängeschild. Gesangstechnisch kann Shiran Avayou dann am Ende aber doch noch nicht ganz mit Noora Louhimo und Cristina Scabbia mithalten. Anhänger des modernen Heavy Metal dürften am Dargebotenen aber trotzdem Gefallen finden.

Setliste – Shiran

  1. Survivor’s Road
  2. The Child
  3. Remain
  4. Burden’s Off

Domi the Stick: Auch ich wohne heute verschiedenen Metal Battle-Acts bei, verzichte aber an dieser Stelle aufgrund der ausführlichen Dokumentation aus Duttis Feder auf weitere Kommentare. Nur so viel: Lotrify haben mich durchaus überzeugt, meine persönlichen Gewinner (von jenen, die ich gesehen habe) wären die Schweden Chugger.

Haggefugg

Dutti: «Wir sind Haggefugg und ihr seid hagelvoll!». Mit diesem Leitspruch machen uns die Kölner von Beginn an klar, was da in den nächsten 45 Minuten auf uns zukommen wird: Feuchtfröhliche Trink- und Tanzmucke. Aufgrund dessen könnte es auch kaum einen besseren Auftakt als «Met, Wirt, Bestellt!» geben. Das Publikum vor der Wackinger-Stage (ja, richtig gelesen. Ich habe es tatsächlich geschafft, das Bullhead-Zelt wieder einmal zu verlassen) wird sogleich in Partystimmung versetzt. Dudelsack, Schalmei, Flöten – das Sextett geht mit dem gesamten Mittelalter-Paket an den Start. Für mich steht bald einmal fest, dass die Jungs einen Platz in meiner persönlichen Band-Sammlung finden werden. Freunden von Feuerschwanz, In Extremo und Co. kann ich den «Prost-Mittelalter-Party-Rock» von Haggefugg nur wärmstens ans Herz legen. Weshalb ich beim Bandnamen immer an «What the fuck» denken muss, wird wohl ein Rätsel meiner nicht immer ganz erschliessbar denkenden Gehirnmasse bleiben.

2016 haben die Spassmacher mit «Metgefühl» ihren ersten Silberling veröffentlicht. Album Nummer zwei ist bereits in der Mache und soll im Januar des kommenden Jahres erscheinen. Das Werk hört auf den unterhaltsamen Namen «Fass zum Teufel». Zur Realisation dieses Projekts hat der Haufen übrigens eine Crowdfunding Kampagne am Laufen. Bleibt zu hoffen, dass diese einen erfolgreichen Ausgang nimmt und uns Haggefugg anschliessend mit neuem Material beglücken können. Vielleicht reicht’s dann auch für einen Abstecher in die Schweiz.

Setliste – Haggefugg

  1. Met, Wirt, Bestellt
  2. Sternenjäger
  3. Villemann Og Magnhild
  4. Sang, Weib und Wein
  5. Trinkt aus
  6. Danse Du Ventre
  7. Seemannsgarn
  8. Fluch und Segen
  9. Tanz mit dem Teufel

Ganaim

Dutti: Danach steht «Celtic Folk Music» auf der Speisekarte, vorgetragen von den drei deutschen Musikern Saskia (Geige, Gesang), Pínto (Gesang, Gitarre, Bodhrán) und Zorny (Gitarre, Stomp Box). Zur Verstärkung hat das Trio zudem noch Linda Laukamp am Cello mit ins Boot geholt. Die Melodien und Klänge von Ganaim bringen einen gedanklich direkt ins nächstbeste Irish Pub und laden dort zum Verweilen und Geniessen ein. Diese «Folk-Mitmachmusik» sorgt einfach jedes Mal für eine fröhliche und ausgelassene Stimmung. Einige Zuhörer schwingen munter das Tanzbein und zaubern den Akteuren auf der Bühne dadurch ein Grinsen in die Gesichter. Die Nummer «Star Of The County Down» wird besonders intensiv abgefeiert.

Auch zwei Coverversionen finden den Weg in die Setliste. Da Knorkator jetzt nicht unbedingt zu meinem Favoritenkreis zählen, weiss ich mit «Zähneputzen, Pullern und ab ins Bett» nicht sonderlich viel anzufangen. Komplett anders verhält sich dies mit Schandmauls «Walpurgisnacht» – das macht Laune. Dieser Track dürfte für Saskia keine Herausforderung darstellen, denn schliesslich hilft sie gelegentlich im Ensemble von Thomas Lindner und Co. als Gastmusikerin aus. Pínto ist ebenfalls kein Unbekannter in der Mittelalterszene. Er dürfte den meisten wohl aufgrund seines Engagements bei Versengold ein Begriff sein. Allerdings hat er die Truppe Ende September des vergangenen Jahres verlassen.

Domi the Stick: Auch ich bin bei Ganaim im Wackinger Village anzutreffen, allerdings suchen wir uns aufgrund der enormen Hitze ein schattiges Plätzchen in der Nähe des Technikturms, wo wir nur bedingt auf die Bühne sehen. Um gemütliche Musik zu geniessen, ist Ganaim genau richtig. Im Gegensatz zu Dutti bin ich sofort Feuer und Flamme, als die ersten Klänge von «Zähne putzen, pullern und ab ins Bett» erklingen. Für mich ein kleiner Wehmutstropfen dafür, dass ich drei Tage später Alestorm zuliebe Knorkator verpassen muss.

Setliste – Ganaim

  1. The Burning Of Auchindoun
  2. Johnny Cope
  3. Star Of The County Down
  4. Zähneputzen, pullern, und ab ins Bett (Knorkator-Cover)
  5. Follow Me Up To Carlow
  6. The Rocky Road to Dublin
  7. Walpurgisnacht (Schandmaul-Cover)
  8. Mairi’s Wedding
  9. Johnny Jump Up

Bannkreis

Dutti: Die Subway To Sally-Musiker Eric Fish, Ingo Hampf, Simon Michael und Bodenski haben ein neues Projekt am Start: Bannkreis. Als Sängerin mischt zudem die umwerfende Johanna Krins mit. Vor ein paar Wochen am Rockharz-Festival durfte ich die Truppe ein erstes Mal in Aktion erleben und wurde positiv überrascht. Ein sackstarker Auftritt. Deshalb stand für mich ziemlich rasch fest, dass es in Wacken zu einem Wiedersehen kommen muss. Bereits mit dem ersten Stück zieht die Truppe das Wackinger-Publikum vollends ihren Bann (welch ein Wortspiel). Die beiden Sänger harmonieren ausgezeichnet zusammen. Dass Johanna mit einem wundervollen Stimmorgan gesegnet ist, zeigt sich jeweils beim Stück «Rabenflug» besonders gut. Als sie zu singen beginnt, sind meine Arme direkt mit Hühnerhaut übersät. Metalinside-Boss pam würde an dieser Stelle wohl wieder von erregten «Güggeln» sprechen.

Abermals ein gelungener Auftritt der Bannkreise. Die Sonne brennt zwar nach wie vor gnadenlos vom Himmel, doch wir haben glücklicherweise unter einer überdachten Bar Unterschlumpf gefunden. Die Sprinkleranlage auf deren Dach kommt bald einmal zum Einsatz und verschafft den Publikumsreihen eine willkommene Abkühlung. Wacken dürstet effektiv nach jedem Wasserstropfen. Ein Bild, welches man vom ansonsten schlammigen Festival eigentlich kaum kennt. Nach dem Gig steuern mein Kollege und ich dann eine der zahlreichen Wasserstellen an. Faltbare Flasche auffüllen und Mütze benässen ist angesagt. Für einen Beobachter aus der Ferne mögen wir wahrscheinlich wie eine Antilopenherde wirken, die sich zur Tränke begibt.

Setliste – Bannkreis

  1. Bannkreis
  2. Lebenslinien
  3. Hilf mir zu glauben
  4. Rabenflug
  5. Le Pont
  6. Nimmermehr
  7. Totenbaum
  8. Sweet Dreams (Are Made Of This) (Eurythmics-Cover)
  9. Doch ich weiss es
  10. Lebewohl

Vogelfrey

Dutti: Die ulkigen Folk Metaller von Vogelfrey hatten wohl den kürzesten Anreiseweg, denn das Sextett stammt aus der Hansestadt Hamburg. Leider bin ich etwas irritiert. Die Mucke und Songs wie «Crystal Met», «Schuld ist nur der Met» oder «Mittelalter Rockstar» müssten mir eigentlich gefallen. Doch irgendwie will der Funke einfach nicht herüberspringen. Zu meinem grossen Ärgernis habe ich dazu nicht mal eine Erklärung parat. Da Vogelfrey aber überaus fleissig unterwegs sind, werde ich sicherlich wieder einmal eine Gelegenheit erhalten, mir einen ihrer Auftritte reinzuziehen. Schliesslich bin ich keine Person, die eine Band nach nur einem schlechten oder nicht überzeugenden Gig gleich abschreibt.

Setliste – Vogelfrey

  1. Crystal Met
  2. Tanz für mich
  3. Schuld ist nur der Met
  4. Der Meister
  5. Knochenchor
  6. Lindwurm-Massaker
  7. How Much Is The Fish
  8. Mittelalter Rockstar
  9. Heldentod

d’Artagnan

Dutti: Der Roman «Die drei Musketiere» von Alexandra Dumas dürfte wohl den meisten ein Begriff sein. Einer der Hauptfiguren dieses Werks ist Charles de Batz de Castelmore, genannt «Comte d’Artagnan». Und genau von diesem Kerl und seinen Geschichten haben sich Ben Metzner und seine Kumpels bei der Bandgründung inspirieren lassen. Grosse Taten, Heldenmut und schöne Frauen – diese Themen schreien geradezu nach Liedtexten «en masse». Ihren sogenannten «Musketierrock» möchten d’Artagnan nun dem Wackinger-Publikum schmackhaft machen. Tracks der Marke «Was wollen wir trinken» sorgen rasch für die passende Stimmung. Vor der Bühne wird brav geklatscht und mitgesungen.

Den charismatischen Anführer der Säbelschwinger kennen die meisten Anwesenden wohl primär als Prinz «Hodi» Hodenherz III. in Diensten der Spielmannsleute Feuerschwanz. Doch heute beweist der Schönling, dass er auch als Musketier eine gute Figur machen kann. Aber verzagt nicht, ihr Freunde des feuerschwänzischen Schalks, bereits morgen Abend wird der gute Mann dann mit seiner anderen Band die Wackinger-Bühne in Beschlag nehmen und frohen Mutes den Methammer schwingen.

Domi the Stick: Hmm, war denn niemand unserer Crew bei Sepultura? Auch ich ziehe d’Artagnan und die danach folgende Late Night Show ewigem Anstehen im vollen Bullhead-Zelt vor (Entschuldigung, wer bitteschön hat denn Sepultura am Mittwochabend ins Zelt geplant?!). Die Musketiere überzeugen mich nicht ganz so fest wie letzten November als Support von Versengold. Trotzdem kann ich dem Auftritt einiges Positives abgewinnen, und gewisse Gassenhauer sind sowieso Live-Garanten, bei denen nicht viel schief gehen kann.

Maschine’s Late Night Show (zum dritten)

Domi the Stick: Heute findet die Show das erste Mal auf dem Gelände statt, genauer gesagt im «Welcome To The Jungle»-Zelt. Gleichzeitig ist dies meine letzte Show diese Woche (nicht aber dieses Jahr, im September ist noch Full Metal Cruise), da an den kommenden Tagen jeweils die Bands die Entscheidung gewinnen. Der erste Gast des heutigen Abends ist Jesper Binzer, Frontmann von D-A-D. Nach einem kurzen Gespräch und einem Karaoke-Song muss dieser aber sofort wieder weiterreisen. Bei der heutigen Show ist der Wacken-Zeichner Tim Eckhorst anwesend, der einen Unterhosen-Wikinger aus dem Publikum abbildet. Auch die Spanier Alien Rocking Explosion sind wieder dabei und Maschines Schnapsbeauftragter «Awesome O» kommt mit den heute noch viel zahlreicheren Jägermeister-Runden kaum mehr klar. Am Ende wird noch Bingo gespielt, die Gewinnerin darf sich über zwei Wacken-Tickets fürs nächste Jahr freuen!

Fanzit Mittwoch

Dutti: Egal, ob im Bullhead-Zelt oder im Wackinger-Areal, heute durfte ich an beiden Orten diversen, gelungenen Konzerten beiwohnen und konnte meinen Bandhorizont beträchtlich erweitern. Selbstverständlich hat der gelungene Auftritt meiner Landsleute von Lotrify mein Gemüt mit viel Freude erfüllt. Aber auch Truppen wie Aephanemer, Ganaim und Haggefugg hinterliessen bleibende, positive Eindrücke. Der Wasteland-Stage konnte ich leider bisher noch keinen Besuch abstatten. Vielleicht wird sich dies in den kommenden Tagen aber ändern.

Domi the Stick: Neben dem Metal Battle bietet der Mittwoch jeweils auch auf den anderen Bühnen viel zu entdecken. Parallel dazu winkt natürlich noch der Metal Market, dem ich aber dieses Jahr erstaunlich wenig Beachtung geschenkt habe. Auch der Rest des Geländes steckt voller Überraschungen. Bekannte Orte wie das Wacken Foundation-Zelt und der EMP Backstage Club stehen neben den Zelten von Sponsoren wie Melitta. Viele dieser Orte bieten Goodies an und haben Mitmach-Angebote. Wie gesagt, auch die Bands wissen zu überzeugen und so erweist sich der Mittwoch als durchaus gelungener Tag.

Fotos vom Mittwoch – Backyard Babies, Heilung, Sepultura (Steve)

Donnerstag, 02.08.2018 – Bullhead-Marathon

Die From Sorrow

Dutti: Frisch geduscht döst es sich besonders gut. Nichtsdestotrotz sollte man nicht zu lange im kuschligen Schlafsack verweilen. Kurz im Camp noch ein bisschen Sonne tanken und dann steht bereits wieder der Marsch zum Bühnengelände an. Dem Metal Yoga bleiben wir fern, aber dafür geht’s kurz vor halb 12 im Zirkuszelt abermals rund. Die From Sorrow aus China laden zum metallischen Brunch.

Die Melodic Death Metaller treiben schon seit über 15 Jahren ihr Unwesen in der Szene. 2011 konnten sie sogar schon einmal den Wacken Metal Battle in ihrer Heimat gewinnen. Ob es dieses Mal allenfalls zu einem Sieg am Festival selbst reicht? Der Auftritt kann sich jedenfalls absolut hören lassen. Die anwesenden Gehörgänge werden mit erfrischenden und rasanten Melodien beschallt. Keyboarder Liu Peixin klimpert mit viel Elan auf seinen Tasten herum. Ähnlich wie bei Aephanemer scheinen auch für Die From Sorrow die Finnen von Children Of Bodom die grossen, musikalischen Vorbilder zu sein. Eine Prise Kalmah kann zudem ebenfalls vernommen werden. Zweifelsohne eine weitere tolle Truppe für meine persönliche Datenbank. Melodic Death Metal made in China – Die From Sorrow muss der geneigte Metallschädel definitiv auf dem Schirm haben.

Phenomy

Dutti: Die kulturelle Weiterbildung wird fortgesetzt. Thrash Metal aus dem Libanon? Jep, das gibt’s wirklich nicht alle Tage zu hören. Doch der Auftritt von Phenomy scheint auf der Kippe zu stehen. Gemäss dem Moderator gibt’s ein Problem mit einer Gitarre. Wäre ziemlich bitter, wenn die Jungs deswegen nicht auftreten könnten. Doch ich glaube fest daran, dass die erfahrene Wacken-Crew eine Lösung finden wird. Hilfe gibt’s schliesslich von den zuvor aufgetretenen Die From Sorrow, die ihren libanesischen Kollegen ohne zu zögern eine Klampfe ausleihen. Meine Damen und Herren, so funktioniert unsere metallische Gemeinschaft. Eine wunderbare und faire Geste. Nun können Phenomy sorglos darauf los prügeln und legen einen soliden Auftritt aufs Parkett.

Setliste – Phenomy

  1. Chaos Within
  2. Day Of Reckoning
  3. Dance Of The Wounded Souls

Dutti: Im Anschluss gönnen wir uns eine kleine Verschnaufpause und grasen die Fressstände nach Nahrung ab. Fündig werden wir schliesslich bei den Ungaren. Die verkaufen nämlich ihre Spezialität Lángos. Meine Fresse, dieser mit Gulasch gefüllte Fladen löst bei mir einen echten Geschmacksorgasmus aus. Hier werde ich in den nächsten Tagen wohl öfters vorbeischauen. Wacken-Nacken und Zyklopenspiess haben definitiv Konkurrenz erhalten.

Awake Again

Dutti: Gesättigt und gestärkt sind wir schliesslich zurück im Bullhead-Zelt bereit für die weiteren Darbietungen des Tages. Finnische Bands lasse ich mir bekanntermassen nie entgehen. Mal schauen, was die Alternative Metaller Awake Again so alles auf dem Kasten haben. Soundtechnisch vermag die ganze Sache rasch zu überzeugen. Die Jungs aus Turku gehen äussert engagiert zu Werk. Ihre farbenfrohen Klamotten sind dagegen ziemlich gewöhnungsbedürftig. Basser Kaspar Hellströmt trägt ein oranges Hawaiihemd, auf Sänger Matti Östermans Hosen sind Pizzastücke zu sehen und Drummer Markus Puranen schiesst den Vogel schliesslich komplett ab. Auf seinem Shirt prangern ein süsses Kätzchen, ein Einhorn und ein Regenbogen. Zusammengefasst kann man zurecht das nachfolgende Urteil abgeben: Sound cool, Klamotten etwas zu kitschig.

Der Auftritt am Wacken Open Air ist übrigens nicht der einzige Erfolg der aktuellen Bandgeschichte. Erst kürzlich konnten der Vierer einen Vertrag mit dem Label Spinefarm Records unterzeichnen.  Awake Again scheinen momentan auf einem guten Weg zu sein und wir sind gespannt, wohin die Reise für die «Suomi Guys» gehen wird.

Setliste – Awake Again

  1. Rise
  2. Below
  3. Fall
  4. Drop The Bomb

Voices Of Ruin

Dutti: Welch ein Unterschied doch bereits ein Buchstabe machen kann. Voice Of Ruin ist der Name einer Thrash/Groove Metal-Band aus der Region Genf. Hier auf der W:E:T-Stage stehen nun aber Voices Of Ruin aus dem sonnigen Kalifornien. Der Melodic Death Metal der Amis löst in mir jedoch nicht sonderlich viel Drang zu irgendwelchen Nackenmuskeln-Aktivitäten aus. Nein, diese 20 Minuten hauen mich wirklich nicht vom Hocker. Next please!

Todesking

Dutti: Schwarzmetall inspiriert durch Truppen wie Inquisition, Bathory, Darkthrone oder Gorgoroth gefällig? Dann sollte man sich den jetzt folgenden Auftritt von Todesking zu Gemüte führen. Das Trio aus Norwegen fackelt nicht lange. Schlagzeuger Scythe torpediert die Zuhörerschaft mit knallenden Blastbeat-Salven. Bassist Kranii ist auch für das Gekrächze zuständig und macht dabei soweit einen guten Job. Die ständigen Kung Fu-Kicks wirken allerdings mit der Zeit in bisschen albern. Diese sollte er bei künftigen Gigs lieber reduzieren oder – noch besser – komplett weglassen.

Setliste – Todesking

  1. Cutting The Artery
  2. Hate Seizure
  3. Path Of Hypocrisy
  4. Total Inflation
  5. Death On A Steed

Malicious Culebra

Dutti: Ui, was kommt denn jetzt? Eine Raubtier-Dressurnummer? Oder wieso sollte sonst ein grosser Käfig auf der Bühne stehen? Weit gefehlt, offenbar scheint sich Malicious Culebra-Schreihals Lautaro N. Roberto zwischen den Gitterstäben wohlzufühlen. Allerdings ist sein «Gefängnis» auf beiden Seiten offen, weshalb er sich locker frei bewegen kann. Die «Sepultura-Trommel» wird von Marcelo A. Gutierrez gespielt und an den Drums sitzt mit Agustina Hidalgo ein Mädel, welches neben der Vorgabe des Takts gelegentlich auch ein paar Backing-Vocals beisteuert. Insgesamt schwankt die Leistung der Argentinier lediglich zwischen durchschnittlich und solide. Am Ende scheinen sie sogar ihre Spielzeit ausgereizt zu haben, denn der Vorhang wird plötzlich ziemlich abrupt zugezogen.

Deserted Fear

Dutti: Der diesjährige Wacken Metal Battle ist offiziell vorbei. Jetzt dürfen die «Grossen» ran. Den Anfang macht Deutschlands Antwort auf Kataklysm: Deserted Fear aus Eisenberg in Thüringen. Das Bon Jovi-Intro («You Give Love A Bad Name») deutet zwar nicht unbedingt auf den Härtegrad der Truppe hin, aber dieser wird dann mit dem anschliessenden «The Fall Of Leaden Skies» eindrücklich unter Beweis gestellt. Der Vierer entpuppt sich als das altbekannte Nackenbrecher-Brett. Es dauert auch nicht lange, bis die ersten Circle Pits auszumachen sind. Und wir halten fest: Wacken. 16:33 Uhr. Die Frisur von Klampfer Fabian Hildebrandt sitzt. Meine Güte, mit seiner Prachtsmähne dürfte er in den Publikumsreihen ebenso viele Bewunderer wie Neider haben. Sollte Schwarzkopf mal wieder nach einem geeigneten Model für einen Werbespot suchen, könnte ich ihnen wohl einen heissen Tipp geben.

Die Setliste gestaltet sich äusserst ausgeglichen. Es ist Material aller drei bisher veröffentlichten Studioplatten «My Empire», «Kingdom Of Worms» und «Dead Shores Rising» vorhanden. Ausserdem ist mir bereits beim Baden in Blut-Gig vor etwas mehr als einer Woche etwas aufgefallen; die Jungs strahlen jeweils eine unglaubliche Spielfreude aus. In dieser Form sieht man ihnen liebend gerne zu. Sie sind zudem überaus dankbar für den grossen Publikumsandrang. Damit haben sie offenbar nicht gerechnet. Dann sorgt plötzlich die folgende Aktion für Lacher: Die Band entdeckt ihren Steuerberater André im Publikum (Tatsache – kein Fake) und natürlich können sich die Jungs ein paar Sprüche nicht verkneifen. Mit «Bury Your Dead» beenden Deserted Fear schliesslich ihren rundum gelungenen Auftritt.

Setliste – Deserted Fear

  1. Intro – You Give Love A Bad Name (Bon Jovi-Track)
  2. The Fall Of Leaden Skies
  3. Battalion Of Insanities
  4. Kingdom Of Worms
  5. Wrath On Your Wound
  6. The Carnage
  7. Field Of Death
  8. Face Our Destiny
  9. Bury Your Dead

Fotos Deserted Fear – Wacken Open-Air 2018 (Steve)

Gruesome

Dutti: Die Truppe Death aus Florida rund um Gitarrist Chuck Schuldiner war zweifelsohne DIE Legende schlechthin in der Todesmetall-Szene. Leider weilen diese Ikonen schon länger nicht mehr unter uns. Dank Bands wie den nun aufspielenden Gruesome lebt das Death-Vermächtnis jedoch glücklicherweise weiter. Bassistin Robin Mazen und ihre männlichen Kollegen lassen es in brutaler Manier krachen. Das ist ganz klar Death Metal der alten Schule. Nackemuckis adé! Vor der Bühne bilden sich immer mehr Moshpits. Es geht effektiv wild zur Sache. Wer allerdings eine solch mitreissende Show abliefert, hat ein aktives Publikum absolut verdient. Beim letzten Track – dem Death-Cover «Pull The Plug» – folgt schliesslich ein Mix aus purer Ekstase und Huldigung gleichermassen. 

Am Tageslicht

Dutti: Zeit für eine erneute Verschnaufpause. Der Magen knurrt. Abhilfe können da die köstlichen Asia-Nudeln schaffen. Vom Stand aus habe ich eine tolle Sicht auf das Treiben im Infield. Momentan befindet sich die Harder-Stage in Betrieb und der werte Herr Dirkschneider gibt gerade seine Accept-Hymnen zum Besten. Mein Programm geht jedoch auf der Wackinger-Stage weiter, weshalb ich seiner Reibeisenstimme nicht wirklich lange lauschen kann.

Domi the Stick: Yayy, Dutti legt eine Essenspause ein und kommt somit zum zweiten Mal heute aus dem dunklen Zelt heraus. Zeit auch für eine Pause in seinen Erzählungen, sonst gibt das ein chronologisches Durcheinander. Mein Donnerstag beginnt mit Skyline, Ingrimm und Dirkschneider. Doch alles der Reihe nach…

Skyline

Domi the Stick: Es ist mittlerweile Tradition, dass die Infield-Bühnen von Thomas Jensens ehemaliger Band Skyline eröffnet werden. Nach den Auftritten an den ersten beiden Ausgaben des WOA gab es für die Band zunächst eine Wacken-Pause. Seit 2010 ist DIE Wacken-Band schlechthin aber wieder jährlich am Start. Wie jedes Jahr bin auch ich wieder bei diesem Auftritt dabei… oder nicht? Leider schaffe ich es nicht pünktlich ins Infield und muss dieses auch bald schon wieder verlassen, um mir einen Front-Row-Platz für Ingrimm zu ergattern. Was ich aber von Skyline mitbekomme, ist wie gehabt grosses Kino. Mit diversen Hits aus der Rock- und Metalgeschichte heizen die Musiker die bereits zahlreich anwesenden Besucher auf. Skyline dürfen von mir aus auch 2019 wieder diesen Slot einnehmen!

Setliste – Skyline

  1. Burn (Deep Purple)
  2. Runnin’ Wild (Airbourne)
  3. We Rock (Dio)
  4. Hell Ain’t A Bad Place To Be (AC/DC)
  5. Bark At The Moon (Ozzy Osbourne)
  6. 2 Minutes To Midnight (Iron Maiden)
  7. Ain’t Talkin’ ‘Bout Love (Van Halen)
  8. Asche Zu Asche (Rammstein)

Tremonti

Domi: Ich als Alter Bridge Fan, schaue natürlich, dass ich zu Beginn von Tremonti auf dem heiligen Acker stehe und meine Lauscher gespitzt habe. Die Solo-Combo des Alter Bridge Gitarrenhelden ist quer durch die Welt unterwegs, um das neue Album „A Dying Machine“ zu promoten. Da darf natürlich Wacken nicht fehlen.  Leider haben die Jungs das Pech auf der früheren Party Stage zu spielen. Ich verstehe leider bis heute immer noch nicht, wieso es im Infield noch diese 3. Stage gibt. Denn auch heute ist der Sound leider getrübt von den Einflüssen der beiden Hauptbühnen. Mich stört das persönlich gewaltig. Trotzdem verzieht Mark Tremonti keine Miene und freut sich ab den vielen Fans, welche sich vor der Bühne versammelt haben. Leider ist der Mix auch noch eher zu leise. Ich freue mich ehrlich gesagt dann mal eher auf Herbst, wenn die Amis nochmal auf Club-Tour kommen und auch in der Schweiz gastieren.

Fotos Tremonti – Wacken Open-Air 2018 (Steve)

Ingrimm

Domi the Stick: Ingrimm gehören zu den allersten Bands, die regelmässig auf meinem Hörprogramm erschienen. Schon als Kind konnte ich praktisch alle Texte auswendig, insbesondere von den beiden ersten Alben «Ihr Sollt Brennen» und «Todgeweiht». Auch «Böses Blut» feierte ich als Teenager, «Henkt Ihn» vermochte mich dann nicht mehr gleich zu überzeugen. Ob dies am Besatzungswechsel (2012 verliess Frontmann Fenris die Band und wurde von René Brandt ersetzt) liegt oder nicht, kann ich nicht sagen; dies ist aber gut möglich. Auf jeden Fall freute ich mich wie ein kleines Kind an Weihnachten, als Ingrimm für Wacken bestätigt wurde.

Jetzt stehe ich in der ersten Reihe in der Mitte und warte sehnsüchtig auf mein erstes Zusammentreffen mit den Mittelaltern-Metallern von Ingrimm. Mit «Die Pest» zeigen die Damen und Herren sogleich, was sie auf dem Kasten haben. Es wird getanzt, gelacht, gesungen und geheadbangt. Wie erwartet liegt mein Höhepunkt des Konzerts bei den Songs der ersten Alben, es sind dies «Teufelsweib», «Skudrinka» und «Sag Mir Nicht». Letzteres fungiert als Zugabe. In nur 45 Minuten Spielzeit passen dann auch nicht allzu viele Songs rein, aber für einen ersten Vorgeschmack muss dies reichen. Ich warte schon jetzt gespannt auf mein nächstes Ingrimm-Konzert und hoffe insgeheim auf Songs wie «Rattenstadt», «Spielmann» und «Diaboli».

Setliste – Ingrimm

  1. Die Pest
  2. Der Rabe
  3. Schalk im Nacken
  4. Teufelsweib
  5. Skudrinka
  6. Glück in Sicht
  7. Hängt Ihn
  8. Sanduhr
  9. Sag Mir Nicht

Dirkschneider

Domi the Stick: Nach einem kurzen Einblick bei Vince Neil, dem ehemaligen Frontmann von Mötley Crüe, begeben wir uns vor die Faster Stage. Noch immer bin ich verwirrt von den neuen Bühnennamen. Für alle, denen es ebenso geht: Dirkschneider spielen auf der Black Stage! Mit dem Dezember-Konzert in Pratteln und den beiden Auftritten auf der Full Metal Cruise VI habe ich mir schon fast eine Überdosis geholt – und trotzdem kann ich es nicht sein lassen. Für den Auftritt des «Schreiwürfels», wie Udo aufgrund seiner Figur und seiner Stimme liebevoll genannt wird, lasse ich sogar das Konzert von Oomph!, welche auf der rechten Bühne spielen, sausen.

Das stellt sich während dem Konzert dann tatsächlich auch als die richtige Entscheidung heraus! Udo und seine Mannen drehen ab den ersten Takten voll auf und halten bis zur letzten Sekunde durch. Der Ex-Accept-Sänger liefert mit seiner Dirkschneider-Tournee, welche er mit seinen Bandkollegen von U.D.O. absolviert, über 90 Minuten Accept-Songs. Puren Deutschen Heavy Metal, wie er besser nicht sein könnte. Mit Tracks wie «London Leatherboys», «Fast As A Shark» und «Midnight Mover» haben Udo und Accept Geschichte geschrieben, «Metal Heart» und «Balls To The Wall» sind auch heute noch auf normalen Radio-Stationen zu hören. Ich bin immer wieder darüber erstaunt, wie Dirkschneider bei grossen Konzerten wie hier in Wacken genau gleich aufdrehen kann wie bei kleineren Gigs wie zum Beispiel im Z7. «The Tank», wie einer seiner weiteren Spitznamen lautet, hat es in sich!

Der heutige Auftritt ist einer der letzten Dirkschneider-Auftritte, der allerletzte ist derjenige im Oktober am Full Metal Holiday. Danach werden Udo und Co. wieder als U.D.O. unterwegs sein und ihr neues Album «Steelfactory» in die Welt tragen. Gemäss eigener Aussage werden dann keine Accept-Songs mehr gespielt. Ich bin froh, dass es die U.D.O.-Songs wieder live zu hören geben wird, hoffe aber doch auch darauf, vereinzelt wieder ein «Breaker» o.ä. zu erleben.

Domi: Lieber Namensvetter, jetzt sind die Namen der Stages doch schon so lange anders und du hast dich noch nicht daran gewöhnt? Aber ich kann dich gut verstehen, denn ich fand die früheren Namen auch passender.

Ich beginne den Donnerstag ebenfalls mit Vince Neil und Dirkschneider, nachdem ich mir ja als Opener Tremonti gegönnt habe. Vince Neil überzeugt mich persönlich ganz und gar nicht. Der Sound packt mich einfach nicht. Vielleicht bin ich psychisch auch noch nicht ganz angekommen in Wacken, wer weiss. Aber nachdem ich dann vor der früheren Black Stage stehe und wie Domi the Stick den Klängen von Dirkschneider lausche, ist das Wackengefühl plötzlich da. Udo gibt alles und ist für sein Alter immer noch grosse Klasse. Heute scheint er mir auch stimmlich einen guten Level halten zu können. Hit um Hit wird in die Menge gefeuert.  Perfekter Einstieg ins WOA 2018.

Setliste – Dirkschneider

  1. The Beast Inside
  2. Aiming High
  3. Midnight Mover
  4. Living For Tonite
  5. Princess Of The Dawn
  6. Restless And Wild
  7. Son Of A Bitch
  8. London Leatherboys
  9. Up To The Limit
  10. Breaker
  11. Screaming For A Lovebite
  12. Love Child
  13. Russian Roulette
  14. Metal Heart*
  15. Fast As A Shark*
  16. I’m A Rebel*
  17. Balls To The Wall*

*Zugaben

Meet & Greets

Domi the Stick: Als nächstes, während dem Behemoth-Auftritt, verschlägt es uns an den Meet & Greet-Stand, wo Ingrimm und Dirkschneider praktisch zeitgleich anzutreffen sind. Die Dirkschneider-Fans schauen fast ein bisschen neidisch, als ich an ihnen vorbei zum Ingrimm-Stand spaziere, bei dem praktisch niemand steht. Leider reicht es heute für kein Treffen mit den deutschen Metal-Ikonen, welche gerade eben gespielt haben, dafür geniesse ich umso mehr das kleine Schwätzchen mit den Mittelalter-Rockern von Ingrimm. Dabei erkundigt sich Fronter René nach guten Locations in der Schweiz, bei denen sie vielleicht schon bald einmal vorbeischauen könnten…

Für mich bleiben dies die einzigen Meet & Greets in dieser Woche, mehr lässt die Running Order nicht zu. Noch während zwei weiteren Tagen werden hier aber Musiker aus aller Welt anzutreffen sein. Die Organisation dieses Standes ist gewohnt gut, auch hier muss ich ein Lob an die Wacken-Crew aussprechen!

Da mich Behemoth nicht wirklich überzeugen (Black Metal am helllichten Tag?), zieht es mich nun zu den Food-Ständen. À propos Food: Dutti hat seine Pause inzwischen beendet. Weiter geht es mit seinen Erfahrungen vor den Wackinger- und Zeltbühnen. 

Behemoth

Domi:  Ähhh die Herren; bevor ich Dutti das Zepter wieder überlasse, noch ein paar Worte zu den polnischen Schwarzheimern. Natürlich stimmt es; Die Sonne scheint noch hoch am Himmel und dies passt eigentlich nicht wirklich zu Black Metal. Andererseits transportiert die Musik die Dunkelheit von der Bühne über den ganzen Acker. Was da vorne auf der Bühne zelebriert wird, ist Weltklasse. Nergal versteht es einfach wie kein anderer diese Musikrichtung zu erklären und zu leben. Ich gebe zu, früher konnte ich mit Behemoth herzlich wenig anfangen, aber die Show, die Songs und die Leidenschaft sind einfach eine unschlagbare Mischung und haben mich in den letzten zwei Jahren gepackt. Also Herren Dutti und Domi: Gebt Black Metal auch bei Tageslicht mal eine Chance J  (Anm. Dutti: Machen wir, aber das Running Order-Angebot bietet einfach immer wieder zu viele interessante Alternativen an 😉 ).

The Privateer

Dutti: Ahoi ihr Landratten! Die Crew von The Privateer ist mit ihrem neuen Kapitän Daniel Priegnitz in Wacken vor Anker gegangen. Doch ehe sich die Freibeuter in süffige Saufgelage und aussichtsreiche Raubzüge stürzen können, steht die musikalische Unterhaltung des Wackinger-Publikums auf der Traktandenliste. Trotz vulkanartiger Hitze geht die Mannschaft engagiert und mit viel Elan ans Werk. Ausserdem haben sie ihren Quartiermeister mitgebracht, der die durstigsten Zuhörer in der ersten Reihe schon bald mit einem Rumfässchen versorgt. Später verteilt er dann noch aufblasbare Säbel. Nun könnten wir eigentlich alle auf Beutezug gehen.

Zu den Blickfängen bei The Privateer zählt natürlich wieder einmal Clara Held an der Violine. Unermüdlich wirbelt sie auf der Bühne herum. Leider hat der Herr Tontechniker ihr Mikro etwas zu leise eingestellt, weshalb ihre tolle Stimme zu wenig zur Geltung kommt. Da hat es Daniel besser. Sein Gesang ist klar und deutlich zu hören. Im Fokus der Setliste steht primär der aktuellste Silberling «The Goldsteen Lay». Der starke Auftritt macht Lust auf mehr. Gut zu wissen, dass die metallischen Piraten einen Abstecher in die Schweiz eingeplant haben. Am 20. Oktober gastieren sie nämlich in der Met-Bar in Lenzburg. Kann man sich ruhig einmal vormerken. (Anm. DtS: Der 20. Oktober bietet übrigens in allen Ecken der Schweiz coole Konzerte: Van Canto im Z7, Saltatio Mortis im Plaza, Insomnium und Parasite Inc. in der Schüür, Privateer in der Met-Bar… Keine einfache Entscheidung!)

Setliste – The Privateer

  1. Intro
  2. A Sequel From A Distant Visit
  3. Gunpowder Magic
  4. Where Fables Are Made
  5. Draft Of The Strange
  6. Störtebeker
  7. In The Nought Of The Wind
  8. Ocean Of Green
  9. The Island, It’s Calling

Belphegor

Dutti: Radikaler Szenenwechsel à la Dutti. Von der Wackinger-Stage ins Bullhead-Zelt. Von Folk und Power Metal zu Death und Black Metal. Die Österreicher Belphegor laden zu ihrer düsteren Messe. Nach der überragenden Show am diesjährigen Dark Easter Metal Meeting in München muss ich mir die ganze Geschichte einfach nochmals gönnen. Petruskreuze, Skelette, diverse Rauch- und Pyroeffekte, Blastbeat-Feuerwerk – Frontmann Helmuth Lehner und seine Gefolgsleute geben alles. Wenn der Meister mit seiner krächzenden Stimme zu sprechen beginnt, gefriert einem gleich das Blut in den Adern. Das aktuelle Album «Totenritual» dominiert die Setliste – und das ist auch gut so, denn das Ding ist einfach krass und brachial.

Draussen auf der Harder-Stage spielen gerade Behemoth und ich bin überzeugt, dass sich Helmuth und Co. mit dieser Leistung keinesfalls vor den Polen zu verstecken brauchen. Vielleicht liegt bei einem nächsten Wacken-Besuch der Salzburger dann auch ein Gastspiel auf einer der Hauptbühnen drin. Dann müsste allerdings ein Abend/Nacht-Slot her, denn Belphegors Satansbeschwörung passt definitiv nicht zur brütenden Nachmittagshitze.

Setliste – Belphegor

  1. Sanctus Diaboli Confidimus
  2. Totenkult – Exegesis Of Deterioration
  3. The Devil’s Son
  4. Belphegor – Hell’s Ambassador
  5. Swinefever – Regent Of Pigs
  6. Conjuring The Dead
  7. Pactum In Aeternum
  8. Lucifer Incestus
  9. Baphomet

Fotos Belphegor – Wacken Open Air 2018 (Steve)

Watain

Dutti: Wir bleiben im schwarzmetallischen Sektor, denn auf der Headbanger-Stage werden nun Watain der Masse einheizen. Und einheizen ist die passende Bezeichnung, denn nun folgt eine Flammen-Show, die mich nur noch ins Staunen versetzt. Alter Schwede, mit dem Aufzug geht’s gefühlt direkt hinunter ins 666. Untergeschoss. Satan lässt grüssen. Überall Feuer. Es gibt kaum ein Fleckchen auf der Bühne, welches nicht angekokelt wird. Der Sänger stolziert regelmässig mit einer Fackel durch die Gegend. Zum Glück müssen die Herrschaften nicht auf einem Campingplatz spielen, denn sonst hätten sie wohl die gesamte Fläche in ein loderndes Flammenmeer verwandelt. So brutal wie das vielleicht klingen mag, aber im Vergleich zur vorangegangenen Belphegor-Messe ist die «watainsche» Darbietung mindestens eine Klasse besser. Ich bin fasziniert und baff. Für mich persönlich der bisher beste Auftritt des diesjährigen W:O:A.

Ob dem Metal Storm-Team bewusst ist, wen sie da am 10. November in die Zuger Chollerhalle eingeladen haben? Ich würde jedenfalls präventiv die örtliche Feuerwehr informieren, dass sie sich an diesem Abend bereithalten sollen. Falls Watain dann nämlich ein ähnliches Hölleninferno vom Stapel lassen sollten, könnte die ganze Angelegenheit zu einem hitzigen (aber geilen) Spektakel werden.

Setliste – Watain

  1. Stellarvore
  2. Devil’s Blood
  3. Nuclear Alchemy
  4. Malfeitor
  5. Furor Diabolicus
  6. Sacred Damnation
  7. Angelrape
  8. Waters Of Ain

Fotos Watain – Wacken Open Air 2018 (Steve)

Dying Fetus

Dutti: Ich bin immer noch total geflashed von dieser grandiosen Watain-Machtdemonstration. Nichtsdestotrotz schreitet der nächste Act auf der benachbarten W:E:T-Stage bereits zur Tat. Das Trio Dying Fetus aus den US und A steht für knüppelharten Brutal Death Metal. «Wrong One To Fuck With» scheint definitiv das passende Motto für diese Band zu sein, denn mit den beiden Grunzern John Gallagher und Sean Beasley möchte man sich wirklich nicht anlegen. Die Amis widmen sogar Judas Priest einen Song, die draussen auf der Harder-Stage gerade für Furore sorgen.

Hmm, Frage: Wieso bin ich eigentlich immer noch hier im Bullhead-Zelt, obwohl im Infield gerade eine wahre Legende auf der Bühne steht? Antwort: Zum einen habe ich Rob Halford und seine Mitmusiker erst kürzlich in Zürich live gesehen und zum anderen möchte ich bei dieser Festivalausgabe – wie zuvor auch schon erwähnt – eher den kleineren und nicht ganz so bekannten Truppen meine Aufmerksamkeit schenken. Wir Schweizer haben das Glück, dass die grossen Namen der Szene regelmässig in unserem Land für Konzerte vorbeischauen. Aber hier in Wacken sind oftmals auch einige Exoten unterwegs, die man nicht unbedingt regelmässig zu Gesicht oder vor die Linse bekommt. Zudem bin ich felsenfest davon überzeugt, dass mindestens einer meiner Metalinside-Kollegen ein paar Worte über die Priest-Show verlieren kann, oder?

Domi the Stick: Natürlich, lieber Dutti, jedoch bin auch ich nicht während der ganzen Show anwesend (haben wir nicht beide im Vorbericht noch grossartig rumgebrüllt, wir werden dann bestimmt anwesend sein? Da ist mir die Running Order mit der Doppel-Priest-Überschneidung mit John Diva und Feuerschwanz ein wenig in den Weg gekommen). (Anm. Dutti: Ei ei ei, stimmt. Jetzt sind wir selbst zu diesen Abtrünnigen geworden, die Priest ganz oder teilweise ausgelassen haben. Skandalös!)

Fotos Dying Fetus – Wacken Open Air 2018 (Steve)

John Diva & The Rockets Of Love

Domi the Stick: Noch wenige Stunden vor den drei Auftritten von John, Priest und Feuerschwanz bin ich mir nicht im Klaren darüber, wo ich wann stehen soll. John Diva spielt auf der Beergarden Stage juste bis zum Priest-Beginn, Feuerschwanz bespielt die Wackinger Stage und überschneidet sich mit der letzten Stunde von Priest. Was denn nun?

Ich entscheide mich, mal bei John Diva reinzuschauen und dann je nach Auftrittsstärke zu entscheiden. Hätte ich in diesem Moment gewusst, dass die «Amerikaner» nur einen Monat später auch auf der Mein Schiff 3 spielen würden, hätte ich mich wohl eher für einen guten Priest-Platz entschieden. Für die FMC wurde John Diva aber gar nie angekündet, er und seine Band standen einfach plötzlich auf der Running Order. Andererseits habe ich diesen Sommer Priest schon zwei Male gesehen (Zürich und Download Madrid) und mein Verlangen danach ist aktuell auch nicht so gross…

Genug der klagenden, sich unschlüssigen Gedanken. John Diva und seine Liebesraketen betreten in ihren Hair-Metal-Outfits die Bühne, vor der nicht wenige Leute stehen. Die Glam-Rocker scheinen sich mit ihren Coverversionen bekannter Songs in den letzten Jahren eine beachtliche Fan-Basis erspielt zu haben. Die ersten beiden Songs wirken aber überhaupt nicht. Erst bei «I Was Made For Lovin’ You» tut sich in der Menge was, die Stimmung steigt jetzt von Song zu Song. Zum Glück haben die Musiker den Rank noch gefunden! Mit Hits wie «Hush», «Poison» und «Livin’ On A Prayer» (welches bei Maschine’s Late Night Show täglich gesungen wurde, wodurch unsere Ecke noch ein Spürchen lauter als üblich mitgrölt) begeistern John Diva und seine Mannen das Publikum und lassen uns fast vergessen, dass wir demnächst zu Priest rüber müssen. Gleich nach «Paradise City», dem letzten Song, hauen wir also ab und stürmen ins Infield, wo Priest bereits «Firepower» zocken.

Danzig

Domi: Noch ein paar Worte zu Danzig, welche ich auf der Hauptbühne mitverfolge. Heute meine Entdeckung des Tages! Wirklich geile Riffs und einen Moment habe ich das Gefühl, dass da vorne Lemmy in Reinkarnation auf der Bühne steht. Dann wache ich wieder auf, aber die Stimme von Danzig hat etwas, was in diese Richtung zielt und somit Sound und Stimme sehr sympathisch macht. Gute Darbietung.

Judas Priest

Domi the Stick: Wir haben also «War Pigs» ab Konserve schon verpasst und laufen während dem ersten Song ins Infield, um uns einen guten Platz zu suchen. Sooo extrem voll ist dieses übrigens gar nicht, eigentlich bedenklich bei einem Headliner dieser Grösse. Die Setliste hat sich bis auf Weiteres gegenüber den Auftritten in Zürich und Madrid nicht gross verändert. Leider überzeugt uns der Auftritt nicht wirklich – was wahrscheinlich mehr an unserem Platz als an der Band selber liegt. Wir entscheiden uns deshalb schon bald, uns in Richtung Wackinger Stage zu verziehen und laufen somit während «Turbo Lover» wieder davon. Was für ein geiler Song! Ich bin mir sicher, dass die Stimmung gegen Ende des Konzerts noch ein wenig steigen wird. Wie gehabt wird nach Painkiller Glenn Tipton die Bühne für die drei Zugabe-Songs betreten. Nach «Living After Midnight» wird dann noch kurz vor Mitternacht Schluss sein. Länger dürfen die Hauptbühnen am Donnerstag nämlich nicht bespielt werden… Domi, warst wenigstens du während der ganzen Priest-Show anwesend?

Domi: Judas Priest haben mich das letzte Mal am WOA gar nicht überzeugt und ich stehe mit gemischten Gefühlen im Infield. Ich gebe mir aber heute die volle Dröhnung Priest, bis zum bitteren Ende. Wobei so bitter ist das Ende heute gar nicht. Mister Halford scheint gut beieinander zu sein, einzig sein ewiges Hin- und Hergeläufe geht einen manchmal auf den Sack. Über die Setlist kann man sich streiten, könnten die Herren doch auch mal andere Stücke (aus ihrem riesigen Katalog) zum Besten geben, andererseits, wieso Versuche starten, wenn man mit den Evergreens auch überzeugen kann. Halford ist heute auch stimmlich aus meiner Sicht konstant. Das habe ich auch schon anders erlebt. Als Glenn Tipton auf die Bühne kommt, wird mir wieder mal bewusst wie endlich das Leben ist und ich mache mir kurz Gedanken, was dies in den nächsten Jahren in Sachen Metal für Auswirkungen hat. Aber wechseln wir das Thema, das will ich heute nicht zu Ende überlegen. Also Domi, ich laufe so um Mitternacht zufrieden aus dem Infield, während du wahrscheinlich schon im Zelt bist. (Anm. DtS: Denkste, ich stehe ja bei Feuerschwanz und die Freak Show ist ja auch noch…).

Setliste – Judas Priest

  1. Firepower
  2. Grinder
  3. Sinner
  4. The Ripper
  5. Lightning Strike
  6. Bloodstone
  7. Saints In Hell
  8. Turbo Lover
  9. Tyrant
  10. Night Comes Down
  11. Freewheel Burning
  12. Rising From Ruins
  13. You’ve Got Another Thing Comin’
  14. Hell Bent For Leather
  15. Painkiller
  16. Metal Gods*
  17. Breaking The Law*
  18. Living After Midnight*

*Zugaben

Feuerschwanz

Domi the Stick: Ach du meine Güte! Vor der Wackinger Stage steht man in dreissig, vierzig Meter Entfernung mindestens genau so eng, wie es bei Priest in den ersten Reihe wäre. Wir sind bei weitem nicht die einzigen, welche einen Teil der Headliner-Show opfern, um Feuerschwanz live zu erleben. Auch hier handelt es sich für mich um eine Premiere, bis jetzt fielen die Met-Krieger immer einer Überschneidung zum Opfer. (Anm. Dutti: Ich kann mich noch gut an 2016 erinnern. Damals spielten die witzigen Metvernichter parallel zu Iron Maiden und das Infield war rappelvoll. Keine Chance, einen einigermassen schlauen Blick auf Bruce Dickinson und Co. erhaschen zu können. Deshalb sind wir bei der Wackinger-Stage geblieben und wurden nicht enttäuscht).

Das anwesende Publikum hat, der Tanzlust nach zu beurteilen, wohl auch schon einige Becher Met und Bier intus, was aber sehr gut zu dieser Band passt. Schon der zweite Song besingt das Saufgelage, mit unter anderem «Krieger Des Mets» und «Metnotstand Im Märchenland» wird der Honigwein weiter gepriesen. «Methämmer», «Schubsetanz» und «Die Hörner Hoch» sind drei Songs vom neuen Album «Methämmer», welche Feuerschwanz uns nun live präsentieren. Tönt ganz solide!

Nach dem Konzert kommt die gesamte Band noch in den Graben runter, um mit Fans zu plaudern und Karten zu unterschreiben. Durchaus sympathisch, diese Jungs und Mädels! Darauf ein Prosit!

Setliste Feuerschwanz

  1. Hexenjagd
  2. Blöde Frage, Saufgelage
  3. Seemannsliebe
  4. Die Hörner Hoch
  5. Schubsetanz
  6. Methämmer
  7. Ketzerei
  8. Metnotstand Im Märchenland
  9. Krieger Des Mets
  10. Zuckerbrot Und Peitsche
  11. Das Niemals Endende Gelage

Hellzapoppin

Domi the Stick: Noch bevor die Hellzapoppin Circus Sideshow zu Ende ist, stehen wir auch noch vor die Wasteland Stage. Mir fällt gerade auf, dass ebendiese Stage sich vom Aussehen her deutlich verändert hat. Sie gleicht jetzt wieder mehr einer Bühne als nur einem Haufen Schrott mit Balkon. Das Interessante ist jetzt aber nicht die Bühne selber, sondern was darauf passiert. «The Govna Bryce Graves» ist für die Moderation zuständig. Mit viel Witz kündigt er die Artisten an, welche uns mit ihren Tricks das Kinn bis zum Boden runterhängen lassen. Ich hatte ja schon gehört, dass Hellzapoppin insbesondere im Vorprogramm von Avatar überzeugt haben soll. Tatsächlich bin ich aber noch ein Spürchen erstaunter, als ich die Tricks dann tatsächlich vorgeführt sehe. Es treten unter anderem der weltkleinste Zwangsjacken-Entflieher Nik Sin und der Half-Man Short E. Dangerously auf. Gezeigt werden Schwertschlucken, Tricks mit Feuer, Jonglieren mit Messern, das «auf-Händen-über-heisse-Scherben-gehen» und weitere Sachen. Nur der Trick, bei dem WC-Papier an Rasenmäher-Klingen geworfen wird, darf nicht gezeigt werden. Grund dafür ist wohl das Konfetti-Verbot, welches aufgrund der erhöhten Brandgefahr ausgesprochen wurde. Als Abgang nach dem letzten Konzert hat mir Hellzapoppin durchaus gefallen – wenn man sich auch fragen kann, was eine solche Show auf einem Metalfestival zu suchen hat. Doch lassen wir die «Ist das Metal?»-Diskussion für ein anderes Mal. Dutti, wie ergeht es dir so?

Fotos Hellzapoppin – Wacken Open Air 2018 (Steve)

Sarke

Dutti: Vielleicht liegt’s an der immer stärker werdenden Müdigkeit meinerseits, aber der Gig von Sarke haut mich überhaupt nicht aus den Socken. Unter einem Gemisch von Black und Thrash Metal habe ich mir ehrlich gesagt eine etwas intensivere Geschichte vorgestellt. Irgendwie wirkt Sänger Nocturno Culto nicht mehr ganz nüchtern. Dem Ventilator vor ihm schenkt er beinahe mehr Aufmerksamkeit als der Zuhörerschaft. Und wieso zur Hölle haben die Norweger einen Keyboarder in ihren Reihen? Anders Hunstad könnte auch als Galionsfigur durchgehen. Spielerische Aktionen hat er nämlich kaum. Nein, das genügt. Ab zum Bierstand. Dort warte ich schliesslich auf den letzten Zelt-Akteur des heutigen Tages.

Setliste – Sarke

  1. Knifehall
  2. Condemned
  3. Alternation
  4. Strange Pungent Odyssey
  5. Viige Urh
  6. Barrow Of Torolv
  7. Dagger Entombed
  8. Age Of Sail
  9. Primitive Killing
  10. Old

Gaahls Wyrd

Dutti: Für das heutige Bullhead-Finale ist der ehemalige Gorgoroth-Krächzer Gaahl besorgt. Sein neustes Projekt hört auf den Namen Gaahls Wyrd und hat zurzeit noch kein eigenes Material am Start. Gemäss Aussage des Meisters arbeite man aber fleissig an der Debütplatte. Deswegen kommt die heutige Setliste als eine Art Hommage an Gaahls musikalischem Schaffen daher. Zu hören gibt’s Cover-Versionen von God Seed, Trelldom und eben auch Gorgoroth. Sicherlich ein Geheimtipp für alle Anhänger der schwarzmetallischen Klänge. Trotz später Stunde ist das Zelt äusserst akzeptabel besucht.

Im Dezember des vergangenen Jahres durfte ich die Truppe schon einmal live erleben. Der heutige Auftritt ist allerdings nochmals ein Spürchen besser. Trotzdem bin ich nach wie vor der Meinung, dass Gaahl komplett auf seinen Schamanengesang, den er gelegentlich einsetzt, verzichten könnte. Sein Gekrächze wirkt da deutlich überzeugender. Müde und ziemlich erschöpft trete ich dann aber bereits vor dem letzten Song den Rückweg zu meinem Camp an.

Setliste – Gaahls Wyrd

  1. Carving A Giant (Gorgoroth-Cover)
  2. From The Running Of Blood (God Seed-Cover)
  3. Aldrande Tre (God Seed-Cover)
  4. Sign Of An Open Eye (Gorgoroth-Cover)
  5. Høyt Opp I Dypet (Trelldom-Cover)
  6. Slave Til En Kommende Natt (Trelldom-Cover)
  7. Exit Through Carved Stones (Gorgoroth-Cover)
  8. Alt Liv (God Seed-Cover)
  9. Prosperity And Beauty (Gorgoroth-Cover)

Fotos Gaahls Wyrd – Wacken Open Air 2018 (Steve)

Fanzit Donnerstag

Dutti: Mein persönlicher «Bullhead-Marathon-Tag» war ein absolut gelungenes Unterfangen. Alles überstrahlt haben am Ende die Schweden Watain mit ihrer atemberaubenden Höllenfeuer-Show. Belphegor, Deserted Fear und Awake Again glänzten ebenfalls mit starken Leistungen. Zudem hat sich der kurze Abstecher zur Wackinger-Stage wegen The Privateer ebenfalls voll und ganz gelohnt.

Zum Abschluss müssen natürlich noch die fünf Sieger des diesjährigen Wacken Metal Battle explizit erwähnt werden: Die From Sorrow (China; 1. Rang), Motanka (Ukraine; 2. Rang), An Theos (Rumänien; 3. Rang), Xenoblight (Dänemark; 4. Rang) und Chugger (Schweden; 5. Rang).

Domi the Stick: Auch ich kann am heutigen Tag jede Menge positive Erfahrungen vermelden. Insbesondere mein erster Ingrimm-Auftritt, eine der letzten Dirkschneider-Shows, John Divas Reise durch die Rock History und die Alkohol-Anbetung bei Feuerschwanz haben den Tag zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht. Nicht, dass dieser schon fertig wäre, die Party geht jetzt auf dem Campingplatz weiter. Berichterstattung gibt es allerdings erst ab morgen wieder.

Domi: Ich bin zufrieden mit dem ersten Tag, auch wenn ich mich heute sicher weniger aktiv bewegt habe als Domi the Stick und Dutti. Einmal mehr hat mich der WOA-Virus wieder erfasst. Und bereits heute weiss ich, dass ich auch nächstes Jahr wieder da sein werde, dann gibt’s das WOA nämlich bereits 30 fuckin Years. Top heute: Behemoth und Priest, Flop habe ich soweit keinen erlebt. Ausser vielleicht, dass die Bezahlkarte, welche dieses Jahr das Bargeld ablösen soll, nicht geladen werden kann. Aber Morgen ist ja auch wieder ein Tag. Und Geld für Bier braucht es Morgen sicher auch wieder.

Weitere Fotos vom Donnerstag – End All, Oomph (Steve)

Freitag, 03.08.2018 – Langersehntes Wiedersehen mit Nightwish

Dutti: Morgenstund hat etliche Sonnenstrahlen im Mund. Satan sei Dank verwandelt sich unser Zelt aber glücklicherweise nicht in eine Sauna. Jedoch wird das Herumfaulenzen mit der Zeit etwas öde. Also nichts wie hinaus und die weisse Haut ein bisschen brutzeln lassen. Da ich aufgrund meiner Festival-Sucht den Strand und das Meer schon länger nicht mehr gesehen habe, muss dieses Urlaubs-Feeling nun einmal irgendwie auf anderen Wegen simuliert werden. Der nächste Marsch in Richtung Infield kommt allerdings unausweichlich näher. Also anziehen, Sachen schnappen und los geht’s! Die zahlreichen «Wackööööööööööööööön!»-Rufe, welche einem unterwegs entgegenschallen, erinnern einen jederzeit daran, wo man sich eigentlich befindet. Die Einlasskontrolle läuft problemlos und rasch ab. Mit gefüllten Wasserfaltflaschen peilen wir schliesslich die ehemalige Party-Stage (heutzutage eher unter dem Namen Louder-Stage bekannt) an. Stellung wird auf der rechten Bühnenseite bezogen, denn links droht die Gefahr einer Doppelbeschallung aufgrund des Treibens auf der Faster-Stage.

Domi the Stick: Stimmt, heute muss man doch eher früh raus, schliesslich ist der erste nennenswerte Gig bereits um 11 Uhr an der Reihe! Nach dem gemütlichen Rumlungern, Müesli reinschaufeln, Bier trinken und Musik hören im Camp zieht es auch mich und meine Gruppe ins Infield. Zum Thema Einlass möchte ich auch noch kurz einige Worte verlieren (dieses Jahr streue ich Lob!): Die Wartezeiten an «unserem» Einlass, auf der Seite des Metal Markets, haben sich markant verbessert. Musste man letztes Jahr zeitweise über eine Viertelstunde anstehen, warte ich dieses Jahr nie länger als vielleicht drei Minuten. Top Leistung, Wacken Crew! Mein heutiger Tag wird sich ausschliesslich im Infield abspielen, abgesehen von einem ungeplanten Abstecher ins Dorf. Damit nimmt dieser Tag fast solche Ausmasse an wie der Wacken-Samstag 2017, bei dem ich von 11 Uhr morgens bis 3 Uhr nachts nur vor den Infield-Bühnen stand. Wenigstens kann man sich dank dem trockenen Wetter dieses Jahr auch mal auf den Boden setzen…

Domi: Wir lassen es heute gemütlich angehen. Ich weiss nicht wie es euch geht, aber jedes Jahr wenn ich in Wacken bin, dann habe ich einfach diesen Wacken-Groove, welchen ich einfach nicht beschreiben kann. Ein schönes Gefühl, welches sich auf mich niederlegt und einen einfach geniessen lässt. Somit kann ich auch mal für ein paar Tage alle Sorgen und Probleme ad acta legen, so soll es sein. Ich bin natürlich voller Vorfreude auf den heutigen Tag und auch meine Running Order steht bereits. Puuhhh, dicht gedrängtes Programm heute, aber so ist es ja immer in Wacken. Überschneidungen mal gar nicht angesprochen. Aber wie es im Leben halt so ist, manchmal müssen Entscheidungen getroffen werden. Auf in den Freitag und „Wacken ahoiiii“….

Amaranthe

Dutti: Als ich die schwedisch-dänische Modern Melodic Metal-Kombo Amaranthe 2012 für mich entdeckt habe, war meine Begeisterung riesig. Dieser Sound hat definitiv etwas Spezielles an sich. Auf dem aktuellsten Silberling «Maximalism» schwächelt die Truppe jedoch leider ein bisschen und driftet phasenweise etwas zu intensiv in poppige und elektronische Gefilde ab. Nichtsdestotrotz können sie live stets für Furore sorgen – sofern die Abmischung passt. Diesbezüglich scheinen Amaranthe mit ihren drei Gesangsstimmen für jeden Tontechniker dieser Welt offenbar eine ziemliche Herausforderung darzustellen. Hörgenuss oder Flop? Gleich wissen wir mehr.

Mit «Maximize» – einem der zweifelsohne besseren Tracks des 2016er-Werks – wird die Frühsport-Sause lanciert. Freude herrscht! Die ganze Geschichte klingt fantastisch. Elize Ryd und Nils Molin – der Nachfolger von Jake E. – decken die klar gesungenen Parts ab, während Henrik Englund Wilhemsson für die Growl-Abteilung verantwortlich ist. Spätestens mit dem nächsten Track «On The Rocks» wacht selbst die hinterletzte Schlafmütze in den Publikumsreihen auf und wird in Tanzstimmung versetzt. Basser Johan Andreassen erzählt zwischen einem der Songs, dass die Band erhebliche Probleme mit ihrer Fluggesellschaft hatte. Den «fähigen» Leuten dort sei es doch tatsächlich gelungen, ganze fünf (!) Gepäckstücke zu verlieren. Dank Equipment-Aushilfen von anderen anwesenden Kapellen konnten sie ihren Wacken-Gig dann doch noch realisieren.

Madame Ryd hat neben der zuckersüssen Ballade «Amaranthine», bei welcher die Fans voller Inbrunst mitsingen, auch bei «Endlessly» ihren grossen Auftritt. Bärenstark, wie sie diese Solo-Nummer vorträgt. Hühnerhaut pur! Insbesondere die männlichen Besucher dürften allerdings wohl ebenfalls an ihrem Outfit der Marke «ein Hauch von Nichts» ihre Freude haben.

Mist! Im Zugaben-Block kommt mit «Boomerang» dann trotzdem noch eines der nervtötenden Stücke der Banddiskographie zum Handkuss. Diesem würde ich bevorzugt gemeinsam mit «That Song» (welch unheimlich kreativer Name) am liebsten ein «Hausverbot» für sämtliche künftige Setlisten aussprechen. Dank «Drop Dead Cynical» und «The Nexus» kann am Ende trotzdem von einem versöhnlichen Abschluss eines ansonsten sehr starken Amaranthe-Auftritts gesprochen werden.

Domi the Stick: Auf diesen Auftritt freute ich mich im Vorfeld riesig (wobei, die Frauen-Kombo Thundermother auf der anderen Bühne wären auch eine Option gewesen)! Die Kombination von «bösem» Metal mit Double-Bass und Growls und den poppigeren Elementen sowie das Zusammenspiel von drei verschiedenen Stimmen heben die Band aus der 08/15-Suppe ab. Live wissen sie durchaus zu überzeugen, so auch heute. Trotz der jetzt schon brennenden Sonne legen die Musiker viel Bewegung an den Tag. Zuerst staune ich noch darüber, wie wenig nackte Haut Eliza an den Tag legt. Bald schon wird ihr aber heiss und ein Teil der Kleider fliegt. Dass sich eine Sängerin so verkaufen will, wenn sie doch auch mit einer Stimme überzeugen kann, verstehe ich nicht ganz. Aber jeder so, wie er will! Der Auftritt hat für mich keine besonders schwachen Momente. Die Skandinavier starten gekonnt den heutigen Tag!

Setliste – Amaranthe

  1. Maximize
  2. On The Rocks
  3. Digital World
  4. Dynamite
  5. 1.000.000 Lightyears
  6. Invincible
  7. Amaranthine
  8. Fury
  9. True
  10. Endlessly
  11. Call Out My Name
  12. Hunger
  13. Boomerang*
  14. Drop Dead Cynical*
  15. The Nexus*

*Zugabe

Cannibal Corpse

Domi the Stick: Eigentlich hatte ich mich auf diesen Auftritt gefreut, die Deather aus den Staaten hatte ich noch nie live gesehen. Während sie mich ab Platte absolut überzeugen, grenzt der heutige Auftritt (meiner Meinung nach) an eine Katastrophe. Der Sound ist alles andere als überwältigend und ausser einem Lärm-Sumpf bekommt man nichts in die Ohren. Alles in allem handelt es sich hier dann doch nur um eine mittelschwere Katastrophe, ein solches Sound-Desaster bei «meinen» Bands hätte ich wohl noch viel weniger ertragen.

Gleichzeitig knurrt der Magen. Da ich auch keine der sich überschneidenden Bands Amorphis und Dark Tranquility unbedingt sehen will (erstere überzeugen mich live genau so wenig und letztere habe ich dank einem übervollen Bullhead City Circus noch nie gesehen), zieht es mich dann tatsächlich ein weiteres Mal ins Dorf, wo es wunderbare Curry-Nacken gibt. Pünktlich zu Korpiklaani werde ich aber zurück sein, versprochen.

Persefone

Dutti: Kleines Land, grossartige Musiker – im Falle von Persefone aus Andorra trifft dies definitiv zu. Ihre im vergangenen Jahr veröffentlichte Platte «Aathma» ist ein echtes Meisterwerk. Selten durfte ich meine Gehörgänge solch genialen Melodien aussetzen. Diesen Auftritt auf der W:E:T-Stage sollte man sich nicht durch die Lappen gehen lassen. Ab ins Bullhead-Zelt (ich war ja schliesslich schon lange nicht mehr da).

Zu meiner grossen Freude dominiert das von mir so hochgelobte Scheibchen die Setliste. Können Persefone ihr komplexes und auf höchstem Niveau stattfindendes Spiel live ebenfalls rüberbringen? Mit dieser Frage muss sich das Sextett immer wieder auseinandersetzen. Die Antwort kann nur ein laut gebrülltes «ja» sein. Überragend, was die von Schreihals Marc Martins angeführte Truppe da wieder abliefert. Der Frontmann selbst düst mit seinem textilresistenten Oberkörper fleissig auf der Bühne herum. 45 Minuten in Aktion sind einfach zu wenig. Da muss in absehbarer Zeit unbedingt ein abermaliges Headliner-Auftritts-Erlebnis her, um vollends in diesen packenden Mix aus Progressive und Melodic Death Metal eintauchen zu können.

Setliste – Persefone

  1. The Great Reality
  2. Stillness Is Timeless
  3. Living Waves
  4. Prison Skin
  5. Flying Sea Dragons
  6. Aathma Part III: One With The Light

Amorphis

Dutti: Wenn schon von Meisterwerken die Rede ist, darf das aktuelle Amorphis-Eisen «Queen Of Time» selbstverständlich nicht fehlen. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass diese Scheibe 2018 ein heisser Anwärter auf den «Album Of The Year»-Award ist. Deswegen ist ein Besuch der Faster-Stage eigentlich Pflicht.

Allerdings werde ich aufgehalten. Auf der linken Bühnenseite befindet sich nämlich nicht nur der imposante Jägermeister-Hirsch, sondern auch der Bandmerchandise-Stand. Meine Äuglein erspähen ein paar durchaus interessante Motive. Ach komm, packen wir doch die Gelegenheit beim Schopf und stehen einmal an. Leider entwickelt sich dieses Vorhaben zu einer längeren Geschichte. Geht ja ziemlich chaotisch zur Sache. Von sauberen Warteschlangen oder genügend Mitarbeiten hat man scheinbar hier noch nie etwas gehört. Fazit: Ewig langes Anstehen, das nicht Vorhandensein meiner gewünschten Shirts und beinahe den halben Amorphis-Auftritt verpasst. Tja, abhaken und vergessen. (Anm. DtS: Tatsächlich kann man den Wacken-Merch-Kauf sehr gut planen und ohne grosse Strapazen überstehen. Beim Band-Merch sieht dies ganz anders aus. Wieso bitteschön gibt es denn hier nur einen Stand? Wieso so wenig Personal? Wieso keine «Routenführung» für die Schlange? Hier erwünschen sich wohl viele Wacken-Besucher eine Verbesserung.)

Ab der Nummer «Against Widows» richtet sich meine Aufmerksamkeit schliesslich voll und ganz auf die musikalische Darbietung. Und die Finnen bleiben bei den älteren Kamellen, denn mit «The Castaway» wird gleich ein Track vom Über-Album «Tales From The Thousand Lakes» aus dem Jahre 1994 nachgelegt. Abermals kann man vor Tomi Joutsens Gesangsleistung nur den Hut ziehen. Die Wechsel von clean vocals hin zu wütendem Gegrunze geht ihm einfach unglaublich locker von der Hand. Mit «Death Of A King» und «House Of Sleep» führen die Herrschaften ihren Gig zu einem gelungenen Ende.

Im Frühjahr 2019 gehen Amorphis übrigens zusammen mit Soilwork, Jinjer und Nailed To Obscurity auf Europa-Tournee. Ein Boxenstopp im altehrwürdigen Z7 in Pratteln ist ebenfalls eingeplant. Für mich steht jetzt schon fest, dass ich allfällige Merchandise-Einkäufe dann entweder jeweils vor oder nach den Shows erledigen werde. Speziell im Fall der Finnen möchte ich neue Hymnen wie «The Bee» oder «Wrong Direction» nämlich keinesfalls verpassen.

Setliste – Amorphis

  1. The Bee
  2. The Golden Elk
  3. Sacrifice
  4. Silver Bride
  5. Bad Blood
  6. Wrong Direction
  7. Against Widows
  8. The Castaway
  9. Daughter Of Hate
  10. Death Of A King
  11. House Of Sleep

Korpiklaani

Dutti: Joa, bleiben wir doch gleich im Land der 1’000 Seen. Bisher habe ich mich am heutigen Hitzetag äussert vorbildlich verhalten und meine Kehle ausschliesslich mit Wasser oder Cola befeuchtet. Aber es tut mir leid, zu Korpiklaani MUSS einfach (mindestens) ein Hopfentrunk her. Ahhhh, tut das gut. Nun bin ich bereit für die anstehende Humppa-Party. Diese bringen Jonne Järvelä und seine Kumpels mit «Wooden Pints» umgehend richtig ins Rollen. Das «gute-Laune-Programm» ist bei dieser Truppe wirklich jedes Mal garantiert. Um mich herum wird brav mitgefeiert und getanzt.

Oh, die Herrschaften verwenden ja eine gigantische Videoleinwand, über welche wunderschöne Naturbilder flimmern. Sind die Waldmenschen etwa tatsächlich in der modernen Ära angekommen? Mir gefällt das neue Show-Element. Wenn man schon einmal auf der grossen Harder-Stage spielt, sollte man deren Vorzüge ja auch nutzen dürfen.

Anfang September dieses Jahres soll die neue Scheibe «Kulkija» via Nuclear Blast erscheinen. Bereits heute schaffen es mit «Henkselipoika», «Pellervoinen» und «Kotikonnut» drei Stücke davon in die Setliste. Hört sich alles nicht übel an. Nichtsdestotrotz kommen die altbewährten Geschichten immer noch besser an. Spätestens beim Durchmarsch durch die Getränkekarte erreicht die Fete ihren Höhepunkt. «Happy Little Boozer», «Tequila», «Beer Beer» und «Vodka» hintereinander ist für jede Leber eine Zumutung, aber so kennen und lieben wir Korpiklaani. Ich sage «kippis» und bis zum nächsten Suff!

Domi the Stick: Hier bin ich wieder! Korpiklaani-Auftritten schaue ich inzwischen immer skeptisch entgegen. Ab CD, MP3 und Co. LIEBE ich den Sound der Finnen. Live hingegen kommt die Stimmung irgendwie oft nicht richtig an, zumindest ist das mein Empfinden. Zugegeben, im Vergleich zum Auftritt am Greenfield kommt Fronter Jonne viel weniger aus der Puste. Trotzdem lautet mein Urteil für dieses Konzert: durchschnittlich! Die grösste Party erlebe ich am Wasser-Stand, wo man gut und gerne zehn bis fünfzehn Minuten anstehen darf – ironischerweise während der oben von Dutti genannten Sauf-Parade durch die Getränke-Karte!

Setliste – Korpiklaani

  1. Wooden Pints
  2. Henkselipoika
  3. Erämaan Ärjyt
  4. A Man With A Plan
  5. Rauta
  6. Pellervoinen
  7. Kotikonnut
  8. Metsämies
  9. Lempo
  10. Kultanainen
  11. Pilli On Pajusta Tehty
  12. Happy Little Boozer
  13. Tequila
  14. Beer Beer
  15. Vodka

Epica

Dutti: Auf dem Weg zurück zur Faster-Stage treffe ich auf einen Kollegen. «Ich weiss genau wohin du willst», meint er mit einem breiten Grinsen im Gesicht zu mir. Tja, offenbar habe ich inzwischen einen gewissen Ruf. Aber stimmt schon, zum Rendez-vous mit «meiner» bezaubernden Simone Simons möchte ich wirklich nicht zu spät kommen. Mit der Nennung dieses Namens dürfte auch klar sein, was als nächstes auf dem Programm steht: Symphonic Metal von und mit Epica.

Gewohnt souverän zocken die Niederländer ihr Set durch. Pyro-Effekte gibt’s ebenfalls zu bestaunen. An Erfahrung mangelt es dieser Truppe sowieso nicht. Schliesslich brachten sie erst Mitte April in Tilburg ihre 1’000. Show über die Bühne. Aber wird ihnen diese Routine etwa langsam zum Verhängnis? Die einzelnen Stücke sind toll, Simone singt fantastisch und trotzdem bin ich nicht restlos überzeugt. Weshalb? Mir fehlen irgendwie die Überraschungen. Ich habe das Gefühl, dass Epica schon seit einer gefühlten Ewigkeit mit der ungefähr selben Setliste unterwegs sind. Wie gesagt, die Songs sind nicht von schlechten Eltern, aber beispielsweise vom 2007er-Silberling «The Divine Conspiracy» gäbe es ausser «Sancta Terra» noch diverse, andere Hammer-Hymnen. Meine Empfehlung an die Band? Bitte vor der nächsten Tour einen Setlisten-Frühjahrsputz durchführen.

Frau Simons ist bekennenden Anhängerin von Make Up und hat auch schon das eine oder andere Schmink-Tutorial herausgebracht. Die kleinen Goldstückchen, welche sie sich heute auf ihre Augen gepflanzt hat, wirken jedoch ziemlich gewöhnungsbedürftig. Allerdings zählen solche weiblichen Gesichtsverschönerungen auch überhaupt nicht zu meinen Fachgebieten. Eventuell können mir unsere Leserinnen diesbezüglich einmal Nachhilfe geben.

Domi the Stick: Hmm, wer hätte gedacht, dass sich unser Programm heute wieder so fest überschneidet? Grundsätzlich habe ich deinem Bericht nicht viel anzufügen. Allerdings muss ich hervorheben, dass ich den Eindruck habe, dass Epica momentan in einer sehr guten Verfassung unterwegs sind. Der Auftritt überzeugt mich durch und durch, die Band zeigt Bühnenpräsenz, hat Spass am Spiel. Dass die Setliste nicht immer meinen Wünschen entsprechen kann, habe ich inzwischen akzeptiert. Mir fehlen jeweils vor allem Songs von der 2005er Scheibe «Consign To Oblivion».

Setliste – Epica

  1. Intro – Eidola
  2. Edge Of The Blade
  3. The Essence Of Silence
  4. Victims Of Contingency
  5. Storm The Sorrow
  6. Unchain Utopia
  7. Cry For The Moon
  8. Sancta Terra
  9. Beyond The Matrix
  10. Consign To Oblivion

Leaves’ Eyes

Dutti: Die Wikinger übernehmen die Wackinger-Stage. Die Rede ist jedoch nicht von Amon Amarth, sondern von der internationalen Symphonic Metal-Kapelle Leaves’ Eyes. Begleitet von ein paar nordischen Kriegern schreitet der Sechser mit «Sign Of The Dragonhead» zur Tat. Hui, problemlos wird hier für Stimmung gesorgt. Growler Alexander Krull wird nicht müde, das Publikum während des gesamten Auftritts konstant mittels Klatsch-Aufforderungen zu animieren. Noch etwas beeindruckter bin ich jedoch von Schildmaid und Sängerin Elina Siirala. Seit ihrem Einstieg scheint die Stimme der Finnin eine ziemliche Entwicklung durchgemacht zu haben. Sackstark, was das attraktive Mädel mittlerweile alles zum Besten gibt. So hart es vielleicht klingen mag, aber die ehemalige Frontdame Liv Kristine vermisst hier niemand. Leider vergehen die 45 Minuten viel zu rasch. Am Ende kann man zurecht sagen, dass Leaves’ Eyes bisher einen der stärksten Auftritte des heutigen Festivaltages abgeliefert haben.

Setliste – Leaves’ Eyes

  1. Intro
  2. Sign Of The Dragonhead
  3. Across The Sea
  4. Swords In Rock
  5. Hell To The Heavens
  6. Edge Of Steel
  7. Riders On The Wind
  8. Sacred Vow
  9. Blazing Waters
  10. Haraldskvaedi

Destruction

Dutti: Weiter geht’s mit einer intensiven Nackenmassage der deutschen Thrash Metal-Veteranen Destruction im Bullhead-Zelt. Fronter Schmier haben wir zuvor noch als Juror beim «The sexiest Kutte alive»-Wettbewerb im EMP-Backstage-Bereich angetroffen. Nun sind aber seine Knüppelkünste gefragt. Vollends warm werde ich mit dem zerstörerischen Trio auch heute nicht. Bei gewissen Abschnitten des Auftritts wird einem zwar regelrecht die Rübe weggeballert, aber dann schleichen sich – insbesondere im Gesangsbereich – leider auch immer wieder ein paar eintönige Phasen ein. Fehlendes Engagement kann man den Herren aber definitiv nicht vorwerfen.

Heute findet übrigens das offizielle Debüt des neuen Trommlers Randy Black statt. Dieser darf sich nach «The Butcher Strikes Back» mit einem kurzen Drum Solo gleich selbst der Zuhörerschaft vorstellen. Metzgermeister Schmier verspricht aufgrund der verhältnismässig knappen Spielzeit sein Geplapper auf ein Minimum zu beschränken – und hält sich dann trotzdem nicht daran. Allerdings empfinde ich seine unterhaltsamen Sprüche alles andere als negativ. Zum Schluss muss der Track «Bestial Invasion» in einer verkürzten Version gespielt werden. Echte Profis überziehen schliesslich nicht. Punkt für Destruction.

Setliste – Destruction

  1. Curse The Gods
  2. Nailed To The Cross
  3. Mad Butcher
  4. Dethroned
  5. Total Desaster
  6. The Butcher Strikes Back
  7. Drum Solo
  8. Thrash Till Death
  9. Life Without Sense
  10. Bestial Invasion

Schandmaul

Domi the Stick: Ich für meinen Teil bleibe nach Epica gleich vor der Faster Stage stehen. Ich habe einen guten Platz erwischt und möchte diesen für Children Of Bodom und Nightwish behalten. In der Zwischenzeit spielt auf der Harder Stage, der ehemaligen True Metal Stage, Schandmaul. Besonders viele Leute sind nicht anwesend und ich frage mich, ob für diese Band nicht die Wackinger Stage ausgereicht hätte. Auch eine Pakistani, die neben mir am Geländer anlehnt, fragt mich, wo der Reiz dieser Band sei, ob dies hier in Europa als Metal gelte und wann das denn endlich vorbei sei. Sogar ich als Anhänger der Folk- und Mittelalterszene empfinde diesen Slot als zu grosszügig an eine Band wie Schandmaul verteilt. Nichtsdestotrotz vermögen es die Bayern, für Stimmung vor der eigenen Bühne zu sorgen und das Publikum zum Tanzen zu bewegen!

Setliste – Schandmaul

  1. Kaspar
  2. Der Hoffnarr
  3. Leuchtfeuer
  4. Lichtblick
  5. Bunt Und Nicht Braun
  6. Vogelfrei
  7. Der Pakt
  8. Der Teufel…
  9. Vor Der Schlacht
  10. Krieger
  11. Walpurgisnacht
  12. Dein Anblick

Children Of Bodom

Domi the Stick: Alexi Laiho und seine Mannen legen sogleich mit einem Kracher los: «Are You Dead Yet?» ist einer ihrer grössten Hits überhaupt, und genau diesen verfeuern sie ganz am Anfang. Das Publikum tobt. Weiter geht es mit «In Your Face» vom selben Album und «I Worship Chaos», dem Titeltrack des neuesten Albums. Langsam müssen die Finnen wohl herunterfahren, sonst bleiben ja keine guten Songs für den Schluss. Die Jungs aus dem am See Bodominjärvi gelegenen Espoo bringen eine gut gemischte Setliste mit Songs von fast jedem Album. Die Band, welche atonale Elemente in ihre Musik einbaut und mit Keyboard-Sounds unterstreicht, zeigt ein weiteres Mal, dass auch sie ganz oben in der finnischen Metal-Liga mitspielen dürfen. Zum Abschluss gibt es dann das oft gefeierte «Towards Dead End». Heute liefern COB ganz schön ab und steigern die Vorfreude auf die ebenfalls finnischen Nightwish, welche nach ihnen die Faster Stage bespielen dürfen.

Domi: Nachdem ich den grösseren Teil des Nachmittags mal richtig das Gelände ausgekostet habe und ich herumgetingelt bin, bin ich für COB auch wieder im Infield. Und Domi ich pflichte dir bei, Children of Bodom drücken heute ganz schön ab. Das heisst was, wenn ich sowas schreibe, da mich die Herren eigentlich sonst nicht so begeistern. Aber heute schaffen es die finnischen Jungs auch mich zu packen und es schiesst mir so nebenbei auch durch den Kopf, wieso ich diese Band bis jetzt eigentlich gar nicht so sexy gefunden habe. Ok, überlege ich mir dann ein anderes Mal weiter. Die Meute im Infield ist auf alle Fälle entzückt und applaudiert artig. Guter Auftritt.

Setliste – Children Of Bodom

  1. Are You Dead Yet?
  2. In Your Face
  3. I Worship Chaos
  4. Blooddrunk
  5. Angels Don’t Kill
  6. Needled 24/7
  7. Everytime I Die
  8. Downfall
  9. Hate Crew Deathroll
  10. Towards Dead End 

Doro

Domi the Stick: Doch zuerst gibt es ein Konzert auf der Harder Stage, schliesslich muss drüben auf der Faster ja erst umgebaut werden. Statt der erwarteten Doro betritt aber zunächst John Diva die Bühne. Der amerikanische Glam-Rocker / Hair-Metaller ist sichtlich stolz, die deutsche «Queen Of Heavy Metal» ankünden zu dürfen. Wieso allerdings genau Doro jetzt von jemandem angekündet werden muss, das versteht niemand. Wohl ein Gag unter befreundeten Musikern…

Doro beginnt mit «I Rule The Rains» und legt sogleich mit «Burning The Witches», einem grossen Warlock-Hit, nach. Weiter geht es mit «Raise Your Fist In The Air», dem Titeltrack ihres zweitneuesten Albums. Wenn auch der Song eher neu ist und vielen Doro-Fans nicht so ganz schmeckt, feiere ich diese Hymne wie kaum einen anderen Doro-Song. Die Euphorie ist nun aber vorbei, dies merkt man auch daran, dass die Leute nur vor der Hauptbühne wirklich stehen. Alle anderen sind grossflächig abgesessen und geniessen das Konzert ab Video-Wand oder ganz ohne Bild.

Doro wird bei ihrem Set von verschiedenen Gastmusikern unterstützt. Beim vierten Track, dem Sweet-Cover «The Ballroom Blitz» sind dann auch die beiden Sweet-Musiker Andy Scott und Peter Lincoln mit von der Partie. Tommy Bolan, Doros Mitbestreiter bei Warlock, darf bei mehreren Songs an der Klampfe rumriegeln. Etwa in der Hälfte des Sets kündigt Doro dann noch einen weiteren Gast an, welchen sie in den allerhöchsten Himmel hinauflobt, den man sich nur vorstellen kann. Als dann dessen Name «Johan Hegg» fällt, ist plötzlich wieder der Teufel los auf dem Ground. Hunderte von Leuten, welche eben noch am Boden rumgelungert haben, erheben sich. Zuerst performen der Amon Amarth-Fronter und Doro den zusammen eingespielten Doro-Song «If I Can’t Have You – No One Will», gleich im Anschluss gibt es – wie könnte es anders sein – den Track «A Dream That Cannot Be» vom neuesten Amon-Album «Jomsviking». Viele Fans der Schweden haben damals die Kooperation mit Doro kritisiert, live tönt das Duett aber ganz schön schick!

Nach diesem Höhepunkt des Konzerts gibt es wieder eine kurze Flaute, bevor Doro dann die allen bekannten Hits «We Are The Metalheads» (schliesslich ist dieser Track die offizielle Wacken Hymne) und «All We Are» auspackt. Bei letzterem sind noch einmal alle heute aufgetretenen Gastmusiker zu sehen. Als Zugabe bringt Doro mit ihrer Band dann noch «Breaking The Law» und entschuldigt sich dafür, dass Udo Dirkschneider, mit welchem sie den Song damals interpretierte, nicht mehr vor Ort ist. Übrigens, Doro und Rob Halford wären für diesen Song bestimmt auch mal eine interessante Mischung. Alles in allem liefert die Metal-Königin Deutschlands ein Set, bei dem einem nie über längere Zeit langweilig wird. Dies schafft sie aber nur dank ihren Gastmusikern. Insbesondere der bärenstarke Auftritt von Johan Hegg sorgt für eine grandiose Stimmung im Publikum.

Gleich nach dem Auftritt wird Doro auf der Bühne überrascht, um in die Hall Of Heavy Metal History aufgenommen zu werden. Was für eine Ehre!

Domi: Ich weiss, dass wird nun vielleicht nicht gerne gelesen; aber ich kann mit der Metal-Queen einfach nichts anfangen. Ich probiere wirklich seit Jahren den Zugang zur Musik und zur Faszination dieser ehrwürdigen Frau zu erlangen, ich schaffe es jedoch partout nicht. So auch heute wieder. Die Musik ist ok und ich muss auch zugeben, dass Doro mit Leidenschaft und Inbrunst bei der Sache ist. Von dieser Seite her also wirklich Hut ab. Mit was ich einfach immer wieder Mühe habe ist mit dem ständigen “Dankeschön…..,….ihr seid Super…..usw”.  Aus diesem Grund bin ich während dem Auftritt von Doro zwar im Infield, aber mit vielem anderen beschäftigt. Ich hoffe, ich schaffe es zu Lebzeiten vielleicht noch, trotzdem einen Zugang zu Frau Pesch zu finden? Heute auf jeden Fall ein weiteres Mal Fehlanzeige. (Anm. DtS: Ich verstehe dich zu 100%. Ich mag die Musik von Warlock und Doro, aber live spricht ihr Danke-danke-Charakter eindeutig gegen gute Auftritte. Trotzdem, alles ist besser als der Auftritt 2013… zumindest so, wie ich diesen in Erinnerung habe.)

Setliste – Doro

  1. I Rule The Rains
  2. Burning The Witches
  3. Raise Your Fist In The Air
  4. The Ballroom Blitz (mit Andy Scott und Peter Lincoln)
  5. East Meets West (mit Tommy Bolan)
  6. Für Immer (mit Tommy Bolan)
  7. Earthshaker Rock
  8. If I Can’t Have You – No One Will (mit Johan Hegg)
  9. A Dream That Cannot Be (Johan Hegg)
  10. Hellbound
  11. (Drum Solo Johnny Dee)
  12. All For Metal (mit Tommy Bolan)
  13. We Are The Metalheads
  14. All We Are (mit Tommy Bolan, Johan Hegg, Andy Scott und Peter Lincoln)
  15. Braking The Law* (mit Jeff Waters)

*Zugabe

Nightwish

Dutti: Info vorweg: Die nachfolgenden Zeilen könnten ziemlich «Fan-Boy-lastig» werden. Gleich wird meine absolute Lieblingsgruppe auf der Faster-Stage stehen.

Zuvor aber eine kurze Rückblende zum letztjährigen W:O:A: Wie gewohnt richten sich alle Augen am letzten Festivaltag gespannt auf die Videoleinwände. Die ersten Namen des 2018er-Programms flimmern über den Bildschirm. Und dann steht dort plötzlich Nightwish geschrieben, was mir sogleich feuchte Äuglein beschert. Die Band, welche mich damals zum Metal gebracht, wird also im kommenden Jahr auf dem Holy Ground zu bestaunen sein. Die Band, zu der ich wohl immer ein spezielles Verhältnis haben werde. Nix da mit einer Wacken-Pause. Ich muss wieder hinfahren!

Und nun stehe ich also ein Jahr später abermals im Wackener Infield und kämpfe mit einem Gefühlscocktail aus Vorfreude und Nervosität. Na toll, jetzt wird auch noch ein Countdown eingeblendet. Nochmals eine Minute auf meine Helden warten? Hui, die Zahlen können gar nicht rasch genug die Null erreichen. Peng! Mit einem lauten Knall treten die Meister des symphonischen Metalls zum Dienst an. «End Of All Hope»? Geiler Auftakt! Allerdings stellt dies keine wirkliche Überraschung dar. Tuomas Holopainen und Co. haben im Vorfeld ihrer «Decades»-Tour bereits angekündigt, dass die Setlisten mehrheitlich aus älteren Nummern bestehen werden. Das im Anschluss folgende «Wish I Had An Angel» gehört jedoch eher zu den üblichen Verdächtigen. Doch «Come Cover Me» und «Gethsemane» einmal live zu hören, ist definitiv die pure Freude. Meinetwegen könnte die Band Scheiben wie «Oceanborn» oder «Century Child» sowieso gerne komplett durchspielen. Allerdings bedeutet «Decades» einen Querschnitt durch die gesamte Diskographie der Finnen. Aufgrund dessen kommen auch die aus meiner Sicht nicht so prickelnden Tracks «Élan» und «Amaranth» zum Zug. Jeder Song wird übrigens von einem atemberaubenden Bühnenbild untermauert.

Dass ich die nun folgenden Zeilen schreiben muss, lässt mein Herz ehrlich gesagt bluten. Diese erste Auftrittshälfte meiner Idole haut mich leider nicht wirklich aus den Socken. Der sonst so hochgelobte Bombast, für den Nightwish eigentlich stehen, kann sich bisher kaum entfalten. Zudem scheint der Soundtechniker einen schwachen Moment erwischt zu haben. Das Ganze ist ganz eindeutig viel zu leise. Da nützt auch eine überragend singende Floor Jansen, die in ihrem neuen Bühnenoutfit hammermässig aussieht, nicht sonderlich viel. Die einzelnen Bandmitglieder wirken generell etwas kühl. Jeder scheint auf sich konzentriert zu sein. Das stets für Lacher sorgende Herumgeblödle von Mini-Gitarrist Emppu Vuorinen und Teufelsbart-Basser Marco Hietala wird schmerzlich vermisst. Die Performance hat insgesamt einen Hauch von «Dienst nach Vorschrift» an sich. Ich kann und will es nicht glauben. Vielleicht können Nightwish das Ruder in der zweiten Show-Hälfte nochmals herumreissen. Ich bin sicherlich nicht der einzige Fan, der sich dies von ganzem Herzen wünscht.

Ha! Die Hoffnung scheint tatsächlich zuletzt zu sterben. «Devil & The Deep Dark Ocean» ist eine echte Überraschung, die bärenstark vorgetragen wird. Pyros, Feuerwerk, Tempo – bitte genau so weitermachen, werte Freunde. Meiner Hühnerhaut meldet sich ebenfalls zurück. Und es wird noch besser! Nach «Nemo» folgt nämlich mit «Slaying The Dreamer» einer meiner persönlichen Nightwish-Über-Hits. Die Finnen drehen auf. Gefällt mir! Zeit für die Monsterparade: «The Greatest Show On Earth (Chapter II: Life und Chapter III: The Toolmaker)» (Spielzeit rund 11 Minuten) und «Ghost Love Score» (Spielzeit rund 10 Minuten) werden ins Rennen geschickt. Episch, fesselnd, atemberaubend – schlichtweg zwei Meisterwerke. Mein Kiefer hat Kontakt zum staubigen Boden aufgenommen. Zuhören, eintauchen und geniessen lautet jetzt die Devise. Spiel gedreht – well done, Nightwish. Bei der anschliessenden Verbeugung wirkt die gesamte Mannschaft dann auch wieder fröhlich und zufrieden. Als Ausklang dröhnen schliesslich die letzten beiden «The Greatest Show On Earth»-Teile «The Understanding» und «Sea-Worn Driftwood» aus den Boxen.

Der zweite Show-Teil hat definitiv überzeugt und mir Hoffnung gemacht. Ich freue mich riesig auf die nächste Begegnung mit meinen Helden, welche ja bereits in ein paar Tagen in Schaffhausen stattfinden wird. Die müden Beine sehnen sich nach Erholung. Somit entschliessen wir uns zur Rückkehr in unser Camp. Running Wild hätte ich mir zwar gerne noch reingezogen, aber die Kräfte sollen ja ebenfalls für den finalen Tag reichen.

Domi the Stick: Dutti, wir sind uns einfach zu ähnlich! Auch ich pflege eine ganz besondere Beziehung zu Nightwish. Nicht umsonst stehen sie in meiner Konzert-Statistik (zusammen mit Powerwolf) ganz weit oben! Ich frage mich bereits im Vorfeld, was denn dieser Slot soll. 75 Minuten auf der Faster Stage? Das ist doch ein Witz, oder? Und dann noch gleichzeitig mit Clawfinger, welche weiter rechts die Louder Stage auseinandernehmen. Dass es für Nightwish nicht den Headliner-Slot gibt, okay, damit kann ich leben (wenn auch zu betonen ist, dass nach Nightwish haufenweise Metalheads aus dem Infield strömen und Running Wild nicht entfernt so viele Menschen vor der Bühne hat wie Nightwish). Aber dass eine Clawfinger-«Special Anniversary Show” und eine Nightwish-“Special Decades Show” angekündet werden und dann beide «Spezialshows» gleichzeitig stattfinden, das finde ich ganz schlecht.

Nun gut, kann ja passieren. So gut wie keine Band könnte mich von der Nightwish-Bühne wegzerren (Pantera vielleicht, damit ich die mal gesehen hätte?), und so freue ich mich extrem auf den jetzt folgenden Auftritt. Mir ergeht es aber ähnlich wie Dutti. Wenn man in der ersten Reihe noch miteinander reden kann, ohne die Stimme besonders erheben zu müssen, dann läuft etwas falsch. Auch die von Dutti beschriebene Appetitlosigkeit der Finnen vermag ich zu verspüren. Zum Glück finden Tontechniker und Band doch noch einen Weg aus dieser Misere. Die Kombo von «Slaying The Dreamer» und «The Greatest Show On Earth» verspricht dann, einen ganz besonderen Höhepunkt dieses Auftritts zu werden. Ich freue mich ebenfalls auf die Show in Schaffhausen (dieser Bericht ist übrigens bereits online!).

Domi: Jetzt komme auch noch ich und auch ich bin (wir sind uns also alle drei sehr ähnlich in diesem Punkt) ein sehr grosser Anhänger von Nightwish und habe in den letzten 10 Jahren kaum ein Konzert in der Schweiz verpasst. Und auch ich bin ganz nervös, da ich Nightwish nämlich auch das letzte Mal in Wacken sehen durfte und es dazumal einfach unbeschreiblich war, die beste Show ever….und heute?

Dutti, mir tut es ebenso weh wie dir, wenn ich die nächsten Zeilen schreibe, aber es ist so. Der Glanz und die Gloria von Nightwish entfaltet sich auch für meine Bedürfnisse in diesem viel zu kurzen Slot viel zu spät. Na ja, vielleicht bin ich einfach auch zu verwöhnt, denn die letzten Konzerte mit Floor Jansen, waren alle musikalisch wie auch songtechnisch einfach nahezu perfekt arrangiert und abgemischt. Aber umso mehr, ist es für mich zu Beginn des Konzertes auch schwierig zu begreifen, dass heute zwar alles immer noch äusserst professionell ist, aber eben nicht auf dem gleich hohen Niveau wie sonst. Floor Jansen scheint mir jedoch der grosse Plus-Punkt zu sein. Ihre Leidenschaft, ihre Erscheinung, ihr Charisma bewegt mich immer wieder von neuem.

Die Setlist scheint mir eigentlich sehr gut gewählt auch die epischen Momente in der 2. Hälfte des Konzertes finde ich sehr gut geplant, obwohl natürlich durch die entsprechenden Songs (welche über 10 Minuten Spielzeit aufweisen) sofort viel Zeit vom eh schon sehr kurzen Slot flöten gehen. Da teile ich die Meinung, dass es eine Band dieser Grösse verdient hätte eine längeren Spielzeit zugesprochen zu bekommen. 75 Minuten reichen leider nicht. Da hätte aus meiner Sicht noch einiges drin gelegen, denn wie schon von den Schreibern vor mir beschrieben, muss Nightwish das Konzert genau dann beenden, wenn sie so richtig in Fahrt gekommen sind. Schade.

Fazit: Musikalisch sehr ok, soundtechnisch schon besseres gehört, Faszination doch noch entfaltet, insgesamt jedoch nicht der Überflieger. Aber es kann nicht immer perfekt sein und wenn ich sehe, was die Band alles durchgemacht hat in den letzten Jahren, war und ist auch der heutige Auftritt immer noch ganz grosse Klasse.

Setliste – Nightwish

  1. End Of All Hope
  2. Wish I Had an Angel
  3. Come Cover Me
  4. Gethsemane
  5. Élan
  6. Amaranth
  7. I Want My Tears Back
  8. Devil & The Deep Dark Ocean
  9. Nemo
  10. Slaying The Dreamer
  11. The Greatest Show On Earth (Chapter II: Life und Chapter III: The Toolmaker)
  12. Ghost Love Score
  13. Outro – The Greatest Show On Earth (Chapter IV: The Understanding und Chapter V: Sea-Worn Driftwood)

Fotos Nightwish – Wacken Open Air 2018 (Steve)

In Flames

Domi: Ähhhh Dutti und Domi, scheinbar wart ihr nicht zugegen beim Konzert des Abends? (Anm. DtS: Nö, Otto gewinnt diese Überschneidung) (Anm. Dutti: Ne, habe sie bereits am Rockharz gesehen – der dortige Gig war übrigens sackstark – und schone mich lieber frühzeitig für den finalen Festivaltag). Ich auf alle Fälle bin froh, habe ich In Flames wieder mal in voller Länge gesehen. Lange ist es her seit dem letzten Mal und ich muss gestehen, auch diese Band hat mich in meiner Metal-Konzert-Karriere nicht jedes Mal überzeugt.

Heute schaffen es In Flames jedoch vom ersten Ton an, mich einfach mal über das Infield hinweg umzublasen. Alleine die Konstruktion der Bühne bzw. der Lichtshow finde ich einmalig und überwältigend. Zudem hat die Band heute einen ganz perfekten Tag erwischt. Auch der Herr am Mischpult hat die Regler genau richtig eingestellt. Druckvoll zieht der Sound von der Bühne runter ins Feld.  Anders Fridén ist heute sehr gut gelaunt (was nicht immer der Fall ist) und zieht das Publikum heute auch vom ersten Moment an in seinen Bann.

Die Gitarrenfraktion spielt heute absolut fehlerfrei und die Songauswahl könnte für das WOA nicht besser sein. Eher „ruhige“ Songs wechseln sich mit Hits und pushenden Infernos ab. So muss es sein. Die Zeit scheint nur so vorbeizufliegen und das scheint mir immer ein gutes Zeichen für ein Konzert von gutem Niveau.

Wie riesig der Katalog der Songs von In Flames mittlerweile ist, vergisst man zeitweise. So ist es natürlich schwierig, Fans jeder Epoche völlig zu befriedigen. Trotzdem will ich noch einmal betonen, dass heute für alle etwas dabei war in der Setlist.

Von mir also definitiv: Daumen hoch und ein grosses und ehrliches: WOW!

Otto und die Friesenjungs

Domi the Stick: Wer kennt ihn nicht, den Otto Waalkes aus Ostfriesland? Er ist wohl – vermag ich ohne genauere Überprüfung zu behaupten – die bekannteste Person am diesjährigen Wacken Open Air. An seinem 70. Geburtstag beehrt uns der Komiker mitten in der Nacht auf der Louder Stage. Ist das Metal? Erneut diese Diskussion? Nein, scheissegal! Wem es nicht passt, dass Otto jetzt hier spielt, dem bietet sich drüben auf der Faster Stage mit In Flames eine gute, metallische Alternative. Glaubt man dem Publikumsandrang vor den Bühnen, scheint Otto auf Wacken aber ganz akzeptiert zu sein und man hätte die beiden Acts auch gut auf der jeweils anderen Bühne spielen lassen können. Wir selber sind seit dem Ende des Nightwish-Gigs vor Ort und ergattern uns so einen Platz in den ganz vorderen Reihen. Wer Running Wild bis zum Ende geschaut hat, der hat – glaubt man den Aussagen einiger Besucher – für Otto keinen (guten) Platz mehr erwischt.

Doch bevor Otto überhaupt singen kann, ist zuerst das Publikum an der Reihe. Die Metalheads singen für Otto das Geburtstagslied. Im Nachhinein erzählt der Komiker in verschiedenen Interviews, er sei zuerst nervös gewesen ob der Akzeptanz auf einem Metalfestival. Gleich nach diesem Ständchen habe er sich aber äusserst wohl gefühlt und seine Krönung genossen. Sein erster Song ist «Friesenjung» und schon jetzt ist die Freude im Publikum riesengross und es wird auf dem ganzen Acker mitgesungen. Nach dem Neil Diamond-Cover «I’m A Believer» folgt dann «Mein Song», ein Medley aus den verschiedensten bekannten Songs Deutschlands. So mischte Otto hier «Marmor, Stein Und Eisen Bricht» mit «Das Geht Ab!», «Ti Amo», «Ein Stern», «Wahnsinn», «Aber Bitte Mit Sahne» und seiner «We Didn’t Start The Fire»-Version «Wir Haben Grund Zum Feiern». Ganz grosses Kino! Nach einigen weiteren Songs dann das nächste Highlight: Otto singt «Zehn Kleine Ottifanten» und wirft jedes Mal, wenn die Zahl sinkt, einen Ottifanten ins Publikum. Diese Plüschtiere gab es übrigens auch an den Wacken-Merch-Ständen zu kaufen!

Zwischen den Songs passiert natürlich nicht einfach nichts; Otto versteht es, die Metalheads mit seinen humorvollen Sprüchen bei Laune zu halten! Gegen Ende der Show gibt es dann insgesamt vier Zugaben! Die erste ist das AC/DC-Cover «Auf Dem Heimweg Wird’s Hell». Danach folgen «We Are The Champions» und «Satisfaction», doch nach jedem einzelnen Song wollen die «Friesenjung»-Chöre im Publikum nicht abbrechen. Als letzten Song gibt es dann erneut «Friesenjung», bei dem die Fans ein letztes Mal ausrasten. «Ausrasten» ist hier natürlich nicht im metallischen Sinne gemeint, schliesslich ist das ja auch keine Moshpit-Musik oder so.

Mit diesem Auftritt hat Otto Geschichte geschrieben und sich ganz nach oben in die Highlights des diesjährigen WOA gespielt. Noch als auf der Hauptbühne schon längst Ghost spielen, hört man vor den Fressbuden «Friesenjung» johlende Metalheads. Ein nicht zu vergessender Abend!

Setliste – Otto und die Friesenjungs

  1. Friesenjung
  2. Im’ A Believer (Neil Diamond)
  3. Mein Song (Medley)
  4. Urgent (Foreigner)
  5. Dänen Lügen Nicht
  6. Wild Thing (Chip Taylor)
  7. Zehn Kleine Ottifanten
  8. Born To Be Wild (Mars Bonfire)
  9. Fohlen In Love
  10. Was Ist Schon Dabei
  11. Heimweg Wird’s Hell* (Highway To Hell (AC/DC))
  12. We Are The Champions* (Queen)
  13. Satisfaction* (Rolling Stones)
  14. Friesenjung* (Englishman In New York (Sting))

*Zugaben

Fotos Otto – Wacken Open Air 2018 (Steve)

Doch Chkae

Domi the Stick: Doch Chkae (sprich «Dudsch Gai») spielen nicht! Dies bestimmte das deutsche Auswärtige Amt kurz vor dem Festival. Die Band Doch Chkae besteht aus kambodschanischen Waisen-Kindern, die in den Slums der Hauptstadt Phnom Penh aufwuchsen. Nach ihrem Eintritt in einem Waisenheim blieben alle vier Musiker Problemkinder, bis sie von ihrem Schweizer Heimbetreuer an ein Metalkonzert genommen wurden. Sofort entdeckten sie die Liebe zum Metal, gründeten die Death Metal-Band Doch Chkae und übten täglich mehrere Stunden. Das Proben führte sie in ein normales Leben zurück. Ihr grösster Traum ist es, einmal in Deutschland auftreten zu dürfen, wo ihr Betreuer studiert hat. Das Wacken Open Air hat die Jungs Anfangs 2018 ans Festival eingeladen; sie hätten heute Nacht die Headbangers Stage rocken dürfen. Kurz vor dem Festival verboten ihnen allerdings die deutschen Behörden die Einreise nach Deutschland. Trotz finanzieller Bürge durch das Festival und dem Versprechen des Betreuers, die Jungs keine Sekunde alleine zu lassen, war die Angelegenheit den deutschen Behörden zu unsicher; sie befürchteten, die Jungs würden nicht nach Kambodscha zurückreisen, da sie keine familiären Bindungen oder regelmässige, hohe Einkommen belegen konnten. Wenigstens besteht noch die Möglichkeit, dass es für nächstes Jahr klappt, so Wacken-Pressesprecherin Anna Walter.

Ghost

Domi the Stick: Der letzte Act, der heute im Infield spielen darf, sind Ghost. Ich habe die Schweden bisher ein einziges Mal live erleben dürfen, am Rockavaria 2016 in München. Dort haben sie mich nicht besonders überzeugt, trotzdem will ich ihnen heute eine weitere Chance geben. Cardinal Copia, der Papa Emeritus ersetzt hat, und seine Nameless Ghouls haben in ihrer Bandgeschichte einen beachtlichen Kult grossgezogen. Bezüglich der Meinung über die Musik spaltet sich die Metal-Welt.

Tatsächlich ist das Infield inzwischen mehr leer als voll. Der Nacht-Slot passt zur düsteren Stimmung der Musik, ganz im Gegensatz zum Behemoth-Slot am Donnerstag. À propos Stimmung: Die ist genau richtig, so wie sie wahrscheinlich rüberkommen sollte. Musikalisch muss ich aber erneut zugeben, dass die Band nie zu meinen Favoriten gehören wird. Dafür hat die Musik einfach zu wenig Pepp, zu wenig Struktur, zu wenig Fesselndes. So entscheide ich mich dann nach etwa der Hälfte der Songs für den Rückzug ins Camp. Aus der Ferne tönt dann «Year Zero» gar nicht so schlecht…

Domi: Ich habe Ghost live noch nie gesehen, deshalb warte auch ich zu später Stunde auf diese Premiere. Natürlich habe ich mich aber bereits im Voraus sehr intensiv mit der Musik und dem Kult, welcher die Band umgibt, auseinandergesetzt und bin der Auffassung, dass mindestens marketingtechnisch vieles so läuft, wie es soll. Denn ob gute oder schlechte Schlagzeilen, Ghost waren und sind in den letzten Jahren und Monaten immer wieder in verschiedensten Magazinen und Artikeln im Netz erwähnt. Zudem finde ich die Idee selber, welche sicher auch dazu beigetragen hat, dass die Band heute schon zu den „Grossen“ gehört, sehr clever überlegt.

Aber nun zum musikalischen: Cardinal Copia legt mit seinen Nameless Ghouls gleich mal tüchtig los. „Rats“ wird bereits an zweiter Stelle in der Setlist „verbraten“. Ich persönlich finde die Musik ansprechend und stimmungsvoll. Ob das nun von der Bühneneinrichtung, Cardinal Copia oder von der Bandgeschichte zusätzlich beeinflusst wird, weiss ich nicht genau, aber der Retro-Rock gefällt mir einfach. Domi, ich gebe dir recht, es gibt peppigere Musik, aber ich glaube, das ist mitunter genau der Punkt, wieso diese Band es doch in mein Herz schafft. Peppigere Musik würde gar nicht zu diesem schwerfälligen Monstrum passen bzw. nicht zu Päpsten und Kardinälen ;-)…..

Setliste Ghost

  1. Ashes
  2. Rats
  3. Absolution
  4. Ritual
  5. From The Pinnacle To The Pit
  6. Faith
  7. Cirice
  8. Miasma
  9. Year Zero
  10. He Is
  11. Mummy Dust
  12. Dance Macabre
  13. Square Hammer
  14. Monstrance Clock*

*Zugaben

Fanzit Freitag

Dutti: Die finnischen Bands und Leaves’ Eyes sorgten heute für die Highlights. Im Falle von Nightwish hat es zwar ein bisschen länger gedauert, aber dank einer Steigerung in der zweiten Auftrittshälfte konnten sie ihren Status als Symphonic Metal-Macht dann doch noch eindrücklich untermauern. An den packenden 2013er-Auftritt kamen sie aber trotzdem nicht ganz heran. Das Wetter war abermals ein Hochgenuss. Das staubige Wacken vermag durchaus zu gefallen.

Domi the Stick: Bandtechnisch haben die Wacken-Macher heute ganz schön etwas auf die Bühnen gezaubert. Die meisten Auftritte, welche ich gesehen habe, waren richtig stark, nur die Live-Performance von Korpiklaani und der Auftritt von Ghost haben meinen Erwartungen nicht ganz entsprochen. Völlig überrascht hat mich der Auftritt der Komik-Legende Otto Waalkes mit seinen Friesenjungs. Somit kann ich ihm auch den Titel «Überraschung des Festivals» verleihen (keine Angst, den Titel habe ich gerade erfunden, verdient hätte ihn Otto aber auf jeden Fall!).

Domi: Ein nahezu perfekter Freitag. Nightwish eher verhalten, dafür In Flames in Top-Form erlebt. Ein weiteres Mal in Gedanken im Himmel gewesen und mit Lemmy einen getrunken, schade bist du nicht mehr da. Wetter sensationell, so richtig zum geniessen dieses Jahr. Merchandising leider immer wieder die Versuchung wert. Viele Menschen gesehen und viele lächelnde Gesichter beobachtet. Passt. Freue mich auf Samstag!

Weitere Fotos vom Freitag – Dark Tranquillity, Kellermensch (Steve)

Samstag, 04.08.2018 – Von Frauenstimmen dominierter Festivalabschluss

Domi the Stick: Tag 7 von 8 für meine Truppe. Noch immer ist die Laune bestens, noch immer hat es Corn Flakes in der Packung, noch immer hat es Bier im Vorrat (okay, den haben wir mehrmals nachgefüllt…). Wenn es nach uns geht, könnte die Party noch einige Tage weitergehen. Oder sogar einige Wochen, wie es Steel Panther-Fronter Michael Starr auf der Bühne verlangt. Doch erneut beginnen wir von vorne, das heisst beim ersten Konzert des Tages. Heute haben Dutti und ich weniger Überschneidungen in unserem Programm, die Berichte werden also noch einmal zahlreich!

Domi: Manchmal frage ich mich echt, wo die Zeit wohl hinfliesst. Bereits ist wieder Samstag und dies bedeutet der letzte Festivaltag. Andererseits ist es der Tag, an welchem bereits wieder die ersten Bands für das nächste Jahr bekanntgegeben werden. Und natürlich gibt es viel Musik, welche auf den verschiedenen Bühnen gespielt wird. Und auf dies freue ich mich natürlich heute nochmals besonders.

Lovebites

Dutti: Unglücklicherweise sind wir bereits beim letzten Tag des diesjährigen W:O:A angelangt. Irgendwie rast die Zeit abermals viel zu schnell vor sich hin. Allerdings gibt’s auch heute nochmals einige interessante Konzerte zu sehen. Für mich persönlich heisst’s wieder einmal Frühschicht. Tatort W:E:T-Stage. 11.25 Uhr. Holy Moly! Das Bullhead-Zelt ist ja bis unters Dach gefüllt. Rappelvolle Hütte. Damit habe ich jetzt ehrlich gesagt überhaupt nicht gerechnet. Scheinbar möchten sich alle die japanische all-female Schwermetall-Truppe Lovebites zu Gemüte führen. Offenbar scheinen die Mädels eine ziemlich grosse Nummer zu sein. Ich hatte sie bis dato jedoch nicht auf dem Radar. Aber eine solche Faszination kennen wir in der Schweiz ja auch in Zusammenhang mit unseren Burning Witches.

Meine Befürchtungen, dass meine werten Gehörgänge nun eine komische J-Pop Performance à la Babymetal über sich ergehen lassen müssen, werden glücklicherweise ziemlich rasch zerschlagen. Mit ihren Outfits weisen die fünf Musikerinnen zwar schon Ähnlichkeiten zu irgendwelchen Anime/Manga-Püppchen auf, aber musikalisch haben sie definitiv einiges auf dem Kasten. Frontdame Asami ist mit einem genialen und kräftigen Stimmorgan ausgestattet, welches man ihr aufgrund der putzigen Erscheinung kaum zugestehen würde. Dass gutes Aussehen und dazu passende Klamotten alles andere als hinderlich für die Vermarktung sind, dürfte wohl ebenfalls jedem hier im Zelt klar sein. Doch genau wie die brennenden Hexen sind auch die Lovebite-Chicks eigentlich nicht auf einen «Titten-Bonus» angewiesen. Songs wie «The Crusade» oder «Shadowmaker» kommen mit viel Wucht um die Ecke. Burning Witches und Lovebites – das wäre doch eine spannende Kombo für eine gemeinsame Tournee, oder?

Setliste – Lovebites

  1. The Hammer Of Wrath
  2. The Crusade
  3. Don’t Bite The Dust
  4. Above The Black Sea
  5. Shadowmaker

Betontod

Domi the Stick: Mein Konzerttag beginnt heute erst eine Stunde später als am Freitag, nämlich um 12 Uhr. Somit stehen mir heute 15 Stunden Konzert-Wahnsinn bevor. Los geht’s! Die deutschen Punk-Rocker Betontod eröffnen die Faster Stage und wärmen das Publikum auf (okay, das wäre dank der brennenden Sonne noch immer gar nicht nötig). Mit Songs wie «Viva Punk!» und «Hömmasammawommanomma» steigt die erste Party des Tages. Das Publikum macht mit, als gäbe es kein Morgen. Dabei folgt doch erst noch das Heute.

Setliste – Betontod

  1. La Familia
  2. Kinder Des Zorns
  3. Traum Von Freiheit
  4. Glück Auf
  5. Viva Punk!
  6. Boxer
  7. Hömmasammawommanomma
  8. Auf Eine Gute Zeit

Fotos Betontod – Wacken Open Air 2018 (Steve)

Black Inhale

Dutti: Die Ösi-Groove Metaller Black Inhale können einem richtig leidtun. Gerade war das Bullhead-Zelt bestens besucht und nun herrscht plötzlich gähnende Leere. Genau wie vor knapp einem Jahr beim Summer Breeze, als ich die Truppe zum ersten Mal live erlebt habe, legen die vier Herren nun auch auf der Wackener Headbangers-Stage einen souveränen Auftritt aufs Parkett. Wer bei den Japanerinnen noch gepennt hat, dürfte spätestens jetzt aus dem Land der Träume gerissen werden.

Soundtechnisch sind Parallelen zu Machine Head deutlich hörbar. Es macht richtig Spass, dem spielfreudigen Vierer zuzuschauen. Da verzeiht man Ihnen auch die zwei Mittelfinger auf den Bass Drums, die während des ganzen Auftritts ins Publikum zeigen. Die Setliste setzt sich beinahe ausschliesslich aus Tracks des 2016er-Silberlings «A Doctrine Of Vultures» zusammen. Vielleicht sollte ich das Teil mal noch meiner Plattensammlung hinzufügen.

Setliste – Black Inhale

  1. A Doctrine Of Vultures
  2. The Die Is Not Yet Cast
  3. Warning
  4. Losing My Faith
  5. The Pessimist

The Charm The Fury

Dutti: Der heutige Tag steht in meinem Fall irgendwie im Zeichen der Power-Frauen. Die nächste Dame steht bereits in den Startlöchern. Sie hört auf den Namen Caroline Westendorp, sieht gut aus, verfügt über ein kräftiges Stimmorgan und ist in der Band The Charm The Fury tätig. Die niederländische Truppe spielt einen Mix aus Metalcore, Nu Metal und Groove Metal. Die Headbangers-Stage wird langsam aber sicher in ihre Einzelteile zerlegt. Die unglaubliche Energie der Truppe überträgt sich rasch auf die Zuhörerschaft, was intensive Moshereien und Circle Pits zur Folge hat.

Bei einem Sprung von der Bühne landet Caroline auf ihrem Allerwertesten; aber sie kann glücklicherweise weitermachen. Dass ihr so etwas bei einem ihrer grössten Auftritte passiert ist, sei ihr jedoch ein bisschen peinlich. Halb so schlimm meine Liebe, zieh einfach dein Ding durch. The Charm The Fury kann ich zurecht weiterempfehlen, denn neben der Frontrampensau machen auch die männlichen Mitglieder der Band einen äusserst souveränen Job.

Setliste – The Charm The Fury

  1. The Future Need Us Not
  2. Colorblind
  3. Down On The Ropes
  4. Weaponized
  5. Dirty South
  6. A New Level (Pantera-Cover)
  7. Songs Of Obscenity
  8. Echoes
  9. Carte Blanche

Alestorm

Domi the Stick: Erneut eine Band, die ich von ganz vorne sehen will. Aus diesem Grund gibt es Wintersun, welche die Harder Stage eröffnen, aus einem steilen Winkel auf die Augen. Tönt aber ganz gut, was Jari Mäenpää und Co. an den Tag legen!

Es folgt: die bisher schlimmste Konzert-Überschneidung in meinem Metal-Leben! Schlimmer als Alice Cooper während Iron Maiden, schlimmer als Van Canto während Kreator und sogar ein kleines Spürchen schlimmer als Clawfinger während Nightwish. Auch wenn die beiden Bands musikalisch kein bisschen zusammenpassen, empfinde ich es als arg schlimme Katastrophe, die beiden Fun Metal-Bands schlechthin gleichzeitig spielen zu lassen! Wieso zur Hölle müssen Knorkator und Alestorm den gleichen Slot zugeteilt bekommen?!

Ende des Shitstorms gegen die Running Order, kommen wir zum Konzert. Die britischen Hobby-Piraten und Profi-Trinker eröffnen ihr Set mit «Keelhauled». Vom ersten Moment an ist Party angesagt. Das mag ein vielgebrauchter Satz unter uns Journalisten zu sein, aber anders kann man die jetzige Situation nicht beschreiben. Die Menge tobt, der Boden bebt, der Alkohol fliesst. Weiter geht es mit dem Doppel «Alestorm» und «Mexico» vom neuesten Silberling «No Grave But The Sea», dessen Titeltrack später auch noch gespielt wird.

Alestorm überzeugen mit einer abwechslungsreichen Setliste, welche sowohl ältere Werke wie «Nancy The Tavern Wench», «The Sunk’n Norwegian» und «Shipwrecked» als auch neue Songs à la «Bar ünd Imbiss» bereithält. Speziell zu erwähnen sind die verschiedenen Party-Einlagen (ja, noch mehr Party!) wie zum Beispiel der nur zwei Sekunden dauernde Song «Rumpelkombo» (dessen Lyrics übrigens aus der Feder von Grave Digger-Sänger Chris Boltendahl stammen). Gleich danach gibt es einen kurzen Ausschnitt aus «Drunken Sailor», bevor der Party-Level mit «Hangover» den Höhepunkt erreicht. Traditionell darf der Gitarren-Techniker Joel hier auch auf die Bühne und überzeugt sowohl mit seinen Gesangs- als auch Trinkkünsten. Zwei Bier auf Ex, gleichzeitig!

Mit «Fucked With An Anchor» beenden Alestorm nach vielen weiteren, guten Songs ihr von Hüpfen, Alkohol und Crowdsurfern geprägtes Konzert. Ob Knorkator drüben wohl eine ähnlich gute Show abgeliefert haben?

Setliste – Alestorm

  1. Keelhauled
  2. Alestorm
  3. Mexico
  4. The Sunk’n Norwegian
  5. No Grave But The Sea
  6. Nancy The Tavern Wench
  7. Rumpelkombo / Drunken Sailor
  8. Hangover (mit Joel)
  9. Bar ünd Imbiss
  10. Captain Morgan’s Revenge
  11. Shipwrecked
  12. Drink
  13. Wenches & Mead
  14. Fucked With An Anchor

Night Demon

Dutti: Die kalifornischen Schwermetaller Night Demon haben bisher mit ihren Auftritten bei mir gemischte Gefühle hinterlassen. Heute erwischen sie allerdings einen bärenstarken Tag. Der reine Heavy Metal des Trios animiert in den Publikumsreihen diverse Nasen zum munteren Mähne schütteln. Oh ja, das macht Laune! Bereits nach den ersten beiden Tracks sind Jarvis Leatherby (Gesang/Bass), Armand John Anthony (Lead-Gitarre) und Dusty Squires (Drums) komplett nassgeschwitzt. Ein unverkennbares Indiz dafür, mit welcher Intensität die Jungs ihre Gigs jeweils in Angriff nehmen. Einzig ein paar technische Probleme in der Show-Mitte können den Dämonenexpress kurzzeitig stoppen. Nachdem diese behoben sind, geht’s dann aber wieder ordentlich zur Sache.

Beim Kelch-Track «The Chalice» darf auch wieder das Maskottchen der Band – der werte Gevatter Tod – über die Bühne stolzieren.  Zum Abschluss werden schliesslich noch die legendären Iron Maiden mittels «Wasted Years» geehrt. Bei dieser Hymne geht verständlicherweise einfach jedes Mal ein Ruck durch die Massen. Abermals ein Zeichen dafür, welch wichtige Rolle das musikalische Schaffen von Bruce Dickinson und Co. in unserer Szene spielt. Im Falle von Night Demon darf man ebenfalls gespannt sein, wie nahe sie dem Metal-Olymp noch kommen werden. Mit solch starken Performances wie derjenigen von heute sind die passenden Grundsteine jedenfalls bereits gelegt.

Setliste – Night Demon

  1. Welcome To The Night
  2. Hallowed Ground
  3. Full Speed Ahead
  4. The Howling Man
  5. Heavy Metal Heat
  6. Stranger In The Room
  7. Screams In The Night
  8. The Chalice
  9. Darkness Remains
  10. Night Demon
  11. Wasted Years (Iron Maiden-Cover)

Spoil Engine

Dutti: Mit Spoil Engines Musik dürften einige schon im Vorfeld des Festivals in Berührung gekommen sein, denn der Song «Disconnect» war im Video «Wacken Open Air 2018 – The Very Last Ticket – Part 2» zu hören. Nun steht die belgisch-niederländische Kapelle in Fleisch und Blut auf der W:E:T-Stage und gibt Vollgas. Leider lässt die Soundqualität zu Beginn zu wünschen übrig. Ohrenbetäubender Bass ist definitiv kein Hörvergnügen. Mit der Zeit wird die ganze Geschichte jedoch erträglicher.

Bei meiner letzten Begegnung mit der Truppe im Hall Of Fame in Wetzikon stand der dortige Auftritt ja unter einem schlechten Stern. Die Band wurde nämlich einen Tag zuvor in Mailand ausgeraubt. Glücklicherweise konnten sie Ihre damalige Show trotzdem durchziehen. Heute in Wacken können Iris Goessens und ihre Jungs in Sachen Equipment und Klamotten allerdings aus dem Vollen schöpfen. Die Fans dürfen sich an einer mitreissenden Performance erfreuen.

Domi the Stick: Hier bin auch ich am Start, dieser Auftritt (oder jene Hälfte, die ich davon sehe), bleibt mein einziger Moment, den ich heute im Bullhead-Zelt verbringe. Die Gerüchte um die starke Live-Performance der Holländer ziehen mich, im Wissen, keine andere wichtige Band zu verpassen, hier hinein. Tatsächlich stellt sich der Sound zeitweise als abscheulich heraus. Ich mag den Sound im Zelt sowieso nicht besonders, aber hier bringen uns die Techniker an die Grenze des Ertragbaren. Auf der Bühne hingegen wird ganze Arbeit geleistet. Iris und ihre Jungs strahlen vor Freude und halten mit ihrem groovigen Metal den Pit in Betrieb. Diese Band muss definitiv auf meine Merkliste!

Skiltron

Dutti: Skiltron – dieser Name hört sich so an, als würde er direkt aus einem «Transformers»-Film stammen. Nicht ganz, denn dahinter verbirgt sich eine Folk und Power Metal-Band aus Argentinien. Mit diesem Soundgemisch sind die Herrschaften auf der Wackinger-Bühne selbstverständlich hervorragend aufgehoben. Prägend ist zweifelsohne das Dudelsackspiel von Mister Pereg Ar Bagol. Die Damen im Publikum dürften wohl auch am stattlichen Erscheinungsbild des Franzosen ihre Freude haben. Zu Nummern wie «Hate Of My Life» oder «Highland Blood» kann man hervorragend headbangen. Das Quintett scheint den Fuss sowieso permanent auf dem Gaspedal zu haben.

In Wacken kann wirklich jederzeit eine überraschende Geschichte passieren – sowohl auf den Haupt- als auch auf den Nebenbühnen. «Augen stets offen halten», lautet hierzu die Devise. Ich habe tatsächlich Glück, denn beim Lied «The Bonfire Alliance» taucht plötzlich Korpiklaani-Akkordeonist Sami Perttula auf. Coole und überzeugende Aktion. Schliesslich werden wir noch mit dem epischen «Bagpipes Of War» in die Schlacht geschickt, ehe der Auftritt mit der namensgebenden Nummer «Skiltron» beendet wird.

Setliste – Skiltron

  1. Lion Rampant
  2. Hate Of My Life
  3. The Brave’s Revenge
  4. Highland Blood
  5. The Bonfire Alliance (mit Sami Perttula von Korpiklaani)
  6. Hate Dance
  7. Bagpipes Of War
  8. Skiltron

Die Apokalyptischen Reiter

Domi the Stick: Auf dem Weg vom Spoil Engine-Auftritt zur Louder Stage bekomme ich noch die letzten Minuten des Skindred-Auftritts mit. Tönt eigentlich auch nicht schlecht, muss ich mir für ein anderes Mal merken… Es folgt einer der Auftritte, auf die ich mich im Vorfeld am meisten gefreut hatte. Nachdem die Reiter letztes Jahr ihr neuestes Album «Der Rote Reiter» präsentierten und im Z7 eine in den Himmel zu lobende Show ablieferten, muss das hier in Wacken ja etwas Schlaues werden.

Die fünf Musiker um Sänger Fuchs liefern wie erwartet hervorragend ab. Vom ersten Song «Wir Sind Zurück» über meine persönlichen Highlights «Reitermania», «Der Rote Reiter» und «Hört Mich An» bis zum vorübergehend letzten Stück «Wir» wissen Dr. Pest, Fuchs und Co. zu begeistern. Bei der «Reitermania» wird wie immer ein Schlauchboot-Rennen durchgeführt, heute geht es einmal um den Lichtturm und zurück. Diese bequemere Art des Crowds-Surfens findet auch beim tragenden Publikum viel besseren Anklang als die nervigen Crowdsurfern, die es bei einigen Konzerten (Alestorm, Apo Reiter, zu Arch Enemy komme ich noch…) wirklich übertreiben. Als Zugabe gibt es dann noch den verstörenden Song «The Great Experience Of Ecstasy» auf die Ohren. Für mich könnte hier zu Ende sein, es folgt allerdings noch «Wir Reiten». Ganz grosses Kino, welches hier auf der Louder Stage soeben stattfand!

Setliste – Die Apokalyptischen Reiter

  1. Wir Sind Zurück
  2. Es Wird Schlimmer
  3. Der Adler
  4. Seemann
  5. Reitermania
  6. Auf Und Nieder
  7. Der Rote Reiter
  8. The Fire
  9. Hört Mich An
  10. Friede Sei Mit Dir
  11. Der Kleine Wicht
  12. Franz Weiss
  13. Herz In Flammen
  14. Wir
  15. The Great Experience Of Ecstasy*
  16. Wir Reiten*

*Zugabe

Gojira

Domi: Währenddessen sich Domi the Stick DAR widmet, bin ich im Infield und fröhne der Musik meiner Neuentdeckung des letzten Jahres. Die Band der Gebrüder Duplantier gibt es zwar schon seit dem Jahr 1996. Den Durchbruch geschafft und auf so grosse Bühnen wie auf die Bühne des WOA haben sie es aber erst in den letzten Jahren geschafft. Berechtigt, was meine Meinung anbelangt. Die Musik, welche die Band produziert ist nicht klar in ein Genre im Metalbereich einzuordnen. Es handelt sich hierbei um einen Mutant zwischen Death Metal, Groove Metal mit einer grossen Prise Progressive verfeinert.

Man merkt es den Jungs an, dass sie es sehr schätzen und einmalig finden, vor so viel Publikum wie in Wacken zu spielen. Die Dankbarkeit wird einige Male ausgedrückt. Auch musikalisch geben die Franzosen Gas. Die schweren Riffs knallen durchs Infield und begeistern das Publikum.

Es werden viele Songs des letzten Albums „Magma“ gespielt, aber natürlich führt die Reise auch über die anderen Veröffentlichungen. Es wird definitiv nicht langweilig und die speziellen Songstrukturen finden heute grossen Anklang. Das Wetter, welches auch heute sehr freundlich daherkommt gibt natürlich noch das „Tupferl“ obendrauf. Gut gespielt Jungs!

Steel Panther

Domi the Stick: Pause! Da ich den Hair-Metallern von Steel Panther wirklich gar nichts abgewinnen kann, finde ich endlich wieder einen freien Slot, wo man sich vom Rumstehen erholen und den Magen füllen kann. Am Rande bekomme ich das Geschehen auf der Hauptbühne natürlich trotzdem mit. Insgeheim hoffe ich sogar, ich würde mich mit den Auftritten dieser Band anfreunden, schliesslich werden sie die Full Metal Cruise VIII im April headlinen… Tatsächlich finde ich die Musik dieses Mal gar nicht mal so schlecht. Die Titten-Show verpasse ich, da bin ich mich gerade mit fester und flüssiger Nahrung am verpflegen. Einige der unzähligen Witze und dummen Sprüche bekomme ich aber auch ab, und die sind gar nicht so schlecht. Wenigstens ein bisschen gespannt bin ich also auf den Auftritt auf der Cruise. Doch jetzt geht es ab zu Arch Enemy!

Domi: Nachdem ich diese kuriose Band schon das letzte Mal auf Wacken als willkommene Abwechslung wahrgenommen habe, freue ich mich dieses Jahr besonders auf ein wenig Abwechslung, dumme Sprüche und eine Band, welche sich selber nicht so ernst nimmt. Und Domi the Stick, ich kann dich verstehen, mir geht es ja bei Doro gleich, kommt dazu, dass die Amis ja nicht gerade „Frauenfreundlich“ sind. Ich glaube, deshalb liebt man sie entweder oder man kann der Band wenig oder gar nichts abgewinnen. Denn die Musik ist das eine, aber bei Steel Panther muss man auch damit leben, dass es immer wieder längere Momente mit Ansagen, Sprüchen und Geschichten gibt und die Musik manchmal das „drumherum“ bildet und nicht unbedingt den Mittelpunkt.

Heute lach ich mich aber wirklich weg und wenn die Band zu einem Song ansetzt, sitzt er absolut perfekt. Die Stimme von Michael Starr erstaunt mich heute sehr positiv und ich nehme wahr, dass ich das gesangliche Talent bis heute ein wenig unterschätzt habe. Denn die Stimme der Band finde ich heute sensationell.

Nochmals: Über die Witze und die „Tittenshow“ kann man sich streiten. Aber dies gehört nun einfach mal zu dieser Band und ihrem „Kult“ bzw. „Ruf“ und es ist genau der Punkt, welcher die Band so gross gemacht hat. Ich selber kann während des Auftritts von Steel Panther viel lachen. Zudem zeigen die Herren eine grosse Bezogenheit zu ihren Fans. Während mehreren Songs bevölkern Scharen von weiblichen Fans die Bühne. Das sieht man heute fast gar nicht mehr. Die Jungs scheuen also kein Sicherheitsrisiko, bzw. es scheint ihnen eigentlich egal zu sein. Und diese Unbekümmertheit liebe ich.

Arch Enemy

Dutti: Während wir auf der Harder-Stage den letzten paar schmutzigen Sex-Geschichten von Michael Starr, Satchel, Lexxi Foxx und Stix Zadinia lauschen, beschliessen mein Grüppchen und ich, dass das nächste Konzert unser letztes am diesjährigen W:O:A sein wird. Anschliessend werden wir versuchen, möglichst viele Kilometer zwischen uns und Hamburg zu bringen und dann irgendwo auf einer Raststätte ein bisschen zu dösen. Meine Metalinside-Kollegen werden aber wohl sicherlich noch etwas länger ausharren und euch dann über die Ereignisse während den Shows der wiedervereinten Kürbisköpfe und Dimmu Borgir aufklären. Ich für meinen Teil konzentriere mich jetzt voll und ganz auf den anstehenden Auftritt von Arch Enemy.

Alissa White-Gluz, du blauhaariges, energiegeladenes, veganes, königliches, rattenscharfes und stimmgewaltiges Biest – es ist einfach jedes Mal wieder eine Freude, dir zuzuschauen und sich von dir anbrüllen zu lassen. Viele Damen dürfen das bei mir übrigens nicht machen, aber du erhältst definitiv jederzeit eine Sondergenehmigung. Doch ich halte mich nun mit den Schwärmereien ein bisschen zurück, da ich nur sehr ungerne von deinem Muskelprotz-Freund Doyle verprügelt werden möchte. Puh! Erfreulicherweise scheint der werte Herr heute allerdings nicht zugegen zu sein.

Nach einem Doppel-Intro legen die Schweden und ihre kanadische Frontröhre mit «The World Is Yours» von der aktuellen Platte «Will To Power» los. Live gefällt mir die Nummer immer besser. Reisst einen direkt mit. Untermauert wird die ganze Geschichte mit massig Pyroeffekten. Da wird’s jedem Flammenliebhaber warm ums Herz. Mit «Ravenous», das seid Alissas Beitritt offenbar zum Setlisten-Dauerbrenner mutiert ist, und «War Eternal» geht’s weiter. Einen echten Kracher ballern uns Arch Enemy dann mit «My Apocalypse» um die Gehörmuscheln. Angespornt von Duracell-Häschen Alissa beginnt das gesamte Infield zu hüpfen. Der Refrain ist einfach nur Hühnerhaut pur!

Viel zu viele Leute – inklusive meiner Wenigkeit – neigen dazu, diese tolle Melodic Death Metal-Kapelle lediglich auf ihr blauhaariges Aushängeschild zu reduzieren. Zugebenermassen nicht ganz fair, denn mit Michael Amott und Jeff Loomis verfügen Arch Enemy ebenfalls über zwei exzellente Saitenhexer in ihren Reihen. Die beiden verstehen ihr Handwerk. Im Vergleich zu Nightwish am Vorabend wirken hier alle Bandmitglieder deutlich spielfreudiger. Die Chemie scheint hundertprozentig zu stimmen. Nichtsdestotrotz hoffe ich natürlich immer noch, dass Tuomas Holopainen und Co. gestern einfach einen schwachen Tag eingezogen haben.

Im Zugaben-Block erhält Maestro Loomis sogar die Möglichkeit, dem Publikum sein ganzes Können während eines längeren Solos zu demonstrieren. Alle lauschen gespannt den Melodien des Meisters. Anschliessend wird es Zeit für das grosse Finale. «One for all, all for one. We are one, Nemesis!» – welch ein fulminanter Schlusspunkt. Während die Stücke «Fields Of Desolation» und «Enter The Machine» aus den Boxen dröhnen, baden Arch Enemy mit sichtlichem Genuss bereits im Applaus und verabschieden sich ausgiebig von den Fans. Zeittechnisch hätte es meines Erachtens sogar noch Platz für einen weiteren Song gehabt. Aber auch so darf man mit dieser Darbietung rundum zufrieden sein. Danke Arch Enemy, danke Wacken!

Domi the Stick: Yesss, Arch Enemy! Eine der intensivsten Live-Bands, die aktuell auf diesem Planeten unterwegs sind, beehren uns auf dem Acker. Nach dem hervorragenden, aber viel zu kurzen Auftritt am Download Festival in Madrid ist meine Vorfreude auf den jetzigen Act noch mehr gestiegen. Dutti, wie Recht du doch hast. Diese Band wird viel zu oft auf die blauhaarige Frontröhre reduziert. Den Ruhm hat sie sich natürlich verdient, aber auch den Rest der Musiker gilt es zu loben. Neben dem grandiosen Gitarren-Duo Amott & Loomis sticht der Trommler Daniel Erlandsson immer wieder hervor, zumindest für mich, fixiere ich mich doch des Öfteren auf die Männer und Frauen hinter den Kesseln. Was Daniel da an Speed und Energie an den Tag legt, das ist unglaublich. Zu guter Letzt ist auch Sharlee D’Angelos Bassspiel nicht von schlechten Eltern.

Von all dem bekomme ich aber am heutigen Auftritt herzlich wenig mit. Die akustischen Signale erreichen mich, einen Blick auf die Bühne erhasche ich aber nur wenige Male (über das ganze Konzert vielleicht eine Minute). Den Rest der Zeit bin ich damit beschäftigt, die unzähligen Crowdsurfer nach vorne zu reichen. Zeitweise stütze ich deren drei; wie das mit zwei Händen funktioniert, frage ich mich noch heute. Nicht falsch verstehen: Mir ist bewusst, dass ich auch während dem Konzert noch einen anderen Platz mit besserer Sicht und weniger Crowdsurfern gefunden hätte. Heute ist es aber genau meine Absicht, mitten in der Masse zu stehen und diese zu spüren! Meine im Vorfeld vor dem Gesicht befestigte Staubmaske leistet ganze Arbeit, zusammen mit den Crowdsurfern und den Pittern. Solch intensive Pit-Momente habe ich bisher selten erlebt. Genau genommen, neben Arch Enemy nur bei Kreator und Heaven Shall Burn. Zurück zur Musik: Die Auswahl der Setliste gefällt mir und auch qualitativ beweisen die Erzfeinde einmal mehr, was sie so zu bieten haben.

Domi: Arch Enemy, was für Erinnerungen sind für mich mit dieser Band verbunden. Ich mag mich noch an ein Konzert im Kiff in Aarau erinnern (damals noch mit Angela Gossow), da wusste ich in meinem Metal-Herzen, dass Arch Enemy einer dieser Bands sein wird, welche mich in den nächsten Jahren durch dick und dünn begleiten wird.

Sehr gross also die Freude auf den heutigen Gig in Wacken. Schaut die Band selber doch schon auf den einen und anderen Auftritt vor selbigem Publikum retour. Auch der letzte Gig auf dem WOA war von Erfolg gekrönt.

Musikalisch überzeugen mich Arch Enemy auch heute – wär hätte das gedacht – ein weiteres Mal ohne Probleme. Die melodischen Bögen über ihren dunklen und vom Tod angehauchten Metal ist immer wieder verzaubernd und gleichzeitig (positiv) irritierend. Hier stimmt einfach alles und vor allem die Gitarrenfraktion hat ihre Instrumente sowas von im Griff. Herr Loomis und Herr Amott sind natürlich auch Ausnahmekönner, das ist klar.

Die Band hat sich über die letzten Jahre ja wirklich ein wenig transformiert. Dies aber ohne, dass die Qualität darunter gelitten hätte. Arch Enemy reissen dem Wacken auch in diesem Jahr wortwörtlich den „Arsch“ auf. Geil!

Setliste – Arch Enemy

  1. Intro 1 – Ace Of Spades (Motörhead-Song)
  2. Intro 2 – Set Flame To The Night
  3. The World Is Yours
  4. Ravenous
  5. War Eternal
  6. My Apocalypse
  7. The Race
  8. You Will Know My Name
  9. Bloodstained Cross
  10. The Eagle Flies Alone
  11. First Day In Hell
  12. Intro 3 – Saturnine
  13. As The Pages Burn
  14. Dead Bury Their Dead
  15. We Will Rise
  16. Avalanche*
  17. Gitarren-Solo (Jeff Loomis)*
  18. Snow Bound*
  19. Nemesis*
  20. Outro – Fields Of Desolation + Enter The Machine*

*Zugabe

Fotos Arch Enemy – Wacken Open Air 2018 (Steve)

Helloween – Pumpkins United

Domi the Stick: Bei Helloween respektive Pumpkins United handelt es sich ebenfalls um einen der besseren Acts der aktuellen Metal-Geschichte. Die Kürbisköpfe haben sich 2017 reuniert und sind seither zusammen unterwegs, mit allen drei Sängern der bisherigen Bandgeschichte. Dass es diese überlangen Auftritte in sich haben, haben die Deutschen schon auf der vergangenen Tour bewiesen, heuer sind die Festivals an der Reihe.

Auch heute werden wieder Hit um Hit vom Fliessband gelassen, angefangen bei der Startnummer «Halloween». Ich selber erhole mich noch vom eben vergangenen Arch Enemy-Gig, hole Wasser, gehe Pipi. Pünktlich auf «Dr. Stein» stehe dann aber auch ich so, dass ich auf die Bühne sehe. Viel zu früh kommt «Are You Metal?» als vierter Song, wenig später geht es durch verschiedene Songs aus der Hansen-Ära. Weitere Höhepunkte sind «If I Could Fly» sowie das Drum Solo, welches Daniel Loeble zu Ehren des verstorbenen Drummers Ingo Schwichtenberg zum Besten gibt. Ich verstehe immer noch nicht, wieso da vier Bassdrums stehen, aber wenn Dani meint, das sehe geil aus… Wieso nicht? Was von mir aus auch nicht zwingend nötig wäre, sind die vereinzelten Comic-Einspieler auf der Video-Leinwand. Aber bei einer Spielzeit von zweieinhalb Stunden ist auch das ganz okay.

Die Kürbisse verabschieden sich mit zwei Zugabe-Blöcken. Der erste besteht aus «Eagly Fly Free» und «Keeper Of The Seven Keys», der zweite aus einem beachtlichen Gitarrensolo, bei welchem auch der Hummelflug rauszuhören ist, sowie «Future World» und «I Want Out». Nachdem die Musiker von der Bühne sind, geht hinter dieser noch ein mehrminütiges Feuerwerk-Spektakel in die Luft. Schön und gut, widerspricht aber ein bisschen den diversen Massnahmen wegen Brandgefahr…

Domi: Pumpkins United, eine weitere Band welche es geschafft hat, sich wieder zusammenzuraufen und sich nun in neuer Stärke dem Publikum zu präsentieren. Hier merkt man auch, dass das mit jeder Faser ausgekostet wird. Sei es über den unglaublich langen Zeitslot (2 Stunden und 30 Minuten) oder auch die Bühnenkonstruktion und/oder die Videoeinspieler.

Ich bin mir nicht ganz sicher – somit gleich die Kritik zum Auftritt am Anfang – ob der lange Zeitslot Sinn gemacht hat. Viele der Zuschauer haben nach der ersten Stunde wohl schon genug, es zotteln doch einige Fans Richtung Ausgang (einige auf Wacken-Deutsch in 1000enden zu verstehen). Auch ich bin der Meinung, dass der Slot wirklich zu lang ist. Da hätte man dann lieber Nightwish noch eine halbe Stunde mehr gegeben. Anyway, lässt sich nicht ändern.

Musikalisch haben wir natürlich mit diesem Produkt eine Kult-Mischung vor uns, welche auch hält, was sie verspricht. Für mich immer wieder imposant: Michael Kiske. Aber natürlich gehören auch Andi Deris und Kai Hansen dazu. Helloween oder neu eben Pumpkins United haben in ihrer Geschichte viele Abzweigungen genommen, viel ausprobiert und einfach gute Musik gemacht. Diese ist auch heute immer noch sehr kurzweilig und lässt einen in Gedanken schwelgen (natürlich vom Song abhängig).

Mein Fazit des heutigen Auftritts: Souverän, professionell und routiniert. Nicht mehr, nicht weniger.

Setliste Helloween

  1. Halloween
  2. Dr. Stein
  3. I’m Alive
  4. Are You Metal?
  5. Perfect Gentleman
  6. Starlight / Ride The Sky / Judas
  7. Heavy Metal (Is The Law)
  8. A Tale That Wasn’t Right
  9. If I Could Fly
  10. Pumpkins United
  11. Drum Solo mit Ingo Tribut
  12. Livin’ Ain’t No Crime
  13. A Little Time
  14. Why?
  15. Rise And Fall
  16. Sole Survivor
  17. Power
  18. How Many Tears
  19. Eagle Fly Free*
  20. Keeper Of The Seven Keys*
  21. Gitarrensolo* (Kai Hansen)
  22. Future World*
  23. I Want Out*

*Zugabe

Dimmu Borgir

Domi: Noch ein paar Worte zu Dimmu Borgir. Ich habe beschlossen noch die ersten paar Lieder mitzunehmen und mich dann auch vom Acker zu machen.

Erstens habe ich die Band noch nie live gesehen und zweitens gibt es ja eine ganz schöne Geschichte um Dimmu Borgir, wenn man mal ein wenig nachliest. Der Start und die damit verbundene düstere Atmosphäre gefallen mir sehr. Ich muss aber schnell mal feststellen, dass mir der Sound einfach zu eintönig ist. Den Vorwurf, die Band hätte sich in den letzten 10 Jahren „ausverkauft“, kann ich nun ein wenig mehr nachvollziehen. Hier wird ganz gross auf Corpspaint, Schwarz und Dunkel gemacht und eigentlich ist die Musik dann bis auf den Gesang von Shagrath gar nicht so schwarz, sondern hat manchmal wirklich schon fast poppige Elemente beinhaltet.

So mache ich mich dann trotzdem relativ früh vom Acker, obwohl ich mich eigentlich über diese Premiere sehr gefreut habe. Aber mich muss Musik mitziehen, packen und erfassen. Das war heute zu dieser späten Stunde nicht mehr der Fall.

Fotos Dimmu Borgir – Wacken Open Air 2018 (Steve)

In Extremo

Domi the Stick: Bei Dimmu Borgir und Eskimo Callboy schaue ich ebenfalls noch kurz rein. Der Drang nach noch mehr fester Nahrung und vor allem einem Horn Met zieht mich dann aber von den Hauptbühnen weg. Pünktlich für den Abschluss-Act In Extremo will ich zurück sein, schaffe dies aber um einige Minuten nicht. Dass heute mein absoluter Lieblingssong «Zigeunerskat» gespielt wird, finde ich genial; dass dieser schon an zweiter Stelle steht und ich ihn somit verpasse, dafür könnte ich mir die Haare ausreissen.

Aber In Ex haben ja nicht nur einen starken Song. So feiern die Berliner mit uns den Ausklang einer wunderbaren Wacken-Ausgabe. Das Repertoire der Band ist gross, trotzdem folgen in der Setliste keine grossen Überraschungen. Somit machen Das Letzte Einhorn und Konsorte auch rein gar nichts falsch und verzaubern die noch anwesenden Besucher mit ihrer Mischung aus Metal und Folk-Musik. Wie auch bei Subway To Sally in anderen Jahren, funktioniert dieser Stil als Abschluss einfach immer. Nach dem Auftritt heisst es dann schon bald, wir müssten das Infield räumen. Kein Wunder, der Logistik-Apparat setzt sich in Bewegung und beginnt mit den Aufräum- und Abbauarbeiten. Bis nächstes Jahr, Holy Ground!

Setliste – In Extremo

  1. Feuertaufe
  2. Zigeunerskat
  3. Vollmond
  4. Störtebeker
  5. Unsichtbar
  6. Quid Pro Quo
  7. Lieb Vaterland, Magst Ruhig Sein
  8. Rasend Herz
  9. Frei Zu Sein
  10. Herr Mannelig
  11. Spielmannsfluch
  12. Sängerkrieg
  13. Sternhagelvoll
  14. Moonshiner
  15. Himmel Und Hölle
  16. Liam
  17. Pikse Palve

Weitere Fotos vom Samstag – Long Distance Calling (Steve)

Fanzit Samstag

Dutti: Am letzten Tag haben bei meinem Programm insbesondere die Mädels den Ton angegeben. Alissa, Iris und Caroline taten dies auf besonders beeindruckende Art und Weise. Die Herrschaften von Night Demon vermochten ebenfalls zu überzeugen. Zweifelsohne ein gelungener Festivalabschluss.

Domi the Stick: Auch am letzten Tag hatte ich wieder konstant Programm. Noch kann ich mithalten! Auch heute haben alle Bands, die ich gesehen habe, wieder auf der ganzen Breite überzeugt. Wenn die Veranstalter weiter solche hochkarätigen Bands wie dieses Jahr buchen, werde ich wohl weiterhin Jahr für Jahr in den hohen Norden pilgern.

Domi: Aus meiner Sicht ein sehr abwechslungsreicher und musikalisch interessanter Tag. Gute Gigs  mit guten Bands. Die meisten Darbietungen auf sehr hohem Niveau. Wacken ist einfach einmalig. Noch mehr Geld für Merch ausgegeben. Einige Kilometer abgespult. Glücklich, dass es auch nächstes Jahr wieder tolle Bands gibt (Ankündigungen).

Samstagnacht und Sonntag

Domi the Stick: Nach In Extremo ist offiziell Schluss, doch die Zeltplatz-Party geht weiter. Schlafen kann ich auch am Sonntag im Zug. So beobachte ich dann auch, wie schon im Dunkeln und dann vor allem ab Dämmerung unzählige Metalheads ihre Koffer gen Ausgang ziehen. Gegen 8 Uhr machen auch wir uns (wortwörtlich) vom Acker und reisen mit einem der unzähligen Shuttle-Busse in Richtung Itzehoe, um von dort aus mit der Deutschen Bahn nach Hause zu gelangen. An dieser Stelle noch ein weiteres Lob an die Organisation: Es ist unglaublich, wie sauber und strukturiert die Abreise verläuft. Es stehen genügend Busse bereit, um quasi im Minutentakt loszufahren und Metalheads wegzubringen. Auch die Cars, welche an den Flughafen Hamburg oder in europäische Städte fahren, werden hervorragend koordiniert; die Lautsprecher-Durchsegen helfen den Gästen, den richtigen Bus zu finden. So geht das!

Das finale Fanzit

Dutti: Die nun folgenden Zeilen sollen dazu dienen, ein Résumé über das gesamte W:O:A Nummer 29 zu ziehen. Auch bei meinem inzwischen achten Aufenthalt auf dem unheiligen Acker habe ich mich pudelwohl gefühlt. Die ungewohnt heissen Temperaturen entpuppten sich als willkommene Abwechslung. Mit den zur Verfügung gestellten Wasserstellen haben die Veranstalter zudem bestens auf diese Witterungen reagiert. Der Wettergott darf 2019 von mir aus gerne wieder eine solch gute Laune haben. Und für alle Nostalgiker lässt sich bestimmt immer irgendwo eine Schlammpfütze auftreiben.

Die Bandauswahl war top. Ich durfte zahlreiche neue Truppen entdecken und kennenlernen. Es müssen effektiv nicht immer die grossen Namen sein. Wie gesagt habe ich als leidenschaftlicher Konzertgänger das Glück, Truppen wie Judas Priest oder Dimmu Borgir des Öfteren zu begegnen. Diesbezüglich sind wir in der Schweiz schon ein bisschen verwöhnt. Keine Angst, ich möchte euch keinesfalls davon abraten, während eines Festivals die Shows der Headliner zu besuchen. Diese sind natürlich häufig äusserts spektakulär. Nichtsdestotrotz sollte allerdings auch die Unterstützung der kleineren und unbekannteren Akteure niemals komplett in Vergessenheit geraten. Somit werde ich im kommenden Jahr definitiv versuchen, auch einmal der Wasteland-Stage einen Besuch abzustatten.

2019 steht ganz im Zeichen des 30-jährigen Festival-Jubiläums. Diese Fete darf man sich einfach nicht entgehen lassen. Für mich persönlich ist Wacken nach wie vor ein Metal-Festival – und ganz klar kein Jahrmarkt oder dergleichen. Wie gewohnt stehen die ersten Truppen bereits fest. Ihr dürft euch unter anderem auf Sabaton, Parkway Drive, Demons & Wizards, Powerwolf, Airbourne, Rose Tattoo, Within Temptation, Meshuggah, Krokus (Hopp Schwiiz!), Dark Funeral und Avatar freuen. See you in Wacken – rain or shine (or dust)!

Domi the Stick: Wacken ist einzigartig. Es mag vielleicht Festivals mit besseren Headliner-Kombinationen geben, aber die Headliner sind nicht das Einzige, was Wacken ausmacht. Es sind die knapp 200 Bands, welche jährlich bis an ihr Limit gehen; es sind die ganzen Zusatz-Angebote, welche das Festival bietet; es sind die tausenden von Helfern, welche dafür schauen, dass das Festival extrem reibungslos von statten geht; es sind die Dorfbewohner, welche uns seit 29 Jahren aushalten und mit uns feiern; es sind die Partys auf dem Campingplatz; und zu guter Letzt sind es wir, die Metalheads! Tönt kitschig, aber ich bin stolz darauf, Teil der Wacken-Community zu sein.

Verbesserungen gibt es tatsächlich praktisch keine zu machen. Die Wasserstellen könnte man aufstocken, die waren dieses Jahr aufgrund des Wetters dauerbelegt und es gab zu lange Wartezeiten. Man könnte wieder alle Duschcamps schon ab Montag öffnen. Einige wenige Sachen findet man immer zum Meckern. Auch in Zukunft wird es bestimmt wieder Änderungen geben. Positiv finde ich auch den Umstand, dass Wacken es sich zum Ziel gesetzt hat, zu einem nachhaltigen Festival zu werden. So gab es dieses Jahr zum Beispiel zum ersten Mal eine Lebensmittel-Sammelstelle, welche dem Food Waste entgegenwirken soll. 1,6 Tonnen Lebensmittel wurden da abgegeben. Was für eine Leistung!

Bandtechnisch gab es dieses Jahr viele Highlights: Speziell zu erwähnen sind der Beginn mit Ingrimm und Dirkschneider, der genre-mässig nicht ganz passende Auftritt von Otto und den Friesenjungs, welche von Tausenden Metalheads gefeiert wurden, die Dauerbrenner Alestorm und Arch Enemy sowie die Abschluss-Band In Extremo. Gerne hätte auch ich vermehrt bei kleineren Bands wie Leaves’ Eyes, Visions Of Atlantis, Onkel Tom, Trollfest, Arkona, Mantar und Firewind reingeschaut. Running Order-technisch lag dies aber schlichtweg nicht drin und Kollege Dutti hat ja vieles abgedeckt!

Nächstes Jahr feiern Holger und Thomas zusammen mit Zehntausenden von Metalheads das 30-jährige Jubiläum der geilsten Metal-Party des Jahres. Natürlich werde auch ich wieder vor Ort sein und mitfeiern. Die Tickets für 2019 waren innert weniger als vier Tagen ausverkauft. Kein Rekord, aber eine viel kürzere Zeitspanne als für 2018. Ich freue mich schon jetzt auf die Band-Announcements und natürlich auf Wackööööööön!

Domi: Es ist wie jedes Jahr. Es gibt nur ein Prädikat für das WOA: Spitzenklasse. Ich pilgere jetzt seit über 10 Jahren in den hohen Norden und ich finde persönlich viele (unter anderem auch Schweizer) Organisatoren könnten sich eine mittlere bis grosse Scheibe abschneiden, wie man ein Festival organisiert. Vor allem haben wir hier nahezu 100’000 Menschen, welche sich bewegen und ich habe in diesen Jahren noch nie so etwas wie Panik, Schlägereien, usw. erlebt. Ein riesiges Lob an die Organisation dieses Festivals.

Die Bands waren auch dieses Jahr wieder auf sehr hohem Niveau. Es ist und bleibt eine Ehre (wohl auch für die Künstler) in Wacken zu spielen. Hier wird im Normalfall noch die Energiereserve plus gezündet und das ist auch richtig so.

Ich werde auf alle Fälle auch im nächsten Jahr zum XXX-Festival wieder nach Hamburg reisen und freue mich schon jetzt auf ein weiteres Mal feiern, festen und geniessen. Dass ich das 30-jährige Jubiläum miterleben darf, freut mich natürlich schon jetzt und ich bin gespannt, was es noch für Ankündigungen und Specials geben wird.


Wie fandet ihr das Festival?

/ / / 21.10.2018
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