Das Feuer brennt
Die Schweizer Musikszene ist jetzt nicht geprägt von täglichen Höhepunkten, die aufhorchen lassen. Die meisten lassen sich eher, typisch schweizerisch, ein wenig Zeit mit ihren Produktionen. Fast alle – eine der wohl aktivsten und wohl auch attraktivsten musikalischen Vertretern Helvetischer Musik-Kunst brilliert mit permanenter Präsenz. Burning Witches, die Aargauer All-Ladies-Metal-Band sind die letzten zwei Jahren immer wieder in den Medien aufgetaucht.
Vielleicht hat man sich das Zitat eines Sängers zu Herzen genommen, das da heisst: „Wenn Du einmal Fuss gefasst hast, heisst es unbedingt dran bleiben, sonst fängst du wieder bei Null an“. Dies sagte vor Kurzem Tesseract Sänger Daniel Tompkins und genau das scheinen auch Burning Witches zu praktizieren.
2016 das Demo, dann 17 das Debut Album und Anfangs 2018 die live-Mini LP. Man bleibt im Gespräch, zeigt europaweit Präsenz und bringt sich immer wieder in Erinnerung. Wen wundert‘s also, dass das Metal Label Nuclear Blast auf die Damen aufmerksam wurde? Und jetzt liegt also „Hexenhammer“ in meinem elektronischen Postfach. Okay, leider nur als MP3 (eine Beleidigung für meine Lautsprecher), aber immerhin besser als nichts. Nun denn…
Los geht’s!
Burning Witches verlieren keine Sekunde und brettern gleich los. Leck mich fett! Das ist der erste Gedanke, der mich beim Opener begleitet. Adrenalin wird ausgeschüttet und mein Blutdruck wird ein wenig höher. Ja, so stellt man es sich vor, wenn man auf ein Album wartet, aber man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Aber auch die zweite Nummer schafft es nicht meine Erwartungshaltung zu dämpfen. Burning Witches transportieren das, was man sich gewünscht hat. Aber auch nicht mehr! Wer den musikalischen Spagat im Fokus hat, wird vielleicht enttäuscht sein. Aber die Band macht genau das, was sie propagiert und lebt!
Jedenfalls widmen sich die Witches einem eindeutigen Thema, was nicht nur zum Bandnamen passt sondern deutlich aufzeigt, dass man nicht ein buntes Sammelsurium an Kompositionen präsentiert, sondern ein zumindest textlich durchdachtes Konzept. So basieren die Texte des Albums auch das im Jahre 1486 geschriebenen Buchs der Hexenhammer. Ein Buch, das zu Lesen einiges an Zeit, Muse und historisches Verständnis fordert. Wer sich nicht mit über fünfhundert Seiten Literatur auseinandersetzen will, zieht sich einfach das neue Album von Burning Witches rein – passt auch!
Auch wenn die Begeisterung nur schwer zu verstecken ist, muss man dennoch eines anmerken. Burning Witches bleiben dem Konzept „never change a running system“ treu und knüpfen nahtlos an das Debut-Album an. Das zeigt sich an den zweistimmigen Anfangssolis, den Killer-Screams von Sängerin Seraina Telli und auch die Refrains erinnern schon ein wenig an das Erstlingswerk.
Macht nix!
Ist das nun schlimm? Nein, nicht zwangsläufig – ein guter Wein reift mit dem Alter und man braucht ein wenig Geduld. So erscheint es mir auf mit Burning Witches. Die Trauben sind exzellent und man kann den Wein auch jung trinken. Hat man aber die genannte Geduld und lässt ihn reifen, so entsteht vielleicht ein Offenbarung… Sorry, war wohl durch ein Getränk ein wenig abgelenkt. Eigentlich will ich nur eines sagen: Gut Ding will Weile haben und Burning Witches machen eigentlich alles richtig. Die junge Band macht definitiv Fortschritte. Dies hört man vor allem Live und ist auch auf neuestem Release deutlich erkennbar.
Insgesamt kommt Hexenhammer gut daher und macht Spass, doch wo Sonne ist, ist auch Schatten und so verhält es sich auch mit diesem Album. Die Slow-Nummer ist meines Erachtens das schwächste Element von Hexenhammer. Hier zeigt Seraina zwar ihre wandelbare Stimme, die nicht nur von Screams geprägt ist, aber irgendwie kommt jedoch das Gefühl hoch, dass man eine ruhige Nummer einbauen musste. Balladen machen sich ja bekanntlich gut auf einem Metal-Album. Dass man zum Album-Schluss einem Ronnie James Dio huldigt ist löblich. „Holy Diver“ gehört nun mal zum Live-Set von Burning Witches. Ob es nun aufs Album gehört oder nicht – darüber kann man streiten.
Ich mag die Ladies! Sie zeigen eindrücklich, dass die Metal-Bastion nicht allein der maskulinen Fraktion gehört und wo weibliche Vertreter eher die Ausnahme sind. Nuclear Blast scheint ebenfalls an die Hexen zu glauben und das wird sich als die richtige Entscheidung erweisen, dessen bin ich mir sicher.
Das Fanzit zu Burning Witches – Hexenhammer
Wer in die Hexen investiert, macht grundsätzlich nichts falsch und eine CH-Band zu unterstützen erscheint auf Grund des bescheidenen Marktes im Lande die richtige Entscheidung zu sein. Hexenhammer ist dennoch nicht das Album, das den Mond aus seiner Umlaufbahn bringt. Es ist ohne Zweifel gut und attestiert den Damen musikalische Entwicklung und ebenfalls Reife. Burning Witches werden ihren Weg gehen, das stellt wohl niemand in Frage und ich kann mir gut vorstellen, dass der eigentliche Burner erst noch kommt. Wer ein wenig mehr von Burning Witches erfahren möchte, kann dies gerne im Interview von Metalinside mit Sängerin Seraina Telli nachlesen.
Ab Release reinhören und limited Digipak portofrei (vor-)bestellen
Trackliste Burning Witches – Hexenhammer
- The Witch Circle
- Executed
- Lords Of War
- Open Your Mind
- Don’t Cry My Tears
- Maiden Of Steel
- Hexenhammer
- Posession
- Maneater
- Holy Diver
Line-Up Burning Witches
- Lala Frischknecht – Drums
- Jay Grob – Bass
- Romana Kalkuhl – Guitars
- Sonia Nusselder – Guitars
- Seraina Telli – Vocals