Sonniger und süffiger Abschluss der Open Air-Saison
Wenn die Schweizer Metal-Familie für zwei Tage zu gemeinsamen Feierlichkeiten zusammenkommt, kann das eigentlich nur einen Grund haben: Das Meh Suff! Metal-Festival. Auch die inzwischen 12. Durchführung der Veranstaltung war eine äusserst erfolgreiche Geschichte. Tolle Stimmung, starke Auftritte, unzählbare Liter Hopfentee (und/oder Met) und angenehme Temperaturen – da gab’s kaum Anlass für allfällige Reklamationen. Detaillierte Infos zu den Geschehnissen entnehmt ihr dem nachfolgenden Festivalbericht. Dieser wird angereichert durch Schnappschüsse meiner Metalinside-Kollegin Sabi.
Freitag, 07.09.2018 – Getreu nach Alestorm: «We are here to drink your beer!»
Den Weg nach Hüttikon nehme ich erst zum zweiten Mal auf mich. Nach den genialen Erlebnissen vom letzten Jahr war die Rückkehr allerdings ziemlich bald beschlossene Sache. Die kultigen Bierdosen-Wegweiser geleiten uns zum Parkplatz. Wir scheinen offenbar zu den ersten Besuchern zu gehören. Gut, die genaue Öffnungszeit des Campingplatzes wurde im Vorfeld irgendwie nie genau kommuniziert. Oder vielleicht war ich auch schlichtweg zu unfähig, die entsprechenden Daten herauszufinden. Anyway, da der Konzertreigen erst am Nachmittag beginnen wird, fehlt bei uns von Stress jede Spur. Gemütlich laden wir den ersten Teil unseres Gepäcks aus, um den ganzen Plunder anschliessend in den Wald zu schleppen. Damit wäre der heutige Kraftsportakt gleich einmal erledigt.
Vorbei an etlichen Kühen geht’s hinauf zum Eingangsbereich des Festivals. An frischer Milch und köstlichem Rindfleisch wird es uns in den kommenden zwei Tagen somit nicht mangeln. Nein Quatsch, bevor jetzt wieder ein Aufschrei durch die Tierschützer-Reihen geht, kann ich euch beruhigen. Wir lassen die liebenswerten Euterträger selbstverständlich leben. Schliesslich kommen sie bald in den Genuss von absolut hörenswerter Mucke und das möchten wir ihnen keinesfalls vorenthalten, oder?
Die erste Vermutung hat sich bestätigt; wir gehören tatsächlich zu den ersten Besuchern. Super, denn dadurch können wir uns in aller Ruhe den idealen Standort für unser Lager aussuchen. Der anschliessende Aufbau geht einigermassen subito vonstatten. Clever wie wir sind, haben wir das Bier vorerst im Auto gelassen. Das Motto «Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen» will natürlich vorbildlich eingehalten werden. Nach und nach treffen immer mehr vertraute Gesichter auf dem Campingplatz ein. Man kann jeweils effektiv von einer Zusammenkunft der Schweizer Metal-Familie sprechen. Klar, vereinzelt sind da auch Nasen dabei, die man jetzt nicht unbedingt sehen möchte, aber das ist dann wirklich Gejammere auf hohem Niveau.
Zelte und Pavillon stehen – jetzt kann der Hopfentrunk ins Lager geschafft werden. Anschliessend wird ausgiebig über die anstehenden, musikalischen Darbietungen philosophiert. Und falls der Gedankenstrom einmal ins Strudeln geraten sollte, können ein paar Züge aus der Wasserpfeife zu neuen Kreativitätsanregungen führen. Bedanken müssen wir uns übrigens definitiv bei den Wettergöttern. Von den angedrohten Regengüssen fehlt bisher glücklicherweise jede Spur. Wie ein Blick auf das Smartphone verrät, sollte dies auch für den Rest des Tages so bleiben. Wir kosten die entspannende Camping-Atmosphäre noch ein bisschen aus und beschliessen deshalb den Auftritt der Schweizer Rectal Depravity sausen zu lassen.
Für den nächsten Act machen sich mein Grüppchen und ich dann aber ohne Ausreden auf den Weg zur Bühnenfront. Unterwegs werden wir jedoch von einem Plakat aufgehalten, dem einige von uns liebend gerne einen Heiratsantrag machen würden. Darauf sind nämlich die ersten Namen des nächstjährigen Meh Suff! Winterfestivals, welches am 11. und 12. Januar im Zürcher Dynamo stattfinden wird, ersichtlich. Seid ihr bereit für diesen krassen Spoiler? Okay, es handelt sich um die folgenden Kapellen: 1349, Decapitated, Vader, Vomitory und Desaster. Alter Schwede, also wenn es diese erste Bandwelle nicht in sich hat, dann weiss ich auch nicht mehr weiter. Ein Besuch dieses Events wird damit zweifelsohne zur Pflicht. Sichtlich begeistert über diese hammermässige Bekanntgabe latschen wir der Lärmbeschallung entgegen.
Asagraum
Black Metal ist im Line Up eines Meh Suff!-Festivals eigentlich keine wirkliche Überraschung. Wird dieser allerdings von eine reinen Frauen-Truppe vorgetragen, muss man dann doch wieder von einer speziellen Angelegenheit sprechen. Kernmitglieder der niederländischen Band sind Obscura (Gesang/Gitarre) und A. (Drums). Für Live-Auftritte holt sich das Duo jeweils internationale Verstärkung mit ins Boot. Somit stehen heute neben der aus Lausanne stammenden Tastenklimperin Lady Kaos auch noch Basserin Makhashanah (Norwegen) und Klampferin V-Kaos (Schweden) im Einsatz.
Für das Vortragen ihrer von Okkultismus und Satanismus geprägten Songtexte erwischen die Damen nicht gerade den optimalen Slot. Die Nachmittagssonne lässt wohl so manchen Anhänger der schwarzmetallischen Sparte dahinschmelzen. Diejenigen, welche dem heissen Feuerball am Himmel trotzen, geraten dafür spätestens beim Anblick des Quintetts mächtig ins Schwitzen. Attraktivität kann selbst unter eine ordentliche Corpsepaint-Schicht nicht versteckt werden. Rasch wird Makhashanah zu meinem persönlichen Hingucker – obwohl ihr grimmiger Blick einem direkt das Blut in den Adern gefrieren lässt. Durch ein Korsett passend betonte, weibliche Rundungen bringen den eigenen Lebenssaft dann jedoch wieder problemlos in Bewegung.
Die seit 2015 aktive Band hat mit «Potestas Magicum Diaboli» bisher ein Studioalbum veröffentlicht. Das absolut hörenswerte Material wird mich nach der Show sicherlich noch zu einem Abstecher an den Merchandise-Stand «zwingen». Obscuras krächzendes Stimmorgan ist hervorragend für den schwarzmetallischen Sektor geeignet. Ihre Kolleginnen liefern ebenfalls souverän ab. Soundtechnisch sind durchaus Parallelen zu Inquisition oder Darkened Nocturn Slaughtercult erkennbar. Letztere verfügen mit Onielar ja ebenfalls über ein bärenstarkes Frontmädel. Bei der nächsten Asagraum-Zeremonie auf Schweizer Boden bin ich definitiv gerne wieder am Start.
Poltergeist
Die Herren Grieder, Pulver, Wanner, Garcia und Crola laden zum thrashigen Polternachmittag. Als die Krach machenden Geister 2014 ihre Wiedervereinigung bekanntgaben, ging ein frohlockendes Jauchzen durch die Szene. Auf diese Reunion hat die Welt gewartet. Seither sind Poltergeist wieder fleissig auf allen möglichen Bühnen unterwegs und haben zudem mit «Back To Haunt» vor zwei Jahren ebenfalls noch ein neues Scheibchen herausgebracht. So meldet man sich in souveräner Manier zurück. Ich bin dankbar, dass wir diese Veteranen heute am Meh Suff! in Aktion erleben dürfen.
Unermüdlich knüppeln die Basler drauf los und sorgen damit in den Publikumsreihen für manch fliegende Haarpracht. An Spielfreude scheint es dem Fünfer ebenfalls nicht zu mangeln. Insbesondere Bass-Mann Ralf W. Garcia und Saitenhexer V.O. Pulver haben sichtlich Spass an der ganzen Geschichte. Einmal reicht’s sogar zu einem kleinen «Ringelreihe»-Tanz der beiden. Die Setliste ist gespickt mit Hits sämtlicher vier Poltergeist-Silberlingen. Offenbar sind die Herren mit ihrem Material ein bisschen zu schnell durch. Aufgrund dessen erkundigt sich André, ob bei der Zuhörerschaft eventuell Interesse nach einem Nachschlag bestehen würde. Die Antwort fällt ziemlich eindeutig aus. Somit setzen die Polterer vom Dienst zum Abschluss mit «Depression» nochmals ein wuchtiges Ausrufezeichen.
Setliste – Poltergeist
- Three Hills
- Back To Haunt
- And So It Has Begun
- Empty Inside
- Writing On The Wall
- Behind My Mask
- The Pillars Of Creation
- Patterns In The Sky
- Nothing Lasts Forever
- Depression*
*Zugabe
Requiem
Sonderlob geht dieses Mal an den Kollegen Ralf W. Garcia. Kurz nach seinem Gig mit Poltergeist tritt er direkt im Anschluss im Dienste von Requiem zu seiner zweiten Tieftöner-Schicht an. Dieser Kerl ist ein waschechtes Arbeitstier!
Seit mehr als zwei Dekaden tobt der todesmetallische Tornado aus der Innerschweiz bereits durch die Weltgeschichte. Kompromisse oder Gefangene werden auch beim heutigen Gig keine gemacht. Die brutalen Klänge polieren allen Anwesenden die Kauleisten. Was für ein Brett! Anhänger von Kapellen à la Legion Of The Damned kommen bei dieser Darbietung voll und ganz auf ihre Kosten. Die Setliste ist hauptsächlich geprägt durch Tracks des im Frühjahr veröffentlichten Werkes «Global Resistance Rising».
Setliste – Requiem
- Can’t Afford Won’t Go Forward
- Resistance Is Rising
- Lockdown
- Greed Kills
- Vicious Deception
- Premier Killing League
- For The Blind To See
- Downward Spiral
- Vultures
- Kill Fuck Die
- Echoes Of War
- The Die Is Cast
- Diary Of A Damaged Brain
Arkona
Rectal Depravity, Poltergeist und Requiem – sämtliche helvetischen Vertreter haben ihre Auftritte bereits hinter sich gebracht. Für den restlichen Freitag – und auch den morgigen Samstag – übernehmen die internationalen Akteure nun komplett das Kommando. Zu dieser Gattung zählt beispielsweise auch die russische Folk/Pagan-Kombo Arkona.
Seit der Veröffentlichung ihres aktuellen Ablegers «Khram» habe ich leider so meine liebe Mühe mit den Shows der Truppe. Ab Konserve klingen die neuen, oftmals schwarzmetallisch angehauchten Lieder zugegebenermassen gar nicht einmal so übel. Live wirkt die ganze Angelegenheit aber ziemlich einschläfernd. Ob sich das dieses Mal ändern wird? Dummerweise nicht… Wie schon bei den Gigs auf der Korpiklaani «Folk Metal Superstars»-Tour oder am Dark Troll Festival verfalle ich während des grössten Teils der Spielzeit beinahe in einen Tiefschlaf. Erst als zum Ende hin Hits wie «Goi, Rode, Goi!», «Stenka Na Stenku» und «Yarilo» ins Rennen geschickt werden, kann auch mich an den Feierlichkeiten erfreuen und herumtanzen. Bleibt zu hoffen, dass die Russen sich bei künftigen Auftritten wieder vermehrt auf ihre älteren Kreationen fokussieren werden.
Misery Index
10 Jahre Dying Fetus können einen durchaus prägen. Nichtsdestotrotz entschied sich Bass-Mann Jason Netherton 2001 dazu, den Föten den Rücken zu kehren und ein neues Studioprojekt ins Leben zu rufen. Die überwiegend positiven Rückmeldungen zur Debüt-EP «Overthrow» sorgten jedoch dafür, dass die ganze Sache für alle Beteiligten bald schon zu einem Vollzeitjob wurde. Seither haben sich Misery Index als knallharte Death Metal/Grindcore-Truppe bestens in der Szene etabliert. Zurzeit bietet die aktuelle Single «I Disavow» einen kleinen Vorgeschmack auf Platte Nummer sechs, welche noch in diesem Jahr via dem französischen Label Season Of Mist erscheinen soll.
Die Amis bringen so richtig Leben in die schwarzgekleidete Masse vor der Bühne. Jason und Kumpel Mark Kloeppel brüllen ihren Anhängern hochmotiviert hasserfüllte Zeilen entgegen, was automatisch wilde Circle Pits mit sich zieht. Wem das nicht genügt wird spätestens von Adam Jarvis’ Maschinengewehr-Drum-Salven vollends weggeblasen. Meine Nackenmuckis beginnen langsam aber sicher zu ächzen; doch ans Aufhören ist bei dieser fulminanten Darbietung keinesfalls zu denken. Wir erleben hier zweifelsohne gerade die bisher beste Band des Tages in Aktion. Unaufhörlich reiht sich Kracher an Kracher. Den Mädels von Asagraum, die sich ebenfalls im Publikum tummeln, scheint das Gezeigte ebenfalls ziemlich zu imponieren.
Nach einer solch engagierten Leistung bin ich felsenfest davon überzeugt, dass der Aktienkurs der Band aus Baltimore massiv ansteigen wird. Eine Investition in die Artikel des Merch-Zeltes ist jedenfalls fix eingeplant.
Ensiferum
Die finnischen Folk Metaller Ensiferum suchen immer noch krampfhaft nach einem Nachfolger für die im letzten Jahr abgewanderte Netta Skog. Das neue Mitglied soll allerdings nicht das Akkordeon bedienen, sondern das bestehende Gefüge mit Keyboard-Geklimpere und gesanglicher Unterstützung bereichern. Potenzielle Bewerber/-innen können sich über die Adresse ensiferum@ensiferum.com bei der Band melden. Voraussetzungen sind unter anderem Volljährigkeit und Erfahrungen im Konzert- und Tournee-Alltag. Na, wer traut sich?
Leider stehe ich ein bisschen skeptisch vor der Bühne. Seit dem zuvor thematisierten Abgang von Netta habe ich keine gute Ensiferum-Show mehr gesehen. Vielleicht kommt’s heute ja anders? Oh ja, es sieht sogar effektiv danach aus. Die Nordmänner schreiten bestens gelaunt zur Tat. Bassist Sami Hinkka, den man sich ohne seinen Kilt gar nicht vorstellen kann, ist sowieso jedes Mal ein unglaubliches Energiebündel. Still herumstehen kann der Kerl nur äusserst selten. Mit Stimmungs-Hymnen der Marke «Heathen Horde» haben der Vierer die Meute rasch auf seiner Seite. Da es inzwischen Nacht geworden ist, fehlt von irgendwelchen hitzegelähmten Gestalten eh jede Spur. «Way Of The Warrior» und «From Afar» machen immer wieder Spass. Beim anschliessenden «Lai Hei» übernimmt Klampfer Markus Toivonen die meisten Gesangsparts. Für den finalen Schlachtgesang («tätärärä, tätärärä!») im Refrain von «Iron» wird schliesslich nochmals das Publikum voll und ganz eingespannt. Kiitos, Ensiferum!
Setliste – Ensiferum
- Intro – Ajattomasta Unesta
- For Those About To Fight For Metal
- Two Paths
- Heathen Horde
- Twilight Tavern
- Token Of Time
- Way Of The Warrior
- From Afar
- Two Of Spades
- Lai Lai Hei
- Iron
Venom
Die nächsten 60 Minuten gehören einer echten Legende: Venom aus Newcastle. Mit Ihrem Gemisch aus Black Metal, Speed Metal und NWOBHM haben sie diverse Bands der 80er Jahre massgeblich beeinflusst. Cronos – der Herr am Tieftöner – ist das einzig verbliebene Gründungsmitglied. Die zwei anderen, prägenden Figuren aus den Anfängen – Gitarrist Mantas und Drummer Abaddon – segeln ja inzwischen unter dem Banner der neu ins Leben gerufenen Kapelle Venom Inc. Durch die Gegend. Die Fans sind äusserst zwiegespalten, welche der beiden Truppen die bessere ist. An eine Versöhnung scheinen die Herrschaften allerdings nicht zu denken. Jeder möchte stur sein eigenes Ding durchziehen.
Somit hat es Hüttikon heute Abend mit der folgenden Venom-Konstellation zu tun: Cronos (Bass), Rage (Gitarre) und Danté (Drums). Das Publikum kriegt unter anderem die Klassiker «Bloodlust», «Welcome To Hell», «Countess Bathory» und «Warhead» um die Lauscher geballert. Irgendwie wirkt das Ganze jedoch etwas lustlos vorgetragen und haut mich überhaupt nicht aus den Socken. Daran kann schliesslich auch das grosse Finale mit dem Über-Hit «Black Metal» nix ändern. Beim letztjährigen Auftritt am Bang Your Head!!!-Festival war da beispielsweise deutlich mehr Leistungsbereitschaft vorhanden. Der heutige Auftritt ist ein weiterer Beweis dafür, dass auch Legenden einmal einen schlechten Tag erwischen können.
Setliste – Venom
- We The Loud
- The Death Of Rock ‚N‘ Roll
- Bloodlust
- Hammerhead
- Long Haired Punks
- 100 Miles To Hell
- Buried Alive
- Smoke
- Welcome To Hell
- Countess Bathory
- The Evil One
- Warhead
- Black Metal*
*Zugabe
Carpathian Forest
Leider haben wir die Norweger am Summer Breeze Open Air verpasst. Glücklicherweise folgt nun die nächste Gelegenheit, die Schwarzmetaller endlich einmal live erleben zu dürfen. Für einmal kann ich mich verhältnismässig kurzfassen. Die Instrumentalfraktion leistet grundsolide Arbeit. Das Problem von Carpathian Forest ist der Herr mit dem Mikro in der Hand. Was zur Hölle hat Nattefrost bitte mit seiner Stimme angestellt? Das ist ja bloss noch ein Trümmerhaufen… Klingt für mich wie eine schimpfende Greisin. Da bringt auch das ständige Herumgefuchtle mit seinem Kreuz keine Erlösung. Im Gegenteil, wirkt ziemlich lächerlich, was der gute Mann hier veranstaltet. Ich würde den restlichen Bandmitgliedern raten, den Sängerposten baldmöglichst neu zu besetzen.
Wir tun uns das Gekreische jedenfalls nicht länger an und beschliessen den Rückzug in unser Lager, um den ersten Tag gemütlich bei einer kleine Shisha-Session und ein paar eisgekühlten Blondinen ausklingen zu lassen. Aufgrund dieses Vorhabens wird uns auch die Luftballon-Party von Trollfest durch die Lappen gehen.
Setliste – Carpathian Forest
- Intro – Theme from Nekromantik
- Through Self Mutilation
- One With The Earth
- Knokkelmann
- Likeim
- Doomed To Walk The Earth
- When A 1000
- Intro – Black Shining
- Black Shining Leather
- A Forest
- Rock ‘N’ Roll Gloryhole
- Bloodcleansing
- I Am Possessed
- Morbid Fascination Of Death
- All My Friends Are Dead
- Carpathian Forest
- Suicide Song*
- He Is Turning Blue*
*Zugabe
Das Fanzit Freitag
Man kann zurecht von einem gelungenen Meh Suff!-Auftakt sprechen. Bei angenehmem Spätsommerwetter konnten diverse Auftritte mit bester Soundqualität bestaunt werden. Mich persönlich konnten Asagraum, Poltergeist, Ensiferum und Misery Index (der Tageshöhepunkt schlechthin) besonders beeindrucken. Die gut gelaunte Besucherschar hat zudem bereits etliche Liter Met und Bier vernichtet. In diesem Stil darf es am morgigen Samstag gerne weitergehen.
Meh Suff! Metal-Festival 2018 – Fotos vom Freitag (Sabi)
Samstag 08.08.2018 – Ausgeglichenes Programm zwischen Nackenfitness und sphärischen Augenblicken
Wunderschönen guten Morgen Hüttikon! Es gibt doch nix tolleres, als von ein paar metallischen Klängen geweckt zu werden. Dass gewisse Chaoten allerdings auch Undinge wie Helene Fischer oder irgendwelches Eurodance-Gedöns vom Stapel lassen müssen, wäre eigentlich nicht unbedingt nötig gewesen. Hmm, und wie schlagen wir nun die Zeit bis zum ersten Gig tot? Wie wäre es beispielsweise mit der Plünderung des Camp-Biervorrates? Ausgezeichnete Idee!
Irgendwann knurrt dann allerdings der Magen. Essen muss her! Somit schleppen wir uns hinauf zum Bühnengelände und lassen uns von der asiatischen Küche verwöhnen. Köstlich! Es müssen ja nicht immer nur Burger und Fritten sein. Spezialitäten aus dem Wallis können übrigens ebenfalls erworben werden. Sitzend und mampfen lauschen wir ein bisschen den Melodien von Relics Of Humanity.
Hamferð
Während aufgrund der sommerlichen Temperaturen die Besucher primär auf kurze Hosen und Shirts setzen, schreiten auf der Bühne sechs Herrschaften in Anzügen zur Tat. Na, die werden mir aber auch ordentlich schwitzen. Beheimatet ist das Sextett auf den Färöer und dürfte wohl gemeinsam mit Týr zu den bekanntesten, metallischen Vertretern der Inseln zählen. Soundtechnisch zocken Hamferð einen Mix aus Doom und Death Metal, wobei erstgenannte Stilrichtung jeweils überwiegt. Deshalb wirkt die Darbietung in der brennenden Nachmittagssonne leider etwas ermüdend. Mit einem Abend- oder Nacht-Slot wäre diese Truppe deutlich besser bedient gewesen. Nichtsdestotrotz verdienen Jón Aldará und sein starkes Stimmorgan ein Sonderlob. Sämtliche Texte werden in färöischer Sprache vorgetragen. Mal schauen, ob es irgendwann nochmals für ein Wiedersehen reichen wird.
Setliste – Hamferð
- Stygd
- Tvístevndur Meldur
- Frosthvarv
- Hon Syndrast
- Evst
- Deyðir Varðar
- Harra Guð, Títt Dýra Navn Og Æra
Nervecell
Plötzlich bin über meine entspannten Nackenwirbel alles andere als unglücklich, denn nun darf wieder munter geknüppelt werden. Verantwortlich dafür sind die Death/Thrasher Nervecell aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Von der ersten Sekunde an geben Frontmann James Khazaal und seine drei Kumpels Vollgas. Aufgrund dessen können vor der Bühne diverse Publikumsaktivitäten bestaunt werden. Auch wir lassen uns zum intensiven Mähneschütteln hinreissen. Nach meinem ersten Wacken Open Air im Jahre 2009 habe ich mich riesig auf das Wiedersehen mit Nervecell gefreut. Und der Vierer enttäuscht nicht! Langsam verspüre ich ein leichtes Ziehen in der Genickregion. Hoffentlich bricht da nix auseinander.
Ich bin stets überaus dankbar dafür, dass Gruppen aus dem Nahen Osten in unseren Gefilden jeweils sorglos aufspielen dürfen. In ihrer Heimat werden sie für ihre metallische Mucke ja leider oftmals als Religionsverräter bezeichnet und von irgendwelchen fanatischen Deppen verfolgt. Witzigerweise kommen Nervecell aus Dubai. Die Luxus-Metropole am Persischen Golf ist Terroristen bekanntermassen schon länger ein Dorn im Auge und wird ab und an gerne als Sündenhochburg betrachtet. Ich wünsche den Herrschaften jedenfalls, dass sie weiterhin möglichst unbeschwert ihrer Leidenschaft nachgehen können.
Die 1999 gegründete Band hat bisher drei Studioalben veröffentlicht. Das aktuellste Werk hört auf den Namen «Past, Present…Torture» und ist bei diversen Kritikern nur äusserst knapp an der Höchstnote vorbeigeschrammt. Nach diese überragenden Abriss-Show steht für mich fest, dass ich sowohl meine Platten als auch meine T-Shirt-Sammlung definitiv um ein paar Nervecell-Artikel erweitern muss.
Setliste – Nervecell
- Flesh & Memories
- All Eyes On Them
- Vicious Circle Of Bloodshed
- D.N.A. (Diruo Nocens Acervus)
- Shunq (To The Despaired…King Of Darkness)
- Nation’s Plague
- Existence Ceased
- Demean
Krisiun
Nach einer kurzen Relax-Phase im Zeltlager sind wir bereit die nächste Abriss-Dosis. Serviert wird uns diese vom brasilianischen Trio Krisiun. Auch sie brauchen nicht wirklich lange, um zur Höchstform aufzulaufen. Krisiun hauen ihre Nackenbrecher unaufhaltsam raus. Drummer Max Kolesne drischt wie ein Irrer auf seine Felle ein, während im Vordergrund seine Brüder Moyses Kolesne und Alex Camargo Gitarre respektive Bass bearbeiten. Da haben die drei sich aber einen netten, kleinen Todesmetall-Familienbetrieb aufgebaut. Ähnlich wie zuvor bei Nervecell herrscht vor der Bühne ordentlich Betrieb.
Wer jetzt allerdings denkt, dass Krisiun einfach emotionslos ihr Programm abspulen würden, wird rasch eines Besseren belehrt. Insbesondere Alex richtet nach beinahe jedem Stück ein paar dankende Worte an die Zuhörerschaft. Ein überaus sympathischer Kerl. Geschickt wird dann auch das gestern erschienene, neue Werk «Scourge Of The Enthroned» ins Rampenlicht gerückt. Der Titel-Track hat es immerhin schon einmal in die heutige Setliste geschafft. Ansonsten setzen die Brasil-Boys auf älteres Material und eine Hommage an Lemmy Kilmister in Form eines «Ace Of Spades»-Covers. Obrigado Krisiun, unsere Wege werden sich sicherlich wieder einmal kreuzen.
Setliste – Krisiun
- Kings Of Killing
- Combustion Inferno Ravager
- Descending Abomination
- Blood Of Lions
- Scourge Of The Enthroned
- Ways Of Barbarism
- Ace Of Spades (Motörhead-Cover)
- Vengeance Revelation
Mit Kommentaren zum wahrscheinlich süffigen Tankard-Auftritt kann ich leider nicht dienen, da mich diverse Gespräche davon abhalten, dem Geschehen auf der Bühne die volle Aufmerksamkeit zu schenken.
Alcest
Die Franzosen von Alcest scheinen echte Perfektionisten zu sein. Der Soundcheck wird bis zur letzten Sekunde ausgekostet. Da noch ein bisschen herumschrauben, dort etwas korrigieren – die Musiker lassen nix anbrennen. Für Live-Auftritte wird das eigentliche Duo Neige (Gesang/Gitarre) und Winterhalter (Drums) jeweils zu einem Quartett ausgeweitet. Heute sind somit zusätzlich Bassist Indria Saray und Klampfer Zero mit von der Partie. Im Vorfeld haben einige Kollegen nur positive Worte über Alcest verloren, weshalb ich auf die nun folgende Darbietung äusserst gespannt.
Wow, einfach nur wow! In diese post-metallischen Melodien kann man spielend leicht eintauchen und sich davontreiben lassen. Augen schliessen und geniessen, so lautet das Motto. Mein Körper steht zwar immer noch in Hüttikon, aber meine Seele hat sich inzwischen irgendwo in den Sphären des Nachthimmels verloren. Monster-Hymnen wie «Là où naissent les couleurs nouvelles», «Oiseaux de proie» oder «Percées de lumière» sind absolute Hühnerhaut-Garanten. Mit einem solchen «Flash» habe ich überhaupt nicht gerechnet. Chapeau, mes amis! Was ihr hier gerade zeigt, ist schlichtweg überragend. Zum Glück hat es für einen solch tollen Slot gereicht. Bei Tageslicht hätte die ganze Geschichte niemals dieselbe Wirkung entfalten können.
Setliste – Alcest
- Kodama
- Là où naissent les couleurs nouvelles
- Je suis d’ailleurs
- Autre temps
- Oiseaux de proie
- Percées de lumière
- Délivrance
Abbath
Norwegens populärster Pandabär gibt sich die Ehre: Bühne frei für Abbath! Zu Beginn trägt er einen Mantel, welcher gerade so gut auch im Kleiderschrank des «Undertakers» (Wrestling-Freunde wissen wer gemeint ist) hätte hängen können. Lange halt es die norwegische Krächzmaschine jedoch nicht aus. Deshalb stolziert er schon bald in seiner uns allen bestens bekannten Rüstung durch die Gegend. Gemeinsam mit seinen drei Kumpanen legt Abbath einen sehr soliden Auftritt aufs Parkett. Insbesondere sein Bassist wird nicht müde, das Publikum immer wieder zu animieren. Aber auch der Meister selbst sucht – was für einen Black Metaller eigentlich eher ungewöhnlich ist – häufig den Dialog mit der Zuhörerschaft. Wenn der Fronter uns seinen Lecklappen entgegenstreckt, könnte er eigentlich beinahe als böser Bruder von Gene Simmons durchgehen. Hundertprozentig ernst nehmen kann man Abbath sowieso nicht. Schuld daran ist unter anderem sein legendärer Sturz am letztjährigen Metaldays-Festival in Tolmin. Hat damals etwa jemand «All Shall Fall» gerufen?
Aufgrund von zahlreichen Streitereien verliess der gute Mann 2015 Immortal und zieht fortan sein eigenes Ding durch. Mit seiner neuen Truppe hat er bisher ein Studioalbum veröffentlicht. Ganz ohne seine Vergangenheit kann der Ex-Unsterbliche seine Shows allerdings (noch) nicht durchziehen. In der Setliste taucht doch das eine oder andere Stück der Immortal-Ära auf. «One By One» ist beispielsweise ein solcher Kandidat. Die Nummer geht richtig ab. Gewöhnungsbedürftig ist allerdings, dass Abbath die ganze Sache nach rund 30 Sekunden unterbricht und eine kurze Biertrink-Pause einbaut. So viel zum Thema Comedy-Allüren. Danach wird jedoch brav weitergelärmt. Kann man schon mal machen. Zum Abschluss der Show möchte die Black Metal-Ikone schliesslich nochmals etwas verzapfen. Dummerweise hat ihm der Herr Tontechniker bereits den Saft abgedreht. Deswegen winkt Abbath ab, stösst einen letzten, krächzenden Schrei aus und verschwindet gemächlich hinter der Bühne.
Erschöpft entschliessen wir uns zur Rückkehr in unser Camp. Den für mich relevanten Gigs konnte ich wie geplant beiwohnen. Souverän! Equilibrium zu verpassen tut mir deshalb gar nicht weh. Live haben mich die Herrschaften bisher leider jedes Mal enttäuscht. Inzwischen bin ich sogar zum Schluss gekommen, dass der beste Teil der deutschen Folk Metaller – und das klingt jetzt verdammt hart – Gitarrist Dom R. Creys Zweitband Nothgard ist. Des Weiteren unterstellen mir immer mehr Leute, dass ich ein Problem mit Robse habe, obwohl das aber eigentlich gar nicht stimmt. Vielleicht müssen wir einfach einmal zusammensitzen und ein paar Bierchen vernichten. «Wirtshaus Gaudi» lässt grüssen.
Das Fanzit Samstag
Vielen herzlichen Dank liebe Meh Suff!-Crew! Ein weiteres Mal habt ihr ein äusserst gelungenes Festival im familiären Rahmen durchgeführt. Ihr konntet sogar den Wettergott bezirzen und dadurch wurden die Besucher mit angenehmen spätsommerlichen Temperaturen verwöhnt. Mit der Bandauswahl war ich mehrheitlich zufrieden. Insbesondere Asagraum, Poltergeist, Misery Index, Nervecell, Krisiun und Alcest haben in genialer Manier abgeliefert. Im Vergleich zum Vorjahr machte die Soundqualität dieses Mal bei fast allen Auftritten eine gute Figur. Die Wartezeiten für Met und Bier waren ziemlich human. Bei den Burgern respektive Fritten musste der Geduldsfaden dagegen ein bisschen stabiler sein. Nichtsdestotrotz war das Personal nie um ein Lächeln verlegen. Ich freue mich jedenfalls schon jetzt auf die nächste Zusammenkunft der Schweizer Metal-Familie.