Die Spielleute rocken das Plaza
Nachdem im August ihr neuestes Album «Brot und Spiele» herausgegeben wurde, begaben sich die Spielleute von Saltatio Mortis am 20. Oktober ins Zürcher Plaza. In dem Club, in dem jeweils auch das Nachtseminar der Uni Zürich stattfindet, gibt es sonst eher weniger Metal- und Rockkonzerte. Was die Deutschen, übrigens ohne Vorband, hier anrichteten, lest ihr im Bericht.
Die neue Location, das neue Album
Man merkt heute mehr als nur einmal, dass der Club sich Konzerte nicht gewohnt ist, angefangen bei der Schlange vor dem Eingang. Dass auch nach Türöffnung noch so viele Besucher draussen anstehen müssen, ist bei einer Konzertlocation dieser Grösser eher ungewöhnlich. Ich stelle mich also hinten an, nachdem ich – wie viele andere auch – im naheliegenden Supermarkt noch ein Bier geholt habe. Nebst dem Smalltalk mit einigen anderen Anstehenden mache ich mir Gedanken über die heutige Show und das erst seit kurzem veröffentlichte Album. Dass darauf einige Songs inzwischen stark in Richtung Toten-Hosen-Sound gehen, hat unter den Fans ja die eine oder andere Diskussion hervorgerufen.
Von Anfang an wurde das Konzert für das Plaza angekündet. In der Zwischenzeit hiess es aber während einiger Zeit, es sei wegen der grossen Nachfrage ins Dynamo verlegt worden; diese Information wurde dann aber später wieder zurückgenommen. Wir stehen jetzt also vor dem Plaza, dem ehemaligen Kino und heute grössten Fumoir der Stadt Zürich. Am vorderen Ende der Schlange sehen wir auch, wieso der Einlass so lange dauert: Die Gäste werden nämlich nur schubweise reingelassen, was bei dem engen Gang zwischen Eingang und Halle – bei dem zudem auch noch der Merch-Stand reingequetscht wurde – durchaus Sinn macht. In der Halle angekommen, begutachte ich das auf der Bühne, über welcher zwei grosse Vögel aufgemalt sind, bereits aufgestellte Material. Da heute keine Vorband spielt, stehen die Instrumente und Mikro-Ständer von SaMo schon bereit.
Saltatio Mortis
Die Karlsruher lassen nicht lange auf sich warten, bevor sie die Bühne stürmen. Gleich zu Beginn spielen sie «Grosse Träume» und «Dorn Im Ohr», Track Nummer 2 & 3 von «Brot und Spiele». Die Spielleute scheinen richtig Bock zu haben. Es geht weiter mit den beiden breit gefeierten Hits «Wo Sind Die Clowns» und «Wachstum Über Alles», zwischen welchen noch der Titeltrack des aktuellen Albums zum Besten gegeben wird. Die Musiker strahlen vor Freude und verbrennen ihre Energie richtiggehend. Das Publikum zollt dies der Band mit einer durch und durch guten Stimmung, welche nicht erst das Aufheizen durch eine Vorband erforderte. Auch der erste Pit lässt nicht lange auf sich warten. Ob dieser heute wirklich von allen gutgeheissen wird, ist fraglich. Die Reaktionen einiger Besucher deuten auf Anderes hin. Grundsätzlich ist es ja akzeptiert, seiner Freude freien Lauf zu lassen und dies auch in einem Pit zu demonstrieren. Wenn es aber ausartet und auch bei unpassenden Passagen weiter gemosht wird, sägt man fleissig am Geduldsfaden einiger Besucher.
Das Programm geht weiter und es folgen grösstenteils Songs von «Brot und Spiele». Immer wieder gibt es Rochaden an den Instrumenten. Bei dem einen oder anderen Song bringen Alea und Lasterbalk witzige oder auch nachdenklich machende Ansagen. Genau so, wie wir es uns gewohnt sind! Mit «Besorgter Bürger» und «Europa» geben die Musiker auf dem neuen Album erneut ihre politische Meinung kund – ohne dabei aber Spass, Party und Alkohol zu vergessen!
Gegen Ende des Abends werden dann auch vermehrt wieder ältere Songs ausgepackt. Bei «Rattenfänger» geht Frontmann Alea crowdsurfen – aufgrund der geringen Grösse des Clubs dreht er gleich zwei Runden, bevor er zur Bühne zurückkehrt. Pyro ist in dieser kleinen Location nicht erlaubt, deshalb muss diese bei «Prometheus» bei der Stelle «Ich bringe euch Feuer!» abermals durch synchrones Hände-in-die-Luft-strecken simuliert werden. Nach «Sie Tanzt Allein» verabschiedet sich die Band. Schon jetzt werden in mehreren Ecken Spielmannsschwur-Chöre laut…
Tatsächlich – wer hätte es gedacht – melden sich die Musiker nach einer kurzen Pause zurück und hauen noch einmal ganze vier Songs heraus! Erst nach dem Spielmannsschwur (so wie es Tradition ist) ist das Konzert dann wirklich fertig und die Spielleute bedanken und verabschieden sich. Das war es dann von den «unglaublich gut aussehenden, wohlriechenden, überall und allzeit potenten Spielleuten von Saltatio Mortis».
Ach ja, auf die Forderungen nach einer Zugabe reagiert Lasterbalk gelassen und erklärt, das sei doch schon die Zugabe gewesen. Wir sollen es noch nicht ins Internet schreiben, aber die Band würde 2019 nach Pratteln zurückkehren. Inzwischen sind Saltatio Mortis für das Greenfield Festival sowie am 23. März im Z7 bestätigt. Meine Vorfreude steigt bereits wieder…
Das Fanzit Saltatio Mortis im Plaza
Was für eine Show! Ganze zwei Stunden haben Saltatio Mortis mit einem gut gemischten Programm aus neuen Songs und alten Stücken durchgespielt! Die etwas längere Spielzeit kompensiert das Fehlen einer Vorband, trotzdem fühlt es sich noch nicht an, als sei ein ganzer Konzertabend vorbei. Für ein gemütliches Bier reicht es leider nicht mehr: Die Bars werden schon wenige Minuten nach Konzertschluss geschlossen und die Besucher werden von den Anzugträgern raus in den Eingangsbereich getrieben. Hier herrscht ein enges Gestunk von Fans, welche sich mit den Musikern unterhalten, und rausdrückenden Leuten vor. Dies ist dann auch der einzige, dafür aber ganz grosse Negativpunkt des Abends: Wieso muss man bereits vor 22 Uhr das Lokal verlassen? An einem Samstag?! Liebes Plaza, wir Metal- und Rockfans hätten euch doch gerne noch so manches Bier abgekauft…
Setliste Saltatio Mortis
- Grosse Träume
- Dorn Im Ohr
- Wo Sind Die Clowns
- Brot Und Spiele
- Wachstum Über Alles
- Europa
- Besorgter Bürger
- Idol
- Spur Des Lebens
- Galgenballade
- Raghs-e-pari
- Heimdall
- Brunhild
- Ich Werde Wind
- Träume Aus Eis
- Nie Wieder Alkohol
- Rattenfänger
- Prometheus
- Sie Tanzt Allein
- Früher War Alles Besser*
- Mittelalter*
- Eulenspiegel*
- Spielmannsschwur*
*Zugaben