Homeparty im Zürcher Exil
Die Deutsch-Punker Schmutzki beehrten uns am 9. November im Exil in Zürich. Dabei ging es ordentlich zur Sache und zuhause musste wohl jeder der 300 Zuschauer zuerst überprüfen, ob alle Knochen noch richtig sitzen (und duschen und Kleider waschen!).
Was sich bei der heimeligen Party alles abspielte, lest ihr hier:
Nach dem kurzen Fussmarsch vom Bahnhof Hardbrücke entdecken wir auf der linken Strassenseite das Exil. Der Club wirkt eher unscheinbar und wäre er nicht angeschrieben, hätten wir ihn wohl für die Einfahrt einer Garage gehalten. Auf jeden Fall warten wir nun hier, denn in den sozialen Medien haben die Schmutzkis angekündet, vor dem Konzert noch mit einigen Kisten Wulle-Bier vorbeizuschauen und sich mit den Fans zu unterhalten. Tatsächlich erscheinen dann circa 15 Minuten vor Türöffnung drei Gestalten mit Jacke und Bierharassen. Schnell werden die Wulle-Flaschen verteilt und Gespräche eröffnet. Dabei verrät uns Sänger Beat seine Gedanken zu Konzerten in der Schweiz und erwähnt, dass sie gerne nächstes Jahr wieder am Greenfield spielen würden. Mal schauen, obs klappt…
Tim Vantol
Doch eröffnet wird der Abend nicht von Schmutzki, sondern vom Singer-songwriter Tim Vantol. Nachdem er von Schmutzki-Gitarrist Beat angesagt wurde, erzählt uns der sehr gut Deutsch sprechende Holländer in einer kurzen Anekdote, die Schmutzkis hätten nur noch einen einzigen Platz im Tourbus gehabt, weshalb er jetzt ohne seine Band vor uns stehe. Tim unterhält das Publikum mit seinen eingängigen Melodien und den rockigen Akkorden auf seiner Akustik-Gitarre. Dabei fordert er die Zuschauer aktiv zum Mitmachen auf und bringt bei seinen Ansagen teilweise auch seine politische Meinung ins Spiel. Gegen Ende des Sets ist das Publikum absolut bereit, abzugehen, was dann auch beim mitgrölenden Chor zum letzten Song «If We Go Down» eindrücklich bewiesen wird. Für die letzten paar Takte erscheinen dann auch die drei Schmutzki-Musiker auf der Bühne und leveln den Opener zu «Tim Vantolzki» auf.
Schmutzki
Nach diesem begeisternden Auftakt geht es dann bald los mit… welcher Band denn nun mal? Auch wenn hinten an der Wand nur «Tim Vantolzki» (also das mit «Tim Vantol» überklebte Schmutzki-Logo) zu sehen ist, sieht man auf den ersten Blick, was hier heute abgehen wird. Mit Schmutzki-Kleber überklebte Instrumente und Verstärker zeugen genau so gut davon wie die unzähligen roten T-Shirts.
Nur 17 Sekunden nach Betreten der Bühne ist die erste Nummer schon durch. «Punk Ist Tot», welches manchmal gerne auch mehrmals pro Auftritt gespielt wird, wird gerade als erster Song rausgehauen und schon in dieser kurzen Zeit ist klar, dass der heutige Abend nichts für statische Besucher ist! Bis zum Ende des Konzerts wird die nun begonnene Bewegung im Publikum andauern. Ganze Menschen-Cluster werden crowdsurfen. Bei uns in der ersten Reihe werden in beide Richtungen Menschenkörper über unsere Köpfe hin- und hergehen: entweder auf die Bühne surfend oder in die Menge stagedivend. Es wird vier Personen hohe Türme geben; Menschen werden die Disko-Kugel streifen, einige affenartige Punker werden von der Decke hangen, Mikro-Ständer werden umfallen. Vor und während «Dein Song» werden sich zahlreiche Menschen auf der Bühne befinden, und grundsätzlich wird es nur wenige Momente geben, während denen nur die drei Musiker auf der Bühne sind. Kurzum: Es wird abgehen!
Hmm, das meiste ist jetzt eigentlich schon erzählt. Ach nein, über den Auftritt gab es ja noch keine Infos! Nun, sowohl die neuen als auch die alten Songs geben der Masse mächtig Energie für den zuvor beschriebenen Abriss. Beat, Dany und Flo haben sichtlich Spass am Spiel, ohne dabei aber die Kontrolle über die ganze Party zu verlieren. Der Security, der am linken Bühnenrand steht, hat schon beim ersten Crowdsurfer den Job an den Nagel gehängt und tut nichts mehr. So muss dann auch Beat nach einigen Songs kurz eine Durchsage machen, man solle gegenseitig auf sich aufpassen und darauf schauen, dass insbesondere auf der Bühne kein Material kaputt geht. Dies funktioniert dann zum Glück ziemlich gut.
Der gesamte Auftritt ist super authentisch und einfach Party pur. Die Band gibt Vollgas, das Publikum ebenso, es wird gemeinsam gesungen und geschrien und abgesehen von einigen absolut respektlosen Idioten ist das ganze Publikum friedlich. Man hilft einander, man liegt sich in den Armen, man feiert zusammen diesen unglaublichen Abend. Gegen Ende würde auf der Setliste noch «Erinner Dich Mal» stehen, aber der wurde doch gar nicht gespielt…? Mit der letzten Nummer «Punk Ist Tot», welche schon ganz am Anfang zum Zuge kam, beenden die Schmutzkis ihre zweitletzte Show dieser Tour – und beweisen, dass Punk eben genau nicht tot ist!
Das Fanzit
Schmutzki legen das an den Tag, was viele Bands (auch dieser Grösse) oft vernachlässigen: Sie haben ein wahnsinnig gutes Verhältnis zu ihren Fans! Dies merkt man sowohl beim gemeinsamen Bier trinken vor dem Konzert, als auch während dem gesamten Auftritt. Langweilig wurde es heute niemandem, dafür wurde die Schweiss-Bier-Mensch-Masse zu fest umwälzt… Einfach nur «Krass Gut»!
Setliste Schmutzki
- Punk Ist Tot
- Disko Diktatur
- Sturmfrei
- Bäm
- Meine Party
- Hey Du!
- Mehr Rotz Als Verstand
- Hey Haters
- Spackos Forever
- Dejot
- Mob
- Wir Wollen Wulle
- Jesus Schmutzki
- Beste Bar Der Stadt
- Zu Jung
- Rodeo
- Krass Gut
- Dein Song
- Zeltplatz Baby
- Sauflied*
- Backstage*
- (Erinner Dich Mal*)
- Punk Ist Tot*
*Zugaben
Setliste Tim Vantol
- Dirty Boots
- Apologies, I Have Some
- Till The End
- For Wheels And A Sixstring
- Nothing
- Why Shouldn’t You
- Hands Full Of Dust
- Lost In The Unknown
- If We Go Down