Grosse Musiker im kleinen Schuppen
Die multi-nationale Supergroup Sinsaenum spielte am 12. Oktober in der Galvanik in Zug. Als Vorbands traten Hatesphere aus Dänemark und Critical Mess aus Deutschland auf. Wie sich die drei Death-Metal-Truppen geschlagen haben, lest ihr im Bericht.
Schon 1998 begann der Gitarrist Frédéric Leclercq, welcher unter anderem bei Dragonforce Bass spielt, einige Death-Metal-Songs zu schreiben. Nachdem er sich mit dem ebenfalls französischen Loudblast-Gitarristen Stéphane Buriez zusammentat, wollte Drummer Joey Jordison, der inzwischen nicht mehr für Slipknot trommelte, sich mit Fred zusammentun. Es folgten der Seth-Gitarrist Heimoth als Bassist sowie die beiden Vokalisten Attila Csihar und Sean Zatorsky (bekannt durch Mayhem bzw. Dååth), bevor das Projekt 2016 offiziell unter dem Namen Sinsaenum gegründet wurde.
Joey und Fred machen gemeinsame Sache? Als ich zum ersten Mal von diesem Projekt gehört hatte, war für mich klar, dass ich dieses Trüppchen einmal live sehen wollte, bin ich doch ein grosser Fan von Joeys Schlagzeugspiel. Nun denn, jetzt ist es tatsächlich so weit. Doch erst einmal spielen noch zwei andere Bands…
Critical Mess
Es hat zwar noch nicht viele Leute im rechten Teil, also dem Bühnenteil, der Galvanik. Auch im linken Barbereich herrscht mehr Leere als etwas anderes. All jene, welche aber vor der Bühne stehen, sind richtig bereit. Bereit für einen Abend voll bösem Death Metal! Anders sieht es mit der Band respektive der Technik aus. Die Musiker höchstpersönlich vertrösten uns noch einen Moment…
Bald scheint aber alles gelöst und die Band um Vokalistin Britta legt los. Ich schreibe bewusst «Vokalistin» und nicht «Sängerin», denn was Britta hier abliefert, hat mit dem, was man gemeinhin unter Gesang versteht, nur noch wenig zu tun. Böse Growls dröhnen aus den Boxen entgegen; die Jungs unterstützen sie dabei mit schnellem Getrommle und Gedresche. Der Auftritt macht richtig Laune. Pits gibt es noch keine zu sehen, aber die Haare fliegen schon im ganzen Saal. Allzu weit vorne darf man nicht stehen, sonst wird man nicht mehr von allen Verstärkern erreicht und der Sound tönt nicht mehr gleich voll. Generell ist der Sound nicht allzu gut abgemischt. Denkt man aber daran, dass kurz vorher noch massive technische Probleme vorherrschten, sind wir froh, dass die Band wenigstens auftreten konnte. Lieber ein Auftritt mit mittelmässigem Sound als kein Auftritt! Dieser ist dann aber auch schon viel zu früh vorbei. Nach dieser Aufwärmphase ist das (inzwischen mehr Besucher umfassende) Publikum bereit für Runde 2!
Hatesphere
Runde 2 wird von den dänischen Deathern Hatesphere gespielt. Von den drei heute spielenden Truppen sind sie diejenigen mit dem grössten Thrash-Einfluss. Beim vorgängigen Reinhören hat mich die Musik der Band ziemlich überzeugt, jedoch haut sie mich heute alles andere als vom Hocker. Eigentlich schade, denn auch jetzt beim Schreiben dieses Berichts läuft im Hintergrund wieder Hatesphere, und das tönt wirklich nicht schlecht! Ich werde dieser Band auf jeden Fall noch eine zweite Chance geben, wenn sich wieder die Gelegenheit dazu ergibt. Alles andere wäre ja langweilig!
Sinsaenum
Kommen wir zum Headliner des heutigen Abends. Sinsaenum legen gleich von Beginn an mit einer gewaltigen Power los. Diese rührt nicht nur daher, dass Joeys Drumming genauso schnell und aggressiv ist, wie man es sich von ihm gewohnt ist, sondern auch daher, dass da tatsächlich zwei Fronter rumrennen. Auch die Saiten-Spezialisten sind aktiv und so bietet die kleine Galvanik-Bühne dann tatsächlich fast zu wenig Platz für diese energiegeladene Kombo. Auch im Publikumsbereich ist es enger als noch bei den beiden Vorbands und vor allem in den vorderen Reihen passiert genau das, was man als das typische Konzertfeeling beschreiben könnte: Vor sich wilde Musiker, rundherum wild headbangende Metalheads, Haare und Schweiss überall verteilt, hinter sich der tobende Moshpit!
Sinsaenum spielen verschiedenste Songs aus ihren zwei Studioalben und drei EPs. Den Anfang machen sie mit dem Titeltrack des neueren Albums «Repulsion For Humanity», beendet wird das Konzert mit dem wohl bekanntesten Track «Army Of Chaos». Dazwischen dürfen wir eine riesige Menge instrumentaler Technik kombiniert mit jeder Menge Spass am Spiel erleben. Vor allem Frédéric ist die Freude ins Gesicht geschrieben – auch wenn er sich Mühe gibt, nicht mit einem Dauergrinsen auf der Bühne zu stehen (das würde ja nicht zu Death Metal passen!). Nach dem bereits erwähnten Abschlusstrack ist dann aber nach nicht allzu langer Zeit wieder Schluss. Ab nach Hause!
Das Fanzit
Heute habe ich mit allen drei Bands Premiere gefeiert. Ich freute mich vor allem auf Sinsaenum, hatte aber beim Reinhören bei beiden Vorbands den Eindruck, das könne grandios werden. Critical Mess haben mich dann tatsächlich weggehauen. Was die Jungs und das Mädel ablieferten, war eine ganz grosse Nummer! Hatesphere haben dann, vor allem im Schatten des Openers, nicht extrem überzeugt. Sinsaenum wiederum haben hingegen bewiesen, welch hochkarätige Musiker sie mit an Bord haben. Sowohl technisch als auch von der Stimmung war das ein rundum genialer Abend!
Setliste Sinsaenum
- Repulsion For Humanity
- Sacred Martyr
- Splendor And Agony
- I Stand Alone
- Condemned To Suffer
- Gods Of Hell
- Echoes Of The Tortured
- Final Resolve
- Inverted Cross
- Hooch
- Ashes
- Army Of Chaos