Kataklysm und Hypocrisy machen gemeinsame Sache
Die beiden Schwergewichtige Kataklysm und Hypocrisy aus dem todesmetallischen Sektor liessen die Wände des Z7 am Sonntagabend ordentlich erzittern. Support gab’s von der jungen Black Metal-Kapelle The Spirit aus Saarbrücken. Vor einer zahlreich erschienenen Zuhörerschaft konnten allerdings nicht alle Akteure gleichermassen brillieren. Mehr dazu könnt ihr wie gewohnt den nachfolgenden Zeilen entnehmen.
Vor einiger Zeit waren die heutigen Co-Headliner schon einmal zusammen unterwegs. Nun folgt 15 Jahre später der nächste Streich in Form der «Death Is Just The Beginning»-Tour. Für die Kataklöten-Herrschaften ist dies jedoch keine besondere Geschichte, denn sie treiben in letzter Zeit sowieso fleissig auf den Bühnen dieser Welt ihr Unwesen. Anders sieht’s im Falle von Hypocrisy aus. Die Schweden rund um Tausendsassa Peter Tägtgren (PAIN, Lindemann und unermüdlicher Produzent) melden sich im Rahmen dieser aktuellen Europarundreise nach längerer Abwesenheit zurück im Business. Zuletzt habe ich die Todesmetaller vor fünf Jahren im Winterthurer Salzhaus live in Aktion erlebt. Eine nächste Begegnung war somit eigentlich längstens überfällig. Die dritte Kapelle des heutigen Programms ist mir hingegen noch kein Begriff. Am diesjährigen Summer Breeze Open Air reichten unsere Kräfte leider nicht mehr aus, um ihrem Auftritt beizuwohnen.
Kurz nach 18.30 Uhr treffen wir in der Konzertfabrik ein. Bereits jetzt sind doch schon einige Besucher anwesend. Das heutige Angebot scheint wohl den einen oder anderen Publikumsmagneten zu beinhalten. Über den frühen Beginn bin ich abermals sehr dankbar. Aufgrund dessen kommt man nicht allzu spät nach Hause und startet mit genügend Schlaf in die neue Arbeitswoche. Für einmal bleibt meine Geldbörse beim Merch-Stand in der Hosentasche. Spätestens an der Bar wird sie dann aber gebraucht. Mit flüssigem Dosenfutter ausgestattet nehme ich meinen Stammplatz ein und mache mich bereit für den anstehenden Konzertreigen.
The Spirit
Im April dieses Jahres konnte die 2015 gegründete Band einen Vertrag beim bekannten Label Nuclear Blast unterzeichnen. Zweifelsohne ist dies ein wichtiger Meilenstein in der noch jungen Karriere des Quartetts. Soundtechnisch kombinieren die Deutschen ihren Schwarzmetall mit Death Metal-Elementen und bereichern das Ganze zusätzlich mit einem Schuss Melodie. Eigentlich eine interessante Mischung, die mich jedoch erst ab der zweiten Gig-Hälfte zu packen vermag. Die Mehrheit des Publikums nimmt die halbstündige Darbietung ebenfalls eher in passiver Manier zur Kenntnis. Ich muss mir unbedingt einmal das Debütwerk «Sounds From The Vortex» zu Gemüte führen, so dass ich die Truppe künftig hoffentlich etwas besser einschätzen kann.
Hypocrisy
Die T-Shirts in der Masse verraten es bereits: Viele haben den Weg in die Nordwestschweiz hauptsächlich wegen Hypocrisy auf sich genommen. Die Schweden fackeln nicht lange und starten mit dem starken «Fractured Millennium» in ihr Set. Aber oh je… Was soll denn das? Ohrenbetäubendes Bass-Gerummse, der die ganze Geschichte zu einem unerträglichen Soundbrei verkommen lässt. Immerhin gelingt dem werten Herrn Tontechniker anschliessend eine kleine Korrektur. Vom Prädikat «Weltklasse» sind wir jedoch leider nach wie vor meilenweit entfernt.
Schade eigentlich, den Hypocrisy geben heute Abend einen netten Querschnitt durch ihre 12 Studioalben zum Besten. Hits wie «End Of Disclosure», «Eraser», «Fire In The Sky» oder das abschliessende «Rosswell 47» hat man effektiv schon länger nicht mehr gehört. Vorgetragen wird die ganze Sache mit der gewohnten Aggressivität. In den Publikumsreihen sind einige Mähnenschüttler auszumachen. Dass bereits nach 55 Minuten Schluss ist, kann keiner so richtig nachvollziehen. Neben der schlechten Soundqualität ein weiterer Schlag ins Gesicht für all die anwesenden Hypocrisy-Anhänger. Als Co-Headliner hätte da zwingend mehr kommen müssen.
Kataklysm
Zum Glück gibt’s da ja noch die kanadischen Melodic Death Metal-Katalysatoren. Front-Brüller Maurizio Iacono und seine drei Bandkollegen zeigen rasch, wer hier Herr im Haus ist. Während 70 Minuten ballert der Vierer der Zuhörerschaft einen Kracher nach dem anderen um die Lauscher. Drum-Biest Oli Beaudoin drischt mit scheinbar niemals zur Neige gehen wollenden Kraftreserven auf seine Felle ein. Bei ihm werden die Trommeln regelrecht zu Maschinengewehren umfunktioniert. Klampfer Jean-Francois Dagenais entlockt seiner Saitenkönigin derweil immer wieder fesselnde Soli. Und Basser Stéphane Barbe zeigt dem Publikum, wie man die Haare richtig kreisen lässt.
Hits der Marke «As I Slither», «Crippeld & Broken» oder «In Shadows & Dust» gehen sowieso stets mit einer Abriss-Garantie einher. Was mich hingegen überrascht, ist die Tatsache, dass auch die neuen Nummern im Live-Gewand gar keine allzu schlechte Figur machen. Von der Platte «Meditations» war ich bei meiner Analyse nämlich nicht hundertprozentig überzeugt. Insbesondere das Stück «Outsider» lässt mich regelrecht aus den Latschen kippen. Die Publikumsaktivität erreicht ihren Höhepunkt, als vereinzelte Crowdsurfer zu sehen sind. Beim Erreichen der Bühnenfront erhalten sie von Maurizio als Belohnungen ein Bierchen in die Hand gedrückt. Coole Aktion des Kataklysm-Fronters. Er wird wie nie müde, an den Zusammenhalt in der Szene zu appellieren und bedankt sich für das zahlreiche Erscheinen am heutigen Abend. Mit dem wuchtigen «At The Edge Of The World» läuten die Kanadier schliesslich ihr Schichtende ein. Gelungene Sache!
Das Fanzit
Über den grossen Besucherandrang heute Abend habe wohl nicht nur ich mich gefreut. Keine schlechte Ausbeute für einen Sonntag. Herr und Frau Schweizer bewegen ihre Gesässe am siebten Tag ja bekanntermassen eigentlich kaum mehr vom heimischen Sofa herunter. Kataklysm waren eindeutig der überzeugendste Akteur, aber auch The Spirit zeigten in der zweiten Auftrittshälfte eine gute Leistung. Hypocrisy gingen überraschenderweise als Verlierer vom Platz. Schlechte Soundqualität und eine eher bescheidene Spielzeit machten es möglich. Zum Abschluss würde mich bloss noch eines interessieren: Wer hat sich eigentlich alles ein Fläschen der hyperscharfen Chili-Sauce von den tödlichen Katalysatoren gekauft?
Setliste – Hypocrisy
- Fractured Millennium
- Valley Of The Damned
- End Of Disclosure
- Adjusting The Sun
- Eraser
- Pleasure Of Molestation / Osculum Obscenum / Penetralia
- Fire In The Sky
- Killing Art
- War-Path
- The Final Chapter
- Roswell 47
Setliste – Kataklysm
- Narcissist
- The Black Sheep
- Fire
- Thy Serpents Tongue
- 10 Seconds From The End
- Guillotine
- As I Slither
- Crippled & Broken
- Outsider
- Manipulator Of Souls
- In Shadows & Dust
- …And Then I Saw Blood
- Blood In Heaven
- At The Edge Of The World