Striker - Skullfist - Werk21 Zürich 2018
So, 11. November 2018

Striker, Skull Fist, Mind Patrol

Dynamo Werk 21 (Zürich, CH)
09.12.2018
Striker - Skullfist - Werk21 Zürich 2018

Die Kanadier kommen! 

Striker und Skull Fist verwöhnten die Gehörgänge ihrer Schweizer Fans am Sonntagabend mit Klängen ihrer neuen Scheiben. Schützenhilfe erhielt das kanadische Duo von den Luzerner Thrashern Mind Patrol. Ob alle Bands im Werk 21 brauchbare Leistungen zeigen konnten, werden euch die nachfolgenden Zeilen verraten. 

Nach zwei intensiven Konzertabenden in Wetzikon und Zug könnte man sich ja eigentlich am Sonntag der wohlverdienten Erholung hingeben? Doch wer möchte heutzutage überhaupt noch dem «am siebten Tag sollst du ruhen»-Klischee entsprechen? Der Verfasser dieses Textes definitiv nicht. Aufgrund dessen geht’s nach Zürich. Das Dynamo ruft! Im Gewölbe des Jugendhauses warten gleich drei Truppen darauf, ihre Saitenköniginnen ordentlich kreischen zu lassen. Zu meiner Freude sind mir für einmal sämtliche Akteure ein Begriff. Somit stehen für einmal keine musikalischen Horizonterweiterungen auf dem Programm. Wenn ich mir meine bisherigen Artikel über diese Bands so ansehen, kann ich mich zweifelsohne auf ein paar packende Darbietungen freuen.

Als ich 19.15 Uhr vor Ort eintreffe, lächelt mich eine gähnende Leere an. Wegen dieses Anblicks dürfte Veranstalter Meh Suff! nicht wirklich Freudensprünge machen. Aber vielleicht kommen später ja noch weitere Konzertliebhaber hinzu. Ich genehmige mir jedenfalls ein Bierchen und betrachte anschliessend das reichhaltige Merchandise-Angebot. Die neuen Platten von Striker («Play To Win) und Skull Fist («Way Of The Road») sind definitiv Kandidaten für eine Geldbörsen-Erleichterung. Und von Mind Patrol könnte ich mir eigentlich auch einmal ein Shirt leisten. Wäre überfällig. Aber zuvor brauche ich ein erste Konzert-Dosis. Auf zur Bühne!

Mind Patrol

Das Luzerner Quartett hat bisher ein strenges Wochenende hinter sich. Gestern sorgten sie – wie die beiden nach ihnen aufspielenden Kapellen – in Mannheim für Furore. Grund dafür war die Taufe des neuen Burning Witches-Silberlings «Hexenhammer». Die Herrschaften wirken zwar angezählt, aber ihre gute Laune haben sie deswegen keinesfalls verloren. Um ebenfalls den Lachmuskeln des Publikums Arbeit zu geben, läuft als Einstimmungsstück «Stayin’ Alive» von den Bee Gees. Mind Patrol scheinen nach wie vor im Party-Modus zu sein. Allerdings muss ich die Disco-Freunde unter uns leider enttäuschen, denn jetzt folgt knallhartes Geknüpple.

Seit dem 20. April dieses Jahres haben es die Jungs endlich geschafft ihre Songs auf einem Silberling zu bündeln. «Against All Predictions» heisst das gute Debüt-Stück und dominiert die heutige Setliste. Stimmungsmacher und Kracher sind somit genügend vorhanden. Der «Drinking Song» ist ganz klar ein solcher Kandidat. Da gelüstet es mich doch glatt nach einem nächsten Hopfentrunk. Mähne schütteln ist dann bei «Generation Penetration» oder dem starken «Till We Die» angesagt. Unglücklicherweise kommt die Zuhörerschaft erst gegen Ende des Gigs so langsam in Fahrt.

Neben der Mucke haben Mind Patrol zwei weitere Trümpfe in ihren Reihen. Zum einen wäre da Frontmann Yves beziehungsweise sein Mundwerk. Diesen Mix aus Frechheit und Charme muss man zuerst einmal hinbekommen. Er erkundigt sich beispielsweise grinsend bei den Zuhörern, ob denn gerne jemand blossgestellt werden würde. Später erfahren wir dann noch, dass Yves sein schweissgebadetes Haupt jeweils bevorzugt an den Kleidern seines Bassisten abwischt. Und ja, genau dieser Herr am Tieftöner – namentlich Emil – ist das andere Aushängeschild der Band. Seine primär schrillen Outfits bringen die Augen des Betrachters oftmals an ihre Grenzen. Wie ein Irrer schliddert er auf der Bühne herum. Ein Wunder, dass er dabei nie auf seinem Allerwertesten landet. Nein, Emil und seine Kollegen überstehen ihren 50-minütigen Slot unbeschadet.

Skull Fist

Mind Patrol-Shirt? Check! Striker und Skull Fist-CDs? Check! Der Konzertreigen darf gerne weitergehen. Die seit 2006 aktiven Heavy/Speed Metaller von Skull Fist gehen nun an den Start – und dies mit verdammt viel Spielfreude. Inzwischen hat sich das Werk 21 immerhin ein bisschen gefüllt. In der ersten Reihe, in welcher komischerweise auch ich gelandet bin, geht ordentlich die Post ab. Sonst ist das ja nicht unbedingt mein bevorzugter Aufenthaltsort, aber heute Abend lasse ich mich einfach von dieser Energie anstecken und mitreissen. Einige Male muss ich zwar den Gitarrenhälsen von Zach Slaughter und Johnny Nesta ausweichen, aber das Ganze endet zum Glück ohne Veilchen für meine Wenigkeit.

Die vier Schädelfäuste lassen den Fuss bevorzugt auf dem Gaspedal. Neben der neuen Scheibe ist auch das Debütwerk «Head Öf The Pack» aus dem Jahre 2011 gleich mit vier Liedern in der Setliste vertreten. Eine Aktion ist bei jeder Show der Kanadier absolut sehenswert: Der sogenannte Gitarrenturm. Johnny nimmt auf den Schultern von Zach Platz und anschliessend latscht dieser ein paar Meter durch die Gegend. Im engen Gewölbe sicherlich keine leichte Aufgabe. Von den Fans erhalten die beiden dafür stürmischen Applaus. Beim anschliessenden Stück versagt dem Fronter leider die Stimme. Retter in der Not ist Bassist Casey Guest. Der temporäre Sänger macht einen soliden Job. Für den Schussspurt sind Zachs Stimmbänder dann allerdings wieder fit. Vom zeitlichen Aspekt her hätte es am Ende neben «Get Fisted» wohl sogar noch für eine weitere Zugabe gereicht.

Striker

Können Striker an diese tolle Performance ihrer Landsleute anknüpfen? Oh ja, von Beginn weg zeigen die Jungs eine bärenstarke Leistung. Ihr Gemisch aus Heavy und Power Metal wird ab und an zusätzlich mit Thrash-Elementen angereichert. Absolut hörenswerte Sache. Fronter Dan Cleary gibt zwar auch bald zu, dass sein Stimmchen heute nicht in Bestform sei. Nichtsdestotrotz holt er alles aus sich raus. Wenn die Luft doch einmal dünn wird, hilft ihm das äussert textsichere Publikum nur allzu gerne unter die Arme. Timothy Browns Saitenkönigin ist mit einem hübschen Galaxis-Muster verziert. Ein kleiner Kontrast zu seinem süssen Kätzchen-Shirt. Sein Bruder Adam ist ebenfalls in der Band tätig und kümmert sich um die Drums. Der Motivator des Quintetts ist aber zweifelsohne Basser William Wallace. Er wird nicht müde, die Zuhörerschaft immer wieder zum Klatschen anzustacheln.

Trotz neuer Platte geben die Jungs eine ausgewogene Setliste zum Besten. Neben «Play To Win» sind auch «Stand In The Fire» (2016) und «Striker» (2017) prominent vertreten. Die Songs «Heart Of Lies», «Phoenix Lights», «Full Speed Or No Speed» und «Fight For Your Life» nisten sich regelrecht in meinen Gehörgängen ein. Die wilde Art der Kanadier ergreift immer mehr von den Besuchern Besitz. Gegen Ende entsteht aufgrund dessen hinter mir sogar ein kleiner Mosh Pit. Passend zum Abriss, den der Fünfer auf der Bühne hier zeigt.

Das Fanzit

Die kanadische Metal-Szene lebt. Das wurde uns heute Abend bewiesen. Mit Striker und Skull Fist haben die Ahornblätter zwei sackstarke Truppen in ihren Reihen. Aber auch unsere Jungs aus Luzern zeigten eine ansprechende Leistung. Am Ende war der Event für einen Sonntagabend gar nicht einmal so übel besucht.

Setliste – Skull Fist

  1. Ride The Beast
  2. You Belong To Me
  3. I Am A Slave
  4. No More Running
  5. You’re Gonna Pay
  6. Better Late Than Never
  7. Bad For Good
  8. No False Metal
  9. Witch Hunt
  10. Hour To Live
  11. Head Öf The Pack
  12. Get Fisted*

*Zugabe

Setliste – Striker

  1. Heart Of Lies
  2. Born To Lose
  3. Phoenix Lights
  4. Lethal Force
  5. Crossroads
  6. On The Run
  7. Locked In
  8. Former Glory
  9. Too Late
  10. Out For Blood
  11. Pass Me By
  12. Head First
  13. Full Speed Or No Speed
  14. The White Knight
  15. Fight For Your Life*

*Zugabe


Wie fandet ihr das Konzert?

09.12.2018
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