«Black Meddl» im Doppelpack
Frankreich und Island schickten je einen schwarzmetallischen Vertreter aus ihren Reihen auf Europarundreise. Auch in der Eulachstadt Winterthur wurde ein Zwischenstopp eingelegt. Aber wer konnte die Gaswerk-Besucher eher begeistern: The Great Old Ones oder Auðn? Die Auflösung gibt’s im nachfolgenden Konzertbericht.
Auftakt in einen erneut intensiven Konzertnovember. Erfahrungswerte zeigen, dass gegen Ende des Jahres oftmals tonnenweise interessante Events anstehen, denen man selbstverständlich nur allzu gerne beiwohnen würde. «Kranke» Leute wie meine Wenigkeit tun dies dann auch. Ganz getreu dem Titel der Ozzy Osbourne-Scheibe aus dem Jahre 1988: «No Rest For The Wicked». Als Winterthurer bin ich besonders stolz darauf, dass das Gaswerk in letzter Zeit offenbar in Sachen Konzertveranstaltungen einen Aufwärtstrend aufzuweisen scheint. So häufig wie in letzter Zeit war ich nämlich noch nie im ehemaligen Stromverteilzentrum zu Gast.
Den heutigen Truppen The Great Old Ones und Auðn bin ich schon einmal im Vorprogramm zu Gaahl’s Wyrd begegnet. Damals hinterliessen bei mir insbesondere die Isländer einen bleibenden Eindruck. Auch ihre Show am diesjährigen Summer Breeze Open Air war ziemlich überzeugend. Aus meiner Sicht könnten sie durchaus das nächste grosse Ding der schwarzmetallischen Szene werden. Ihre französischen Kollegen hauten mich damals im Werk 21 leider nicht wirklich vom Hocker. Mal schauen, wie die ganze Geschichte heute Abend ausgehen wird.
Auðn
Durchgeführt wird der Event im Foyer und somit auf der kleinen Bühne. Wir finden auf der linken Seite ein gutes Plätzchen. Bei einer hohen Besucheranzahl kann’s in diesem Raum ziemlich kuschlig werden – allerdings verhält es sich bisher noch erträglich. Die Nebelmaschine arbeitet bereits fleissig an der Sichtverhüllung. Um 21.15 Uhr nehmen Auðn dann ihren Co-Headliner-Slot in Angriff. Abermals entpuppt sich der Atmospheric Black Metal des Fünfers als eine verflucht mitreissende Angelegenheit. Nachdenkliche Passagen und rasantere Abschnitte wechseln sich in geschickter Manier ab. In den Publikumsreihen sind jedenfalls etliche kreiselnde Nackenbewegungen auszumachen.
Prägende Figur in den Reihen der Insulaner ist zweifelsohne Fronter Hjalti Sveinsson. Genau wie seine Bandkollegen steht der Sänger im schwarzen Sakko auf der Bühne. Neben seiner krächzenden Stimme ist ganz klar sein irrer Psycho-Blick seine mächtigste Waffe. Hätte er jetzt noch ein Messer in der Hand, würde mir mein Hinterteil wohl definitiv auf Grundeis gehen. Wer braucht da schon Halloween? Gesungen – und auch gesprochen – wird übrigens ausschliesslich in der isländischen Sprache.
Die Soundqualität dürfte für meinen Geschmack ein Spürchen besser sein. Ansonsten gibt’s an der starken Darbietung von Auðn jedoch nix zu beanstanden. Durchgezockt wird beinahe die komplette 2017er-Platte «Farvegir fyrndar». Einzige Ausnahme bildet die letzte Nummer «Þjáning heillar þjóðar», welche vom Debütsilberling aus dem Jahre 2014 stammt. Anhängern dieses Genres kann ich den Kauf dieser Alben wärmstens empfehlen. Nach der Show tummeln sich die Jungs nämlich bei ihrem Merch-Stand und plaudern gelassen mit ihren Fans. Ihre böse Aura lassen sie also nur auf der Bühne heraushängen.
The Great Old Ones
Im Universum der Horrorliteratur des US-amerikanischen Schriftstellers H. P. Lovecraft kenne ich mich leider überhaupt nicht aus. Halb so wild, denn dafür gibt’s ja die The Great Old Ones aus Bordeaux. Die Franzosen sind grosse Anhänger der Werke des Autors, was unter anderem ebenfalls in den jeweiligen Liedtexten deutlich zu erkennen ist. Die auffällig verzierten Mikrofonständer der Truppe sind definitiv ein Blickfang. An demjenigen von Benjamin Guerry prangert beispielsweise eine Schnitzerei des Tentakel-Dämons Cthulhu. Wie gewohnt tragen sämtliche Bandmitglieder Kapuzen.
Restlos überzeugt bin ich vom Gezeigten zwar immer noch nicht, aber im Vergleich zum Gig im Werk 21 ist schon eine gewisse Leistungssteigerung erkennbar. Das Publikum lauscht jedenfalls hochkonzertiert den Klängen der Franzosen und abermals erblicke ich diverse Headbanger. Nach rund einer Stunde beenden The Great Old Ones schliesslich mit dem über zehn Minuten dauernden «Mare Infinitum» ihr Set. «Monster-Tracks» mit einer solchen Spieldauer sind für das Quintett übrigens keine Besonderheit.
Das Fanzit
Ein düsterer Konzertabend im Winterthurer Gaswerk, bei dem insbesondere die Isländer von Auðn überzeugen konnten. Der Event war zwar gut besucht, aber man fühlte sich trotzdem nicht wie in einer Sardinenbüchse (was ich sehr begrüsst habe). Der volle Funkensprung bei der Show der The Great Old Ones blieb abermals aus. Nichtsdestotrotz nähern wir uns langsam irgendwie an. Vielleicht kommt’s ja bei der nächsten Begegnung zum – positiven – Knall.
Setliste – Auðn
- Veröld hulin
- Lífvana jörð
- Haldreipi hugans
- Prísund
- Ljósaslæður
- Blóðrauð sól
- Skuggar
- Í hálmstráið held
- Þjáning heillar þjóðar
Setliste – The Great Old Ones
- The Shadow Over Insmouth
- When The Stars Align
- The Ritual
- Je Ne Suis Pas Fou
- Antarctica
- Visions of R’lyeh
- New Song
- Mare Infinitum