Watain öffnen die Höllenpforten
Die schwedischen Schwarzmetaller beeindruckten das Publikum der Zuger Chollerhalle mit einer sehenswerten Flammen-Show. Für die vordersten Reihen endete der Abend sogar blutig. Vor dieser satanischen Messe stiegen die beiden Gruppen Rotting Christ und Profanatica in den Ring. Die Details entnehmt ihr dem nachfolgenden Konzertbericht.
Die Metal Storm-Crew präsentiert heute Abend in der Chollerhalle ihre bisher grösste Produktion. Dafür haben sie die Schweden von Watain in die Zentralschweiz eingeladen. Nach dem fulminanten Auftritt des Quintetts am diesjährigen Wacken Open Air konnte ich mir dieses Ereignis keinesfalls entgehen lassen. Im Vorfeld haben wir immer wieder Witze darüber gemacht, dass man heute Abend definitiv genügend Grillfleisch dabeihaben sollte. Die sorgte bei einigen Kollegen für Verwirrung. Tja, nach der «watain’schen» Messe werden sie uns sicherlich besser verstehen. Die Herren aus Uppsala und Stockholm beschreiten die laufende «The Trident’s Curse»-Tour jedoch nicht alleine. Rotting Christ und Profanatica übernehmen das Aufwärmprogramm.
Als wir vor der Location ankommen, zeigt sich abermals die Treue der Black Metal-Fans. Die riesige Warteschlange spricht Bände. Ein paar wenige Tickets seien an der Abendkasse zwar noch erhältlich, aber ich bin ziemlich sicher, dass die Veranstalter bald den «Sold Out»-Status vermelden können. Im Innern der Halle wird zuerst einmal das Merch-Angebot inspiziert. Hier wird wohl im Verlaufe des Abends durchaus das eine oder andere «Nötli» liegengelassen. Doch die Kehle will ebenfalls befeuchtet werden. Aufgrund dessen starten wir dem Barpersonal einen Besuch ab und begutachten anschliessend die Situation im Bühnensaal. Auf der linken Seite können wir uns ein gutes Plätzchen sichern. Die Stimmung ist ausgezeichnet. Der Konzertreigen wird demnächst beginnen.
Profanatica
Die ersten Gehversuche von Profanatica Anfang der 90er-Jahre dauerten nicht sonderlich lange. Die Auflösung war jedoch nicht endgültig. 2001 wurde die Truppe wieder ins Leben gerufen und seither verbreiten die Amis munter ihre blasphemische Weltanschauung. Ihr musikalisches Schaffen beinhaltet sowohl Elemente des Black als auch des Death Metal. Mit ihren Outfits sehen die einzelnen Musiker so aus, wie Mitglieder eines düsteren Ordens. Oberhaupt des Trios ist der langbärtige Paul Ledney, der sich neben den Drums ebenfalls um den Gesang kümmert. Aufgrund dieser Doppelbelastung können wohl auch keine lyrischen Ergüsse der höchsten Güteklasse erwartet werden. Dementsprechend kommen seine Krächzerei und sein Gebrummle eher monoton daher. Das Publikum nimmt die ganze Darbietung ziemlich verhalten zur Kenntnis. Einige sind mit ihren Gedanken offenbar schon bei den beiden Truppen, die nach Profanatica die Bühne betreten werden.
Rotting Christ
Seit über 30 Jahren treiben die melodiösen Schwarzmetaller von Rotting Christ bereits ihr Unwesen in der Szene. Die fulminanten Auftritte der Griechen werden regelmässig gefeiert. Heute bleiben Fronter Sakis Tolis und seine Kumpels exakt 45 Minuten, um die Zuhörerschaft von sich zu überzeugen. Und meine Fresse, genau das tut das Quartett in verdammt beeindruckender Manier! Etliche Fäuste werden zur Hallendecke gereckt und es fliegen ununterbrochen Haare durch die Luft. Die verrotteten Christen liefern hier gerade eine Machtdemonstration ab.
Die Setliste gefällt nicht nur mir hervorragend – da sind effektiv ein paar geniale Hymnen dabei. Dazu gehört beispielsweise «Fire, God And Fear». Episch! Das Stück liefert einen genialen Vorgeschmack auf das Mitte Februar des kommenden Jahres erscheinende Werk «The Heretics» – das 13. Studioalbum der Bandgeschichte. Aber auch ältere Kracher wie «Χ Ξ Σ (666)» oder «In Yumen/Xibalba» sorgen für johlende Metalheads. Sakis’ raues Stimmorgan ist einfach eine Wucht. Die weiblichen Besucher scheint allerdings eher Basser Van Ace ins Schwitzen zu bringen. Aufgrund des schwarzhaarigen Hercules’ wird wohl so manches Mädel in der Halle heute Nacht feuchte, griechische Träume haben.
Zum Abschluss brüllt der Frontmann die für die Truppe überaus prägenden Worte «Non serviam» in sein Mikro. Übersetzt man das Lateinische in die deutsche Sprache, kommt «ich werde nicht dienen» dabei heraus. Die Rotting Christ-Anhänger halten seit eh und je an dieser Aussage fest. Ich bin hin und weg von dieser bärenstarken Performance. Da wir die finale Wall Of Death gesund überstanden haben, steht einem Besuch des Merch-Standes nichts mehr im Weg.
Watain
Nach dieser rundum überzeugenden Darbietung der Griechen muss der Headliner nun liefern. Die Spielfläche wird jedenfalls fleissig umgebaut. Imposante Dekorationen, die der Leibhaftige wohl direkt selbst vorbeibrachte. Mächtige Dreizacke ragen in die Höhe. Im Hintergrund hängt das gigantische, an Ketten befestige Band-Logo. Ehe die Schwarzmetaller die Bühne betreten, entzündet eine Gehilfin noch sämtliche Feuerstellen auf der Bühne. Jetzt ist alles für die watain’sche BBQ-Sause angerichtet. Möge es beginnen!
Genau wie damals auf dem unheiligen Wacken-Acker zieht mich die Inferno-Messe auch heute wieder in ihren Bann. Um mich herum erblicke ich ebenfalls nur staunende Antlitze. Dieser Anblick müsste eigentlich in der Hose jedes Pyromanen für einen Dauerständer sorgen. Die Chollerhalle verwandelt sich immer mehr in eine Sauna. Die Schweissperlen auf der Stirn häufen sich. Nun wird mir auch bewusst, weshalb die knipsende Zunft heute Abend den Graben nicht betreten darf. Die wären wohl gleich geröstet werden. Was Watain da genau ankokeln, kann ich leider nicht herausschmecken. Der zunehmend beissende Gestank verdient jedenfalls definitiv keine Parfüm-Bestnote. Glücklicherweise ist keine Feuerwehr in der Nähe. Die hätte den Brandherd wahrscheinlich ohne zu zögern gelöscht. Wenn die Flammen trotzdem einmal Schwächen aufweisen, hilft Chef-Krächzer E. mit einer Fackel nach. Für Black Metal-Verhältnisse quasselt er zudem verdächtig oft mit dem Publikum.
Die Setliste wird primär von Songs des aktuellsten Silberlings «Trident Wolf Eclipse» dominiert, der Anfang Januar dieses Jahres erschienen ist. Ruhigere Parts kommen bei den Liedern der Schweden zwar vor, sind aber trotzdem eher als Seltenheit einzustufen. Mehrheitlich wird gnadenlos und brachial drauf los geknüppelt. Hinzu kommen die krächzenden Vocals von Sänger E. Im letzten Drittel der Show werden die vordersten Publikumsreihen sogar noch mit Blut bespritzt. Echt oder nicht? Diese Frage interessiert gerade niemanden. Die gesamte Halle steht unter dem Bann der Höllenmesse. Die bekennenden Satanisten ziehen tatsächlich alle Register. Nach 75 Minuten beendet Fronter E. den Auftritt des Headliners vor einem kleinen Altar kniend. Keine Ahnung, was für eine Art Ritual er da gerade vollzieht. Möglicherweise werden wir nun alle ohne Umschweife dem Gehörnten geopfert. Während die einen vergeblich nach einer Zugabe verlangen, machen sich andere auf den Weg zu den sanitären Anlagen, um Gesichter und Klamotten von den Blutspritzern zu befreien. Satan hat triumphiert!
Das Fanzit
Rotting Christ und Watain waren heute Abend überragend. Beide konnten sich für weitere Auftritte empfehlen. Die Show des Headliners empfand ich in Wacken zwar eine kleine Spur besser, das lag jedoch nur daran, dass ich die feurige Messe dort zum allerersten Mal live erlebt habe. Am Ende konnte die Metal Storm-Crew dann doch noch den «Sold Out»-Status vermelden. Verdiente Sache! Aus organisatorischer Sicht lief nämlich alles glatt ab. Im Vorfeld hatte ich nämlich grosse Bedenken, dass irgendeine bürokratische «Bünzli-Instanz» dem Flammenspektakel Steine in den Weg legen würde. Glücklicherweise ist dies nicht geschehen.
Setliste – Rotting Christ
- Χ Ξ Σ (666)
- P’unchaw Kachun/Tuta Kachun
- Fire, God And Fear
- Ἐλθὲ κύριε (Elthe Kyrie)
- Apage Satana
- The Sign Of Evil Existence
- The Forest Of N’Gai
- Societas Satanas (Thou Art Lord-Cover)
- In Yumen/Xibalba
- Grandis Spiritus Diavolos
Setliste – Watain
- Storm Of The Antichrist
- Nuclear Alchemy
- The Child Must Die
- Puzzles Ov Flesh
- Furor Diabolicus
- Sacred Damnation
- The Golden Horns Of Darash
- Malfeitor
- Towards The Sanctuary
- On Horns Impaled
- The Serpent’s Chalice